Fragebox mit Leonhard Koppelmann

  • Liebe Hörspiel-Freunde,


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    Zur leichteren Orientierung sind Fragen numeriert, so dass ihr die Antworten dazu schneller finden könnt.


    Fragen sind farblich wie folgt gekennzeichnet
    Frage an Leonhard Koppelmann
    Antworten so:
    Antwort von Leonhard Koppelmann



    Und nun viel Vergnügen beim Lesen und Fragen stellen.

  • Leonhard Koppelmann,


    ein Name, der den interessierten Hörer schon seit vielen Jahren begleitet. Ein herzliches Willkommen hier bei uns und außerdem ein ebenfalls herzliches Dankeschön für all die Stunden grossartige Unterhaltung! Würde ich eine Lieblingsliste über Hörspiele erstellen, bin ich mir sicher, dass Sie bei der Hälfte der Top10 Ihre Finger im Spiel hatten :D


    Nun aber zu meiner Frage:


    Frage 1: Sind noch mehr "Hoffmann"-Fälle geplant oder bleibt es bei den beiden bisherigen?


    Gruß


    der kleine Muck


    Ja. Zur Zeit schreiben Robert Steudtner und ich am dritten Fall. Diesmal wird sich Christiane Hoffmann mit großer und kleiner Korruption auseinandersetzen. Mafia + Müll = Müllmafia… Der Müllmulti Hellmuth Trienekens wurde ja gerade (23. März 2010) zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt… mal sehen ob er auch bei uns so "günstig" davonkommt…

  • Frage 2: Besteht die Möglichkeit, dass es weitere Hörspiele basierend auf Vorlagen von Andrea Camilleri und Alicia Gimenez-Bartlett geben wird?


    Eher nein. 2007 wurde noch ein Camilleri beim DLR von Götz Naleppa realisiert… aber ich glaube kaum, dass man die beiden Reihen noch einmal aufmachen wird. Schade! Vor allem Camilleri habe ich sehr gerne umgesetzt…


    Frage 3: "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" gehört zu meinen absoluten Lieblingshörspielen. Besteht Interesse an einer ähnlich gelagerten Produktion bzw. wird es in absehbarer Zeit ähnlich epische und fantastische Stoffe in einer opulenten Umsetzung geben?


    Ich hoffe doch! Einer meiner ästhetischen Hauptarme ist schließlich das Cinemascope-Hörspiel! Und ich würde mich sehr freuen, wenn ich da bald wieder mal nachlegen dürfte… allerdings glaube ich, dass Morland II +III in dieser Hinsicht wieder ein bisschen was zu bieten haben (nur halt kein 5.1…)


    Frage 4: Welche eigene Produktion ist Ihre persönlich Lieblingsproduktion?


    Da ich mich eher als Text-dienender Regisseur verstehe, haben sich verschiedene Ästhetiken bei mir verselbstständig, insofern möchte ich für die einzelnen Bereiche wichtige initiale Arbeiten nennen


    Für die Adaption komplexer epischer Literatur: Der Tod in Rom, Wolfgang Koeppen


    Für den Spaß am Trash: Walk of Fame, Ulrich Bassenge


    Für den Beginn des Breitwandhörspiels: Die Säulen der Erde, Ken Follet


    Für die Lust auf neue Texte: Für eine bessere Welt, Roland Schimmelpfennig


    Für das Soundmixing: Rausch, John Griesemer


    Für die Mehrkanal-Technik: Reise zum Mittelpunkt der Erde, JulesVerne


    Für die Hörbühne: Woyzeck, Georg Büchner


    Für die Verbindung von Theater und Hörspiel: Sportchor, Elfriede Jelinek


    Für's Selberschreiben: Blut am Schuh, zusammen mit Ralf Günther


    Frage 5: Haben Sie ein Lieblingshörspiel oder -hörbuch?


    Ein paar und es kommen immer wieder neue hinzu: z.B. Berta Garlan, Max Ophüls; Kindereien, Raimond Cousse; Cordoba - oder die Kunst des Badens, Melchior Schedler; Endstation Friedhof, Lawrence Block; Sommer der Ausserirdischen, Louis Nowra… ich schätze die Arbeit von Walter Adler und Norbert Schäffer sehr…

  • Frage 6: Haben Sie eine(n) Lieblingssprecher/in?


    Zum Glück haben wir so viele tolle Schauspielerinnen und Schauspieler im deutschsprachigen Raum! Deshalb gibt es immer nur die Lieblingsbesetzung für die jeweilige Rolle… und die ist dann auch meistens in meinen Hörspielen zu hören…


    Frage 7: Ist eine Fortführung der gelungenen Klassik Jetzt-Reihe geplant?


    Leider nein! Die Arbeit hat mir einen riesigen Spaß gemacht!!


    Frage 8: Ist demnächst wieder einmal eine Großproduktion á la Säulen der Erde, Baudolino oder Rausch geplant?


    Vielleicht… die Verhandlungen laufen… es wäre dann mein erster ScienceFiction…


    Frage 9: Wissen Sie schon beim Lesen/Schreiben welche Schauspieler Sie besetzen wollen oder gibt es da Castings o.ä.?


    Ja, beim Lesen höre ich schon in gewisser Weise das Hörspiel… doch muß es nicht unbedingt nur ein Schauspieler auf der jeweiligen Rolle sein, manchmal kann man sich auch 2-3 unterschiedliche Besetzungen eine Rolle vorstellen, jeweils mit einer großen Konsequenz für die jeweilige Inszenierung des Stoffs, dann muß man sich irgendwann entscheiden (oder die Verfügbarkeit der Kollegen Schauspieler regelt das schon vorher) in welche Richtung man schlussendlich gehen will… Castings sind jedenfalls sehr unüblich…


    Frage 10: Haben Sie ein Vorbild im Hörspielbereich?


    Ein paar: Max Ophüls, Heinz von Cramer, Walter Adler und Norbert Schäffer.


  • Frage 11
    Die Jules Verne Vertonungen vom MDR gehören zu meinen absoluten Favoriten in Sachen Hörspielen. Sind für die Zukunft weitere Jules Verne Vertonungen in dem Stil geplant?


    Leider nein, jedenfalls nicht das ich wüßte. Ich würde gerne "Paris im 20. Jahrhundert" realisieren…


  • Frage 12: Verfolgen Sie eigentlich auch Hörspiele aus dem kommerziellen Bereich (Die drei ???, John Sinclair, Gabriel Burns, Perry Rhodan etc.) oder liegt Ihr Interesse hauptsächlich beim Radio?


    Natürlich beschäftige ich mich auch mit den Nicht-Radio-Produktionen. Allerdings liegt mein Arbeitsschwerpunkt z. Zt. noch bei der Arbeit für die öffentlich-rechtlichen Anstalten. Doch die Hörspiel-Landschaft steht einmal mehr vor großen Umbrüchen, deshalb ist eine weitere Verschmelzung des "kommerziellen" und des öffentlich-rechtlichen Bereichs durchaus absehbar.


    Frage 13: Wird der dritte Hoffmann-Fall noch 2010 gesendet? Im Hörspielprogramm des WDRs war er bisher leider nicht zu finden.


    Tatsächlich haben Robert und ich eine Sommerwoche genutzt, den dritten Hoffmann-Fall zu plotten. Die Produktion ist für Anfang 2011 vorgesehen, die Ausstrahlung wird wohl im Sommer des nächsten Jahres erfolgen.


    „Win-Win“


    Christiane Hoffmanns 3. Fall


    Hörspiel in 3 Teilen


    von Leonhard Koppelmann & Robert Steudtner


    Teil 1: Beratung; Teil 2: Bestechung; Teil 3: Betrug


    Dramaturgie & Redaktion: Natalie Szallies



    Story


    Hauptkommissarin Christiane Hoffmann wird von einem leitenden Beamten der Internen Revision (IR), auf ihren frisch aus der Reha zurückgekehrten Kollegen, den ehemaligen LKA-Ermittler Viktor Mischkowicz angesetzt. Man könnte auch sagen, er erpresst Christianes Mitarbeit - mit der Drohung ihre vormaligen Verfehlungen erneut unter die Lupe zu nehmen, sollte sie nicht kooperieren. Ihre Aufgabe ist es, Informationen zu sammeln, damit die IR Mischkowicz aus dem Verkehr ziehen und ihm den Prozess machen kann. Mischkowicz steht im Verdacht, korrupt und tief in die Rotlichtszene des Ruhrgebiets verstrickt zu sein. Vor acht Monaten wurde er von zwei unbekannten Schützen aus dem Milieu niedergestreckt. Er überlebte das Attentat nur knapp. Kaum jemand bei der Polizei ist über seine Genesung und seine Rückkehr in den Dienst wirklich erfreut. Es scheint, als habe er viele Feinde – nicht nur im Milieu.


    Zu ihrer eigenen Verblüffung empfindet Christiane für Mischkowicz jedoch bald eine gewisse Sympathie. Ihre unfreiwilligen Spitzeldienste stürzen sie zusehends in einen Gewissenskonflikt. Außerdem entdeckt sie, dass hinter dem vermeintlich korrupten Polizisten ganz andere Kräfte wirken, von denen selbst er nichts ahnt. Zunächst erscheint es, als sei er zwischen die Fronten eines schwelenden Banden-Krieges geraten - zwischen kalabrischer ´Ndrangheta und einem aufstrebenden Clan rumänischer Mädchenschieber und Zuhälter.


    Doch das ist nur die halbe Wahrheit, denn bald wird deutlich, dass die Spur zum Auftraggeber des Attentats direkt in den Einflussbereich der nordrhein-westfälischen Politik führt. Man hat Mischkowicz offensichtlich zum Abschuss freigegeben. Doch damit nicht genug: längst scheint sich eine unheilige Allianz aus Mafia, Politik und Wirtschaft gebildet zu haben, die mehr und mehr die Geschicke des Landes zu bestimmen scheint. Je tiefer Christiane in diesen Sumpf gerät, desto deutlicher tritt für sie das Geschwür einer allgegenwärtigen Korruption hervor. Bevor sie das ganze Ausmaß der Verschwörung erkennen kann, steht sie selbst auf der Todesliste eines skrupellos agierenden, transnationalen Müllkonsortiums. Mischkowicz ist jedenfalls ihr kleinstes Problem…


    Hintergrund


    Ausgehend vom Trienekens-Müllskandal und diversen Polizeiaffären möchten wir die Strukturen der institutionellen Korruption in Deutschland beleuchten. Wo endet die sogenannte weiße Korruption: mal ein Auge zudrücken, Fünfe gerade sein lassen oder der „kleine Dienstweg“? Wo beginnt die gesellschaftsschädigende schwarze Korruption: Amtsmissbrauch, Bestechung, Geheimnisverrat und Veruntreuung?


    Deutschland ist im internationalen Vergleich kein Musterland mehr. In einer aktuellen und alarmierenden BKA-Studie werden der Bundesrepublik zum Teil „italienische Verhältnisse“ attestiert, was nicht nur auf die immer tiefer einsickernden süditalienischen und osteuropäischen Mafiaorganisationen, sondern auf einen generellen Konflikt im Selbstverständnis und der Aufgabenverteilung der deutscher Kontroll- und Strafverfolgungsbehörden zurückzuführen ist.


    Wieviel Macht haben Lobbyisten und zwielichtige Unternehmer wirklich? Ist Deutschland auf dem Weg zu einer Bakschisch-Republik?