Schlampige Schreiber / Denglisch


  • Ich habe keine Ahnung, wie genau Synchronfassungen erstellt werden....wenn das tatsächlich studierte Übersetzer machen, die dazu noch von einem Regisseur unterstützt werden, dann kann es eigentlich nicht sein dass sowas passiert.


    In der Regel sind die Dialogbuchautoren auch Dialogregisseure und meistens auch selber Synchronsprecher. Dass professionelle Übersetzer an einer Produktion beteiligt sind, kann ich mir nur in absoluten Ausnehmen vorstellen, das wäre viel zu teuer - und im Vergleich zur Produktion eines Filmes etwa, darf die Synchro nicht viel kosten (Prestigeprodukte mal ausgenommen). Da wird unter enormem Zeit- und Kostendruck gearbeitet, zum Teil starten Kinofilme ja bereits kurz nach oder parallel zur Weltpremiere auf deusch. Da ist das zeitfenster für die Synchro schon knapp bemessen.


    Aber jetzt genug OT.


    Zum Thema: Ich finde, die Sprache sollte der jeweiligen KOmmunikationssituation angemessen sein. Ich bin kein Freund verbindlicher Regeln (=> Sprachnazi ;-)) aber gewisse Konventionen haben schon ihren Sinn und sei es auch nur, sich überhaupt verständigen zu können.
    In Printmedien kotzen mich die unzähligen Druck- und Rechstchreibfehler total an, da wird definitiv schlampig gearbeitet und das müsste nicht sein. Schlimmer finde ich aber sachliche Fehler, Sötze, die ins Nichts laufen, doppeldäutige und allgemein nicht präzise Formulierungen. Das ist alles leicht vermeidbar, man müsste nur wollen. Aber: Die Leser interessiert es offenbar nicht und wer sonst könnte etwas daran ändern? Egal, was man an den Medien kritisiert, die Antwort ist immer: "Die Leser wollen das so!"

  • Ich zitiere mich selbst und präzisiere die Frage:

    Es geht nicht um Fingerzeiger ("Sprachnazis"), sondern um fehlenden Willen bei sich selbst. Wenn hier jetzt jemand schreibt "nö, sowas Überkommenes interessiert mich nicht, ich schreib im Twitterstil, kurz, prägnant, und wer das nicht lesen kann, soll €@!#% gehen", dann ist das auch eine Antwort. Ich bin Orwellianer in Bezug auf die Sprache — je reicher und durchdachter die angewandte Sprache, desto reicher und komplexer sind die Gedanken, die damit gebildet und somit auch gedacht werden können — aber ich muss ja nicht Recht behalten.


    Speziell an die, die selbst veröffentlichen: gibt es diesen Impuls des "ich check' das lieber nochmal genau, bevor es jemand zu lesen bekommt", oder ist der (mit selbstkritischem Auge) eher selten? Und wenn dem so ist, warum? Weils eh' kein Feedback seitens der Leser gibt? Weil es keinen Unterschied macht?

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Ich finde die Aussage, dass sich Fehler nie ganz vermeiden lassen, wenn man nicht Germanistik studiert und einen Lektor an seiner Seite hat, irgendwie entlarvend. Denn wir reden hier eindeutig nicht von etwas, wofür man ein Germanistikstudium braucht. Für das von Fader zu Beginn angeführte Beispiel braucht man zwei Augen im Kopf und ein bisschen Sorgfalt, sonst weiter nichts. Deshalb reden wir hier ganz richtig über schlampige Schreiber. Andernfalls müssten wir nämlich von inkompetenten Schreibern reden.
    Weder der Captain, noch ich, noch andere Leute, die hier Rezis schreiben, haben Germanistik studiert. Trotzdem kommen gut lesbare Rezensionen dabei heraus. Die Frage ist doch, warum man Rezensionen (oder sonstiges) schreibt: Schreibt man für sich und weil man es so cool findet, auch irgendwo seinen Blog zu haben und mit seiner Meinung (vermeintlich) ein Produkt hochjubeln oder verreißen zu können? Oder schreibt man mit einem gewissen Blick auf die Leser, denen man ein Hörspiel o.ä. näher bringen will? Ist Letzteres der Fall, dann ist es wohl von Vorteil, wenn man seine Rezi auch so schreiben kann, dass sie gut lesbar ist.
    Es hat sich durch E-Mail, Blogs, Internet, SMS, Twitter und soziale Netzwerke viel aufs Schreiben verlagert. Wer an diesem Teil des Lebens teilhaben will, ist zum Schreiben gezwungen. Das heißt aber noch lange nicht, dass es deswegen auch jeder gut kann. Es ist letztendlich wie mit allem anderen auch. Ich habe Stimmbänder, aber das heißt nicht, dass ich auch singen kann. Nur: Ich stelle mich auch nicht in einer Karaoke-Bar auf die Bühne und demonstriere vor Publikum meine Unfähigkeit.
    Im übertragenen Sinn ist das Internet eine Karaoke-Maschine: Es versetzt viele Leute technisch in die Lage zu publizieren, ohne dass diese jedoch notwendigerweise das Rüstzeug dazu haben. Das finde ich grundsätzlich auch nicht schlimm; ich war im Fußball beispielsweise auch nie gut und habe trotzdem gespielt bzw. durfte mitspielen. Allerdings habe ich beim Fußball auch wenigstens versucht, gut zu spielen und mich zu verbessern. Diesen Ehrgeiz sehe ich bei manchen Schreibern leider nicht unbedingt. In Bezug auf Schreiben herrscht eben oft die hier auch schon geäußerte Meinung vor, wonach alles "Sprachentwicklung" ist und man nichts dagegen machen kann oder sollte. Persönlich halte ich das für eine Rechtfertigung von Faulheit, aber es sei.
    Tatsache ist doch, es gibt allerlei Chat-Abkürzungen, Smilies, SMS-Kürzel oder Emo-Schreib (mit 3 als e, q als g, grundsätzlich zwei ii usw.) oder die Art, grundsätzlich aBwEcHsElnD groß und klein zu schreiben und diverse identitätsstiftende und abgrenzende Schreibweisen mehr. Auch das sind letztlich nur Konventionen, Codierungen und regeln, die es zu lernen gilt. Das machen die betreffenden Leute freiwillig, das bereitet ihnen komischerweise keine Mühe. Da kann mir doch keiner erzählen, so ein bisschen deutsche Standardregeln seien zu kompliziert.
    Oder nehmen wir mal, nachdem das hier ein Hörspielforum ist, Leonore Puschert. Die hat für ihre Übersetzungen der "drei ???" noch Papageien umbenannt, Rätsel umgeschrieben, sich etwas einfallen lassen, um den Cockney Rhyming Slang zu umgehen und durch ein passendes deutsches Rätsel zu ersetzen - und das alles noch ohne Internet. Ich kann heute hingehen und "Cockney" bei Wikipedia eingeben. Dann finde ich einen Abschnitt über den Rhyming Slang mit einer recht umfangreichen Liste an Beispielen. All das hatte Leonore Puschert noch nicht. Sie konnte auch nicht mal eben auf das Wissen der Vielen zurückgreifen und Kolleginnen und Kollegen via Mailingliste befragen. Sie musste noch Bücher wälzen und in Bibliotheken gehen. Und heute, wo alles viel einfacher und schneller geht, wo man schier unbegrenzte Recherchemöglichkeiten hat und es in jedem Textverarbeitungsprogramm eine Rechtschreibprüfung gibt, hat die Zahl der Tippfehler trotzdem zugenommen. Das ist angesichts der verbesserten Möglichkeiten nur mit schlampiger Berufsauffassung zu erklären.
    Und um zu guter Letzt noch mal einen Abstecher zum Übersetzen zu machen: Wenn Krusty der Clown bei den "Simpsons" sagt: "Heute Nacht werde ich wieder aussaugen ... euer Blut!" und dann sieht man in der nächsten Einstellung den Assistenten, wie er ihm die Textkarten hinhält mit der Aufschrift: "Tonight I'm gonna suck ... your blood" - okay, da ist für einen Übersetzer nicht viel zu machen, Wortspiel im Englischen, gepaart mit den entsprechenden Bildern. (Und dann sehe ich auch mal darüber hinweg, dass "tonight" nicht "heute Nacht" heißt sondern "heute Abend" *g*) Wenn Bart Simpson die Bahngleise überquert und ruft "Wow, wrong side of the tracks!", weil er sich mit einem Schlag im finsteren Teil der Stadt wiederfindet - okay, das lässt sich im Deutschen nicht transportieren. Der Witz funktioniert nur, wenn man weiß, dass die Eisenbahnlinien in den USA früher tatsächlich die besseren von den schlechteren Stadtteilen getrennt haben und "wrong side of the tracks" seitdem ein Synonym ist für einen heruntergekommenen Stadtteil. Ähnlich verhält es sich bei Wortspielen mit "bitch" ("Hündin" bzw. "Schlampe").
    Oder bei "Hör mal wer da hämmert!": Wenn Tim ein Steak mit Rädern in die Kamera hält, dann kann man da als Übersetzer nicht mehr draus machen, als ein eher lahmes "auf ein Steak abfahren", weil das Wortspiel mit "to drive a stake" nicht funktioniert. Oder wenn Al zum Schaukelstuhl eine Elvis-Parodie abzieht, weil ein Schaukelstuhl nun mal im Englischen ein "rocking chair" ist. Oder wenn Tim mit Al blödelt: "Hast du die Säge gesehen?" - "Ich sah die Säge." usw. ("Did you see the saw?" - "I saw the saw.") In solchen Fällen ist man als Übersetzer machtlos, zumal der Witz zum Bild und zur Szene passen muss. In einem Buch würde man ihn an dieser Stelle einfach weglassen und dafür an anderer, im Deutschen passender Stelle einen Witz einbauen oder die fragliche Szene eben umschreiben. Das kann man im Fernsehen natürlich nicht.
    Aber wenn Lisa Simpson ein Buch nimmt, kurz hinein blickt und dann sagt, da seien aber viele "Schwüre" drin - sorry, dann packe ich mir an den Kopf, weil das Siebtklässlerniveau ist. Da kann ich dann auch Zeitdruck nicht als Entschuldigung gelten lassen. Solche Fehler sind - um den Bogen zu schlagen - reine Schlamperei. Fähige Leute bemerken solche Fehler sofort bzw. machen sie gar nicht erst. Sie liefern also schneller das bessere Ergebnis. Der Zeitfaktor spricht für sie, nur der Kostenfaktor nicht.

  • Was ist denn an meiner Aussage entlarvend? Einen Satz später habe ich GENAU DAS, was Du nun anführst betont: Die Fehler, die sich durch funktionierende Augen und den Willen dazu (also einfach mal Mühe geben!) vermeiden lassen, sollte man auch vermeiden! Unsere Aussagen sind deckungsgleich!
    Ich habe lediglich angeführt, dass sich Fehler nicht vermeiden lassen, wenn der Anspruch ist, Sprache müsste immer wie im Duden sein.


    Ich habe ganz gewiss nicht dafür plädiert, dass jeder ohne sprachliches Studium Fehler machen kann wie er will, somit entlarve ich auch nichts, ich wollte damit keinerlei Entschuldigung für Fehler liefern.
    Ich kann mir so eine "Ich-bin-ja-kein-Germanist-Einstellung" auch gar nicht leisten, weil ich beruflich auch Texte schreibe. Zwar hat das gar nichts mit dem hier hauptsächlich angesprochenen Medienbereich zu tun, aber das spielt ja keine Rolle.

    Ich finde die Aussage, dass sich Fehler nie ganz vermeiden lassen, wenn man nicht Germanistik studiert und einen Lektor an seiner Seite hat, irgendwie entlarvend. Denn wir reden hier eindeutig nicht von etwas, wofür man ein Germanistikstudium braucht. Für das von Fader zu Beginn angeführte Beispiel braucht man zwei Augen im Kopf und ein bisschen Sorgfalt, sonst weiter nichts. Deshalb reden wir hier ganz richtig über schlampige Schreiber.

  • Ich zitiere mich selbst und präzisiere die Frage:


    Speziell an die, die selbst veröffentlichen: gibt es diesen Impuls des "ich check' das lieber nochmal genau, bevor es jemand zu lesen bekommt", oder ist der (mit selbstkritischem Auge) eher selten? Und wenn dem so ist, warum? Weils eh' kein Feedback seitens der Leser gibt? Weil es keinen Unterschied macht?


    Das kommt drauf an, was es ist, ehrlich gesagt. Zunächst mal kann ich persönlich schon mal nicht so schnell Rezensionen schreiben wie andere hier. Was Schnelligkeit angeht, ist das Medium Internet so gesehen grundsätzlich nichts für mich. Ich muss zum Schreiben immer Muße und Ruhe haben. Bis ich dann so weit bin, haben andere ihre Rezis dann in der Regel schon längst fertig. Grundsätzlich habe ich schon den Anspruch an mich, alles noch mal genau zu prüfen, und je anspruchsvoller der Text, desto mehr feile ich an jedem einzelnen Wort herum. Ich habe dann eher das Problem, dass ich vor lauter Feilen kein Ende mehr finde. Bei meinem Fußball-Blog habe ich aber schon festgestellt, dass ich es mangels Rückmeldung schon lockerer nehme.
    @ Merikara: Dann war ich ein schlampiger Leser. Entschuldigung.

  • Die Frage ist doch, warum man Rezensionen (oder sonstiges) schreibt: Schreibt man für sich und weil man es so cool findet, auch irgendwo seinen Blog zu haben und mit seiner Meinung (vermeintlich) ein Produkt hochjubeln oder verreißen zu können? Oder schreibt man mit einem gewissen Blick auf die Leser, denen man ein Hörspiel o.ä. näher bringen will? Ist Letzteres der Fall, dann ist es wohl von Vorteil, wenn man seine Rezi auch so schreiben kann, dass sie gut lesbar ist.


    Genau das meinte ich. Und wenn das für Rezischreiber gilt, gilt das für Produzenten fast noch mehr. Wenn ich den (zugegebenermaßen echt cool gerenderten) letzten Trailer von IF anschaue --- okay, er macht für meinen Geschmack ein bißchen zu sehr auf dicke Hose, denn "die Macher von der Fluch und Experiment Zero" sind NICHT auf einem Level mit Michael Bay und Roland Emmerich, auch wenn das etwas so aussehen soll --- und die letzte Zeile dann heißt "Demnächst in Deiner GALAXY", dann fall' ich schon etwas vom Glauben ab.



    Keiner, dem das auffällt? Keiner, den das stört? Keiner, der VOR der Veröffentlichung sagt: "Moment, vielleicht sollten wir das nochmal korrigieren?"
    Einzelfälle schön und gut, aber das kommt echt SO OFT vor.

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  • Ich nehme an, das war in dem Fall eine bewusste Entscheidung - warum auch immer die so getroffen wurde. Insofern gibt es für die Macher dieses Trailers da auch nichts zu korrigieren. Allgemein glaube ich, dass Filme (worunter auch solche Trailer fallen) letztlich "Fließmedien" sind. Wo man in einem Buch oder in einem Zeitungsartikel stutzen würde und vielleicht noch einmal an die betreffende Stelle zurück gehen, kommt in einem Film schon die nächste Szene und er "fließt" weiter.

  • Ich nehme an, das war in dem Fall eine bewusste Entscheidung - warum auch immer die so getroffen wurde. Insofern gibt es für die Macher dieses Trailers da auch nichts zu korrigieren.


    Der Macher hat auf fb mit Blick auf diesen Thread erklärt, der Fehler sei ihm unangenehm, und "das nächste Mal würde er einen Lektor lesen lassen". Hinzugefügt hat er dann noch:

    Zitat

    Ich selbst bin allerdings vor allem mit amerikanischem SF wie u.a. Robotech aufgewachsen und hab daher einen starken Hang zu Amerikanismen entwickelt.

    Da hatte ich doch einen Moment gehofft, nach "amerikanische SF" würde er dann Heinlein, Asimov und Dick nennen ... aber Robotech ... naja, erklärt zumindest die Fixierung auf Amerikanismen 8|


    Das Denglisch ist halt leider ein Zeichen, dass man eine fremde Sprache für cooler hält als die eigene. Und auch das hat dann Einfluss auf die eigene Schreibe im Blog oder Printartikel.

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    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Mit 5 Jahren hatte ich nocht nicht viel für das geschriebene Wort übrig (da habe ich mich nur Samstag früh um 7 ins Wohnzimmer geschlichen um auf AFN Robotech, Inspektor Gadget und was da sonst noch so lief zu schauen... ohne es zu verstehen, wohlgemerkt) :) das kam erst viel, viel später... da hab ich sie dann alle nachgeholt...


    Zum "Galaxy": Ja das war nicht bewusst so gewählt, halte ich aber für einen tragbaren faux-pas ^^ nichtsdestotrotz sollte derlei nicht in den finalen Versionen stecken..


    VG


    Falk

  • Ein jüngst gegründetes Vertriebsunternehmen, das in Foren Werke für den digitalen Vertrieb sucht, stellt sich auf der eigenen Website wie folgt vor (farbliche Hervorhebungen und Unterstreichungen von mir):

    Zitat

    NAME ZENSIERT Medieverlag sucht fertigproduzierte Hörbuch- oder Hörspielproduktionen für sein Programm.
    ...
    Der NAME ZENSIERT Medienverlag wurde 2011 gegründet und widmet sich mit der Produktion, Entwicklung und Veröffentlichung von Hörbüchern, Hörspielen sowie Audio - Applikationen.
    ...
    Comming soon!


    Man ertappt sich dabei, dass man aus der Sorgfalt beim Erstellen der Texte für die Site Rückschlüsse auf die Sorgfalt der anderen Arbeit des Unternehmens zu ziehen droht, obwohl es dafür ja kein Indiz gibt. Es ist ja im Umkehrschluss nicht so, dass alle an dieser Stelle fehlerfrei arbeitenden Verlage perfekt aufgestellt wären. Jedoch mag dies als weiteres Beispiel gelten, wie diese Dinge unterbewusst beim Leser wirken.

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  • Natürlich zieht man daraus Rückschlüsse. Das soll man ja im Grunde genommen auch - wenn auch natürlich möglichst positive. Ein Internetauftritt ist das Aushängeschild. Er soll die Visitenkarte sein, soll Kunden gewinnen und überzeugen. Daher muss man eigentlich gesteigerten Wert darauf legen, dass die dortigen Texte fehlerfrei sind. Immerhin haben potenzielle Kunden ja sonst nichts, wonach sie dieses Betriebsunternehmen beurteilen können.

  • Ein Kollege auf einer Übersetzer-Mailingliste schrieb heute, dass er gebeten wurde, 15 Seiten Text für ein Video zu lesen. Auszug:


    "Diese Bezeichnung deutet an den zusammengebrochenen und mit Vegetation bedeckten Räumen hin, in den man wie in natürlichen Höhlen eintreten konnte, und an den in 54 v.Chr. gestorbenen lateinischen Dichter, der in Carmen 31 seine Haus in Sirmione preist ..."


    Er hat den Kunden darauf hingewiesen, dass die Übersetzung schlecht ist. Der Kunde wiederum erklärte, dessen sei er sich bewusst, wollte den Text aber trotzdem so und genau so gelesen haben ...

  • Das kann man ja mal laut sagen. Huaaah! (schüttel)


    Echt gehirnamputiert. Aber schneller und dauerhafter bekommt man mich nicht los ... Wer sowas in Voiceover oder auf der Website oder sonstwo verbricht, kriegt von mir kein Geld. Zumindest das kann man ja tun.

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Das seit über zehn Jahren laufende Bonuspunkte-Programm PAYBACK ist im Namen ja ein typischer Fall von "ich setze mal Englisch ein, weil's international klingt, und es ist mir egal, ob der Kontext stimmt". Im normalen Sprachgebrauch ist bei den Briten "Payback" nun mal mit Rache oder Heimzahlen übersetzt; alles Andere als ein werbewirksam positiver Begriff. Okay, man mag sagen, das ist ein Programm für den dt. Markt, und da die Deutschen idR kein gutes Englisch sprechen, ist das egal.


    Ein besonders eklatantes Beispiel habe ich hier entdeckt: SKYTANKING.
    Schon klar, was die Firmeneigner damit aussagen wollen. Aber warum wusste ich SOFORT, dass die Firma eine deutsche ist?


    Weil sie keinen Pfennig drüber nachdenken, was das jetzt heißt, und dass die englischsprachige Welt sie dafür auslacht. Das Wort Tank, betanken und tanken ist im Deutschen alles in einem Kontext zu verstehen. Im Englischen ist zwar der Tank beim Auto auch der Tank, aber auch ein Panzer.


    Als VERB jedoch wird's besonders schlimm. Denn "to tank" heisst im Englischen übersetzt in erster Linie in der Umgangssprache "baden gehen", "Schiffbruch erleiden" und "völlig in die Hose gehen". Da hier durch das "-ing" ausschließlich das Verb gemeint sein KANN (denn betanken im gemeinten Sinn wäre "fill up" oder "refuel"), denkt jetzt jeder internationale Kunde an Vollversager, wenn er diesen Schriftzug sieht.


    Nicht so toll, wenn das Arbeitsfeld des Unternehmens Flugverkehr ist.

  • Es geht nicht um Fingerzeiger ("Sprachnazis"), sondern um fehlenden Willen bei sich selbst. Wenn hier jetzt jemand schreibt "nö, sowas Überkommenes interessiert mich nicht, ich schreib im Twitterstil, kurz, prägnant, und wer das nicht lesen kann, soll €@!#% gehen", dann ist das auch eine Antwort. Ich bin Orwellianer in Bezug auf die Sprache — je reicher und durchdachter die angewandte Sprache, desto reicher und komplexer sind die Gedanken, die damit gebildet und somit auch gedacht werden können — aber ich muss ja nicht Recht behalten.


    "Orwellianer" - oh ha! Na, denn man tau!


    letzlich kann jeder schreiben, wie er will! was du verlangst, ist die verwaltungs- und schulsprache. da ist sie vorgesehen. ob du sie weiterhin auch im alltag verwendest, ist deine sache. dass es in manchen lebenslagen sinnvoll ist, diese sprache zu verwenden, ist nachvollziehbar.


    Jau, so ist es nun mal. Insofern braucht sich selbst das Bildungsbürgertum keine Sorgen machen.
    Sprache ist nun mal ein wild wuchernder Garten.





    Ein jüngst gegründetes Vertriebsunternehmen, das in Foren Werke für den digitalen Vertrieb sucht, stellt sich auf der eigenen Website wie folgt vor (farbliche Hervorhebungen und Unterstreichungen von mir):



    Man ertappt sich dabei, dass man aus der Sorgfalt beim Erstellen der Texte für die Site Rückschlüsse auf die Sorgfalt der anderen Arbeit des Unternehmens zu ziehen droht, obwohl es dafür ja kein Indiz gibt. Es ist ja im Umkehrschluss nicht so, dass alle an dieser Stelle fehlerfrei arbeitenden Verlage perfekt aufgestellt wären. Jedoch mag dies als weiteres Beispiel gelten, wie diese Dinge unterbewusst beim Leser wirken.


    Ach komm…… Kretins halt……..