Schlampige Schreiber / Denglisch

  • Okay, der Titel sollte etwas Aufmerksamkeit sichern ...


    In den letzten Monaten geht es mir zunehmend auf den Keks (und subjektiv gesehen häufen sich die Sichtungen), dass Blogger und Rezensenten vor dem Knopfdruck "publish" ihr Geschriebenes oft anscheinend nicht einmal selbst nochmal durchlesen. Dauernd stoße ich auf Sätze wie diesen ...


    Zitat

    Dazu muss man feststellen, dass es den Machern der Hörspielserie bei allen nötigen Kürzungen, die bei einer Hörspielproduktion notwendig sind, den Charakter und die Atmosphäre der ursprünglichen Geschichten beizubehalten.


    ... die man nicht nochmal lesen KANN, ohne dass einem was auffällt. Von den schon lange grassierenden Groß-/Kleinschreibungsfehlern, falscher Zeichensetzung und zunehmendem "Import" englischer Formulierungen ("in 2011" oder "von den Machern von XXX kommt ein Abenteuer jenseits der Vorstellung") will ich gar nicht erst anfangen.


    Ist das ok so? Alles egal, solange man grob kapiert, worum es geht? Ist das keinem irgendwie unangenehm, so vor die Haustür zu treten?


    Ist es zuviel verlangt, den eigenen Artikel nach dem Runtertippen langsam und sorgfältig nochmal auf Fehler durchzusehen? Kontroverse Diskussion erwünscht — was seh ich hier falsch?

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Fader () aus folgendem Grund: Ergänzung, weil die Diskussion sich auch aufs Denglisch verschoben hat

  • So gern du dir eine kontroverse Diskussion wünschst - ich kann dir nicht widersprechen. Es ist teilweise grausam, was heutzutage an "Deutsch" unters Volk gebracht wird. Und das gilt leider nicht nur für Blogs. Ich trage mich inzwischen mit dem Gedanken, nur noch englische Bücher zu lesen, weil ich bei den Übersetzungen wegen der Fehler immer das Kotzen bekomme.

  • hm... mich stören hin und wieder auch derartige Fehler... aber ich muss zugeben, dass gerade in Zeiten von Facebook das Kommentieren ein Schreibtempo forciert, bei dem kurze, prägnante Inhalte und Meinungsäußerungen wichtiger werden, als ausführliche, elegante Formulierungen frei von grammatikalischen, Rechtschreib- oder Logikfehlern.


    Wenn ich da beispielsweise auf mich schaue (woran sich mittlerweile auch viele in meinem Freundeskreis stoßen (teilweise auch, weil es von meiner Schreibe auf ihren eigenen Schriftgebrauch abgefärbt hat)) muss ich feststellen, dass ich teilweise mit eigenen Wortkreationen (gemischt aus gesprochener Sprache, Dialekt und Slangformen (Sachen wie "joot", "emso", "ersma" uvm.) jongliere, die eigentlich im deutschen Sprachgebrauch nichts verloren haben... bzw. sogar für Außenstehende unverständlich sind...


    Insofern seh ich das auch durchaus selbstkritisch, aber das zunehmende Tempo wird sich wohl grade im Internet schwer abbremsen lassen... und je schneller etwas wird, umso mehr Fehler schleichen sich ein... jedoch trenne ich auch weiterhin zwischen Internet-Geschriebenem und dem "echt" (sprich "papierend" wie es mein Diss-Betreuer immer so schön sagt, also durchdacht formuliert) geschriebenen Wort.

  • Eine Rezension ist nicht das selbe, wie die schriftliche Abiturprüfung im Fach Deutsch.


    Rezensionen sollen ja nur ein Hörspiel besprechen/bewerten: Sie sind also Gebrauchstexte, ähnlich wie in Tageszeitungen. Und in Tageszeitungen gibt es auch fast jeden Tag Rechtschreibfehler. Von Kommafehlern ganz zu schweigen...


    Fazit: Ist halt so. Kann man nicht ändern. Auch nicht in 2011. ;) Take it easy.

    ------ Nennen Sie mich einen Verschwörungstheoretiker, aber ich behaupte, dass Louis Armstrong nie auf dem Mond war!




    TKKG-site.de

  • Ein wenig kann mensch Sprache pflegen, keine Frage. Was hübsch zu lesen ist, erfreut. Daraus aber ein Dogma zu machen und dann auch noch auf "richtiges" "Deutsch" zu pochen, finde ich übertrieben. Es gibt genug eklige Sprachnazis, mit denen der eine oder die andere dann verwechselt werden könnte. Sprache lebt, entwickelt sich weiter und nährt sich seit Jahrhunderten am Austausch mit anderen Sprachen. Diese ganze Qualitätsdiskussion musste außerdem schon oft genug für die Delegitimierung von Onlinemedien herhalten.


    Aber: Die Fehler, die mensch selbst als solche erkennt, sollten beim nochmaligen Lesen ohne Probleme beseitigt werden können. Gerade bei Blogeinträgen ist es schon irgendwie nett, die Leser_innen nicht mit unnötig vielen groben Fehlern zu quälen oder sich von seinen eigenen Flüchtigkeiten bloßstellen zu lassen.


    (Ich lese meine Rezensionen immer noch einmal durch, bevor sie ins Netz gehen. ;))

  • Tolkien : das ist wahrscheinlich einfach die Gewöhnung daran, auf bedrucktem Papier "Dokumentenechtes" zu erwarten.


    Ein wenig kann mensch Sprache pflegen, keine Frage. Was hübsch zu lesen ist, erfreut. Daraus aber ein Dogma zu machen und dann auch noch auf "richtiges" "Deutsch" zu pochen, finde ich übertrieben. Es gibt genug eklige Sprachnazis, mit denen der eine oder die andere dann verwechselt werden könnte. Sprache lebt, entwickelt sich weiter und nährt sich seit Jahrhunderten am Austausch mit anderen Sprachen. Diese ganze Qualitätsdiskussion musste außerdem schon oft genug für die Delegitimierung von Onlinemedien herhalten. (Fettmarkierung nicht im Original)


    Es geht nicht um Fingerzeiger ("Sprachnazis"), sondern um fehlenden Willen bei sich selbst. Wenn hier jetzt jemand schreibt "nö, sowas Überkommenes interessiert mich nicht, ich schreib im Twitterstil, kurz, prägnant, und wer das nicht lesen kann, soll €@!#% gehen", dann ist das auch eine Antwort. Ich bin Orwellianer in Bezug auf die Sprache — je reicher und durchdachter die angewandte Sprache, desto reicher und komplexer sind die Gedanken, die damit gebildet und somit auch gedacht werden können — aber ich muss ja nicht Recht behalten.

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    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • letzlich kann jeder schreiben, wie er will! was du verlangst, ist die verwaltungs- und schulsprache. da ist sie vorgesehen. ob du sie weiterhin auch im alltag verwendest, ist deine sache. dass es in manchen lebenslagen sinnvoll ist, diese sprache zu verwenden, ist nachvollziehbar.


    dennoch finde ich nicht, dass man all das, was einem als sprache vorgegeben wird, auch befürworten muss. so ist beispielsweise die groß- und kleinschreibung völlig sinnlos und überholt...


    Das ist so sicher wie das Feuer in der Hölle! Dort unten gibt es ein Feuer! Ich muss es wissen! Schließlich komme ich direkt von dort!

  • "Sprachnazis" ...? :rolleyes:
    Ach ja, doch immer wieder gern genommen, die gute alte Nazi-Keule. Ich meine, Nazis haben zwar Millionen von Menschen auf barbarische Weise ermordet, aber, hey, so ein kleiner unverhältnismäßiger Vergleich und der inflationäre Gebrauch des Begriffs "Nazi" wird ja schon nicht schaden ...
    So, zurück zum Thema:
    Als Übersetzer weiß ich, dass Worte zugleich äußerst bedeutsam sein können und zugleich völlig unbedeutend. Grundsätzlich erfüllt Konversation eine Funktion, d.h. sie muss verstanden werden. Verstanden wird im Zweifelsfalle auch "Du gehe da rüber!" oder "Alter, gehste Stadt?". Wenn man sich ansieht, wie Leute teilweise in Chats kommunizieren, kommt man in der Tat zu dem Schluss, dass es offensichtlich auch ohne Bindestriche, Zeichensetzung, Groß- und Kleinschreibung usw. geht. Wenn man sich andererseits ansieht, wie schnell sich Leute ebenda wegen Pillepalle in die Wolle kriegen, wird aber andererseits auch deutlich, dass es durchaus seine Vorteile hat, wenn man sich klar und präzise ausdrücken kann. ;)
    Ansonsten ist vieles vom Medium und vom Publikum abhängig. Ich schreibe in meinem Blog durchaus auch für meine Verhältnisse "schnodderiger" als ich es als Journalist, Übersetzer oder Texter tue. Ich finde, je nach Medium sind auch Privatismen okay, und je nach Medium kann dann auch jeder für sich entscheiden, ob er nach seinen eigenen sprachlichen Regeln schreiben will (wie nikki_sixx). Problematisch wird es dann, wenn, wie Maltin schreibt, andere schon nicht mehr verstehen, was gemeint ist. Wenn wir irgendwann alle wie Demenzkranke unsere eigene individuelle Sprache sprechen, könnte das eventuell schon kontraproduktiv sein. ;)
    Letzten Endes finde ich es einfach schlampig, wie Fader schon sagt, wenn ich in einem Buch, in der Zeitung oder sonstwo krass und gehäuft Fehler finde. Heute kam zum Beispiel zufällig auf Tele5 die Folge "Akte X" mit meinem Übersetzungsfehler. Mulder fragt Scully darin, ob es nicht möglich sei, dass Krebs Teil "unserer genetischen Schminke" ist. Im Original war das vermutlich "genetic makeup". Ich meine, das ist doch schon so krass, da frage ich mich, warum das keinem aufgefallen ist. Da gibt es einen, der die Dialoge "übersetzt", einen Dialogregisseur, die Sprecher selbst und was weiß ich nicht noch wie viele Instanzen sonst und keiner hat das gemerkt oder will das gemerkt haben?
    Sorry, aber das lässt für mich nur den Schluss zu, den Leuten ist es teilweise egal, dass sie einen miesen Job machen und ihrem (zahlenden) Publikum mindere Qualität liefern.

  • Heute kam zum Beispiel zufällig auf Tele5 die Folge "Akte X" mit meinem Übersetzungsfehler. Mulder fragt Scully darin, ob es nicht möglich sei, dass Krebs Teil "unserer genetischen Schminke" ist. Im Original war das vermutlich "genetic makeup". Ich meine, das ist doch schon so krass, da frage ich mich, warum das keinem aufgefallen ist. Da gibt es einen, der die Dialoge "übersetzt", einen Dialogregisseur, die Sprecher selbst und was weiß ich nicht noch wie viele Instanzen sonst und keiner hat das gemerkt oder will das gemerkt haben?
    Sorry, aber das lässt für mich nur den Schluss zu, den Leuten ist es teilweise egal, dass sie einen miesen Job machen und ihrem (zahlenden) Publikum mindere Qualität liefern.



    Ich kenne keinen (aus dem Englischen übersetzten) Film, wo mir so etwas noch nicht aufgefallen wäre. Und wenn es doch mal handwerklich einwandfrei ist, dann gehen z.B. Witze durch die Übersetzung verloren (was die Schuld des Übersetzers sein kann, aber nicht muss).
    Leider sind die Übersetzungsfehler auch noch oft auf einem Niveau, für das besseres Schulenglisch vollkommen ausreicht.


    Ich habe keine Ahnung, wie genau Synchronfassungen erstellt werden....wenn das tatsächlich studierte Übersetzer machen, die dazu noch von einem Regisseur unterstützt werden, dann kann es eigentlich nicht sein dass sowas passiert.


    Aber das führt langsam weg von "schlampige Schreiber" obwohl Übersetzer dann ja auch neue Drehbücher schreiben.


    Generell finde ich, man sollte einen guten Mittelweg finden. Ich würde auch keine Texte veröffentlichen oder weitergeben, in denen offensichtlich aus Flüchtigkeit ganze Worte fehlen oder die Satzstellung falsch ist. Aber wie Maltin schon sagte: Die Welt und die Medienlandschaft ist heute auch einfach zu schnell, als dass jeder Text zu 100% Duden-konform sein könnte.

  • "Sprachnazis" ...? :rolleyes:
    Ach ja, doch immer wieder gern genommen, die gute alte Nazi-Keule. Ich meine, Nazis haben zwar Millionen von Menschen auf barbarische Weise ermordet, aber, hey, so ein kleiner unverhältnismäßiger Vergleich und der inflationäre Gebrauch des Begriffs "Nazi" wird ja schon nicht schaden ...


    Wird in der Tat immer gern genommen. Wobei "Sprachsozis" genauso passen würde.


    Mulder fragt Scully darin, ob es nicht möglich sei, dass Krebs Teil "unserer genetischen Schminke" ist. Im Original war das vermutlich "genetic makeup". Ich meine, das ist doch schon so krass, da frage ich mich, warum das keinem aufgefallen ist. Da gibt es einen, der die Dialoge "übersetzt", einen Dialogregisseur, die Sprecher selbst und was weiß ich nicht noch wie viele Instanzen sonst und keiner hat das gemerkt oder will das gemerkt haben? Sorry, aber das lässt für mich nur den Schluss zu, den Leuten ist es teilweise egal, dass sie einen miesen Job machen und ihrem (zahlenden) Publikum mindere Qualität liefern.


    Das ist gleichzeitig sehr komisch und sehr gruselig. Wird da mit "Google Translate" übersetzt? Wahrscheinlich haben die Sprecher selbst keine Ahnung, woher das kommen könnte (nicht jeder hatte Englisch LK) und dachten sich, das sei eine "poetische Formulierung" Mulders.


    Groß war seinerzeit auch "Mach mir eine harte Kopie" als Übersetzung für "Give me a hard copy" ("Mach mir einen Ausdruck davon") in "Blade Runner".


    Mehr wieder zum Thema: den Resonanzen entnehme ich, dass der Gedanke, Schreibende sollten aus eigenem Impuls auf diese Dinge achten, weniger wünschenswert gesehen wird als "soll doch jeder das handhaben wie er mag"?

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.


  • Mehr wieder zum Thema: den Resonanzen entnehme ich, dass der Gedanke, Schreibende sollten aus eigenem Impuls auf diese Dinge achten, weniger wünschenswert gesehen wird als "soll doch jeder das handhaben wie er mag"?

    Wünschenswert würde ich es schon finden, aber es ist in gewisser Weise utopisch, solange nicht jeder der zwei Zeilen veröffentlichen kann oder darf seinen eigenen Lektor hat oder studierter Germanist ist. Eine Qualitätssteigerung dadurch, dass sich jeder Einzelne mehr Mühe gibt und Tempo nicht alles ist, befürworte ich in jedem Fall.

  • Ich sage nur "Ich habe ein Schloss!" (I have a lock!) in "Total Recall", wohl DER Klassiker in Sachen verpatzte Übersetzung.


    Aber gut...geht es eigentlich um Übersetzungsfehler, schlechte Rezensionen oder um was? So ganz erschließt sich mir das hier noch nicht?


    Geht es um Hörspiele/Hörbücher? Dann müssen wir den Thread mal verschieben, weil hier Literatur ist. ;)


    Und was Rechtschreibung betrifft, so sollte man schon darauf achten, ja. Flüchtigkeitsfehler kann man nicht ausschließen, passieren mir gerne, oft und viel, aber Absicht steckt keine dahinter und korrigiert werden sie auch, wenn sie mir auffallen.

  • Die Leute, die die genannten Übersetzungsfehler fabrizieren, sind keine Übersetzer, erst recht keine diplomierten. Ich weiß, was die pro Manuskriptseite zahlen. Dafür bekommt man keine fähigen Leute. Das geht eher nach dem Motto: "Du-hu, deine Tochter, die ist doch ganz gut in Englisch und wir haben hier voll die coole Teenie-Mädchen-Vampir-Herzschmerz-Serie am Start ..."
    Damit, dass nicht jeder Witz transportierbar ist, reden sie sich ja auch bei den Simpsons gern raus. Das ändert aber nichts daran, dass die jede Menge Fehler einbauen, die nichts mit Witzen zu tun haben bzw. dass sie Fehler einbauen, weil sie Witze vermuten, wo gar keine sind.

  • Hey!


    Ihr habt Recht, der "Sprachnazi" ist natürlich Polemik. Ich bezeichne gewohnheitsmäßig, und das lass ich mir auch gern vorwerfen, Menschen vom "Verein Deutsch Sprache" und Co so. Ich hoffe, das hat die Diskussion nicht verunsachlicht. ;)

  • Damit, dass nicht jeder Witz transportierbar ist, reden sie sich ja auch bei den Simpsons gern raus. Das ändert aber nichts daran, dass die jede Menge Fehler einbauen, die nichts mit Witzen zu tun haben bzw. dass sie Fehler einbauen, weil sie Witze vermuten, wo gar keine sind.


    Das stimmt, ein besonders gutes bzw. schlechtes Beispiel. Die Simpsons kann man eigentlich gar nicht (mehr) auf deutsch gucken, was da abgeliefert wird, ist einfach unglaublich. X( X( X(


    Nur: Selbst in "großen" Filmen wie etwa Taxi Driver sind derartige Übersetzungsfehler. Wenn die Bezahlung und formale Qualität (diplomierte Übersetzer) wirklich so schlecht ist, wie passt das damit zusammen, dass ja meistens doch recht hochkarätige Sprecher teuer bezahlt werden? Angeblich soll Scorsese sich ja höchstpersönlich für Christian Brückner entschieden haben, warum also nicht auch für gute Übersetzer? Also so allgemein, das ist jetzt nur ein Beispiel.....


    Aber das führt nun wirklich ein bißchen vom Thema ab.

  • Ich kann Fader's Ärger durchaus verstehen, denn auch ich habe den, natürlich subjektiven, Eindruck, dass der Willen zum nochmaligen Überprüfen dessen, was man in Schriftform loszulassen gedenkt, immer weniger und in immer mehr Bereichen gegeben ist.


    Das fängt mit Postings in Foren an, reicht über selbstverfasste vorgelesene Beiträge im Radio und endet mit offensichtlich unfähigen oder fehlenden Lektoren im Verlagswesen.


    Dass in einem Chat oder Twitter-Beitrag Flüchtigkeitsfehler vorkommen und die Sprache u.U. auf Satzruinen, bzw. nur die allernötigsten Worte heruntergebrochen wird, ist verständlich, da man schnell reagieren will. Bei einer SMS hätte man dann aber schon etwas mehr Zeit, sich mit dem Geschriebenen zwecks Korrektur noch einmal zu befassen. Und das sollte meiner Meinung nach eigentlich überall dort der Fall sein, wo man die Zeit zur Kontrolle noch hat. Ich denke beim Posten in einem Forum beispielsweise, sollte es primär nicht darum gehen einen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen und es scharrt ja auch kein anderes Mitglied mit den Hufen, wenn ich meine Antwort formuliere...ich hätte also Zeit meinen Beitrag noch einmal zumindest auf gröbere Unebenheiten in Sprache, Satzbau, Grammatik, Rechtschreibung und Interpunktion hin zu überfliegen. Über Sinn und Stil ist es müßig zu diskutieren.


    Es ist mir schlicht unverständlich warum es Poster gibt, die sich nicht mal mehr an die einfachsten Grundlagen halten. Ich erwarte um Gottes Willen keine akurate Erörterung für den Deutsch LK oder hochgestochene Formulierungen, sondern nur einen verständlichen Sprachfluss, damit man den entsprechenden Beitrag entspannt lesen kann.


    Meiner Meinung nach sind grausam zu lesende Beiträge in Foren auch oft der Grund für Konfrontationen und aggressive Stimmung, einfach weil man sich schon über die Art und Weise des Postings aufregt. Ich bin ich diversen Foren (vor allem Spiele & Musik) aktiv, in denen z.B. auch um Hilfe gebeten wird, bin aber schon manches Mal frustriert, wenn ich mir ein Posting erst 3-5 mal durchlesen muss, um zu verstehen, wo das Problem liegt!


    Gerade bei Kommunikation in Schriftform, abgesehen von o.a. Ausnahmen, finde ich es unerlässlich, eine Basis an Verständlichkeit und Lesbarkeit zu beachten, denn Schriftsprache kann z.B. keine Emotionen, wenn man nicht gerade Emoticons einsetzt, Stimmungen, Gesten und Mimik des Verfassers übertragen! Alles Dinge, die einem im Gespräch vis-a-vis helfen, die Intention meines Gegenüber zu erkennen, quasi ergänzende Teile des Kommunikationsgesamtwerkes. Je mehr solcher Informationen ich habe, bzw. je präziser und lesbarer ein Text ist, desto weniger Mißverständnisse und Unklarheiten gibt es. Im Berufsleben ist das unerläßlich, ebenso wie in der Technik, dem Straßenverkehr, Sach- und Fachliteratur, einfach weil es dort zwingend nötig ist. In Bereichen wie Foren, Funk, Fernsehen und anderen Teilen der Literatur besteht der wesentliche Vorteil darin, dass man entspannt lesen/hören und ggf. reagieren kann.


    Ich finde es bedenklich, wenn ich lese, dass schriftliche Kommunikation bzgl. Stil, Lesbarkeit, Verständlichkeit und Grundlagen der Rechtsschreibung als nicht wichtig erachtet wird. Frei nach dem Motto "Hauptsache ich weiß was ich meine und wer's nicht versteht, der ist nur zu doof!". Leider neigt der Mensch nur allzu oft dazu, von sich selbst, den eigenen Reaktionen, Emotionen, Ansichten, Standpunkten, seinem Wissen und seiner Art, auf andere zu schließen, was dazu führt, dass es einem völlig unverständlich erscheint, warum der/die Kommunikationspartner einfach nicht kapieren wollen was man meint, denn es gilt: "Das ist doch so klar, dass versteht doch jeder (also Ich)!".


    Hier und da ein Flüchtikeitsfehler, Buchstabendreher oder fehlendes Satzzeichen ist nicht das Problem für mich (findet sich ja auch in meinen Beiträgen), solange es sich nicht um Gedrucktes handelt! Ich störe mich eher an diletantisch eingesetztem Cut & Paste, dem G'schribbe-wie-g'sproche-Verhalten, unüberprüften Halbwahrheiten, Wörter-Bingo und I-post-wie-i-schwätze-tu-Konstrukten.


    Wenn es sich um veröffentlichte Artikel, Rezensionen, Informationen, News und/oder Moderationen handelt, lege ich noch deutlich mehr Wert auf korrekten Sprache und sehe es eigentlich als selbstverständlich an, dass vor der Veröffentlichung noch einmal Satzbau, Rechtschreibung, Grammatik und Interpunktion überprüft werden. Allerdings teile ich da Fader's Ansicht, dass so etwas heutzutage mehr und mehr vernachlässigt wird, so wie inzwischen auch jeder, der schon mal ein Flugzeug gesehen hat, ein Luftfahrtexperte ist!


    Liegen die Gründe im Foren-Bereich meist in Faulheit, Bequemlichkeit oder einer Egal-Haltung, so sind sie im Artikel/Rezension/Kommentar-Bereich, sowie in Zeitungen, Zeitschriften und Büchern oftmals durch Zeitdruck, Streß, zuviel Arbeit für den Einzelnen und Kostenreduzierungen begründet. Für jeden, der in dem Bereich unentgeltlich tätig ist, kann ich da durchaus Verständnis aufbringen, wenn die genannten Faktoren zutreffen, aber im bezahlten Metier oder bei Faulheit finde ich das gelinde gesagt eine Frechheit.


    Die leider mehr und mehr um sich greift! Das fängt bei Hörspiel-Skripten an, die immer schlampiger werden, zieht sich über mangelnden/redundanten Informationsfluss von Verlagen/Labeln, vor Fehlern strotzende Bücher und Radiomoderationen, wo sich einem die Ohren zusammenziehen, bis hin zu im Fernsehen präsentierten Fakten, deren Qualität und Wahrheitsgehalt aufgrund der Geschwindigkeit und Oberflächlichkeit in der sie zusammengestümpert wurden, bedenklich gegen Null tendiert, und zwar oft genug von unten.


    Es ist ein komisches Gefühl, wenn ich mich derzeit darüber freuen kann mal in einem Forum/Thread überwiegend verständliche Beiträge zu lesen, eine lesbare Rezension/einen lesbaren Artikel zu finden oder entspannt einem Kommentar in Funk & Fernsehen zu lauschen.


    Fakt ist für mich, die Qualität, nicht mal des Inhalts, sondern der Präsentation, nimmt in mehr und mehr Bereichen, in denen Schriftsprache das Mittel ist, ab. Da man aber leider wenig bis nichts dagegen tun kann, lese (bzw. höre in Funk & Fernsehen) ich selektiver, nicht auf die Inhalte, sondern rein auf Beiträge als Gesamtes hin bezogen. Es bringt nichts sich in Oberlehrermanier darüber bei jeder sich bietenden Gelegenheit aufzuregen. Ich für meinen Teil behalte meine Art der schriftlichen Kommunikation bei, unabhängig davon vielleicht als antiquiert zu gelten. =)


    Gruß


    J.B.


  • Keine Sorge : Im Mai ist die Macht mit dir ... (May the Force be with you) :]


    In den meisten Foren und Blogs stört es mich auch nicht. Ab und an ist´s aber einfach lächerlich was so geschrieben und übersetzt wird. In Zeitungen oder Büchern ist´s mir ja auch noch nicht wirklich aufgefallen. Aber in gewissen Sonderfällen kann man sich bei der Übersetzung wirklich nur an den Kopf packen und die Frage stellen, ob die Übersetzer überhaupt wissen "was" sie da übersetzen.

  • Bei Filmen, Zeitschriften, etc. etc. mag wohl auch der große Zeitdruck oftmals eine Ursache sein, weswegen "geschlampt" wird. Bei Rezensionen von Blogs etc. kommt oftmals hinzu, dass die Betreiber einfach keine Leute haben die auch nochmal Probelesen. Seine eigenen Fehler überliest man doch gerne mal =D.


    Aber die Zeit nehmen sollte man sich natürlich, auch wenn ich es mit diesem Post jetzt nicht tun werde, da ich wieder an die Arbeit muss :p