Haus der Angst

  • Hier meine Meinung zum Buch:


    Die drei ???: Haus der Angst (House of Horrors)
    Es hatte schon seinen Grund, warum von den vier Find-Your-Fate-Fällen der »Drei ???« bislang nur zwei in Deutschland erschienen waren und warum sie in normale Geschichten umgeschrieben wurden. Die FYF-Episoden sind nämlich naturgemäß in des Wortes doppeltem Sinne dünne Geschichten. Wegen der zerstückelten Handlungsstränge, die kaum einmal mehr als eine Seite kontinuierlichen Lesefluss zulassen, ist kein Raum für eingehendere Beschreibungen von Personen, Orten oder Stimmung. Es muss Schlag auf Schlag gehen – lesen, entscheiden, umblättern. Das hat eine physische Dynamik, die junge Leserinnen und Leser vielleicht spannend finden mögen, eine literarische Dynamik, der auch älter Fans der »Drei ???« etwas abgewinnen könnten, hat es hingegen nicht. Heraus kommen im Prinzip aufgeblähte Kurzgeschichten, die es aber trotz der vielen nicht zielführenden Handlungsstränge nicht auf die übliche Länge von ???-Büchern bringen.
    Im Fall von House of Horrors hat sich Kosmos nun für eine gewissermaßen »werkgetreue« Übertragung des Buchs entschieden und damit nicht gerade den strategisch besten Entschluss gefasst, zumal uns Kosmos in der gesamten Top Secret Box auch noch den Erklärbär macht. Gleich zur Einleitung erfahren wir »Wissenswertes« über die Achtzigerjahre – welche technischen Neuerungen gerade auf Markt kamen, welche Musik gerade angesagt war, was gerade Mode war. Das ist flüssiger als flüssig, das ist überflüssig. In anderen, früheren ???-Büchern, wird jüngeren Leserinnen und Lesern schließlich auch nicht erklärt, dass es in den Sechzigern noch keine Handys gab. Auch das Alter der »Drei ???« wird nie genannt. Aber damit noch nicht genug. Haus der Angst ist von Fußnoten durchsetzt. So erfahren wir, dass IQ die Abkürzung für »Intelligenzquotient« ist, Center eine Position beim Basketball, ein Camaro eine beliebte amerikanische Automarke, Scrabble ein Spiel, bei dem man aus Buchstaben Wörter bilden muss, und Mau-Mau (!) ein »beliebtes Kartenspiel«. Hier bewahrheitet sich, dass gut gemeint das Gegenteil von gut ist. Die Fußnoten in ihrer Fülle sind schlicht too much.
    Dass Astrid Vollenbruch als ansonsten gute ???-Buchautorin bei der Übersetzung ab und an zu sehr am englischen Original klebt und nicht die idiomatischsten Formulierungen findet, passt zum Gesamtbild, fällt aber nicht weiter auf, weil die Eheleute Stine ohnehin keine ausgewiesenen Experten für die »Drei ???« sind sondern eher Auftragsschreiber der FYF-Reihe. Mit der lieblosen Routine professioneller Hollywood-Serienautoren schustern sie denn auch aus einigen ???-Versatzstücken eine Geschichte ohne Flair zusammen, klatschen flache Figuren vor die Spanplattenkulisse Rocky Beach, Schrottplatz oder Zentrale und sind dabei zu allem Überfluss ständig krampfhaft bemüht, jugendlich-cool zu schreiben.
    Fazit: Sowohl House of Horrors als auch The Savage Statue haben in der amerikanischen Originalfassung zu wenig Substanz, als dass es gute Bücher wären. Ohne Aus- und Umarbeitung für den deutschen Markt wie bei anderen Fällen aus der FYF-Reihe bleibt es auch dabei. Das Experiment Mitrate-Fall ist misslungen.

  • Die Fußnoten sind eigentlich einen eigenen Thread wert, weil sie das in allen drei Büchern gnadenlos durchexerzieren. Die Krönung ist, wenn sich dann Fehler in diese Fußnoten einschleichen, finde ich. In "Haus der Angst" wird zum Beispiel an einer Stelle erklärt, dass "Enthusiasten" Leute sind, die etwas mit besonders großer Begeisterung machen. So weit, so gut, und da wird im Englischen durchaus auch "enthusiasts" gestanden haben (das dürfte im Zweifelsfall dem kruden Stine'schen Humor entsprechen). Nur: Gemeint sind ein paar Halbstarke, die sich von Justus, Bob und Peter gestört fühlen und sie verhauen wollen. Entsprechend sind das keine Enthusiasten sondern eher "Heißsporne" oder dergleichen.
    Und in einer Fußnote in "Unter Hochspannung" steht, dass Eisenhower der 4. Präsident der USA gewesen sei, tatsächlich war er aber natürlich der 34.