Die drei ??? und das Drehbuch

  • Durch einige ältere Threads was man besser machen könnte/müsste oder sollte kommt man immer wieder auf die Drehbücher als Hauptproblem neben der Story an sich aus dem Buch. Es stimmt, dass viele Bücher keine besonders tolle Geschichten haben. Da ich 120-150 als Buch gelesen habe empfand ich die Hörspiele oft als Schlag ins Gesicht. Am Anfang zu wenig/gar nichts gekürzt und am Ende mit der Brechstange aufgelöst.
    Die Crimebuster hatten oft eine schwache Story, aber waren durch die knackige Bearbeitung nicht langweilig und haben einen höheren Wiederhörfaktor als "aktuelle" Folgen.
    Mit anderen Drehbüchern könnte man einiges retten, bzw verbessern.


    Warum sind die Drehbücher wie sie sind?
    A) es ist eine Vorgabe
    B) Minninger hat künstlerische Freiheit und hält diese für Gut
    C) Schnell, schnell, time is money, Hauptsache ein Drehbuch - wird ja eh gekauft


    Man könnte natürlich noch einige andere Bereiche verbessern, doch für mich ist der Hauptkritikpunkt spätestens seit den 110ern das Drehbuch.


    Wie seht ihr es?


    Um das Thema Hoffnung soll es nicht gehen - die habe ich selbst aufgegeben :O

  • Auf die Gefahr hin, mich mal wieder in die Nesseln zu setzen: Ich finde auch die früheren Drehbücher des allgemein so hochgelobten H. G. Francis oft nicht so prickelnd. Beispiel: "Der magische Kreis", in dem der Mittäter Mr. Thomas vor dem Showdown gerade mal eine Sprechszene hat und Justus an einer Stelle sagt: "Das Java ist ein indonesisches Restaurant. Als Harold Thomas mit dem Mann vom Autoschrottplatz vereinbarte, dass er den Transporter dort abstellen durfte, da nannte er sich Puck." Wo ist der Zusammenhang zwischen dem Restaurant und dem Namen Puck? Ähnlich etwa bei den "Perlenvögeln", als Bob erst groß ankündigt, die Stege in der Bucht erklären zu können und zwei Sätze später dann doch nicht weiß, was eine Austernfarm ist. Oder die Erwähnung des Umstands, dass Peter eine Sonnenbrille trägt - durchaus relevant, weil Justus dadurch Peters Augen nicht sehen kann und daraus schlussfolgert, dass Blinky in seiner Verkleidung als Mr. Frisbee mit der Sonnenbrille seine Augen zu verbergen versucht. Im Hörspiel steht das aber völlig zusammenhanglos im Raum. Und von diesen Beispielen gibt es etliche. Was natürlich nichts daran ändert, dass die Minninger-Drehbücher die genannten Schwächen haben bzw. hatten, denn inzwischen ist der Einstieg in die Geschichten längst nicht mehr so langatmig - was das Problem aber eher noch verschärft, denn wenn man gleichzeitig alles aus den Vorlagen herausnimmt, was ängstigen könnte oder Gewalt darstellt (es fällt ja auf, dass etwa Schüsse inzwischen runtergepegelt bzw. ausgeblendet werden), dann bleibt inhaltlich eben nicht mehr unbedingt viel.

  • Da gebe ich dir Recht Pedschi. Früher war nicht alles besser. Ich bin Nelly Towne, mein Mann lebt nicht mehr ist auch so ein Knaller.
    Trotzdem war Francis längste Story Minninger kürzeste. Es gab unlogische Stellen, aber es hat sich nie gezogen wie Hechtsuppe, dass man selbst am Tag einpennt oder unbedingt ausschalten möchte.


    Siehst du das Problem mehr bei den Geschichten an sich?


    Die Action und Spannung zu kürzen spricht für a) soll so sein. In einer Zeit wo es eher härter in den Medien zu geht schraubt man es bei den Satzzeichen zurück..

  • Ich sehe eine Vielzahl von Problemen. Die Drehbücher sind eines. Dass sich die deutschen Autoren aber mal nicht die Bohne mit dem amerikanischen Original der Serie befasst haben, ein anderes. Dass den drei Hauptsprechern weitestgehend freie Hand gelassen wird, was ihre Interpretation der Figuren angeht, ein drittes. Dass die Regie offensichtlich viel zu selten eingreift und einfach mal sagt: "Betonung stimmt nicht, bitte noch mal!" oder auch schlicht: "Verdammte Axt, Andreas, jetzt sprich halt mal einen Satz ohne Unterbrechung und Neuansetzen am Stück!" ein viertes. Und das Kardinalproblem ist: Doppelte Spielzeit bei gleichgebliebener Vorlagenlänge und gleichzeitigem Weichspülen von allem, was Action und "Gewalt" ist.

  • Ausgelagert aus Spur des Spielers

    Sorry, aber kann ich mich nicht anschließen. Ich fand's hinten raus wieder öde und einfach, wie fast immer, nicht knackig genug. Man labert wieder bis die Ohren glühen. Meistens finde ich das erste Drittel, die Eröffnung eines Falles und die ersten Ermittlungen noch meistens sehr unterhaltsam und bin total optimistisch. Und dann verliert man sich in endlosen Dialogen. Ob Europa immer meint man würde sonst einfach zu wenig Stoff erzählen...früher ging's doch auch.


    Ich habe mich damit wahrscheinlich schon abgefunden und so zäh wie die meisten Folgen ist es nicht. Habe mich beim Hören wirklich unterhalten gefühlt, bin nicht abgeschweift usw.
    Ach wie vermisst man HG Francis..

  • Es geht ja bei anderen Serien auch...HG Francis war bestimmt in seiner Funktion besonders gut, aber es kann ja nicht sein dass alles bei Europa diesem Mann hinterhertrauert...Es liegt doch bestimmt an anderen Personen die das Zepter schon lange in der Hand halten und halt sagen wie und wo es langgeht. Anders kann ich mir diese Langatmigkeit nicht erklären. Das hat ja fast schon Methode.

  • Eigentlich war ich ja immer ein Befürworter Minningers.
    Im Laufe der Jahre hat sich das ein wenig geändert.
    Das er mehr vom Buch im Hörspiel haben will ist ja an sich erstmal nicht schlecht.
    Auch eine längere Spielzeit ist für sich nicht schlecht, ....
    ... wenn man sie nicht mit Langeweile, unnützen Geplänkel oder Nebensächlichkeiten füllt.
    Er hat auch mal gesagt, das er es so macht, wie er als Fan das gerne hätte.
    Das finde ich schon reichlich seltsam, in Anbetracht der oft banalen Hörspielumsetzungen.
    (Wie immer, mein Hauptkritikpunkt: fehlender Grusel/Gänsehautfaktor)


    Das er es kann, hatte er mir eigentlich seit "Stimmen aus dem Nichts" bewiesen.

  • Bei Stimmen aus dem Nichts, als er es geschrieben hat dachte er schon an das Hörspiel und das Drehbuch. Und es war noch vor dem Hype mit der Live-Tour. Man könnte Minningers Bücher als Hörspielumsetzung anschauen. Dann sieht man ob es da auch langweilig zu geht.
    Kann natürlich sein dass "da oben" jemand sagt die sollen es lang und schnarchig machen, aber das kann ich nicht glauben. Sonst müsste man Stimmen aus dem Nichts zensieren im Vergleich.

  • An irgendeiner Stelle wird ja grünes Licht gegeben und das alles für gut befunden. Und da sehe ich halt das Problem. Wer auch immer das nun in Form einer oder mehrerer Person auch tut. Sonst würde ja diese Kontrollinstanz sagen: Zu schnarchig, bitte weiter eindampfen und uns erneut vorlegen, danke. Aber anscheinend findet man das toll so.

  • Ich würde fast behaupten, der Hund liegt alleine bei Europa begraben.
    Da wird von weiter "oben" wohl nicht reingequatscht, weil die Verkaufszahlen stimmen.
    Man hat da irgendwann den Faden verloren, feiert das perfekte Spiel zwischen den drei Hauptakteuren usw.
    Ich finde diese "selbstlaufende" Art ja auch gut, nur könnte man das alles etwas knackiger machen.
    Tatsache ist aber anscheinend, das es sich so sehr gut verkauft. Wo ist der Grund das zu ändern?
    Mir drängt sich immer mehr der Gedanke auf, das ich mittlerweile ein Dinosaurier bin und einfach nicht "mitgewachsen"bin, oder was auch immer man machen
    müsste um heute noch so begeistert zu sein........?

  • Super, hatte auch schon befürchtet, das jemand nicht auf die Idee kommen könnte...
    Na gut, dann meine ich eben das Studio Körting.
    Es ist für mich aber tatsächlich so, das ich mit Europa immer noch H.Körting verbinde, wenn es um die alten Stammserien geht.
    Denn Körting produziert meines Wissens immer noch die DDF und TKKG Hörspiele.
    Die Flaggschiffe.
    ....!?

  • Ich habe mich gestern noch mal an "Das feurige Auge" versucht - und komme wie freiwild immer wieder zu dem Schluss: Es ist einfach zu langatmig - und ich bin nun wahrhaftig kein MTV-Kid, für das alles die Rasanz eines Videoclips haben muss. Man höre sich einfach nur mal die erste Unterhaltung mit Solomon Charles an. Das ist im Grunde genommen einfach nur ein Abhaken von Fragen, ein bisschen künstlich emotionalisiert mit gelegentlich gekünsteltem Erstaunen über Allerweltsdinge. Einfach viel, viel zu wenig "Show don't tell".