Interview mit Carsten Steenbergen

  • 1. Hallo Carsten. Du hast Dich auch als Autor in die Reihe MindNapping eingetragen und auch wenn Dein Name dem einen oder anderen Hörer und Leser in Zusammenhang mit Hörspielen noch nicht so viel sagen könnte, so bist Du in diesem Medium aber kein unbeschriebenes Blatt. Stell Dich doch bitte mal vor, wer bist Du und was hast Du bisher geschrieben?


    Aber gerne doch. Mein Name ist Carsten Steenbergen und ich bin im irgendwie ländlich anmutenden Mönchengladbach zuhause. (Trotz hoher Einwohnerzahl ist nämlich die "Großstadt" in den meisten Köpfen der Leute noch nicht wirklich angekommen). Meine Wurzeln liegen eigentlich noch ein Ticken weit westlicher, was man bei dem Nachnamen tatsächlich fast vermuten könnte.
    Hauptberuflich arbeite ich als Softwarebetreuer in einem Rechenzentrum. Seit Mitte 2006 bin ich offiziell auch als Autor von Kurzgeschichten, Hörspielen/Hörbüchern und Romanen unterwegs. Schwerpunkte sind hierbei Fantasy, HistoSciFi (auch als Steampunk bekannt), Grusel/Horror, Skurriles, Thriller und Krimi in den Altersgruppen Kinder bis Erwachsene. In der Regel schreibe ich aber auch das, was gerade anfällt. Nur mit der so erfolgreichen Romantasy a la Stephenie Meyer habe ich es nicht so.
    Ok, du möchtest noch einen Abriss zu meinen bisherigen Sachen. Ich versuche es mal in der Kurzfassung: Kurzgeschichten für verschiedene Antholgogien, darunter eine Novelle für eine Geschichtensammlung zum Rollenspiel-Universum "Das schwarze Auge" – Myranor, die Ende 2011 bzw. Anfang 2012 beim Uhrwerkverlag erscheint. Dazu als Herausgeber, zusammen mit meinen Kollegen von den "Drachenkindern, die Anthologie "Geschichten eines Krieges", welche 2008 mit dem 2. Platz beim Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet wurde.
    Des Weiteren einige Hörspiele/Hörbücher unter anderem in Zusammenarbeit mit HaRoverlag, SDKmedia, Nocturna-Audio und Sven Matthias. "Die Schatzinsel" mit Patrick Bach als Sprecher sei hier mal hervorgehoben.
    In 2009 startete dann das Online-Roman-Projekt "Steamtown" zusammen mit meinen beiden geschätzten Kollegen Stephan und Tom Orgel, eine Erzählung aus dem Genre des Steampunk/Steamfantasy, dass als reinstes Discovery Writing durchgeführt wurde und einige Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.
    In 2012 erscheint mein Debütroman "Teufelsacker" beim Verlag Feder&Schwert, ein historischer Horrorroman. Für alle weiteren Romane vertritt mich die Literaturagentur Schmidt&Abrahams.
    So, das muss an dieser Stelle jetzt erstmal reichen. Weitere Einzelheiten gibt es natürlich auf meiner Webseite.

    2. Ich würde Dich jetzt eher mit dem Fantasy-Genre in Zusammenhang bringen, liege ich damit falsch? Ist MindNapping Deine erste Arbeit in Sachen Thriller/Psychothriller?


    Mit dem Phantastik-Genre liegst du nicht ganz falsch, nein. Damit hat mein Schreibweg auf jeden Fall seinen Anfang genommen. Als Kind/Jugendlicher habe ich fast alles verschlungen, was mir unter die Augen kam, so rein lesungstechnisch. Von Karl May bis Perry Rhodan war alles dabei. Sogar Hanni und Nanni, wenn nichts anderes zu bekommen war. Aber Psst. Nicht weitersagen.
    Mit Fantasy bin ich erst so richtig in Berührung gekommen (wenn man die diversen Märchen- und Sagenbücher einmal außen vor lässt), als ich den "Herr der Ringe" in den Fingern hielt. Da hat es mich dann gepackt. Und in dem Moment, in dem ich mich dann Jahre später entschied, selbst zu schreiben, war auch klar, dass es etwas aus dieser Richtung sein müsse. Was nicht bedeutet, dass ich mich ausschließlich innerhalb dieser Grenzen bewegen wollte. Dazu sind die Möglichkeiten viel zu umfangreich. Ich schreibe gerne das, was mich interessiert und mag mich nicht selbst beschränken.
    MindNapping ist nicht ganz mein erstes Hörspiel im Bereich Thriller, sondern mein zweites. Vor einiger Zeit durfte ich im Auftrag einer Münchener Werbeagentur einen medizinischen Thriller schreiben, der allerdings nicht in den Handel kam, sondern nur für interne "Zwecke" verwendet wurde. Für Mindnapping in dieser Richtung etwas nachzulegen war daher eine willkommene Gelegenheit. Ansonsten hat sich das Genre bislang auch in anderen meiner Arbeiten wiedergefunden, sei es in Kurzgeschichten, die ich für die alljährliche Kriminacht geschrieben habe, oder in einem Romanprojekt, zu dem es hoffentlich in Bälde eine Hörbuchversion geben wird.


    3. Wie kam es zur Idee Deiner MindNapping-Folge „Witchboard“ und worum geht es in diesem Hörspiel?


    In "Witchboard" starten vier Studenten, wie sie vom Typ her nicht unterschiedlicher sein könnten, in einen gemeinsamen Semesterurlaub. Coraline, deren Vater sich vor einigen Jahren umgebracht hat, ihr neuer Freund Ron, ein leidenschaftlicher Baseballspieler, Eugene, der beste Freund Coralines und ein echter Stubenhocker, sowie Ashley, dessen nervige Freundin. Während der Fahrt häufen sich die seltsamen Vorkommnisse und es zeigt sich, dass gerade die labile Coraline alles andere als gut damit umgehen kann. Wo das endet, naja, das sollte man sich besser anhören.
    Die Idee zu dieser Geschichte setzt sich eigentlich aus mehreren Elementen zusammen. Zum einen schreibe ich gerne über Orte, an denen ich selbst einmal gewesen bin. Der Smoky Montains Nationalpark hat mich auf meiner USA-Reise vor einigen Jahren sehr beeindruckt, daher war es toll, diesen endlich einmal in einer Geschichte unterzubringen.
    Dazu ist gerade heutzutage die Manipulation von Mitmenschen/der "Fluch" der Technik ein großes Thema. Bevorzugt über soziale Netzwerke. Das WWW bietet eine Unzahl an Möglichkeiten, die zum einen sehr segensreich sind, aber zum anderen durchaus für üble Absichten genutzt werden können. Schließlich findet man alles, was man braucht, ohne großes Risiko irgendwo im Netz. Verbindet man das mit etwas "persönlichem" Einsatz, so wie es der Täter (nein, ich verrate jetzt nicht, wer es ist) macht, kann man so richtig üble Dinger abziehen, wenn man will. Habe ich zumindest den Eindruck.
    Was natürlich am Rezept nicht fehlen durfte, ist eine Prise Übersinnlichkeit. Dazu bin ich viel zu sehr Phantast, als dass ich da drauf verzichten konnte. Auch wenn sich am Ende alles logisch erklären lässt.


    4. Gibt es dort einen Charakter, den Du sympathisch findest oder der Dir am besten gefällt? Wenn ja, warum?


    Sympathisch … ok, das ist relativ. Ich mag alle vier Hauptakteure. Einfach deshalb, weil sie so schöne Macken haben und diese mehr oder weniger gut verstecken. In dem einen oder anderen Fall sogar offen ausleben. Natürlich habe ich einen Favoriten, aber über diesen nun zu berichten, würde viel zu viel verraten.


    5. Du hast das Hörspiel schon gehört, bist Du mit dem Ergebnis zufrieden?


    Absolut. Das Endergebnis von "Witchboard" transportiert genau die Stimmung, die ich beim Schreiben des Skripts vor Augen hatte. Die langsamen, schleichenden Veränderungen in den Beziehungen der vier Studenten wurden von den Sprechern und seitens des Produzenten klasse herausgearbeitet und gipfeln in einem fulminanten Finale.
    Der beste Indikator für eine gelungene Umsetzung beim ersten Hören ist für mich immer das Gefühl, ein mir völlig unbekanntes Hörspiel zu erleben und zu genießen. Obwohl mir der Inhalt natürlich bestens bekannt ist. Wenn das gelingt, passt es.


    6. Kannst Du Dir weitere MindNapping-Folgen mit dir als Autor vorstellen bzw. hast Du vielleicht sogar schon die eine oder andere Idee für einen weiteren spannenden Psychothriller?


    Natürlich. Wenn ein Autor von einem zuviel hat, sind es sicherlich Ideen. Da fallen mir spontan so einige Dinge ein, die ich gerne in einem packenden Hörspiel umsetzen möchte. Sofern gewünscht, kann ich mir das also sehr gut vorstellen. Das Genre "Thriller" macht eine Menge Spaß, insbesondere, weil man dort spannende Dinge geschehen lassen kann, die so auch im echten Leben passieren oder passieren könnten und trotzdem unglaublich sind. Das ist der große Unterschied zur Phantastik. Also von mir aus gerne.

    7. Du hast für den HaRo-Verlag „Der Pilwiz“ geschrieben, dieses Hörspiel stellt den Auftakt einer Reihe namens „Scripta Obscuritatis - Die dunklen Schriften zu Gladbach“ dar. Kannst Du uns etwas darüber erzählen und wird es noch weitere Folgen geben?


    Die Idee zu den "dunklen Schriften" entstand 2007 aus der Überlegung, etwas anderes zu machen, als die bis dato üblichen Regionalkrimis oder platte Gruselschocker. Und dieses mit Mönchengladbach zu verbinden. Als der Haroverlag damals an mich herantrat, war ich natürlich sofort Feuer und Flamme. Ich beschäftigte mich zu der Zeit gerade mit mittelalterlichem Aberglauben und wollte die skurrilen, längst vergessenen Gestalten aus dieser Epoche zu neuem Leben erwecken. Allerdings in einer historischen Kulisse. Davon bot Mönchengladbach ziemlich viel, nur von alten Legenden und Schauergeschichten hat sich denkbar wenig erhalten. Es wurde also Zeit, der Stadt neue Legenden zu verschaffen. Kurzum: der Pilwiz war geboren. Und da eine Legende ein wenig dürftig ist, sollten es also mehrere geben, jede einer bestimmten, historisch interessanten Zeit zugeordnet.
    Momentan ist, nach einiger zeitlicher Unterbrechung, der zweite Teil in Vorbereitung: "Die Hexenkull". Darin geht es um einige unheimliche Vorkommnisse in der Nähe einer auch heute noch existierenden Senke mitten im Wald, und zwar zur Zeit der Pest. Das Manuskript liegt dem Verlag vor und wird dort produziert. Wann es erscheinen wird, kann ich leider noch nicht sagen. Hierzu liegen mir keine Informationen vor. Ich hoffe aber, dass es bis Anfang 2012 soweit sein wird. Was danach kommt, wird die Zukunft zeigen. Ideen für weitere Folgen sind natürlich bereits in der Schublade.



    8. Was hast Du denn sonst noch in der Pipeline, wie sehen Deine weiteren Planungen aus?


    Es stehen in naher Zukunft noch einige Arbeiten von mir aus, sowohl zum Hören als auch zum Lesen. Dazu zählen zum einen ein paar Fantasy- und Steampunkkurzgeschichten, die bis Anfang 2012 erscheinen, zum anderen natürlich auch Weiteres zum Hören. Aktuell bereite ich mit ein paar Kollegen aus der Hörspielszene eine Hörbuchversion von Steamtown (www.steamtown.de) vor, die zwar noch etwas Zeit brauchen wird, aber unbedingt erscheinen soll. Dazu arbeite ich an der Fortführung eines Hörspiels aus dem Jugendbereich. Mehr kann ich aber noch nicht dazu verraten.
    Ja, und dann gibt es ja noch die Romanprojekte, auf die ich mich in der nächsten Zeit verstärkt konzentrieren werde. Ich hoffe, dass ich unter anderem das Steampunk-Genre mit einem Roman bereichern darf, aber hierzu laufen die Verhandlungen noch. Es bleibt also spannend. Und gewohnt arbeitsreich.


    9. Gibt es ein Genre, in dem Du Dich auch mal austoben möchtest, es aber bisher leider nicht geschafft hast? Hast Du sonst irgendwelche Wünsche und Ziele, die Du Dir als Autor mal erfüllen möchtest?


    Unbedingt. Ich habe seit einiger Zeit ein Konzept für eine Jugendbuch-Serie in der Schublade liegen. Ein wenig Mystik und ganz viel Abenteuer. Ein neues Genre und ein absolut anderer Schreibstil wird dann gefragt sein. Da freue ich mich sehr drauf. "Leider" haben mich bislang immer andere Projekte in Atem gehalten, so dass ich daran noch nicht weiter arbeiten konnte. Also einfach eine Zeitfrage. Für 2012 habe ich mir das aber ganz fest vorgenommen.
    Wünsche und Ziele … du meinst außer den üblichen (reich, berühmt, Hollywood-Verfilmung und den ganzen anderen Humbug)? Am schönsten wäre es, wirklich alle Schauplätze meiner Geschichten einmal bereisen zu können. Einfach um zu sehen, ob sich mein Gefühl beim Schreiben mit der Realität deckt. Bei den realistischen Storys ist das ja auch machbar, Zeit und Geld vorausgesetzt. Bei den fantasygeborenen Orten ist das schon etwas schwieriger.


    10. Hast Du noch ein paar abschließende Worte an die Fans und Leser?


    Schmökert und lauscht! Kopfkino und die eigene Fantasie sind viel zu wertvoll, um sie mit billigen Placebos verkümmern zu lassen. Und erhaltet das Kulturgut Hörspiel mit aller Kraft.
    So, genug der Aufrufe und Belehrungen.
    Ich finde es unbeschreiblich, dass ich mich mit meinen Ideen austoben darf und sich Menschen finden, die daran teilhaben. Ein großartiges Gefühl. So dürfte es durchaus weitergehen. An dieser Stelle einmal ein großes Dankeschön an alle Leser und Hörer!

    Ich bedanke mich für das Interview.


    Ich habe zu danken.

    MindNapping 5 „Witchboard“ von Carsten Steenbergen ist ab dem 07. Oktober bei pop.de und auch im Tonträgerhandel erhältlich, ab dem 10. Oktober in allen gängigen Downloadportalen (u.a. iTunes, Amazon, Musicload)