Henning Mankell - Der Feind im Schatten (Der Hörverlag)

  • Kurt Wallander ist mittlerweile Großvater und lebt auf dem Land, eigentlich ein ruhiges Leben. Doch davon kann kurze Zeit später nicht mehr die Rede sein, denn Lindas zukünftiger Schwiegervater und dessen Frau verschwinden spurlos. Hat es mit seiner Vergangenheit als Marineoberst zu tun? Wallander nimmt die Ermittlungen auf und dabei stößt er auf Spuren, die bis in die Zeit des Kalten Kriegs zurückführen. Ist dieser Fall vielleicht eine Nummer zu groß für den alternden Kommissar?


    - Meinung -


    Der letzte Fall des Kult-Kommissars und wenn diese Geschichte schon so tituliert wird, dann kann man sich ja eigentlich auch denken, was passiert, oder? Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht, denn was tatsächlich am Ende passiert, das hat mich irgendwie enttäuscht, der ganze Fall hat mich auch nicht so überzeugt, wie ich es gerne gehabt hätte. So richtig will hier keine Krimistimmung aufkommen, auch wenn Wallander hier in seiner ganz eigenen Art zu Werke geht, doch sein wahrer Gegner ist hier nur das Alter. Er wird alt, krank und das war es und das reicht mir im Prinzip einfach nicht aus, um mich spannend genug zu unterhalten. Zumal mir der Fall an sich nicht wirklich handfest vorkam, Spionage hin oder her, es wollte kein wirkliches Wallander-Feeling aufkommen. Auch wenn das Ende ein trauriger Moment innerhalb der Wallander-Saga darstellt, so hätte es für meinen Geschmack ruhig etwas härter und endgültiger zugehen dürfen. Wallander stirbt nicht, er schwindet einfach und wird ausgeblendet, ein großer Abgang sieht anders aus. 7 CDs mit einer Spielzeit von ca. 492 Minuten lang werden wir Zeuge eines alternden Wallanders, der es noch einmal wissen will, doch es wird wenig Krimi geboten, dafür umso mehr Drama mit traurigen Momenten und einigen Flashbacks. Alles in allem einem solide Geschichte, die aber ziemlich aufs Gemüt drückt, aber nur bedingt Spannung aufkommen lässt.


    Natürlich ist Axel Milberg, der Hörspiel-Wallander, auch wieder als Erzähler mit von der Partie. Er ist Henning Mankells Lieblingssprecher und die Stimme Wallanders, deshalb ist sein Einsatz hier eine logische Konsequenz. Doch er haut hier nicht einfach nur eine routinierte Darbietung raus, runtergekurbelt wird bei Milberg nichts. Voller Einsatz, viel Spiel in der Stimme und hier und da werden nur kleine Nuancen verändert, um einen anderen Charakter darzustellen. Mal geht er mit Akzent zu Werke, dann mit leichtem Dialekt, die Stimme wird sanfter oder tiefer, eine sehr facettenreiche Darbietung. In dieser Hinsicht lassen sich keine Beanstandungen äußern, hier wird nur Lob fällig, ein starker Auftritt von Axel Milberg.


    Deshalb lassen sich auch fehlende Musiken leicht verschmerzen, Milberg pur, das reicht schon aus, um die richtige Stimmung zu erzeugen. Bedrückend und teilweise sogar depressiv, so klingt dieser letzte Fall des Kommissars und das schafft die tolle Darbietung Milbergs in Kombination mit der doch sehr traurigen Geschichte.


    Vielleicht waren meine Erwartungen auch einfach zu hoch, aber vom letzten Fall des kultigen und sehr menschlichen Kommissar habe ich einfach mehr erwartet. Mehr Krimi, nehr Dramatik und Spannung, weniger Druck auf die Tränendrüse. Alles in allem sicherlich hörenswert für Wallander-Fans, doch für seinen letzten Fall ist dieser einfach viel zu unspektakulär!


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