William Boyd - Einfache Gewitter (DAV)

  • Adam Kindred hat sicherlich nicht damit gerechnet, dass er mal in einen derartigen Fall verwickelt wird. Durch einen Zufall lernt er in einem Restaurant einen gewissen Philipp Wang kennen, der eine leitende Position bei einem Pharmakonzern innehat. Kurze Zeit später ist Wang tot, kaltblütig ermordert und Adam gerät ebenfalls ins Fadenkreuz der unbekannten Täter. Er taucht ab, doch er will diejenigen zur Strecke bringen, die Wang auf dem Gewissen haben und anscheinend eine große Sache vertuschen wollen. Wird Adam Licht ins Dunkel bringen und mit dem eigenen Leben davonkommen können?


    - Meinung -


    Ein Krimi nach meinem Geschmack, hier geht es 456 Minuten zur Sache, ohne das stumpf auf Action gesetzt wird, denn Autor William Boyd versteht es auch den Charakteren Tiefe zu geben und sie interessant zu gestalten. Stellenweise musste ich bei Adams Kampf gegen den Pharmakonzern an die Werke Grishams denken, glücklicherweise aber ohne das Hauptohrenmerk auf die Auseinandersetzung in den Gerichtssälen dieser Welt zu legen, dieser Roman hier spielt sich viel mehr auf den Straßen Londons ab. Das hat mir gefallen und mich auch überzeugt, es ist ein bodenständiger Krimi, ohne Schnörkel, glaubwürdig und realistisch erzählt. Adam Kindred ist kein Überheld, im Gegenteil, er ist aber jemand, den der Autor aus einer bestimmten höhe Fallen lässt und der sich dann zurückkämpft, gegen die "Großen". Das kommt beim Publikum sicherlich gut an, das macht Kindred sympathisch und alles in allem hat die Story von Anfang bis Ende gut und kurzweilig unterhalten.


    David Nathan gibt hier den Erzähler und damit steht schon fast automatisch fest, dass diese Produktion hier in diesem Bereich überzeugen kann. Dem ist glücklicherweise wirklich so und Nathan liefert hier mehr als sein Standardprogramm ab, er legt noch ein Quentchen drauf. Man hört ihm deutlich an, dass ihn der Stoff interessiert hat, die Betonungen sitzen noch besser als sonst, seine Performance wirkt lebendiger und energischer, eine sehr intensive Performance wird geboten. Ich will nicht sagen, dass Boyds Vorlage ohne Nathans starke Vorstellung nur ein Krimi wieder andere gewesen wäre, denn das ist nicht der Fall, aber durch einen so gut aufgelegten Erzähler wird noch etwas mehr aus dem Stoff rausgeholt.


    Keine Untermalung, also eine reine Lesung, doch das machen Story und Erzähler locker wett, so dass sich fehlende Geräusche oder Musiken nicht als Manko herausstellen. Hier auch derartige akustische Hilfsmittel einzustreuen stelle ich mir sowieso schwierig vor, eventuell hätte dies sogar die bodenständige und realistische Atmosphäre zerstört, von daher haben die Macher alles richtig gemacht.


    Ein sehr guter Krimi mit englischem Flair, bodenständig, glaubwürdig, urban und mit einem sympathischen "Helden", dazu sehr stark vorgetragen und erzählt. Deshalb komme ich auch um eine klare Empfehlung nicht herum, wer derartige Geschichten mag, der sollte zugreifen!


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