Sven Regener - Der kleine Bruder (Der Hörverlag)

  • Frank Lehmann (Florian Lukas) möchte seinen Bruder (Frank Jordan) in Berlin besuchen, doch als er dort ankommt wundert er sich, denn Manni ist verschwunden! Was nun? Zunächst einmal fügt sich Frank ins Berliner Leben, vor allem ins Nachtleben ein. Nach und nach erfährt er mehr über seinen Bruder, doch die Frage stellt sich, ob er das alles überhaupt wissen wollte. Eigentlich will Frank ihn ja nur wiederfinden, doch das stellt sich weiterhin als problematisch dar!


    - Meinung -


    Der Mittelteil der Lehmann-Trilogie von Sven Regener und dieser hier spielt vor "Herr Lehmann". Der "Held" Frank Lehmann ist auf dem Weg nach Berlin, um dort seinen Bruder zu finden und alles spielt sich in einem Zeitraum von nicht mal 48 Stunden ab und in der Zeit passiert logischerweise auch nicht viel, eine großartige Handlung gibt es hier somit im Prinzip nicht. Ist es somit schlechte oder gar langweilig Unterhaltung? Absolut nicht, denn es geht typisch für Lehmann recht witzig und chaotisch zu und er muss sich erstmal an das Leben in Berlin gewöhnen. Hier lernt er unter anderem auch Karl kennen, der sein bester Kumpel wird und den Frank zunächst gar nicht mag. Dies ist eine Entwicklung, die dann doch noch stattfindet, gänzlich ohne Story geht es hier also nicht zu, dennoch sollte man sich auf recht leichte und lustige Kost gefasst machen, die dann aber mit einem nicht ganz so lustigen Ende aufwartet. Alles in allem genau das, was man von Sven Regener erwartet, denn er versteht es ein gewisses Nichts unterhaltsam darzustellen und die Hörspielbearbeitung von Katrin Reiling schafft es auch noch, die Vorlage in eine zweistündige Vertonung umzufunktionieren, was man erstmal schaffen muss.


    Regisseur Sven Stricker konnte die Rollen, die man auch schon in "Herr Lehmann" zu hören bekam, auch diesmal wieder so besetzen, wie es im Abschluss der Trilogie der Fall ist. Somit ist Florian von Manteuffel erneut der Erzähler, Florian Lukas spricht Frank Lehmann und Bjarne Mädel ist Karl. Während die beiden erstgenannten ihr übliches Pensum abliefern, was schon ziemlich gut ist, so schießt einmal mehr Bjarne Mädel den Vogel ab und der Ohrkanus-Gewinner aus dem letzten Jahr (ebenfalls für die Rolle des Karl) setzt hier nochmal einen drauf. Mehr Text, mehr Szenen und eine noch stärkere Vorstellung, das ist schon sehr beeindruckend. Ebenfalls gut drauf ist Uwe Hügle als Erwin, sowie Patrick Bach als H.R., doch auch der Rest der Truppe liefert hochkarätige Leistungen ab, an denen es nicht mal ansatzweise etwas auszusetzen gilt. Isabella Grothe, Konstantin Graudus, Philipp Baltus, Frank Jordan, Wolf Frass und viele weitere, da ist ein wahrer Ohrenschmaus garantiert!


    Die Musik wurde der Zeit und der Kulisse angepasst, das Kreuzberg der 80er lebt hier auf! Rotziges Punkgeschepper knallt dem Hörer hier entgegen, so dass es leicht fallen dürfte, sich in die Charaktere hinein zu versetzen und sich die diversen Szenen und Handlungsorte vorzustellen. Die Geräuschkulisse kann sich auch hören lassen und somit haben die hier gefeatureten Bands und Jan-Peter Pflug ganze Arbeit geleistet. Besonders gelungen sind übrigens Intro und Outro, in dem Titel, Sprecher und Macher gegröhlt werden, ein netter Clou!


    Für meinen Geschmack zwar in der Summe nicht ganz so stark wie "Herr Lehmann", aber viel nehmen sich beide Produktionen nicht und wer den Trilogie-Abschluss mochte, den dürfte sicher auch der Mittelteil richtig gut unterhalten. Rundum empfehlenswert!


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