Gabriel Burns (31): Rand der Gezeiten
(Decision Products; Folgenreich | 04/2009)
Regie & Produktion: Volker Sassenberg
Tontechnik & Schnitt: Volker Sassenberg, Marc Sander
Musik: Matthias Güntert
Sprecher:
Jürgen Kluckert, Ernst Meincke, Björn Schalla, Bianca Krahl, Esther Münch, Gerald Paradies, Andreas Ksienzyk, Marei Hofmann & Jaqueline Bretländer, sowie Hans Paetsch als Introerzähler.
Länge: Ca. 56 Minuten
Tonträger: 1 Audio-CD
EAN-Nummer: 0602517513280
ZitatInhaltsangabe des Verlags
Fahler Dunst verwusch die Straßenschluchten zu einem Geflecht aus zerfasernden Scherenschnitten. Aus der kaltgrauen Wolkendecke fielen die Schneeflocken. Die Stille drückte sich in ihre Gedanken. Die Monotonie ließ sie verzweifeln. Auf Hilfe brauchten sie nicht zu warten.
Das entrückte Lächeln des Blinden erstarb.
Bakerman hatte einen Weg gefunden, hinter die Zwei Horizonte zu blicken. Er musste den Fall der Zehn aufhalten. Mit oder ohne Steven Burns.
R e z e n s i o n
Mit dem "Rand der Gezeiten" scheint ein neues Kapitel im Gabriel Burns Universum anzubrechen. Bakermans Forderung nach lückenloser Aufklärung bislang ungeklärter Ereignisse unterstützt der Hörer - und das wohl nicht erst seit ein paar Folgen. Entsprechend begrüssenswert ist somit das "Intro" der Folge, in dem nochmal die Schlüsselfakten der bisherigen Folgen in komprimierter Form an den Hörer gebracht werden.
Daß Gabriel Burns in dieser Folge abwesend ist, stört keineswegs, und im Verlauf der Serie ist es auch nicht das erste mal. Stattdessen werden Joyce Kramer und Larry Newman in den Fokus gerückt und dürfen sich in dieser Folge mit einem geheimnisvollen weißen Schiff befassen, das aus den Nebeln an der Küste Vancouvers treibt - und den Hörer auf einen albtraumartigen, bizarren Trip mitnimmt.
Inhaltlich präsentiert sich diese Folge durchaus als Start in ein neues Kapitel - und zieht den Hörer dabei unbarmherzig in einen Strudel aus Mystery, Sci-Fi- und Horrorelementen in einer derart fein abgestimmten Dosis, wie ich sie im Verlauf der Serie schon lange nicht mehr vernahm.
Grandios spickt man den ohnehin schon surrealen Grundton (Stichwort: Möbiusschleife) mit diversen Schockelementen, die insbesondere zu Beginn der Serie ihre Hochzeit hatten.
Daß dabei die technische Umsetzung unter der Regie Volker Sassenbergs einmal mehr zu einem gruselig-kunstvollen Gesamtwerk gerät, sollte nicht verwunderlich sein und endlich, endlich legt man im Bezug auf Gänsehauterlebnisse wieder einen Gang ein, den ich schon vergessen glaubte. Und selbstredend vermischen sich natürliche Geräusche wieder auf brillante Art und Weise mit Geräuschen und Effekten, die die bizarre Welt zwischen den Zwei Horizonten beängstigend real werden lassen. Sassenberg und seinem Team macht man in diesem Bezug eben kaum was vor - eher andersrum: Derartige Umsetzungen von Klangwelten sind schlicht Referenzklasse.
Auch sprechermäßig bekommt man Gutes bis sehr Gutes geboten: Björn Schalla und Bianca Krahl spielen ihre Rollen seit Jahr und Tag ohne Fauxpas, und so lassen sie auch hier wieder Larry Newman und Joyce Kramer "leben". Selbiges gilt natürlich auch für Ernst Meincke als Bakerman.
Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig war für mich jedoch Andreas Ksienzyk als "Schmidt", doch passt die durchaus etwas hölzerne Art, mit der der bereits 3, bzw. 4 mal in der Serie aufgetretene Sprecher seinen Charakter spielt, ähnlich wie die oftmals fast emotionslose Art eines Bakerman.
Bleibt als Fazit...
...endlich mal wieder eine Folge, die ich schlicht und einfach empfehlen kann. Natürlich erwartet den Hörer nicht der Auflösungsreigen, aber man steuert das Schiff endlich wieder in eine Richtung, die sowohl die beinharten Burns-Fans, aber auch "Normalhörer" packen kann. Oder, kurz und auf den Punkt: Ein großartiges und gleichsam gruseliges Stück Hörwerk, das -wie immer- ob der technischen Umsetzung glänzt, aber diesmal auch von der Geschichte her einfach packend ist.
Von *solchen* Folgen gerne mehr. Für mich ist der "Rand der Gezeiten" zugleich ein Aufbruch zu neuen Ufern, bzw. *überhaupt* mal Richtung Ufer - somit sehe ich der Fortführung der Serie nach dieser Folge auch mit Hoffnung entgegen. Definitiv empfehlenswert. (RS)