Radio Tatort: Hexenjagd (BR 2009)


  • Hexenjagd



    © Illustration: Jürgen Frey
    In Bruck am Inn wird die 17-jährige Janina tot aufgefunden. Die kühle Schönheit hatte unzählige Verehrer, darunter auch ihr Chef Rupert Scheffler und sein Sohn Basti. Die Ermittlungen führen die Ortspolizisten Ferdl Raab, Rudi Egger und Senta Pollinger in die dunkle Vergangenheit ihrer kleinen Stadt.
    Der Titel lässt vermuten, dass sich hier ein sehr interessanter und düsterer Fall abspielt. Dennoch zieht sich das Hörspiel langweilig dahin, und überrascht den Hörer nicht wirklich. Schon nach etwa 27 Minuten scheint der Täter gefunden zu sein. Doch dieser Verdacht unterliegt einem Irrtum und so geht die Suche für Rudi Egger nach dem wahren Täter weiter, den man nach etwa 40 Minuten selbst kennt. Auch wenn sich Rudi Egger schließlich in tödliche Gefahr begibt, wird ausgerechnet diese Szene herausgeschnitten und alles als langweilige Kurzzusammenfassung erzählt. Dies wirkt sich nicht sehr positiv auf die allgemeine Kritik aus, da "Das Beste" nicht vorhanden ist. Die Musik, welche von "Zeitblom" komponiert wurde, ist nicht schlecht, lenkt dennoch sehr vom Geschehen ab und wirkt sehr abgeschnitten.
    Für mich ist dies einer der weniger interessanten und spektakulären Fälle des RadioTatorts und hätte durchaus besser und spannender gemacht werden können. Der Fall erinnert eher an eine der älteren Folgen des Fernsehtatorts.


    Für diese Folge gibts leider nur


    /


    © Friedel, 2009

  • Radiotatort - Hexenjagd
    Autor: Robert Hültner
    Produktion: BR 2009
    Regie: Ulrich Lampen
    Musik: Zeitbloom
    Team: Ton: Hans Scheck
    Technik: Angelika Haller
    Regieassistenz: Stefanie Ramb
    Dauer 54 Min.

    Mitwirkende:

    Polizeiobermeister Rudi Egger: Florian Karlheim
    Polizeiobermeisterin Senta Pollinger: Brigitte Hobmeier
    Raab: Michael A. Grimm
    Pframmer: Michael Schreiner
    Richard Veitl: Jürgen Tonkel
    Schlögl: Peter Rappengrlück
    Nanni: Gisela Schneeberger
    Czermak: Stephan Zinner
    Arzt: Hans Kitzbichler
    Faltermeyer: Stephan Bissmeier
    Kraus: Hans Georg Panczak
    Herr Scheffler: Wilhelm Manske
    Frau Scheffler. Jutta Schmuttermaier
    Luck: Eisi Gulp
    Mutius: Peter Fricke
    Otto Genzinger: Jörg Hube

    Inhalt:

    Die Nachricht schlägt in Bruck am Inn ein wie eine Bombe: In einer zum Wochenendhäuschen umgebauten Fischerhütte ist die 17jährige Janina tot aufgefunden worden. Unzählige Verehrer hat die kühle Schöne schon abblitzen lassen. Der Verdacht fällt sofort auf den Besitzer
    der Hütte, Rupert Scheffler. Offenbar hatte der Stadtrat und Familienvater ein Verhältnis mit dem Mädchen, das in seinem Betrieb eine Lehrstelle hatte. Alle Indizien sprechen gegen ihn. Bald steht er vor den Trümmern seiner Ehe und seiner Karriere. Allerdings fallen den Ermittlern Ferdl Raab, Rudi Egger und Senta Pollinger einige Ungereimtheiten auf. Kioskbesitzerin Nanni weiß zu berichten, dass auch der 19jährige Sohn von Scheffler ein Auge auf Jenny geworfen haben soll. Ist der Mord an der jungen Frau Teil eines Familiendramas? Ein anonymer Anruf bringt Rudi Egger allerdings auf die Spur eines stadtbekannten Nörglers, der Spross einer der alt-eingesessenen Familien ist und als nervtötender, aber harmloser Sonderling gilt. Es stellt sich heraus, dass der Sonderling alles andere als harmlos ist. Verblendet von Hass und Rachsucht verfolgt er einen teuflischen Plan.

    Robert Hültner
    geboren 1950 im Chiemgau, lebt abwechselnd in München und in den Cevennen. Er arbeitet als Autor, Regisseur und Filmrestaurator und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Deutschen Krimipreis (1996 und 1998) und den Friedrich-Glauser-Preis (1998). „Hexenjagd“ ist sein zweiter Radio Tatort für den BR.
    Bemerkungen:
    Der erste Radiotatort des BR glänzte vornehmlich durch sein besonderes Lokalkolorit. Schafft es der zweite Versuch, inhaltlich etwas mehr zu überzeugen?

    So durchschaubar, wie der erste Fall aus Hültners Feder, ist "Hexenjagd" nicht. Im Gegenteil, der Plot ist diesbezüglich richtig gelungen, und der Hörer kommt hier erst gleichzeitig mit dem Protagonisten Rudi auf die richtige Spur. Bis dahin versteht man es, dem Fall so zu lenken, dass nicht nur die Polizei im Dunkeln tappt und in falsche Richtungen denkt.
    Allerdings bringt man Motiv und die entscheidende Figur erst recht spät in die Handlung ein, sodass der Hörer auch keine wirkliche Chance hat, auf die richtige Fährte zu kommen.

    Die Auflösung ist zwar durchdacht, wirkt aber etwas an den Haaren herbeigezogen und ist nur mit der geistigen Verwirrung der betreffenden Figur zu begründen. Diese hätte, um glaubhaft zu wirken, allerdings etwas früher thematisiert werden müssen.

    Für die Umsetzung zeichnet sich das frisch mit dem Deutschen Hörbuchpreis prämierte Team um Ulrich Lampen verantwortlich. Wie zu erwarten, gibt man sich auch hier keine Blöße und liefert eine gute Arbeit ab.

    Der BR-Tatort ist ja am deutlichsten im Dialekt verwurzelt. Während andere Sender die Sprachfärbung (wenn überhaupt vorhanden) etwas einschränken, geht der BR diesbezüglich sehr ungezwungen zu Werke. Das verschafft der Kulisse, die ja nunmal von der fiktiven Kleinstadt Bruck am Inn geprägt ist, ein sehr authentisches Bild. Es hat allerdings auch den Nachteil, dass jenseits des Mains der ein oder andere Satz untergehen dürfte.


    Insofern ist der BR-Tatort vom formalen Aspekt einer der besten Radiotatorte, leider hängen die Storys dieser Qualität bislang noch etwas hinterher. Wenngleich man auch diesbezüglich hier schon einen ordentlichen Schritt nach vorne gemacht hat.

    meine Wertung: + +