Hellboy Nr. 1 - Saat der Zerstörung Nr. 1 (Lausch)

  • Hellboy (Tilo Schmitz) und die B.U.A.P. (Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen) bekommen einen neuen Auftrag, auf Schloss Cavendish sollen sie nach dem Rechten schauen. Dort scheint die Familie Cavendish ein seltsames Spielchen zu treiben und sie wissen über Hellboy und seine Freunde bestens bescheid. Als das Team dann auch noch von Froschkreaturen angegriffen wird und Hellboy dem Mann begegnet, der ihn im Winter 1944 aus der Hölle heraufbeschworen hat, weiß er was die Stunde geschlagen hat!


    - Meinung -


    Hellboy, eines der bekanntesten Independent-Comics der USA, hat nun den Weg in die deutsche Hörspielszene gefunden und die Frage ist, wie das Comic die Transition überstanden hat und ob der Erfolg auch in dieser Form reproduziert werden kann. Meiner Meinung nach kann es klappen, denn die Umsetzung klappt, Robert Schlunze liefert mit der Bearbeitung der ersten Storyline "Saat der Zerstörung" ganze Arbeit ab. Eines muss aber im Vorfeld klar sein, hier geht es nicht so rasant und temporeich zu, wie es im Film der Fall ist, denn der war ein Blockbuster und musste dementsprechend auch was bieten und auch wenn dieser ungefähr auf der selben Story basiert, die hier als Hörspiel präsentiert wird, so hat diese mehr Tiefgang und Spannung und dezenter Grusel stehen hier eher im Vordergrund. Wer Bedenken hat, dass ein riesiges Vorwissen nötig ist, um die Charaktere auseinanderzuhalten und zu wissen, was ihre Fähigkeiten sind, der muss sich keine Sorgen machen, alles entwickelt sich mit der Zeit und die einzelnen Figuren und Kräfte werden nach und nach vorgestellt. Verständnisprobleme sollte es somit eigentlich keine geben und es gibt immer wieder Einwürfe, die Vorstellungen und Erläuterungen liefern, das wurde somit sehr gut gelöst. Inhaltlich hat mir der erste Teil jedenfalls schon mal bestens gefallen, lediglich Kleinigkeiten (B.U.A.P. und nicht B.P.R.D., vermutlich lizenztechnische Gründe) haben mich gestört, aber von dieser Seite fällt die Umsetzung schon mal sehr überzeugend aus.


    Was die Besetzungen betrifft, so kann man sich in dieser Hinsicht durchaus am Film orientieren, denn Lausch ist es gelungen, die Sprecher der Hauptrollen auch für die Hörspiele gewinnen zu können. Tilo Schmitz ist also mal wieder voll und ganz in seinem Element, denn er kann hier stimmlich losrumpeln und poltern und er kann seinen markanten, tiefen "Stimmpanzer" wüten lassen. Eine Dampframme wird dem Hörer so um die Ohren gehauen und es macht Spaß Schmitz bei der Arbeit zuzuhören, er geht in der Rolle wunderbar auf und eine bessere Besetzung kann man sich auch gar nicht vorstellen und wenn dann noch das für Hellboy typische "Oh Kacke!", dann weiß man, dass sowohl Sprecher, als auch Hörer voll in ihrem Element sind. Damit man aber mehr von Hellboy hat, als nur ein paar kurze Sätze, hat man Tilo Schmitz auch gleichzeitig als beschreibender Ich-Erzähler im Einsatz, was voll und ganz Sinn macht. Sorgen muss man sich aber nicht machen, dass es hier Sätze wie z.B. "Hier, ich haue dich jetzt mit dieser Faust!" am Fließband gibt, da zeigt sich das Spielbuch von Robert Schlunze von seiner besten Seite. Der Rest der Truppe ist hier auch vereint, Ranja Bonalana als Liz Sherman und Joachim Tennstedt als Abe Sapien, denen man die Rollen ebenfalls sofort abkauft und es ist schön eine Stimme wie die von Tennstedt mal wieder in einem Hörspiel zu hören, ihn hört man leider viel zu selten. Für mich ist aber der Auftritt von Michael Prelle als Rasputin das Highlight dieser Folge, er kommt mal wieder so herrlich fies und bösartig rüber, dass man fast schon Angst vor ihm bekommen kann, eine grandiose Performance, die man einfach gehört haben muss. Die weiteren Nebenrollen werden auch sehr gut ausgefüllt, hier mischen einige bekannte Namen mit, wie z.B. Klaus Dittmann, Wolf Frass, Helmut Gentsch, Gerd Samariter und einige mehr, stimmlich gibt es hier nur wenig auszusetzen. Lediglich zwei Dinge haben mich stutzig gemacht, nämlich dass die deutsche Abkürzung B.U.A.P. englisch ausgesprochen wird und die Aussprache des Namen Cavendish wirkt etwas seltsam, denn ich bin von "Kewwen-disch" ausgegangen und nicht "Ka-wendisch", aber das kann auch Interpretationssache sein. Das wäre es aber meiner Meinung nach auch schon an Mankos, die es im sprechertechnischen Bereich gibt, ansonsten wird hier nämlich sehr gute Kost geboten.


    Was das Hamburger Hörspiel-Orchester betrifft, so habe ich da mal ganz gewaltige Zweifel. Richtig orchestral hören sich die Klänge nicht an, da muss man nur mal Vergleiche zwischen den hier gebotenen Musiken mit denen STILs ziehen, dann merkt man es deutlich. Soundtechnisch geht es auch eher in Richtung "Schwarze Sonne", also recht düster, aber wie gesagt, die Wucht eines echten Orchesters fehlt hier ein wenig, da kann man demnächst ruhig eine Schippe drauflegen. Zugute kommen die düsterne Klänge vor allem im Schloss der Cavendish, da kommt ein Gruselfeeling auf, das ordentlich Atmosphäre erzeugt. Die Geräuschkulisse kann sich ebenfalls hören lassen, alles sehr plastisch und es sollte kein Problem sein, sich die diversen Szene vorstellen zu können.


    Die Aufmachung orientiert sich an der Tradepaperback Edition und das Cover wird der Comicvorlage so natürlich automatisch gerecht, aber auch der Innenteil überzeugt voll und ganz. Die CD ist mit einem passenden Motiv bedruckt, das Inlay und das Booklet bieten ebenfalls zahlreiche Bilder aus den Comics und Hintergrundinfos zu den Machern und den Charakteren, hier wird also auch einiges geboten.


    Funktioniert die Umsetzung des Comics? Sie tut es absolut! Nur Kleinigkeiten gilt es zu verbessern, ansonsten bin ich mit ihr sehr zufrieden und der Auftakt ist gemeistert. Freunde des Comics und Fans des "Roten" dürften hier auf ihre Kosten kommen und den spannenden Mix aus Grusel, Fantasy und einer Prise Aktion genießen.


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