Ein Erkundungstrupp auf Marsmission kommt nach vier Jahren Flug mit der "Kopernikus" und im Tiefschlaf wieder bei der Erde an, um festzustellen, dass die Raumstation "Lunaris" verlassen und ausser Betrieb ist. Zur Erde lässt sich ebenfalls kein Kontakt herstellen und der Verdacht drängt sich auf, das etwas gewaltig schief gelaufen ist. Alte Funksprüche und Archivdaten auf der Lunaris geben Aufschluss über das geschehene Desaster.
Soweit gefällt mir die Story-Idee. Die Grundvorraussetzung einer Crew, die genauso vor einer unerklärlichen Situation wie der Hörer steht ist eine gute Grundlage um Spannung aufzubauen und durch die Identifizierung mit den Charakteren Aufmerksamkeit zu erzielen.
Es geht auch anfangs in einem ordentlichen Tempo voran... muss es auch, denn die Raumstation droht in die Erd-Atmosphäre einzudringen, die Nahrung auf der "Kopernikus" hält nicht ewig und Entscheidungen müssen gefällt werden. Es ist spannend zu erfahren, was denn nun wirklich auf der Erde passiert ist und die Suche nach Überlebenden dürfte in kommenden Folgen interessant werden.
Da kommen bei mir leider schon die ersten Haken:
Bei Sci-Fi ist die Glaubwürdigkeit solcher Settings immer eine Geschichte für sich und die Gründe für eine wolkenlose Erde, die verlassene Raumstation usw schrammen bei mir haarscharf an "konstruiert-unglaubwürdig" vorbei. Zu oft stellt sich mir die Frage "warum haben die Menschen so gehandelt" und leider auch "warum handeln die Beteiligten jetzt so?" Denn nicht nur in der Begründung der vergangenen Ereignisse sehe ich logische Fehler, auch im Verhalten der Crewmitglieder in der Gegenwart der Geschichte.
Zwei kurze Beispiele, die man nicht lesen sollte, wenn man nicht mehr als durch den Klappentext der CD verraten bekommen will:
Eines der Crewmitglieder seilt sich auf die Raumstation ab und lässt die übrige Mannschaft in dem Glauben zurück, das er keine Hoffnung mehr hat und die Erde, die Raumstation und sich selbst aufgibt... nur um 2 Tracks weiter wieder wie Phönix aus der Asche zurück im Geschehen zu sein. Anscheinend vorher unwissend, auf ein mal einen kompletten Plan in der Tasche, rettet er im Prinzip die ...ich glaube es waren 4,5 Millionen Brutto Register-Tonnen (*Stich* ) -schwere "Lunaris" quasi im Alleingang.
Klar ist es für den Hörer überraschend, wenn auf ein mal besagtes Crewmitglied mit Plan A in der Tasche vor der Tür steht, aber macht das auch Sinn? Hätte man das nicht anders lösen können?
Leider zieht sich das Beispiel weiter. Besagter Raumfahrer sollte doch nun nach den ganzen Vertiefungen in die Materie, die er sicher anstellen musste, um die Lunaris zu retten einiges an Detailwissen haben, ist aber später genauso verdutzt wie alle anderen, als plötzlich der RIESIGE Botanik-Komplex eine eigenständig funktionierende Energieversorgung hat. Verschlimmernd kommt hinzu, das kurz vorher noch die Energieversorgung eigenhändig durch die Crew wieder aufgebaut wurde... auch dabei konnte man wohl nichts über die autarken Gewächshäuser entdecken.
So entstehen Überraschungen, die eigentlich keine sein dürften. Wenn man logisch ein/zwei Schritte weiterdenkt als Autor. So entsteht bei mir der Eindruck eines "ungeschliffenen Roh...", naja, Diamant wäre wohl übertrieben
Es wurde einfach in meinen Augen nicht detailliert genug gearbeitet, es entsteht der Eindruck eines unfertigen Produkts, wie leider bei anderen Maritim-Produktionen auch. Vielleicht bin ich da auch etwas überpingelig und den ein oder anderen dürften solche Sachen nicht interessieren/ weiter stören. Aber wenn man schon so wie hier detaillierte Erklärungen für das Geschehene leifert, dann bitte auch mit Hand und Fuß.
Die Untermalung ist leider dürftig und richtiges Weltraumbasis-Feeling wollte bei mir leider nicht aufkommen, der Einsatz von Musik ist leider nicht bedeutend.
Bei den Sprechern gibt es mitunter Fehler in Aussprachen und insgesamt wird leider etwas ausdruckslos gearbeitet. Der Cast liest sich allerdings verdammt gut und überwiegend geht die Leistung auch in Ordnung. Aus diesen Hochkarätern hätte aber mehr rausgeholt werden müssen. Nebenbei bemerkt halte ich es für unglücklich 4/5 der Simpsons ins Studio zu holen und auch noch alle mit wichtigen Rollen zu versehen. Überhaupt möchte ich kurz an dieser Stelle davon abraten mehrere verschiedene Maritim-Hörspiele nebeneinander oder kurz nacheinander zu hören, die Besetzungen, vor allem auch in Hauptrollen sind oft leider viel zu gleich.
Ich glaube der "ungeschliffene Roh..."Diamant" trifft es ganz gut. Mehr Feinarbeit hätte es in fast allen Bereichen sein dürfen. Leider habe ich gestern im hörbücher Magazin die Werbung von Maritim mit dem sinngemäßen Slogan "Tolle Hörspiele zum kleinen Preis" entdeckt. Meine Hoffnung auf starke Besserung sind mehr als gering. Dazu bleibt bei mir die Ungewissheit, wie lange die Serie fortgesetzt wird und wie viele Folgen geplant sind, die Halbwertzeit bei Maritim war leider öfters schon sehr kurz und ich befürchte einfach, das die Serie zu keinem richtigen Schluss kommen wird.
Aufgrund des interessanten Story-Ansatzes, der Tatsache, das in einer Einstiegsfolge auch mal ausschweifender erzählt wird, und der guten Sprecher-Riege insgesamt für mich eine glatte "3".