Mittschnitt (02): Rache

  • MITTSCHNITT (02) : RACHE


    Produktion; Jahr : Lübbe Audio, floff ; 2008
    Sprecher: Unbekannt
    ISBN: 978-3-7857-3543-5 | (3-7857-3543-X)
    Link: [url=http://www.luebbeaudio.de/kunden/luebbe/vgl/www.nsf/htmls/Buchseite_audio?Open&dc=2&ds2=Buecher-Einzeldokument&external=d!C1256E550034A541,i!5586A5A167381E3EC125737500649BBD&mnn=navaudio]LuebbeAudio.de[/url]



    Inhaltsangabe des Verlags
    Ein neues authentisches Tondokument, vermutlich aus einem behördlichen Archiv, erzählt von der Rache eines blinden Mannes an dem vermeintlichen Entführer seiner Tochter. Zwischen den beiden entwickelt sich ein dramatisches Psychospiel – die Wahrheit über die Entführung gegen die Freiheit des Entführers. Wut, Verzweiflung und ein Anflug von Wahnsinn, mitgeschnitten als Beweis für die Polizei.



    Kritik
    Das Konzept des pseudorealstischen Tondokuments, welches á la „Blair Witch Project“ verstörend real erscheint, hat seine Funktionsfähigkeit mit der ersten Folge, „Haus am See“, eindrucksvoll bewiesen. Folge 2, „Rache“, verfolgt den Ansatz konsequent weiter und zieht den Hörer unbamherzig in ein faszinierendes und gleichsam abstoßendes Verbrechen: Ein verbitterter Mann glaubt in dem Reinigungsmittelvertreter aus der Nachbarschaft den Entführer seiner kleinen Tochter entdeckt zu haben und will nun Rache für das Verbrechen. Der alte Mann, blind zudem, dessen Leben nach der Entführung Stück für Stück zu einer trostlosen Hölle auf Erden wurde, hegt seit Jahr und Tag nur noch einen Wunsch: Gerechtigkeit für seine vermutlich ermordete achtjährige Tochter zu finden.


    Dieser Wunsch scheint in Erfüllung zu gehen: Nachdem seine Frau ihn verlassen hat, seine Firma den Bach runterging und er zudem nach einem Schlaganfall das Augenlicht verlor, vertraut er seinem Gehör – und das sagt ihm, daß der Vertreter Krontaler aus der Nachbarschaft mit exakt der gleichen Stimme, dem gleichen Tonus spricht wie der Entführer damals. Er wähnt sich vom deutschen Justizsystem im Stich gelassen und greift zu einem wenig legalen Mittel: Er will das Geständnis und Gerechtigkeit selbst erhalten – wenn nötig mit Gewalt. Dafür lockt er den ahnungslosen Vertreter in sein bereits für das „Verhör“ präparierte Haus...


    Der Psychokrieg zwischen dem Blinden und dem vermeintlich Unschuldigen fesselt die gesamte Folge über, unterstützt durch das Fehlen jedweder Form der „Sicherheit“, die einem normale Hörspiele bieten: Es gibt keinen Erzähler, keine Musik – und es wirkt erschreckend echt!
    Die voyeuristische Ader des Hörers wird angesprochen, man kann sich durchaus in beide Charaktere versetzen, doch gleichsam werden die Nerven unglaublich strapaziert, weil nichts die bedrückende und jederzeit zu eskalieren drohende Atmopshäre abdämpft. Man ist dem Hörspiel, mag es so seltsam klingen wie es mag, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.


    floff haben hier erneut ein Hörspiel abgeliefert, daß bis auf Detlef Bierstedts Ansag zu Beginn, keine „fetten Hollywood-Stimmen“ bietet, statt dessen mit einer absolut bösen und perfekten Art der Authentizitäts-Inszenierung daher kommt, die ich bislang in dieser Form noch nicht gehört habe.


    „Mittschnitt (02): Rache“ ist ein Hörspiel, das gänzlich andere Wege beschreitet als gewöhnliche Hörspiele. Fernab jeder Geborgenheit durch Musik und Erzähler, wird der Hörer hier „Zeuge“ eines Verbrechens, das auf der einen Seite nachvollziehbar, auf der anderen Seite ungeheuer abstoßend ist. Die Problematik der Frage nach umfassender Moral und absoluter Gerechtigkeit wird durch den erbarmungslosen Psychokrieg der beiden Charaktere greifbar. Ein brilliantes und durchaus verstörendes Stück Hörspiel, welches die gern verdrängten, dunklen Seite der menschlichen Seele ungeschönt in den Gehörgang der Zuhörer drängt.

  • Inhalt: Es war alles perfekt eingefädelt: Er ist in der Wohnung und die Aufnahme läuft. Doch anstelle eines Geständnisses kommt es zu einem dramatischen Psychospiel – die Wahrheit über die Entführung gegen die Freiheit des Entführers. Wut, Verzweifelung und ein Anflug von Wahnsinn sind die Begleiter einer schockierenden Nacht.


    MITSCHNITT – Tondokumente aus den Archiven der Polizei. Die tatsächliche Herkunft sowie die endgültige Bestätigung der Authentizität konnten bisher nicht mit Sicherheit geklärt werden.


    Story: Meine Erwartungen waren nach der starken ersten Folge dieser äußerst ungewöhnlichen Serie aus dem Hause floff natürlich sehr hoch und man hat es noch mal geschafft diese sogar zu übertreffen. Die Geschichte ist ein wahrer Psychokrimi und man fiebert einem der beiden agierenden Personen mit, ohne wirklich zu wissen, wem man trauen kann. Es gibt einige interessante und unvorhersehbare Wendungen, sodass es ganz sicher nicht langweilig wird. Das Ende ist wie schon bei der ersten Folge offen, aber es musste auch so enden. Für mich ist diese Serie schon jetzt eine der größten Überraschungen des Jahres 2008 und ich freue mich auf den Januar 2009, denn für diesen Termin ist das dritte Hörspiel dieser Reihe angekündigt.


    Sprecher: Wie bereits erwähnt hat man es wie schon in der ersten Folge mit nur zwei Sprechern zutun, deren Namen natürlich im Inlay nicht veröffentlicht werden, da es sich ja angeblich um echte Tondokumente aus den Archiven der Polizei handelt. Die eine der beiden Personen ist der blinde Urmacher, der Andere ist der angebliche Entführer. Beide Sprecher bringen ihre Rollen extrem glaubwürdig rüber. Die Stimme des Entführers meine ich schon einmal in einem anderen Hörspiel gehört zu haben, kann mich aber nicht mehr erinnern, wo dies der Fall war.


    Musik und Effekte: Die Bearbeitung ist wirklich unglaublich realitätsnah ausgefallen, man glaubt wirklich man hätte eine echte Tonaufnahme vorliegen. Die Qualität wurde absichtlich auf schlecht getrimmt, was dem Hörspiel noch mehr Glaubwürdigkeit einbringt. Auf Musikstücke hat man natürlich verzichtet, lediglich am Ende hört man kurz die Melodie einer Spieluhr. Effekte hat das Team von floff natürlich eingemischt und diese klingen alle wirklich sehr echt.


    Fazit: Wieder ein verdammt starkes Hörspiel, das für meinen Geschmack noch einen Ticken stärker als der Erstling war. Die Geschichte ist von Anfang an ein richtiger Psychothriller und es kommt aufgrund der zahlreichen Wendungen in der Geschichte zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf. Die beiden hier agierenden Sprecher machen ihren Job sehr glaubwürdig und auch die technische Seite ist wirklich perfekt, denn man glaubt wirklich ein echtes Tondokument vorliegen zu haben. Wer die erste Folge mochte, MUSS hier wieder zugreifen, allen anderen Fans von Psychothrillern und sehr ungewöhnlichen Hörspielen kann ich diese Produktion ebenfalls wärmstens Empfehlen. Für mich eines der bisher besten Hörspiele des Jahres 2008 das ganz klar das Prädikat TOP verdient hat!


    Note 1

  • Der Uhrmacher Behrend ist auf Rache aus und hat einen gefährlichen Plan. Er will den angeblichen Entführer seiner Tochter zur Rede stellen und ein Geständnis aus ihm rausholen, aber wird es ihm auch gelingen? Behrend ist blind und er muss sich seit geraumer Zeit auf sein Gehör verlassen und durch ein Telefonat mit einem Vertreter ist er fest davon überzeugt, dass dieser der Entführer seiner Tochter ist. Lebt sie noch oder ist die bereits tot? Der angebliche Täter betritt das Haus Behrends und das Drama nimmt seinen Lauf...


    - Meinung -


    Die zweite Folge der ungewöhnlichsten Hörspielserie der letzten Jahre ist da und auch hier geht es wieder mächtig zur Sache. Von einem "Snuff-Hörspiel" zu reden würde wohl zu weit gehen, doch diese Reihe kommt der Sache schon ziemlich nah, denn die Macher haben sich um eine möglichst realitätsnahe Umsetzung bemüht und das gelingt ihnen auch diesmal wieder. Doch mit wem der beiden Charaktere soll man mitfiebern? Das ist eine Frage, die den Hörer von Anfang bis Ende verfolgt und daraus bezieht diese Folge ihre Spannung und den Reiz. 70 Minuten Hochspannung in einer Tour!


    Zwei Sprecher reichen hier aus und die beiden tragen das Hörspiel wirklich hervorragend und ihre Darbietungen kommen sehr authentisch daher. Ein Sprecher ist meiner Meinung nach Michael Holz, den ich hier rausgehört zu haben glaube und er spricht den blinden Uhrmacher. Das macht er sehr gut und sein Kollege spricht den angeblichen Entführer ebenfalls sehr überzeugend. Hier und da gibt es immer wieder ein paar Versprecher, Wortdreher, nicht immer wird eine perfekte Aussprache serviert, wie es halt im echten Leben auch der Fall ist. Realismus wird also auch in diesem Bereich gross geschrieben, ein weiterer Garant für den Erfolg dieser Produktion.


    Am Ende gibt es die Melodie einer Spieluhr, sonst gibt es nur Geräusche zu hören, in der Realität hört man ja schliesslich auch keine Musiken, die für mehr Atmosphäre sorgen sollen. Die Geräusche werden aber bestens eingesetzt und sorgen für die richtige Stimmung und man kann sich die Handlungsorte mühelos vorstellen. Ein nettes "Gimmick" ist das ständige Ticken der Uhren, einfach beim Hören mal darauf achten.


    Verständlich, dass floff hier nicht eine Folge nach der anderen raushauen kann, denn diese Serie benötigt bei der Produktion grösste Sorgfalt und Mühe, damit sie sich auch so realistisch wie möglich anhört. Das ist hier auf jeden Fall gelungen und auch wenn diese Folge nicht ganz das Niveau der ersten erreicht, so wird uns hier wieder ein starker Krimi serviert. Realistischer ist nur die Realität!


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