Die Drei ??? Nr. 42 "... und der weinende Sarg"

  • Inhalt: Michael Cross macht mit seinen Eltern Urlaub in Rocky Beach. Er findet das Städtchen gähnend langweilig. Daran kann auch ein Besuch in der Villa Markels nichts ändern, einem Haus, in dem es Safes, Gemälde, einen Sarg und einige unersetzlich wertvolle Kunstexponate gibt.Während der Führung durch die Villa bemerkt Michael jedoch einen rotbärtigen Mann, der in auffallender Weise alles in dem Haus fotografiert, und auch Touristenführerin Margie scheint Dreck am Stecken zu haben. Was liegt also näher, als die berühmten Drei Fragezeichen aufzusuchen und ihnen von diesen Beobachtungen zu erzählen?


    Die Story: Es gibt letzten Endes keine. "Der weinende Sarg" hat eine Handlung, wie ein 08/15-Computerspiel, in dem man seine Figur durch ein Haus lotst und nach und nach alle Personen befragt, die einem darin über den Weg laufen. Und so pendeln die Drei ??? praktisch nur zwischen Schrottplatz und Villa Markels hin und her und reden mal mit diesem, mal mit jenem, werden mal ertappt und mal rausgeschmissen, müssen mal fliehen und bleiben mal unentdeckt, und am Ende klärt sich alles auf und der vermeintliche Bösewicht ist mal wieder keiner.Die SprecherAls ich mir die Sprecherliste für diese Rezension mal genauer angesehen habe, war ich überrascht, denn die Besetzung ist eigentlich hochkarätig. Neben den Stammsprechern Pasetti, Rohrbeck, Wawrczeck und Fröhlich geben sich Steffens, Kehlau, Baltus, Dies und Thormann ein Stelldichein – eigentlich also alles Routiniers, wenn nicht gar Meister ihres Fachs.Aber sie bleiben meines Erachtens durch die Bank weit unter ihren Möglichkeiten. Marianne Kehlau ist in ihrer stereotypen Mutterrolle vielleicht noch professionell, ebenso der gewohnt barsche Steffens, und Jürgen Thormann versucht aus seinem Kurzauftritt als Journalist Sawyer, schauspielerisch wenigstens noch ein bisschen was rauszukitzeln, aber alle anderen wirken doch sehr lustlos. Vielleicht gehört "Der weinende Sarg" je jenen Folgen aus der Zeit, in der Oliver, Jens und Andreas ihre Rollen in den Drei ??? (nach eigenem Bekunden) eher peinlich fanden, jedenfalls bekleckern auch sie sich nicht gerade mit Ruhm. Alles ist krampfhaft cool oder krampfhaft lustig und wirkt sehr uninspiriert – schon allein der deutsch und nicht englisch ausgesprochene Name Michael wirkt einfach deplaziert; Schrei und Auftritt der (angeblich oder tatsächlich) bestohlenen Besucherin in der Villa verdienen das Prädikat dilettantisch.
    Musik und Effekte: Da geht so gut wie nichts zusammen. Nur ein Beispiel: da werden die Drei ??? und Michael von einem Mann mit Messer überrascht, der sie angeblich "umbringen" will, und müssen in Panik aus dem Fenster fliehen – und zur Untermalung gibt es ein höchst undramatisches Keyboard mit nachgerade fröhlichen, hohen Tönen – fast erwartet man, dass noch jemand "Schni-Schna-Schnappi" singt ...


    Fazit: Grundsätzlich ist "Der weinende Sarg" vom Konzept her sicher nicht besser und nicht schlechter als viele andere ???-Folgen. Es gibt die gewohnten Zutaten zweier Handlungsstränge (Diebstahl und verschollenes Testament), einen Finsterling, der am Ende gar nicht so finster ist, ein bisschen nebenher aufgeklärte Kleinkriminalität (Margie) zur Ablenkung und eine durchaus plausible Aufklärung für die Diebstähle in der Villa. (Mehr möchte ich nicht sagen, falls jemand die Folge noch nicht kennt.) Bloß ist das Ganze für mein Dafürhalten fürchterlich lieblos und lustlos umgesetzt und die Sprecher wirken so gelangweilt, dass sie von den üblichen Ungereimtheiten der Story nicht ablenken, und so fällt eben um so stärker auf, dass in einer alten Villa mit ganz enorm wertvollen Kunstgegenständen darin immer irgendwie ein Fenster aufsteht, durch das die Jungs einsteigen können, dass dabei nie die Alarmanlage los geht, dass das Klavier von Grady Markels irgendwie sehr elektrisch klingt, dass Grady Markels sich nicht im geringsten wundert, wenn plötzlich vier ihm völlig fremde Jungen in seiner Wohnung stehen (deren Haustür offenbar einfach so geöffnet werden kann) und so weiter, und so fort. Hinzu kommt dann noch das überstürzte Ende, als erst Peter den versteckten Tresor mit dem gesuchten Testament durch Zufall findet und der anschließende Showdown aus Zeitmangel zum Rohrkrepierer wird. Trägt für meinen Geschmack ihren Titel absolut zu Recht: Die Episode ist zum Weinen und gehört eigentlich irgendwo verbuddelt. Gehört für mich eindeutig in die Rubrik "Folgen, die die Welt nicht braucht".