helden:tot (geophon)

  • Marcus Wennmann (Andreas Fröhlich) war "at the top of his game", der Mann und Macher im Marketinggeschäft, doch dann folgte der Absturz. Sein Chef stellte ihm erst einen Mann an die Seite, doch das war auch gleichzeitig das Ende der Karriere, denn schnell wurde klar, dass dieser Mann nicht sein Assistent, sondern sein Nachfolger werden sollte. Nun steht Wennmann vor dem Scherbenhaufen seines Berufslebens, doch damit will er sich nicht zufrieden geben, er will sich rächen. Er muss wieder sein eigener Held werden!


    - Meinung -


    Das ist kein Zuckerschlecken, was Stefan Sprang und Kai Schwind hier anbieten. Ein Mann ist am Boden zerstört, doch er will sich nicht kampflos ergeben und möchte mit den Mechanismen dieser Welt aufräumen und seine Waffen sind Zynismus, Sarkasmus und weitere Varianten des Humors. Es geht hier nicht gerade selten sehr bissig zu und der Hörer wird sich beim Genuss dieses Werkes dabei ertappen, wie er mal kräftig schlucken muss. Keine einfache Kost, soviel ist klar, aber im Grunde genommen auch ehrlich, offen und direkt. Aufgelockert wird der geplante Rachefeldzug durch coole Sprüche, die das Zeug zum Kult haben, wie die gesamte Person des Wennmanns. Gesellschaftskritik auf höchstem Niveau und zugleich auch spannend inszeniert, inhaltlich ist das schon eine sehr interessante Sache, die in Hörspielform auch noch ordentlich Tempo macht und das liegt nicht nur an der Spielzeit von 50 Minuten.


    Im Vorfeld stellte ich mir und den Machern die Frage, was das denn nun sei, ein Hörspiel oder eine Lesung? Ein Sprecher, das klingt eindeutig nach Lesung, aber da lag ich falsch, denn es handelt sich eindeutig um ein Hörspiel, denn es wird ja nur die Figur des Marcus Wennmanns gefeaturet, der die Wut an der Gesellschaft in marketingfähiger Form absondert und für diese Rolle konnte man Andreas Fröhlich gewinnen, der das einfach hervorragend macht. Er biete eine sehr facettenreiche Performance und zeigt, dass er nicht nur einfach spricht, er schauspielert und das aus allen Rohren! Was er hier abliefert, das ist verdammt großes Hörkino und wer von Andreas Fröhlich nicht genug kriegen kann und ihn mal abseits des ganzen Allerleis hören möchte, der MUSS hier zugreifen. Wahnsinnsauftritt!


    Es geht hier realistisch zu und bis auf ein paar Geräusche wird hier nichts geboten, lediglich am Ende dann etwas Musik. Im echten Leben läuft ja auch nicht ununterbrochen von irgendwoher Musik, deshalb geht das voll und ganz in Ordnung. Ein Mann und sein Diktiergerät und ein paar Geräusche, die in der näheren Umgebung halt entstehen können, dass mus reichen und das tut es auch.


    Was für eine Perle, auf die man unbedingt aufmerksam machen muss. Autor Stefan Sprang, Regisseur Kai "Ferienbande" Schwind und Sprecher Andreas Fröhlich hauen diesen kleinen Knaller raus und diese Produktion verdient einfach Aufmerksamkeit und ein größeres Publikum. Wer er einen Mann im Zwiegespräch mit sich selbst und der Welt hören möchte, der von einem grandiosen Andreas Fröhlich gesprochen wird, der sollte zugreifen!


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