Pünktlich zum 20jährigen Jubiläum der Serie startet Dreamland mit dem ersten Hörspiel. Eine Veröffentlichung, auf die einige mit Sicherheit schon gebannt gewartet haben. Und nun stellt sich natürlich die Frage: kann die Auftaktfolge auch tatsächlich überzeugen und den Erwartungen gerecht werden?
Vor 200 Jahren: sieben Hexen werden durch den Galgen getötet. Doch bevor es dazu kommt, schwören sie ewige Rache an dem kleinen Dorf. Im Mittelpunkt derer steht dabei vor allem immer wieder ein Name: Ballard.
Tony Ballard ist Inspektor und glaubt nicht wirklich an die Geschichte, die in seinem Dorf immer wieder erzählt wird. Doch ausgerechnet jetzt häufen sich zahlreiche mysteriöse Vorkommnisse. Wildgewordene Ratten, die Menschen angreifen. Tote, die wieder zum Leben auferstehen. Wölfe in den Wäldern. Steckt am Ende doch noch mehr hinter dem Ganzen? Soll Tony Ballard Professor Davies glauben schenken, der sich intensiver mit der ganzen Materie auseinandergesetzt hat?
Schließlich greift die Höllenbrut an...
Einerseits war ich im Vorfeld doch sehr gespannt, was uns Dreamland mit der ersten Folge servieren würde. In Anbetracht dessen, dass es in der Vergangenheit doch immer wieder mal Kritikpunkte gab, mischt sich dazu andererseits natürlich auch eine Spur Skepsis. Allerdings ist diese recht schnell weggeblasen. Denn um es zu Beginn erst einmal kurz zu machen: ja, der Auftakt ist gelungen.
Bevor die Titelmelodie erklingt bekommt man einen zeitlichen Rückblick präsentiert. Geschehnisse, welche bereits ihre Schatten vorauswerfen und erahnen lassen, auf was man sich in den nächsten 60 Minuten so einzustellen hat. Und das klingt eigentlich ziemlich vielversprechend. Nun liegt der Schwerpunkt einer solchen Geschichte wie hier in erster Linie auf den unheimlichen Szenen und davon hat man einige zu bieten. Gerade diejenigen, in welchen Tony Ballard nicht selbst agiert und man spotlightartig kurz die Begegnungen einiger Personen mit den finsteren Mächten schildert, sind wirklich ziemlich prima gelungen. Exemplarisch sei hier die Wolfsszene mit Neal Justing benannt. Hier schafft man es hervorragend Atmosphäre aufkommen zu lassen und für eine tolle Gruselstimmung zu sorgen. Genau so, wie es sein muss.
63 Minuten sind hier keinesfalls zu wenig. Die Geschichte selbst ist überzeugend, präsentiert sich durchgehend spannend und unterhaltsam. Längen gibt es aus meiner Sicht keine. Damit hat man ein großes Problem der Vergangenheit wohl hoffentlich endgültig abgestellt.
Dennoch gibt es noch einige Passagen, die sich aus meiner Sicht dramaturgisch spannender und vor allem dramatischer hätten gestalten lassen können. Dies liegt hauptsächlich an zwei Dingen. Zum einen daran, dass Tony Ballard in der Ich-Perspektive manchmal etwas zu weit ausholt, zum zweiten an der Musik. Und damit sind wir auch schon beim nächsten Punkt angelangt.
Tom Steinbrecher ist für die musikalische Untermalung zuständig und diesen Namen bringt man bislang immer mit sehr schönen und atmosphärschen Kompositionen in Verbindung. So ist es grundsätzlich auch diesmal wieder. Die Stücke, die Tom Steinbrecher abliefert lassen sich toll hören und gehen schnell ins Ohr. Gerade die etwas düsteren Klänge sind richtig fein. Was allerdings bisweilen etwas störend auffällt ist der Einsatz einiger Standard-Klänge, die man auch sonst öfters in anderen Dreamland-Hörspielen hört. Wäre an sich nicht schlimm, aber hier passen sie irgendwie so gar nicht rein. Oftmals wird in Szenen, die eigentlich Dramatik und Spannung vermitteln sollten diese Wirkung durch zu harmlose und ruhige Musik wieder kaputt gemacht. Und das ist doch sehr schade. Diesbezüglich sollte man versuchen mehr auf die neuen und düsteren Klänge zu setzen und diese zielgerichtet zu platzieren.
Bei den Effekten gibt es wirklich eine ziemlich massive Steigerung. Hörte sich in vergangenen Produktionen vieles zu blass, zu unnatürlich an, so findet man hier ein Niveau, bei dem man sich nicht wirklich großartig beschweren kann. Denn die Sounds wirken doch deutlich präsenter und auch wuchtiger. Allerdings bin ich überzeugt, dass da sogar noch mehr geht.
Sieht man sich die Sprecherliste an, so scheinen die Zeiten der Amateure nun endgültig vorbei. Ein paar hauseigene Sprecher, welche die Bezeichnung Amateure längst nicht mehr nötig haben, sind mit dabei. Ansonsten trifft man nur auf Profis. Erzähler ist Ohrkanus-Gewinner in der Kategorie "Bester Sprecher in einer Nebenrolle 2006" Klaus-Dieter Klebsch. Der zweite Erzähler, der zugleich die Hauptfigur mimt, heißt Torsten Sense. Er ist Tony Ballard. Eine Wahl, die mir sehr gut gefällt, denn er macht seine Sache wirklich ganz hervorragend. Ihm zur Seite stehen Dorette Hugo als Vicky Bonney, die über eine recht markante Stimme verfügt, sowie Klaus Nägelen als Professor Davies, den die meisten wohl mit der Rolle des Professor Futura bei Jan Tenner in Verbindung bringen dürften. Etwas seltsam ist anfangs die Betonung des "Inschpektor" seitens Nägelen, aber da das durchgängig geschieht, steckt wohl Absicht dahinter. Mit Andreas von der Meden, Sascha Draeger, Udo Schenk, Eckart Dux und Gisela Trowe in weiteren Nebenrollen kann dann eigentlich auch nicht mehr so viel schiefgehen. Lediglich hin und wieder hat man das Gefühl, dass die Betonung in Bezug auf die entsprechende Situation nicht zu 100% sitzt. Hier ist dann eindeutig die Regie in der Verantwortung. Allerdings fällt das insgesamt eher nicht ins Gewicht.
Fazit: Eine der bisher besten Dreamland-Produktionen und ein sehr überzeugender Auftakt, der nur kleine Schönheitsfehler aufzuweisen hat. Diese entfallen zum einem auf die nicht immer ganz passende Musik und auf diverse dramturgische Schwächen. Insgesamt bleibt aber ein guter Eindruck zurück. Die Geschichte selbst ist vielleicht nicht gerade etwas, was einen völlig von den Socken haut, aber allemal eine unterhaltsame Gruselgeschichte, die den Erwartungen gerecht wird.
Note 2+