Lange hat es gedauert, doch nun ist es soweit. Am 5. Oktober meldet sich "Abseits der Wege" mit der zweiten Episode mit dem Titel "Stromabwärts" wieder zurück. Ein Titel der durchaus inhaltsweisend ist, denn es geht nach Flusskreuz.
Der Hinweis eines Unlichen veranlasst Gaston Glück dazu seinem Vater stromabwärts zu folgen. Dieser hat in Flusskreuz wichtiges zu erledigen, das augenscheinlich mit seinem größten Geheimnis zu tun hat. Doch worum genau handelt es sich? Als Gaston und seine Freunde in der atemberaubenden Siedlung eintreffen geschieht das große Unglück.
Mit der Pilotfolge der Serie wurde ich nicht wirklich warm. Zu verrätselt, zu inhaltsarm und gestreckt war das Geschehen. Dennoch war ich gespannt, wie sich die Serie mit einer weiteren Episode präsentieren würde. Fantasy braucht ja oftmals doch ein wenig um in Schwung zu kommen. Ob dies nun bei "Stromabwärts" auch der Fall ist?
Der Beginn lässt einen schnell in den Trott fallen, der schon in "Unweit" zu spüren war. Ein inhaltliches Vakuum wird aufgebläht zu einem mysteriösen Raum voller Andeutungen und bedeutungschwanger scheinenden Worthülsen. Fast ist es so, als schläge diese Folge noch wesentlich extremer in eine derartige Richtung. "Der Herbst war die Zeit und alle Zeit war der Herbst". Sätze, wie man sie bereits aus dem ersten Teil her kennt, und wie sie auch hier diverse Male einfach eingestreut werden, ohne dass großartig weiter darauf eingegangen wird.
So inhaltlsleer der Auftakt zunächst einmal daherkommt, so klasse ist dabei dennoch die geschaffene Stimmung. Lässt man die ersten 15 andeutungsvollen Minuten aber hinter sich, so nimmt die Handlung vermehrt an Fahrt auf. Und ab da macht das Hörspiel sogar richtig viel Spaß. Denn obgleich vieles nach wie vor in erster Linie nur Andeutungen sind, man auf wenig konkretes stößt, so beginnen sich doch erste Nebelschleier zu lüften, so dass man letztlich nicht mehr ganz so rat- und lustlos zurückbleibt wie noch beim Serienauftakt der Fall. Begriffe wie Welkenwerk, Unliche gewinnen vermehrt an Konturen, die ganze Welt wird einem zunehmend vertrauter, obgleich weiterhin viele der Motive und Konstellationen im Unklaren bleiben. Da aber inhaltlich nach einem eher schleppenden Auftakt doch einiges geboten wird und dabei auch ganz nett Spannung aufkommt, lässt sich dies doch wesentlich eher hinnehmen, zumal so noch genug Stoff für weitere Abenteuer rund um Gaston Glück bleibt. Die einzige Befürchtung dahingehend ist nur, dass man sich in der geheimnisvollen Aura zu sehr verzettelt. Dieses Abenteuer weiß mich zumindest mehr zu überzeugen als die Geschehnisse rund um den purpurnen Prüfer in "Unweit".
Der Erzähler nimmt im gesamten Geschehen weiterhin eine enorm große Rolle ein. In meinen Augen fast schon ein wenig zu omnipräsent und dies merkt man eben gerade im ersten Teil, wenn sich inhaltlich noch nicht so viel tut und das Hörspiel sich eher in Schilderungen verliert. Auch wenn Heinz Ostermann einen sehr guten Job macht, so stoßen einem die ausufernden Erzählerparts doch schon etwas sauer auf. Insgesamt hat das diesmal nicht ganz so extrem den Effekt, dass die Handlung zäh wirkt, aber störend ist es allemal, da der Stil ohnehin gemählich und ruhig ist.
Ansonsten muss man zum größtenteils schon bekannten Sprechercast eher nicht mehr viel sagen. Es gibt absolut keine Sprecher, die daneben liegen.
Die technische Umsetzung ist pures Gold. Sassenberg zaubert akkustisch einen Märchenwald hin, da ist das zuhören in dieser Hinsicht die reinste Freude. Phantastische Orchesterklänge untermalen das Geschehen. Bei den Effekten läuft alles bis ins kleinste Detail rund. Seien wir ehrlich: etwas anderes erwartet man von den Produktionen Sassenbergs auch gar nicht mehr.
Fazit: Zu Anfang denkt man zwar noch, dass das eher wieder ein Reinfall wird, allerdings nimmt die Geschichte immer mehr an Fahrt auf und hält dann sogar schon die eine oder andere Antwort parat, welche das Gesamtbild doch um einiges erhellt, wenn auch noch längst nicht voll ausleuchtet. Mysteriös, geheimnisvoll ist weiterhin der vorherrschende Stil. Das mag man mögen oder nicht. Prinzipiell finde ich das schon reizvoll, solange man es nicht mit inhaltsleeren und scheinbar extrem bedeutungsschwangeren Andeutungen, die dann aber kaum etwas aussagen, übertreibt. Diesbezüglich gefällt mir Folge 2 dann doch um einiges besser als der 1 Teil, wenngleich ein großes Manko immer noch bleibt: Der Erzähler ist einfach zu überpräsent. Das könnte man noch etwas herunterfahren. Rein akkustisch gibt es an diesem Hörspiel aber mal rein gar nichts auszusetzen. Starke Klänge und tolle Sprecher sorgen hier für Hörgenuss pur.