Nils Holgersson von Selma Lagerlöf (Titania Special - Folge 7)

  • Marc Gruppe hat ein Hörspiel aus der Vorlage gezaubert, das keine Längen aufweist und stets gut unterhält. Der ungezogene Nils Holgerson wird von einem Wichtelmännchen verkleinert und muss sich fortan mit den Tieren, die er zuvor quälte, auseinandersetzen. Dabei lernt er, was es bedeutet sich für andere einzusetzen und zu welcher Verbundenheit das führt.


    Henri Färber ist mir in den Gruselkabinettfolgen „Verhext“ und „Der Sandmann“ nicht negativ aufgefallen. Gut gefiel mir im Sandmann seine Leistung als junger Nathanael. Nun hat er erstmals eine sehr große Rolle: die des Nils Holgerssons. Fast das halbe Hörspiel habe ich gebraucht, um mich an ihn zu gewöhnen. Er hat eine laute Stimme und eine fröhliche Art. Es fiel mir immer wieder schwer, ihm Anfang für ein schadenfrohes Kind zu halten. Oftmals empfinde ich seine Betonung als zu lax. Ich vermisse dann meistens den nötigen Ernst, den Schreckmoment (wenn Nils beispielsweise in Schwierigkeiten steckt). Ich habe das Gefühl, der Junge sprach den Nils Holgerson mit dem gleichen Lächeln wie auf dem Foto (auf der Rückseite des Hörspiels zu sehen) ein.
    Henri Färbers Leistung ist für mich der Kritikpunkt schlechthin. - Sie ist nur Mittelmaß. Zusammen mit den Sprechern der Eltern ergibt sich kein harmonisches Bild. Die Stimmen sind zu konträr. Roland Hemmo ist als Erzähler gut, doch seine ruhige Stimme verblasst hinter dem lauten Organ henri Färbers. Daher ebenfalls keine Idealbesetzung. Die übrigen Tier- und Menschenfiguren sind herausragend besetzt und die Buchbearbeitung überzeugt mich ebenfalls.


    Bei den Musikstücken gibt es nicht viel Neues. Es werden klassische Stücke abgespielt und welche, die bereits aus der Hörspielserie Anne bekannt sind. Natürlich passt der Einsatz jedes Mal. Überraschungen bleiben aus.


    Auf der Seite der Geräusche läuft alles wie geschmiert. Titania Medien hat es geschafft einen eigenen Standard zu definieren wie EUROPA mitte der Achtziger.


    Fazit
    Dieses Titania Special gehört zu den schwächeren. Die Geschichte ist hervorragend umgesetzt und die Sprecher sämtlicher Tiere allerliebst und trefflich zu dem Charakter gewählt. Leider weiß Henri Färber als Protagonist nicht zu überzeugen. Seine Leistung ist arg mittelmäßig. Von Titania Medien ist man Besseres gewöhnt. Gegen Ende hin gefällt mir die Darbietung besser.

  • Nils Holgersson (Henri Färber) ist ein frecher Junge, der seinem Eltern das Leben schwer macht und keine große Hilfe auf dem Hof ist, eher das Gegenteil ist der Fall. Eines Tages bekommt er seine gerechte Strafe, er wird auf Däumlingsgröße geschrumpft und muss sich nun so durch das Leben schlagen. Er freundet sich mit dem Gänserich Martin (Jan Panczak) an und gemeinsam geht es auf die Reise durch Schweden. Welche Abenteuer werden die beiden erleben und wird Nils jemals wieder auf seine normale Größe wachsen?


    - Meinung -


    Das siebte Special von Titania Medien nimmt sich die beliebte Geschichte um Nils Holgerssons Erlebnisse vor, die Selma Lagerlöf verfasst hat. Den meisten Leuten dürften die Abenteuer von Nils Holgersson vornehmlich als Zeichentrickserie etwas sagen, die hier und da verändert wurde, bei dieser Hörspielversion hält man sich aber an das Original. Die 78 Minuten gehen relativ zügig rum, Rufe nach einer längeren Adaption kann ich aber wiederum nicht teilen, denn dann hätte es durchaus passieren können, dass die eine oder andere Länge entstanden wäre, da dies keine besonders rasante Geschichte ist, sondern eher ziemlich entspannt erzählt wird. Spannung kommt deshalb auch natürlich nur recht bedingt auf, aber immerhin beim Aufeinandertreffen der verschiedenen Tiere mit dem fiesen Fuchs. Es ist einfach eher eine Geschichte zum Entspannend und Genießen, man begibt sich in die Kindheit zurück und lauscht Nils´ Erlebnissen, einfach ein "Feel-Good-Hörspiel".


    Die Sprecherriege ist ziemlich groß und fällt äußerst prominent aus, was schon mal positiv ist, doch es gibt hier gerade bei der Hauptrolle einen Knackpunkt. Henri Färber hat mich als Nils Holgersson leider nicht überzeugt, seine Leistung ordne ich persönlich als mittelmäßig ein, denn über weite Strecken klingt er einfach zu abgelesen, was sich mit der Zeit sehr anstrengend auf den Zuhörer auswirken könnte, bei mir war das jedenfalls der Fall. Die Besetzung von Nils´ Eltern finde ich ebenfalls unglücklich, Reinhilt Schneider und Frank Gustavus funktionieren für meinen Geschmack nicht als Ehepaar, die Eltern sie meiner Meinung nach fehlbesetzt. Das ist es dann aber auch schon in Sachen Mankos und im Gesamtzusammenhang machen diese auch nur den Minimalteil aus, sonst überzeugen alle Sprecher voll und ganz. Roland Hemmo ist als Erzähler eine Bank, Dagmar von Kurmin liefert als Akka einen ganz hervorragenden Job ab, das gilt auch für Stefan Kaminski als Fuchs Smirre oder Sascha Rotermund als Hund. Jan Panczak kann man für seine Leistung als Martin ebenfalls loben und auch die restliche Riege weiß zu gefallen.


    Die Untermalung passt absolut, sie klingt verspielt und träumerisch, ein wenig märchenhaft obendrein, das sorgt bei dieser Geschichte für die richtige Stimmung und Atmosphäre. Die Geräuschkulisse kann sich ebenfalls hören lassen und die Sprecher helfen hier ebenfalls mit, da sie die diversen Tiere stimmlich in Szene setzen, das geht also alles absolut in Ordnung.


    Das Special ist gelungen und weiß zu gefallen, trotz kleiner Problemchen, die aber insgesamt nicht weiter ins Gewicht fallen. Wer eine zeitgemäße Adaption der beliebten Abenteuer von Nils Holgersson sucht, der ist hier jedenfalls an der richtigen Adresse!


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