Gruselkabinett Nr. 49 - Der weiße Wolf

  • Die Inhaltsangabe zu Frederick Marryats „Der weiße Wolf“ ist sehr nichtssagend. Es ist zugegebenermaßen schwer etwas über den Inhalt zu äußern, ohne dem künftigen Hörer zu viel zu verraten. Die Geschichte spielt überwiegend im Harzgebirge um 1820, in und um eine einsam gelegene Hütte. Auf der Flucht vor dem Gesetz der Heimat lebt dort ein Familienvater mit seinen drei Kindern. Als eines Tages Verwandte mit ähnlichem Schicksal Zuflucht bei ihnen suchen, taucht der Unheil bringende weiße Wolf das erste Mal auf…
    Diese Geschichte des Gruselkabinetts unterhält wunderbar, obschon der Verlauf ab einem bestimmten Zeitpunkt vorhersehbar ist. Dies liegt vor allem an der hervorragenden Produktion:
    Die Sprecherauswahl ist überaus gelungen. Besonders gelungen finde ich die Besetzung von Krantz mit Peter Reinhardt, Marcella mit Gabrielle Pietermann, Caesar mit Max Felder, Armin mit Nicolas Artajo, Wilfried mit Axel Lutter und Fürst Istvan mit Frank Gustavus. Bettina Weiß und Petra Barthel sprechen hervorragend die Ehefrauen von Krantz.
    Titania Medien hat ebenso viel Geschick bei der Sprecherauswahl wie bei der Musik. Es sind einige wunderbare Stücke dabei, die mir zuvor noch nie im Gruselkabinett aufgefallen sind. Die Atmosphäre im winterlichen Harz wird von ihr gut unterstützt. Auf dem gewohnt hohen Niveau präsentieren sich erneut die Geräusche.


    Fazit
    Erneut kein besonders gruseliger Stoff, dafür aber wunderbar unterhaltsam an ruhigen Winterabenden. Die Geschehnisse überraschen hin und wieder durch ihre Brutalität und Plötzlichkeit. Der Hörer mag die Handlung teilweise vorhersehen, aber sicherlich nicht den Moment, in dem dieses oder jenes geschieht.

  • Nachdem sich Krantz (Peter Reinhardt) an seiner betrügerischen Frau Ludmilla und dem Fürsten Istvan (Bettina Weiß und Frank Gustavus) gerächt hat, zieht er sich mit seinen Kindern ins Harzgebirge zurück, er will die Vergangenheit und sein altes Leben hinter sich lassen. Eines Tages trifft die Familie auf einen Mann und eine junge Frau, die Schutz vor Wölfen suchen. Diesen gewährt Krantz ihnen, doch er wer beschützt ihn und seine Familie vor der Bedrohung?


    - Meinung -


    Dieses Werk von Frederick Marryat ist alles andere als verkehrt, doch die Geschichte braucht unglaublich lange, bis sie erstmal in die Gänge kommt und man hält sich viel zu lange mit Geplänkel, Geschnulze und Gerede auf, bis es endlich mal zur Sache geht und die Story dem Titel auch gerecht wird. So kommt es, dass sich die 68 Minuten Spielzeit durchaus etwas ziehen, ohne dass ich aber von Langeweile reden möchte. Die familieninternen Konflikte sind jedenfalls recht interessant, aber das hier ist nicht das Familienkabinett, sondern das Gruselkabinett und die Story bietet eigentlich genug Potential, um das Genre besser zu bedienen, was aber leider erst gegen Ende passiert. Von inhaltlicher Seite her einigermaßen okay, aber keine Sensation, da gab es schon deutlich bessere Folgen innerhalb dieser Reihe.


    Von den Sprecherleistungen her aber klasse, aber etwas anderes habe ich ehrlich gesagt auch nicht erwartet. Das liegt zum einen natürlich auch an der sehr namhaften Riege, bei der man gar nicht weiß, wo man anfangen soll, da sich hier alle bestens reinhängen und stimmtechnisch keine Wünsche offen bleiben. Petra Barthel säuselt der Hörerschaft ins Ohr und wickelt sie um den Finger, genau wie alle männlichen Teilnehmer in diesem Hörspiel. Krantz wird von peter Reinhardt bestens und treffend gesprochen, mal einfühlsam, dann wieder hart, ernst und entschlossen, seine Kinder werden treffend von Gabrielle Pietermann, Max Felder und Nicolas Artajo gesprochen. In weiteren Rollen bekommen wir Bettina Weiß, Axel Lutter und Frank Gustavus zu hören und auch sie lassen sich nicht lumpen und legen tolle Auftritte hin.


    Die Atmosphäre ist hervorragend, eine unglaublich düstere und bedrückende Stimmung wird erzeugt, absolut passend für eine derartige Geschichte. Wäre die Untermalung nicht so treffend, so würde dieses Hörspiel durchaus weitere Punkte einbüßen, aber so gleicht man inhaltliche Defizite geschickt aus. Düstere Klänge, passende Geräusche, in diesem Bereich wird ganze Arbeit geleistet.


    Alleine vom Inhalt her lässt mich das Hörspiel passend zur Jahreszeit eher kalt, doch die Umsetzung ist ziemlich gut und holt noch etwas aus dem Stoff raus und so kann man am Ende doch sagen, dass es sich hier um ein solides Hörspiel handelt, man aber von dieser Reihe mehr erwartet.


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