Gruselkabinett Nr. 48 - Die Squaw

  • Bram Stroker, heutzutage vor allem wegen seines Romans Dracula bekannt, verfasste die Squaw. Ein Indianerthema schien mir äußerst spannend. Das Hörspiel startet direkt mit einer Folterszene: Der Schächter (Boris Tessmann) wird von der Squaw (Bettina Weiß) am Marterfall gefoltert.
    Eben diese Szene hat mir einen Großteil des Hörspiels vermiest. Die gewünschte Wirkung kann ich mir gut vorstellen: Ein actionreicher Einstieg, der den Hörer auf das Grauen einstellen soll, welcher ganz zum Schluss der Geschichte seinen Höhepunkt findet. Wie bei romantischen Stoffen vielfach üblich baut sich das Grauen langsam auf und allen Warnungen zum Trotz geschieht schlussendlich die ersehnte Katastrophe. Dies ist hier ebenfalls so. Die Beweggründe der Squaw den Schächter zu Tode zu quälen werden im Verlauf bekannt und auch was der amerikanische Abenteurer, der das frisch vermählte Ehepaar Price durch Deutschland begleitet, mit der Sache zu tun hat.
    Bettina Weiß konnte mich als Squaw nicht im geringsten Überzeugen. Es war mir unmöglich ein Bild dieser Frau zusammen mit ihrer Stimme zu erzeugen. Beim Schächter fiel mir dies einfach. Boris Tessmanns gequälte Darstellung fand ich jedoch ebenfalls nicht sonderlich stimmig. Die Szene kam mir unrealistisch und unwirklich vor, geradezu übertrieben. Später wurde von Indianern berichtet, die bei der Folgerung anwesend waren. Dafür kam mir die Szene auch zu ruhig rüber. Sie hat mich das ganze Hörspiel über beschäftigt, da so viel Potenzial verschenkt wurde.
    Viktor Neumann als George Price hat mir sehr gut gefallen. Seine Frau wird von Reinhilt Schneider gesprochen. Auch sie überzeugt. Amelia Price ist eine Frau, die mir wahrhaft auf die Nerven gehen würde. Die Rolle passt jedoch ins Konzept. Überaus genial finde ich Frank Gustavus als amerikanischen Abenteurer Elias P. Hutcheson. Ich wusste bis zu diesem Hörspiel gar nicht, wie gut Gustavus spielen kann. Ihn nehme ich den Abenteurer jederzeit ab und der Wahnsinn am Ende des Hörspiels ist genial. Ebenso großartig wie Gustavus ist Axel Lutter als Museumsführer und noch dazu äußerst unheimlich.
    Die Musik- und Geräuschkulisse sagt mir zu und bietet keinen Anlass zur Klage.


    Fazit
    Für diese Geschichte kann ich mich nicht richtig erwärmen. Wie so oft gibt es ein Ereignis zu Beginn des Hörspiels und erst am Ende wird es wieder von Bedeutung. Bei anderen Hörspielen, wie zum Beispiel der weiße Wolf, sind die Auswirkungen des ersten Ereignisses ständig spürbar. Hier fehlt dies völlig und erst sehr spät, kurz vor dem Finale wird es wichtig. Dadurch wird die Geschichte für mich weniger interessant. Hauptausschlaggebend für meine Enttäuschung bei diesem Hörspiel ist wohl der Einstieg des Hörspiels, bei dem mich zwei Sprecher nicht überzeugten. Schade. Das Finale am Ende höre ich gern, aber ein 15-Minuten-Hörspiel ist zu wenig. Vielleicht bin ich auch zu sehr voreingenommen von den vielen guten Indianerhörspielen, die ich kenne und liebe.

  • Amelia und George Price (Reinhilt Schneider und Viktor Neumann) sind frisch verheiratet und wollen ihre Flitterwochen in Deutschland verbringen. Sie treffen dabei auf einen verwegenen amerikanischen Abenteurer namens Elias P. Hutcheson (Frank Gustavus), der eine Besichtigung der Burg zu Nürnberg vorschlägt und dabei die berühmte "Eiserne Jungfrau" näher unter die Lupe nehmen möchte. Doch den Amerikaner umgibt ein Geheimnis und zuvor begeht er eine Dummheit, die sich noch schwer rächen soll!


    - Meinung -


    Erneut gesellt sich ein Werk aus Bram Stokers Feder zum Gruselkabinett und ich kann schon verstehen, warum diese Geschichte bisher nicht so viel Beachtung gefunden hat, wenn von Bram Stoker die Rede ist. Stellenweise kommt die Story etwas konfus rüber, der Amerikaner Elias P. Hutcheson wird ziemlich überzeichnet dargestellt und so hatte ich meine liebe Mühe damit, die Handlung ernstzunehmen. Später, wenn es in die Burg zu Nürnberg geht und man sich die "Attraktion" dort genauer anschaut, kommt durchaus Gruselstimmung auf und die Szene mit der Katzenfamilie kommen sehr verstörend und unangenehm rüber. Insgesamt kann man mit der Handlung zwar zufrieden sein, dennoch wirkt sie etwas dünn und von einem Bram Stoker erwartet man halt einfach mehr. Dafür fällt die Bearbeitung sehr knackig und kurzweilig aus, ca. 51 Minuten Spielzeit sind meiner Meinung nach für eine derartige Geschichte genau richtig, so dass keine Längen oder Langeweile aufkommen können.


    Eine recht kleine, aber ziemlich feine Sprecherriege, das muss man ganz klar so sagen, aber das ist im Prinzip nie ein Problem bei dieser Serie. Sprechertechnisch geht es auf einem sehr hohen Niveau zu und diesmal ist eine recht illustre und interessante Riege mit von der Partie. In den Hauptrollen bekommen wir Reinhilt Schneider, Viktor Neumann und Frank Gustavus zu hören, die eigentlich unterschiedlicher nicht sein könnten. Reinhilt Schneider als das Hörspiel-Urgestein, Viktor Neumann, den man eher aus dem Synchron kennen dürfte und Frank Gustavus, der vornehmlich als Regisseur, Redakteur und Produzent auf sich aufmerksam gemacht hat. Ich kann allen eigentlich nur gute Leistungen attestieren, wobei Reinhilt Schneider stellenweise schon etwas Overacting betreibt. Viktor Neumann und Frank Gustavus liefern überzeugende Darbietungen ab, wobei Gustavus auch ein wenig dick aufträgt, aber das geht schon in Ordnung, er will halt schön den amerikanischen Abenteurer raushängen lassen, was ihm gut gelingt. Mit Bettina Weiß als Squaw, Axel Lutter als Museums-Faktotum und Boris Tessmann als Schächter hat man weitere Könner am Start, die ihre Sache auch richtig gut machen, da gibt es nichts zu beanstanden.


    Von der Untermalung her ebenfalls wieder gelungen, zunächst kommt die Beschaulichkeit des Deutschlands Ende des 19. Jahrhundert gut rüber, die Rückblende wirkt wiederum unheimlich und bedrohlich und auf der Burg zu Nürnberg geht es dann auch recht düster und beklemmend zu. In dieser Hinsicht haben die Macher von Titania ganze Arbeit geleistet, Kompliment.


    Eine gut hörbare Folge, kurzweilig erzählt und auch recht spannend, wenn auch sicherlich nicht die beste Geschichte aus Bram Stokers Feder. Dafür stimmt es bei der Umsetzung und man kann sich dieses Hörspiel ruhigen Gewissens zu Gemüte führen, wenn man Fan der Reihe ist.


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