hörspieler.de

  • Zitat

    Original von Maltin



    Da stellt sich für mich die grundlegende Frage: was ist "kultureller Anspruch"? Muss ein Hörspiel unbedingt gesellschaftsrelevante Themen aufgreifen, gegen Misstände antönen, kritisieren oder mit Sarkasmus Gegenwärtiges von oben herab kommentieren, um anspruchsvoll zu sein?


    ich leg wie dry auch, im moment wenig wert auf "asnpruch" im hörspiel! jedoch ist da eben was wahres dran, dass komerziell das triviale hörspiel dominiert, was die tendenz ja bestätigen würde! das ist eigentlich alles, was man dazu sagen kann.


    Zitat

    Original von Captain Blitz


    @dug: Die werben nicht mit den Sprechernnamen, sondern mit den Namen der Schauspieler, die sie synchronisieren.


    es geht darum, dass sie werben! das ist wie gesagt für otto-normal-hörer unerheblich! er erkennt evtl. die eine oder andere stimme wieder, kann mit den namen aber gar nix anfangen und es schafft auch nicht den intendierten kaufanreiz!


    Das ist so sicher wie das Feuer in der Hölle! Dort unten gibt es ein Feuer! Ich muss es wissen! Schließlich komme ich direkt von dort!

  • Zitat

    Original von Maltin
    Anderes ultrakrasses Beispiel: Caine. Caine ist sowas von brutal, knüppelhart, sowas von ungeschönt, mit der Faust mitten in die Fresse... ist das anspruchsvoll?


    Ich folge Deiner Argumentation, und obwohl ich nicht so weit gehen würde, Caine in den Bildungsbürgerkanon zu heben, war gerade dieser Aspekt der Serie das, was mich drangehalten hat. Zwar nicht gerade das, was man im täglichen Leben als Leitschnur braucht; aber ein irgendwie besonderes Dilemma für den alten Killer: Kampf um die eigene Seele mal anders.


    Unsere Generation hat volle Kanne den Postmodernismus mitbekommen und verinnerlicht. Wenn Pulpserien Kultcharakter bekommen (und dazu zähle ich nach alter Definition von Chandlers Sam Spade bis zu TKKG sehr viel), ist es ok, sie cool zu finden, zu feiern auch gerade ihrer offen sichtbaren Macken wegen (Raumpatrouille). Was ist in unserer Generation neu daran? Dass anders als vor dreissig oder vierzig Jahren Universitätsvorlesungen und Doktorarbeiten existieren, die sich en detail damit beschäftigen und ihnen quasi-universitäre Würde geben. Vollkommen undenkbar 1960: ein Dozent hätte nach so einer Idee seine Koffer packen müssen.


    Wenn man vom Elternhaus oder sonstiger Prägung mit der starken Trennung von E- und U-Kultur aufgewachsen ist, ist dieses Vermengen "alles ist doch auf seine Art und Weise cool" (vgl. Frau Gambinos Selbsteinschätzung anderswo) besonders unerträglich. Warum? Weil in der eigenen Sicht auf zukünftige Generationen dann die Leitschnur fehlt, an der sich eben die nächste Generation orientieren kann: was ist wertvoll und gut zu lesen, und was nicht? Woher soll ich mir meine Werte suchen?


    Dies als Erklärung für den Blickwinkel, der aus der Hörspieler-Site ersichtlich wird. SF-Fans haben für sich selbst den Anspruch, besonders genau als bedrohlich wahrgenommene Tendenzen zu erkennen und sie zu brandmarken. Dass der vielleicht partiell geschärfte Blick auf der Site aber durch eine gewisse selbstgerechte Art und andererseits durch eine Nostalgie in Richtung "Cmdr. Perkins" & Co. getrübt wird, macht seine Argumentation so angreifbar.

    Zoe: "Proximity alert. Must be coming up on something."
    Wash: (alarmed) "Oh my god. What can it be? We're all doomed! Who's flying this thing!?" (deadpan) "Oh right, that would be me. Back to work."

  • Himmel, was ist das denn für ein, ähm, spezielles Geschreibe?
    Naja, es gibt ja auch Leute, die sehen in den "Harry Potter"-Büchern rassistische Hetze und würden Fr. Rowling am liebsten alles Böse dieser Welt zuschreiben (und nein, ich meine jetzt nicht die Ultra-Konservativen Christen in einige Eckchen der USA, in denen die Zeit scheinbar um 1890 stehen geblieben ist...).


    Bei solchen Granaten wie

    Zitat

    Viele Möchtegern-Tarantinos in den Hörverlagen verhindern intelligente Unterhaltung


    fragt man sich doch unweigerlich, warum man nicht gleich den Stinkefinger auf die Seite packt und drunterschreibt: "Geht doch zu Hause!".
    Sorry, wie bekloppt ist diese "Argumentation" denn? Der Meister zitiert das "böse Mainstream-Kino" - ja und? Neben Mainstream gibt es immer noch Independent-Produktionen im Frilmbereich, ArtHaus usw. - und wer sich mal ein klein wenig mit Hörspielen-/büchern beschäftigt, wird nicht umhin kommen, daß dem auch in diesem Bereich, nämlich Hörproduktionen, ähnlich ist.
    "Trotz guter Verkaufszahlen befindet sich das kommerzielle deutschsprachige Hörspiel in einer Qualitätskrise" - genau: Ich gehe auch in einen Vin Diesel Film und rege mich maßlos drüber auf, wie scheiße überzogen die Action ist, obwohl ich vorher genau weiß, daß es nichts für mich ist. Ich gehe also nur ins Kino, *um* mich aufzuregen. Genauso sehe ich den Hörspieler auch: Hetzen um der Hetze wegen - denn die seinem Befinden nach "hochwertigeren" Produktionen gibt es auch. Ich halte dieses Geschreibsel für eine lediglich sich selbst (schlecht) rechtfertigende Aufregerei, die keinen Grund hat.

  • Zunächst mal ein Dank an Maltin. Er hat es auf den Punkt gebracht, wie ich es nicht könnte.
    Trotzdem möchte ich noch auf einen Apekt eingehen, der bei der Kritik am kommerziellen Hörspiel, auch wenn nur en passant angebracht , völlig ignoriert wurde. Kommerzielle Hörspielproduzenten müssen sich den Gesetzen des Marktes unterwerfen. Sie haben leider nicht die Möglichkeiten und Mittel wie ein Adler oder Koppelmann, um 60 Topsprecher ins Studio zu holen und nebenbei noch den Mahner und Finger-in-die-Wunde-Leger zu geben.
    Unter diesen Voraussetzungen sind die jüngsten Entwicklungen im kommerziellen Bereich (siehe Maltins Beitrag) wirklich bemerkenswert. Wenn man die Situation der 80er Jahre mit der aktuellen vergleicht, und bloß zum Ergebnis kommt, dass das Hörspiel cineastischer geworden ist, hat man so einiges verpennt. (oder bewußt ignoriert)
    Sicherlich ist nicht alles Gold, was heute produziert wird, aber wenn ich mal so zurückschaue, fällt mir kein Zeitpunkt ein, an dem eine solche Kritik unangebrachter wäre.



    Zitat

    Wenn man vom Elternhaus oder sonstiger Prägung mit der starken Trennung von E- und U-Kultur aufgewachsen ist, ist dieses Vermengen "alles ist doch auf seine Art und Weise cool" (vgl. Frau Gambinos Selbsteinschätzung anderswo) besonders unerträglich. Warum? Weil in der eigenen Sicht auf zukünftige Generationen dann die Leitschnur fehlt, an der sich eben die nächste Generation orientieren kann: was ist wertvoll und gut zu lesen, und was nicht? Woher soll ich mir meine Werte suchen?


    Ehrlich gesagt, fände ich nichts unerträglicher, als eine strikte Trennung von E- und U-Kultur. Mehr Information schafft immer ein Gefühl der Ambivalenz, bei ein em größeren kulturellen Angebot stellt sich immer die Frage: Ist das Kunst/Wertvoll? Sicher, bei der hundertsrolfstigsten Schiller-Bearbeitung aus dem heiligen Kanon der Hochkultur ist man auf der sicheren Seite. Aber was ist mit aktuellen oder künftigen Produktionen? Wir werden wohl nicht schon so verunsichert sein, dass wir uns gänzlich aufs Bewahren beschränken. ;)
    Aber scheinbar hat das große Etikettieren schon begonnen. Z.B. durch so unsägliche Werke wie "Bildung - Alles was man wirklich wissen muss" von Schwanitz. WOW! That`s convenient! In 500 Seiten zum Bildungsbürger. :stupid: Irgendwie steckt da ein trauriges Menschenbild hinter.
    Etikette bringen nichts, sie bringen schon deshalb nichts, weil du so nicht mehr wirklich überraschen kannst. Kaum etwas ist innovationsfeindlicher.
    Kurz: Unsere Leitschnur müssen wir in aller erster Linie selbst finden.

  • Mir ist die Website zu manipulierend, bzw.Meinungsbildend.
    Da habe ich jetzt fast nix gelesen. Und diese dummen Verzerrungen auf der Hauptseite....


    Das Interview mit Frau Körting finde ich gut (ist auch das einzige was ich gelesen habe). Es dreht sich dabei mal nur indirekt um Hörspiele, sondern mehr um die Gesellschaft. Fin ich gut. :)

  • Zitat

    Original von prof. snape
    "Trotz guter Verkaufszahlen befindet sich das kommerzielle deutschsprachige Hörspiel in einer Qualitätskrise" - genau: Ich gehe auch in einen Vin Diesel Film und rege mich maßlos drüber auf, wie scheiße überzogen die Action ist, obwohl ich vorher genau weiß, daß es nichts für mich ist. Ich gehe also nur ins Kino, *um* mich aufzuregen. Genauso sehe ich den Hörspieler auch: Hetzen um der Hetze wegen - denn die seinem Befinden nach "hochwertigeren" Produktionen gibt es auch. Ich halte dieses Geschreibsel für eine lediglich sich selbst (schlecht) rechtfertigende Aufregerei, die keinen Grund hat.


    Ich glaube, nach der Updaterei der Site zu urteilen hört der gute Herr Lühr garkeine aktuellen Hörspiele mehr, um auch ja nicht in Verdacht zu geraten, seine Vorurteile revidieren zu müssen.

    Zoe: "Proximity alert. Must be coming up on something."
    Wash: (alarmed) "Oh my god. What can it be? We're all doomed! Who's flying this thing!?" (deadpan) "Oh right, that would be me. Back to work."

  • Hallo liebe Hörspiel-Freunde,


    das Hörspiel(er)-Magazin hat kürzlich eine Verjüngungskur durchgeführt.
    Altbewährtes bleibt aber dennoch erhalten:


    > Zum Jens Wawrczeck-Interview <


    > Zum Heikedine-Körting-Interview <


    > Zum Hörspiel-Podcast <


    Viele Grüße aus Hamburg


    der HöRSPIELer - Informationen über das Königsmedium:
    Unabhängige und subjektive Hörspiel-Informationen mit Schwerpunkt auf nichtkommerziellen und öffentlich-rechtlichen Produktionen.


    http://www.xn--hrspieler-07a.de (=www.hörspieler.de)
    (die meisten modernen Browser haben mit dem Umlaut in der URL kein Problem)

  • Das Problem mit den Links sehe ich eher bei den drei anderen, irgendwie hast Du da wohl was durcheinander geworfen, Hörspiel-Freunde-Links sind das jedenfalls nicht. ;)

    Danke für den Hinweis. Habe den Fehler (entstand wohl durch Copy&Paste) behoben.


    Auf der Seite http://www.hörspieler.de/laerm.html (unterirdisches Layout!) verweist übrigens ein Link auf die kontroverse Diskussion 'Eigenwillig: hörspieler.de' bei den Hörspiel-Freunden.

  • Auf der Seite http://www.hörspieler.de/laerm.html (unterirdisches Layout!) verweist übrigens ein Link auf die kontroverse Diskussion 'Eigenwillig: hörspieler.de' bei den Hörspiel-Freunden.


    In diesem Zusammenhang interessieren mich natürlich jetzt Antworten auf z.B. die dort von einem gew. Lindequister Ende 2008 erhobenen Behauptungen zur Darstellung kommerzieller Hörspiele wie

    Zitat

    Ich glaube, nach der Updaterei der Site zu urteilen hört der gute Herr Lühr garkeine aktuellen Hörspiele mehr, um auch ja nicht in Verdacht zu geraten, seine Vorurteile revidieren zu müssen.


    :D

    Zoe: "Proximity alert. Must be coming up on something."
    Wash: (alarmed) "Oh my god. What can it be? We're all doomed! Who's flying this thing!?" (deadpan) "Oh right, that would be me. Back to work."

  • Kommerzielle Hörspielproduzenten müssen sich den Gesetzen des Marktes unterwerfen. Sie haben leider nicht die Möglichkeiten und Mittel wie ein Adler oder Koppelmann, um 60 Topsprecher ins Studio zu holen und nebenbei noch den Mahner und Finger-in-die-Wunde-Leger zu geben.

    Aber warum hat dann Maritim in den späten 70ern Schauspieler aus der ersten Reihe wie Friedrich Schütter (Die Zeitmaschine, Projekt S.E.T.I.) und Manfred Krug (Edgar Wallace) ins Studio holen können ? Und Europa immerhin Uwe Friedrichsen, Judy Winter und Manfred Steffen ? Mußten Gruner & Jahr und Europa denn damals nicht rechnen ? Saß den Wessis das Geld seinerzeit so locker in der Tasche ?


    Erzähl mir doch niemand, dass sich die großen Unterhaltungskonzerne heute wirkliche Könner für die Studios nicht leisten könnten, wenn sie nur wollten ...

  • Welche großen Unterhaltungskonzerne haben denn heute noch Hörspielabteilungen? Davon mal ab, einen Unterhaltungskonzern (Universal, Sony, Bastei Lübbe etc.) im Rücken zu haben, heißt rein gar nichts, denn die Hörspielabteilungen haben sich um ihre Bilanzen selber zu kümmern und die müssen stimmen, stimmen sie nicht, dann gibt es Dresche.


    Werden Hörspiele in den Massen verkauft, wie es in den 70ern der Fall war? Nein, nur noch ein klitzekleiner Bruchteil, wenn man nicht gerade die drei Fragezeichen im Sortiment hat.


    Uwe Friedrichsen und Judy Winter kann man immer noch buchen, klar, nur können sich kleinere Label die kaum leisten und ob man das Risiko eingehen will, dass man nachher wegen 1-2 Sprechern Miese macht, halte ich für unnötig. Bei Europa sprechen beide noch regelmäßig mit, aber die Hörspiele verkaufen sich auch dementsprechend.


    Und wer sagt, dass Sprecher/innen keine Könner sind, wenn sie keine Namen wie Friedrichsen, Winter und Co. haben? Sorry, das ist mir alles nicht greifbar genug und deine Fragen kannst Du dir eigentlich auch selber beantworten, wenn man nur ein wenig nachforschen würde, wobei man selbst das nicht mal müsste. Wenn man eine Webseite hat und mit seinen wilden Thesen um sich wirft, dann sollte man schon wissen, was man da von sich gibt.