Richard Doetsch - Die 13. Stunde (Lübbe Audio)

  • Nick Quinn hat die Zukunft gesehen und die zeigt ihm, dass seine Frau ermordet wird, doch er bekommt die einmalige Chance, die Prozesse zu verhindern, um seiner Frau das Leben zu retten. Das mag einfach klingen, doch das ist es absolut nicht, denn Nick hat mächtige Gegner und außerdem kann er nur schwer Mitstreiter für seine Sache finden, denn wer will ihm schon glauben, dass er die Zukunft kennt? Die Zeit läuft ihm davon und er versucht nun, das Unmögliche möglich zu machen!


    - Meinung -


    Eigentlich ist Richard Doetsch Firmenbesitzer, hobbymäßig Extremsportler und nebenbei schreibt er dann auch noch einen Thriller wie "Die 13. Stunde", was mehr als beachtlich ist. Das hier ist kein gewöhnlicher Fließband-Thriller, wie es sie zuhauf auf dem Markt gibt, das hier ist ein wahrer Kracher. Zunächst ging ich auch davon aus, dass es bei dieser Geschichte um einen Flugzeugabsturz geht, Nicks Frau die Gründe kennt und wichtige Personen aus Politik oder Militär hinter der Sache stecken und nun seine Frau aus dem Weg räumen wollen, eine Verschwörungsstory erster Güte. Ja, eine Verschwörung gibt es, das Militär kommt auch zum Einsatz, Polizisten spielen ein falsches Spiel, aber es geht um viel mehr und zusätzlich wird die Geschichte mit Mysteryelementen aufgewertet, denn die Sache mit der Reise in die Vergangenheit und den Blicken in die Zukunft ist ernst gemeint. Was mich anfänglich etwas irritierte und ich mich fragte, ob ich richtig hingehört hatte, entwickelt dann so eine unglaubliche Dynamik, die den Hörer mitreißt und man kann sich der Faszination dieser Geschichte nicht mehr entziehen und man fragt sich die ganze Zeit über, ob Nick wirklich den Lauf der Zeit ändern kann, um seine Frau zu retten. Hochspannend, packend und die 6 CDs mit einer Spielzeit von 453 Minuten könnten schneller nicht vergehen und das Ende hat es ebenfalls in sich. Richard Doetsch hat jedenfalls alles richtig gemacht und einen richtigen Knaller abgeliefert!


    Wenn dann auch noch ein Könner wie Matthias Koeberlin als Sprecher mit von der Partie ist, dann kann nichts mehr anbrennen. Es ist nicht sein erstes Hörbuch und er geht mit einer großen Routine zu Werke, ohne aber dabei die Lust am Spiel und an der Sprache zu vergessen, denn davon bringt er auch sehr viel ein. Er schafft es nahezu allen Charakteren einen eigenen Klang zu verleihen, so dass man nicht mal ansatzweise Probleme damit haben dürfte, alle Personen auseinander zu halten. Wer bei dieser Performance abschaltet und meint, dass Koeberlin es nicht drauf hat, der hat keine Ahnung von Sprecherkunst und nur weil man ihn nicht so oft als Synchronsprecher, sondern vornehmlich als Schauspieler und Hörbuch- und Hörspielsprecher kennt, so ist er doch keinen Deut schlechter als bekannte Synchrongrößen. Matthias Koeberlin ist einfach eine Bank in Sachen Lesungen und das stellt er hier einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis.


    Ich bin überrascht und verzückt, dass die Musiken, die am Anfang der ersten CD und sonst am Ende jeder CD eingespielt werden, diesmal von Marcel Schweder stammen. Mit den hier eingespielten Klängen wird direkt die richtige Stimmung erzeugt, denn es kommt umgehend eine düstere, beklemmende und unheimliche Atmosphäre auf, die treffender nicht sein könnte.


    Ein wirklich geniales Werk, das Richard Doetsch da geschrieben hat und Matthias Koeberlin setzt es erstklassig mittels seiner Stimme um. Für Thriller-Freunde, die gerne mal eine ungewöhnliche Story hören wollen und keine Lust auf den x-ten Serienkiller haben, hier ist eure Rettung!


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  • Richard Doetsch: Die 13. Stunde
    Gelesen von Matthias Koeberlin
    Veröffentlicht: 2010
    Lübbe Audio
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    6 Audio-Cds
    Länge: 453 Minuten
    ISBN: 978-3-7857-4281-5
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    Zitat

    Nicholas Quinn sitzt im Verhörraum der Polizei. Seine Frau wurde ermordet, und man hält ihn für den Täter. Doch er ist unschuldig. Ihr Tod ist mit dem Schicksal von 212 Menschen verbunden, die bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sind – denn eigentlich sollte Nicholas’ Frau an Bord dieser Maschine sein. Doch aus irgendeinem Grund hat sie die Maschine in letzter Minute verlassen. Dieser Grund ist für den Absturz verantwortlich. Und für ihren Tod.
    Ein Fremder betritt das Verhörzimmer. „Ihre Frau lebt noch“, sagt er. „Sie können sie retten und die 212 Passagiere des Flugzeugs.“ Er überreicht Nicholas eine goldene Uhr, auf der die Zeit rückwärts zu laufen scheint. "Sie haben dreizehn Stunden."



    _________ M E I N U N G _________


    Richard Doetsch war für mich bislang ein unbeschriebenes Blatt im Bereich Thriller. Mit "Die 13. Stunde" hat sich dies geändert.
    Bei Zeitreisethematiken gibt es bei mir grundlegend zwei Stimmen im Kopf, die ihren Meinungen kräftig Lautstärke verleiehen: Auf der einen die freudige, die erwartungsvoll versucht die andere, skeptische, zu übertönen. Ja, man kann bei Zeitreisethrillern richtig daneben greifen, dafür ist die Thematik allein schon komplex genug. Man kann allerdings, und das schafft Doetsch hier, ein schieres Erlebnis schaffen, das nicht nur einmal, sondern gleich 12 mal die Zeit auf den Kopf stellt und dennoch von Anfang bis Ende zwar wendungsreich, aber auch plausibel bleibt.


    Kommen wir kurz zur Story. Viele Autoren scheitern bereits an *einer* Zeitreise - Doetsch hingegen packt insgesamt 12 dieses Thema an und während andere Autoren gern unheilsschwanger Phrasen wie "Jede Handlung, die du jetzt veränderst, hat Auswirkungen auf die Zukunft" einbauen, man dort jedoch den Regenwald abholzen könnte, ohne daß es großartig dramaturgisch verwertbare Konsequenzen hätte, treibt Doetsch dieses Spiel gekonnt auf die Spitze. Es läuft glücklicherweise nicht auf das Spiel hinaus, daß man nur das eine Element verhindern muss, um ein anderes zu ändern - es ist in schlichter Brillianz ein waschechter Thriller, eine Tätersuche, die sich erst Stück für Stück auflöst - und durch diesen und obig genannten Fakt, daß es hier in Hinsicht auf die Zeitreisethematik einfach konsequenter zugeht als in den meisten anderen Romanen oder Filmen dieser Art, wird "Die 13. Stunde" zu einem lupenreinen CD-Turner.


    Nun ist "Die 13. Stunde" keine "Krawall-Produktion", sondern ein krimilastiger Thriller mit einem dezenten SciFi-Anstrich. Sowas verlangt nach einem eher kühlen, ruhigen Erzähler. Nimmt man noch den Fakt dazu, daß der Protagonist Anfang 30 ist, kommt man mit Matthias Koeberlin auf einen Namen, der einfach passt. Koeberlin, der bereits etliche Male sein Können als Erzähler bewies (exemplarisch in "Das Jesus-Video", den Richard Monatanari Hörbüchern oder Clive Barkers "Das erste Buch des Blutes"), entpuppt sich auch hier als Idealbesetzung. Er bringt Kraft seiner Stimme und Betonung die permanent unheilvolle, bedrückende Atmosphäre der Ungewissheit punktgenau rüber und verleiht dem Ganzen eine sanfte Eindringlichkeit, die bereits "Das Jesus-Video" nicht umsonst zu einem derart vielgelobten Highlight machte.


    Für mich bleibt somit als Fazit ein Hörbuch, das eines der wenigen ist, auf das ich einfach nur abfeiern könnte. Richard Doetsch hat mit "Die 13. Stunde" einen packenden und einfach faszinierenden Thriller geschrieben, der so einfach und so konsequent mit der Zeitreisethematik spielt, das es einem schlicht die Sprache verschlägt. Vorgetragen von Matthias Koeberlin, dessen Interpretation die Kühle und bedrückende Ungewissheit perfekt einfängt und wiederspiegelt und der sich hier einmal mehr als einer der besten jüngeren Erzähler erweist.
    "Die 13. Stunde" ist nichts weniger als ein perfektes Beispiel dafür, wie Zeitreisethriller klingen müssen - von der Story UND vom Erzähler her. Unbedingter Hörtipp!