Horror-Haus Nr. 1 - Owls Creek (fear4ears)

  • Eigentlich bietet das verträumte und idyllische Nest Owls Creek all das, was ein Cop wie Patrick Gomez (Ismail Cümer) braucht, um sich von seinem harten Alltag zu erholen. Doch was er dann erlebt könnte albtraumhafter nicht sein, denn die Idylle ist nur Fassade, in Owls Creek scheint etwas umzugehen. Menschen verschwinden, doch wohin? Wer treibt in den Wäldern sein Unwesen? Es kommt zu seltsamen Anrufen, Zahlen erscheinen, doch wie hängen diese ganzen Ereignisse zusammen? Patrick "Patch" Gomez und Luke Brighton (Sönke Strohkark) wollen dem Treiben ein Ende bereiten!


    - Meinung -


    Wieder einmal betritt ein neues Label die Hörspielbühne, diesmal ist es fear4ears aus dem hohen Norden bei Hamburg. Zunächst dachte ich "Natürlich wieder eine Grusel-/Mystery-Serie, was auch sonst!" und man hat anfänglich die Befürchtung, dass hier ein 08/15-Genrevertreter zum Einstand serviert wird. Genug der Befürchtungen, das hier ist schon ein ziemlich spannendes und etwas anderes Mystery-Hörspiel, das durchaus einige Gänsehaut- und Schockszenen zu bieten hat. Originell ist aber die Idee, dass die Macher, insbesondere Autor Sönke Strohkark, sich Dogmen ausgesetzt hat, nach denen sich die Serie richtet. Welche das genau sind kann man auf der Webseite der Macher nachlesen, aber eines sei gesagt, ein Happy End braucht man erst gar nicht zu erwarten. Das finde ich gut, das gefällt und sowas gibt es in der Hörspielwelt einfach zu selten, denn irgendwie haben die meisten Storys dann doch noch einen guten Ausgang, was manchen Hörern auf Dauer auf den Geist geht. Hier ist dem wie gesagt nicht so, es geht gruselig, spannend und düster zu, ein Happy End gibt es nicht und die ganze Angelegenheit ist auch noch ziemlich kurzweilig, was man bei einer recht üppigen Spielzeit von über 70 Minuten nicht unbedingt erwarten kann. Insgesamt gesehen hat Sönke Strohkark jedenfalls eine netten Grusler geschrieben, der inhaltlich herzlich wenig zu wünschen übrigen lässt und das ist schon mal eine gute Grundlage für ein Hörspiel.


    Meistens sind die Leistungen der Sprecher der Knackpunkt für eine Amateur-Produktion und hier mischen natürlich auch nicht die großen Hörspiel- und Synchronprofis mit, das dürfte jedem klar sein. Der größte Name, der hier im Umlauf ist, ist Jan Krogmann, der schon mal bei Peter Lundt im Einsatz war. Doch das bedeutet noch lange nicht, dass er hier alle an die Wand quatscht, denn das würde nämlich voraussetzen, dass er entweder deutlich besser ist als alle anderen oder alle anderen in der Gesamheit viel schlechter sind als er. Das ist aber glücklicherkweise nicht der Fall, denn auch wenn man hier durchaus raushören kann, dass hier keine Vollprofis am Werk sind, so machen sie das mit Herzblut wett. Wenn ich unbedingt einen Sprecher raussuchen müsste, der zu hölzern rüber kam, dann der von Patchs Polizeikollegen, das war es dann aber auch schon. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Rolle Patchs an sich bzw. wie man ihn reden lässt. Ich mache da Ismail Cümer keinen Vorwurf, aber ob man Patrick Gomez wirklich die ganze Zeit mit so einem massiven Akzent hätte reden lassen müssen sei mal dahingestellt, auf Dauer nervt es nämlich leider ziemlich. Da hätte rein vom Prinzip her auch die Familie Ramirez so reden können oder müssen, was nicht der Fall ist, wenn man mal nur vom Nachnamen ausgeht. Wie dem auch sei, das sind die größten Kritikpunkte, ansonsten bin ich mit den Sprecherinnen und Sprechern soweit zufrieden, vor allem der Nachwuchs klang sehr ordentlich und engagiert.


    Das gilt auch für die Soundkulisse, die zwar sonderlich opulent klingt, aber auch nicht unbedingt dünn. Zweckdienlich kann man sie wohl eher nennen und es lässt sich leicht nachvollziehen, was gerade passiert, die Umwelt wird soundtechnisch gut wiedergeben und dazu kommen stimmungsvolle Musiken, die extra von Ralf Pantel für dieses Hörspiel produziert worden sind. Hier und da gibt es dann noch ein paar gelungenen Schockeffekt, die den düsteren Anstrich des Hörspiels noch weiter verstärken.


    Viele Punkte, die mich gestört haben, gibt es nicht und das ist für eine semi-professionelle Produktion schlicht und einfach bemerkenswert und das hier ist nicht nur ein gelungenes Debüt, sondern gleichzeitig auch ein Achtungserfolg. Für Grusel- und Mysteryfans sicherlich ein Ohr wert und ich freue mich jetzt schon auf die weiteren Hörspiele aus dem Hause fear4ears, denn so darf es gerne weitergehen, ein erfolgreicher Einstand!

  • Owls Creek ist eine gelungene Produktion. Das Ganze hat mir richtig gut gefallen. Die Story ist zwar nichts das Neueste (das erkennt man aber erst, wenn man das Ende erreicht hat), trotzdem st es spannend und gruselig und ich habe gerätselt auf was das Ganze hinausläuft.
    Sehr schön sind auch die Dogmen. Das macht die Geschichte noch ein wenig spannender.


    Die Sprecher sind mit viel Einsatz bei der Sache - was man auch bei den Outtakes raushören kann, einzig bei den kleinen Nebenrollen klingt es vielleicht ein wenig hölzern bzw. abgelesen.
    Die Rolle des Patch ist sicher gewögnungsbedürftig und es ist durchaus fraglich, warum nur er so spricht und nicht auch die Familie Ramirez diese Aussprache hat. Aber nun gut, das ist eine Eigenheit der Produktion und ich kann damit leben.


    Die Musik rundet die ganze Sache dann ab. Ich klaue mal bei Captain Blitz :) - Zweckdienlich ist die beste Bezeichnung für die Musik. Die Musik schmiegt sich in die Handlung ein und erzeugt immer die passende Stimmung. Ich fände es gut, wenn vielleicht bei sehr wichtigen Ereignissen im Hörspiel einen kleiner akustischer Schocker eingebaut würde. Das würde die Spannung meiner Meinung nach noch ein bißchen an den entsprechenden Stellen heben.


    Negativ fällt bei mir nur das Inlay auf. Das Cover ist gelungen, aber das Inlay wirkt doch sehr unruhig auf mich. Die Sprecherliste finde ich nicht so leserlich, das Tracklisting ist wieder besser zu lesen. Da wäre es schon schön Sprecherliste und Tracklisting einheitlich zu gestalten (am Besten beides wie das Tracklisting gestalten).


    Eine wirklich gelunge erste Produktion, ich freue mich schon auf weitere Hörspiele von fear4ears.

  • Der Hörspielmarkt scheint sich in Bezug auf neue Labels nach wie vor auszudehnen.
    Fear4Ears nennt sich das Label, welches die neue Reihe "Horror-Haus" entworfen hat. Ein weiterer Eintrag in der Reihe von Hörspielen, die zwar Horror und Grusel auf der Verpackung stehen haben, aber nichts davon innerhalb des Hörspiels selbst aufbieten können? Oder aber doch ein unheimlicher Trip? Das Cover deutet eher letzteres an, allerdings kann man ein Hörspiel kaum anhand seines optischen Äußeren beurteilen.


    Wie man Informationen auf der hauseigenen Webseite von fear4ears entnehmen kann, orientiert sich die Vorgehensweise bei der Gestaltung dieser Reihe an den "Dogma"-Regeln, die insbesondere von Lars von Trier mit Filmen wie "Dogville" geprägt wurde. Ob man damit eine neue Kunstform im Hörspielbereich schaffen kann?


    Nach dem Hören würde ich eher sagen: nein. Denn das was man hier stilistisch zu Ohren bekommt, ist in dieser Form auch im Bereich Hörspiel keineswegs neu. Hörspiele ohne Erzähler erscheinen vielfach deutlich direkter als das Einbringen einer distanzierenden Komponente in Form von neutralen Berichtern. Dieses Gefühl bestätigt sich auch hier. Allerdings ist man darauf angewiesen in Szenen, bei denen Personen allein agieren auf Monologe zu setzen, wofür es schon eines guten Händchens bedarf, damit all das nicht gekünstelt wirkt. Dieses Händchen kann man Sönke Strohkark durchaus bescheinigen, denn auch wenn es ein paar Momente gibt, wo man sich der Problematik deutlich bewusst, ist dies bei der Vielzahl an solchen Monolog-Szenen vor allem in der ersten Hälfte kein Mangel.


    Der Einstieg in "Owls Creek" ist in jedem Fall vielversprechend. Die recht realitätsnahe Darstellung mitsamt den unerklärlichen und anfangs leicht verwirrenden Ereignissen versteht es durchaus neugierig zu machen. Die geheimnisvolle Atmosphäre in dem verlassenen Nest fängt man ziemlich gut ein. Daran hat auch die Musik einen entscheidenden Anteil, welche genau diese Stimmung fortsetzt, die schon vom Cover aufgeworfen wird. Im weiteren Verlauf hätte man mit dieser zwar vielleicht noch etwas stärker spielen können, aber bereits so schafft man eine Akkustik, die dem unheimlichen Szenario gut zu Gesicht steht.


    Bei der Geräuschkulisse fallen dagegen schon leichte Inhomogenitäten auf, doch sind diese nicht von solch großer Relevanz, dass sie den Hörgenuss maßgeblich schmälern würden. In Sachen Schockeffekte könnte man noch etwas aufdrehen, obgleich man die ersten übernatürlichen Momente schon ziemlich gut inszeniert hat. Nur verliert das in Wiederholung auf Dauer etwas an Wirkung.


    Größtenteils unbekannte Sprecher enthüllt das Booklet. Na, wenn sich das bei einem neuen Label mal nicht tödlich auswirkt. Da mag die Geschichte noch so gut sein, wenn die Texte von lauter Amateuren vorgetragen werden, ist es mit dem Hörspaß nicht allzu weit her. Selbst wenn auch solche Hörspiele natürlich ihre Fangemeinde haben.
    Gottseidank ist das eben geschilderte nicht in diesem Maße der Fall. Auch wenn hier nicht die Synchronelite aufmarschiert, so sind die dargebotenen Leistungen vor allem vor dem Hintergrund der Dogma-Prinzipien insgesamt absolut in Ordnung. Richtig überrascht war ich von den Darbietungen Sönke Strohkarks, der hier Produzent, Regisseur und Sprecher in Personalunion ist.


    Dagegen ist die zweite große Rolle mit Ismail Cümer etwas arg gewöhnungsbedürftig ausgefallen. Vor allem aufgrund des Umfangs der Rolle hätte ich mir hier doch eine andere, rundere Besetzung gewünscht. Denn mit der Zeit geht einem nicht nur der gekünstelte Dialekt, sondern auch so manche Unsicherheit auf die Nerven.


    Leider flacht dann auch der Spannungsbogen im zweiten Teil der Geschichte deutlich ab, nachdem mit dem Verschwinden von Culina und Betty ein erster großer Höhepunkt erreicht wurde. Während der langsame Aufbau mit seinen verschiedenen unerklärlichen Phänomenen noch in der Lage war die Spannung anzuheizen, ist die Suche nach den Antworten längst nicht mehr so packend. Zumal die Lösung am Ende dann auch eine Spur zu austauschbar ausfällt. Hat man so schon zigmal in irgendwelchen Horrorgeschichten, egal in welchen Medien, gehört. Leider.


    Fazit: Wahrlich kein schlechter Erstling, allerdings reicht es längst nicht für eine Position in den Spitzenplätzen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen ist es die Rolle von Ismail Cümer, die nicht nur sehr gewöhnungsbedürftig ausfällt, sondern mit der Zeit sogar einen leichten Nervfaktor besitzt, zum zweiten die Geschichte selbst, die nach einer interessanten ersten Hälfte immer mehr an Spannungspunkten einbüßt und schlussendlich mit einer ziemlich banalen Auflösung daherkommt. Solider Grusel mit einigen interessanten Ansätzen.