POKE von Denis Moschitto und Evrim Sen

  • POKE
    von Denis Moschitto und Evrim Sen
    Produktion: WDR 2008
    Regie: Thomas Leutzbach
    Länge: 50 Min.


    Mit:
    Vadim Glowna, Maximilian von Pufendorf, Christian Körner, Heike Warmuth, Claudia Urbschat-Mingues, Lisa Adler, Marc Bischoff, Oliver Brod u. a.


    Ein typischer Routinefall von Karoshi, denkt sich der alternde Polizeikommissar Brenner, als er den Tod einer jungen Frau in der norwegischen Siedlung Oost untersucht. Hier leben die Menschen längst in einer isolierten, kargen Umgebung, die perfekt auf die Bedürfnisse der wachsenden Netzkultur zugeschnitten ist. Einen Großteil ihres Lebens verbringen die Leute online. Karoshi, der Tod durch Überarbeitung, ist keine Seltenheit. Aber irgendetwas macht Brenner misstrauisch - und obwohl er zwangsweise offline geschickt worden ist, geht er mit dem Datenhelm der Frau ins Netz. Bei seinen Nachforschungen stößt er auf POKE, ein Computervirus, das irgendwie mit den neuen Inside-Freunden der Toten zusammenhängt. Aber wie und wo kann Brenner POKE finden? Und: Kann man daran sterben?



    Evrim Sen, Jahrgang 1975, arbeitet als Journalist und Autor in Köln. Zahlreiche Publikationen über die Cyberkultur. Nach seinem Buch „NO COPY“ entstand der gleichnamige Internetfilm sowie das WDR-Hörspiel „Digital Underground“ (2007).


    Denis Moschitto, Jahrgang 1977, ist Schauspieler und Autor und lebt in Köln. Zuletzt in dem von Fatih Akin produzierten Film „Chiko“ im Kino zu sehen. Gemeinsam mit Evrim Sen schrieb er die Computerbücher „Hackerland“ und „Hackertales“.




    "POKE" ist ein Hörspiel, das es dem Hörer nicht unbedingt leicht macht. Die Zukunftsvision prasselt ohne Erklärung auf ihn ein und so braucht man schon ein bisschen, bis man die einzelnen Fäden sortiert hat. Der eigentliche Plot stellt da weniger das Problem dar, denn dieser funktioniert eigentlich nach einem recht einfachen und bekannten Schema. Es sind mehr die Rahmenbedingungen, die den Hörer beschäftigen. Insbesondere die recht vergnüglichen, aber der Geschichte nicht wirklich helfenden Ausschnitte aus einzelnen Sitzungen des politischen Entscheidungsgremiums, tragen zur Verwirrung bei.


    Die Inszenierung ist dem Handlungsrahmen angepasst und gestaltet sich recht modern. Das dient insbesondere der thematischen Abgrenzung von Inside- und Outsidebereich und ist - sobald man das System durchschaut hat - recht einleuchtend.


    Eine interessante Sprecherriege hat man hier zusammengestellt. Als "Brenner" agiert hier Vadim Glowna, den man zwar mehr als Fernsehgesicht kennt, der aber auch bereits einer beeindruckenden Anzahl von Hörspielen seine Stimme geliehen hat. Er sticht in der recht jung klingenden Sprecherriege heraus, wirkt sogar zunächst etwas deplatziert, aber dies hat seinen Sinn und macht letztlich das Hörspiel rund. Das gesamte Ensemble agiert sehr gut, kleinere Merkwürdigkeiten sind eher der Umsetzung an sich, denn der Einzelleistung geschuldet.


    "POKE" ist ein interessantes SF-Hörspiel, dass vielleicht nicht mit dem originellsten Plot, aber mit sehr interessanten Details und einer gelungenen, wenn auch gewöhnungsbedürftigen, Umsetzung überzeugen kann. Für Liebhaber düsterer Zukunftsvisionen ist diese Produktion allemal ein Ohr wert.


    meine Wertung: + + +



    Die Ursendung von "POKE" läuft heute abend ab 23.00 Uhr auf 1Live.