Die drei ??? (161) - die blutenden Bilder

  • Also, nach zweimaligem Hören würde ich sagen: Wir haben es hier mit einer betont (bemüht?) typischen ???-Geschichte zu tun.
    Es gibt zwei ineinander verwobene Fälle, es gibt ein bisschen "Bildungs-Hörspiel", es gibt Anspielungen auf alte Episoden, ein paar Schenkelklopfer mittendrin, die obligatorische Peter-Panikattacke und bekannte Gastrollen wie Inspektor Cotta und Tante Mathilda. Die Sprecherleistungen sind durch die Bank gut, auch wenn Erzähler Thomas Fritsch diesmal vielleicht besonders stark "märchenonkelt". Hinzu kommt, dass die Rollen der älteren Damen aus dem Frauenklub nicht unbedingt optimal besetzt sind. Insbesondere Celine Fontanges klingt schlicht zu jung.
    Ansonsten bekommen die Hörer aber mit dem trotteligen Gehilfen Brock (Guido A. Schick) eine recht witzige neue Figur und damit einher gehend einige lustige Dialoge. Vor allem aber das Zusammenspiel der Stammbesetzung ist toll. Die drei Hauptsprecher untereinander, aber auch mit Holger Mahlich und Karin Lieneweg sprühen vor Spielfreude. Das hilft letztlich auch dabei, die eher schräge Story vom "Bildermörder" gleich zu Anfang rüberzubringen. Das wenig glaubwürdige Konstrukt wird einfach flott und gekonnt so ernsthaft überspielt, dass nicht weiter auffällt, wie dünn die Geschichte (zunächst) ist. Positiv auch: Man ist wie früher gleich mitten im Geschehen.


    Die Musik ist gegenüber den letzten Folgen besser geworden. Bisweilen sind sogar deutliche Anleihen bei Altmeister Bohn herauszuhören. Die Mischung der Musik ist allerdings wieder mal eher krude: Orchesterstücke alt und neu, typische Morgenstern-Stücke und Neukompositionen werden ohne erkennbare Linie eingesetzt.


    Die Stärken dieser Folge sind jedoch zugleich auch irgendwie ihre Schwächen. Es wird immer mal wieder einfach einen Tacken übertrieben mit den ???-Charakteristika. Alte Figuren werden erwähnt, treten aber mangels Originalsprecher nicht aktiv in Erscheinung und es gibt eine "blutüberströmte Leiche im Gebüsch, die nicht tot ist", wo es vollkommen ausgereicht hätte, Peter einen übel zugerichteten Bewusstlosen finden zu lassen - ganz ohne hysterischen Ausbruch.


    Zudem ist die Folge kurzweilig gestaltet, nicht jedoch spannend. Bei einer Spielzeit von 70 Minuten dauert es 40 Minuten - die Gesamtdauer der Altfolgen - bis überhaupt klar ist, worum es im Kern geht. Davor laufen unsere drei Detektive eigentlich nur ziemlich unkoordiniert von A nach B und sammeln Bilder bei unterschiedlichen Charakteren ein. Und danach finden sie zwar verprügelte Männer, werden überfallen, mit einer Pistole bedroht und es gibt noch ein Finale mit einem irre lachenden Schurken, aber das sind bei Licht besehen eigentlich nur Effekte, die eine ziemlich biedere Story auch nicht aufpeppen, zumal mal wieder konsequent darauf verzichtet wird, die Hörer auch nur andeutungsweise zu erschrecken.


    Fazit: Routiniert, flott, kurzweilig - mit gewissen Abstrichen ja. Spannung, Komplexität, gar Mystik - nein. Vielleicht 6 bis maximal 7 von 15 Punkten.

  • 13 Bilder auf dem Schrottplatz wecken das Interesse einiger zwielichtiger Gestalten. Zudem geht in Rocky Beach ein “Bildermörder” um, der es auf Portraits abgesehen hat. Einige der 13 Gemälde sind bereits spurlos verschwunden, und als die Detektive nachforschen, kommen sie einem spektakulären Geheimnis auf die Spur …


    Nach der desaströsen Folge 160 bringt Autorin Kari Erlhoff wieder frischen Wind in die Reihe. Wie schon in ihren früheren Geschichten schafft sie es auch hier, Freunde älterer Geschichten und Hörer (Leser) der jüngeren Generation gleichermaßen anzusprechen. So wirkt die Folge ein wenig wie eine Verneigung vor Klassikern wie Der Fluch des Rubins, an einer Stelle werden sogar Gipsbüsten erwähnt. Außerdem gibt es ein Beinahe-Wiedersehen mit einem alten Bekannten aus “flammenden” Zeiten.


    Gott sei Dank verzichtet die Autorin auf gerade in der jüngeren Vergangenheit der Reihe inflationär und bis zur Unerträglichkeit verwendete Storybausteine, wie etwa depperte Rätselgedichte und beweist damit durch ihre Ideen viel mehr, dass auch eine Geschichte um eine ausgelutschte und ewig wiedergekäute Marke wie Die drei ??? noch wendungsreich und gar überraschend sein kann, denn diesmal ist auch über lange Zeit nicht klar, wer denn nun “die Guten” und wer “die Bösen” sind.


    Die Sprecher der Hauptfiguren sind wie stets voll bei der Sache, an prominenten und ebenso engagierten Gaststars sind in der Folge zum Beispiel Celine Fontanges (Goldågengarden) und Harald Dietl zu hören.


    Die Idee eines neuen Gehilfen auf dem Schrottplatz ist ebenfalls ganz nett, Guido A. Schicks Interpretation des schusseligen Brock erinnert aber leider am ehesten an einen jener zahlreichen Klischee-Dorftrottel aus einem biederen 70er-Jahre-Enid-Blyton-Hörspiel.


    Sei´s drum, nach langer Durststrecke ist das hier tatsächlich mal wieder ein Hörspiel der Reihe, das ich mir sicher noch mehrere Male anhören werde. Und ich hätte nicht gedacht, dass ich das noch einmal über ein Drei-Ertragezeichen-Hörspiel sagen würde.


    Der seidene Faden, an dem mein Leben als ???-Fan noch hängt, heißt Kari Erlhoff.

  • Da wir ja hier in der Diskussion sind, mag ich mich mal etwas mit Euch austauschen.


    • Übertreibung - das ist mittlerweile doch ein regelmäßiges Stilmittel. Sonnleitner z.B. nutzt(e) das erste Kapitel sehr häufig für einen dramatischen Start, der eigentlich keiner wahr. Auch Erlhoff übertreibt hier regelmäßig, gerade bei Mord oder der schon angesprochenen "blutüberströmten Leiche". Warum stört das die meisten Hörer eigentlich nicht? Habe ich zu hohe Ansprüche?
    • Weniger wäre mehr. Hier sind es auch 2 Storys, die sich irgendwann begegnen (müssen). Im Buch ist das noch machbar (mehr Zeit), aber im Hörspiel ist der Bildermörder doch eigentlich nur Beiwerk und komplett unsinniges. Keine Motive, etliche Fehler in der Logik ...
    • Waffen. Diese Entwicklung nervt mich wirklich sehr. Warum hat da eigentlich jeder eine?


      Infos zu noch nicht vertonten Büchern:


    • Erlhoffs Stärke war zu Beginn das Wiederaufnehmen von alten Charakteren, doch mittlerweile macht sie es regelmäßig und nimmt diesem Stilmittel den Charme. Auf Biegen und Brechen müssen Anspielungen in die Geschichten. Im Buch ist es auch kein Problem Personen aufzugreifen, deren Sprecher nicht mehr leben, aber dann müsste die Hörspielumsetzung sich etwas mehr wagen. Minninger hat die Szene (im Buch voll enthalten, mit Gesprächen und auch der "Überraschung") ja bereits bis auf die Nennung komplett gekürzt.


    • Ich würde mir wünschen, dass sich Minninger und sein Team(?) bei der Umsetzung die Kritiken zu den Büchern vornehmen und die Schwächen der Vorlagen erkennen. Hörspiel und Buch sind ja schon weit auseinander, aber die schwachen Stellen werden meist mit übernommen. Da müsste man den Mut aufbringen und schlechte Teile so umschreiben, dass das Hörspiel einen Sinn ergibt, nicht jeder kennt die Vorlagen. Hier in dieser Folge zum Beispiel das komplette Ende.


    Mir graut es zum Beispiel schon vor 165 (... und die brennende Stadt) und insbesondere 170 (Straße des Grauens).

  • Die Folge 161 ist wahrlich keine Offenbarung. Zwar gibt es einige schöne und teils lustige Sprüche, sonst aber nicht viel. Die Story ist doch recht mühsam und langatmig. Nach einigen richtig guten Folgen, mal wieder eine schwächere. Trotzdem bin ich gespannt wie es weiter geht und freue mich auf jede neue Folge.

  • Ich glaube, wenn man der Folge etwas vorwerfen kann, dann, dass die Lösung in etwas liegt, was nun wirklich absolutes Polizei-Standardvorgehen ist. Dass die Polizei nicht auf die Idee gekommen sein soll, die Opfer des "Bildermörders" auf gemeinsame Bekannte zu überprüfen, finde ich arg unwahrscheinlich.

  • Die 162 ist vom Buch her ein Knaller, wird aber sehr, sehr schwer zu vertonen sein, glaube ich.


    Was die 161 angeht: Ich denke nicht, dass ich da zu viel erwarte. Ich erwarte allerdings, dass des Rätsels Lösung nicht gar so billig ist. Die Polizei würde es doch nie versäumen, schlicht alle Personen im Umfeld zu befragen.


    Die Kritik an den Rätseln in anderen Folgen teile ich nicht. Wer glaubt, die sind doof, soll meiner Meinung nach mal versuchen, solche Rätselreime selbst hinzukriegen. Dann wird er schon merken, wie schwierig das ist. Abgesehen davon sind Rätselverse typisch für die "drei ???" und werden in den frühen Folgen wie "... und der seltsame Wecker" oder "... und die gefährliche Erbschaft" abgefeiert.


    Auch die beiden parallelen Fälle in der 161 finde ich nur ???-charakteristisch. In zig Originalfolgen geht es de facto um zwei Fälle - in "... und der Höhlenmensch" wird das meiner Meinung nach in Perfektion vorgeführt. Im Unterschied zu heute allerdings in nur 45 Minuten und nicht in 70.

  • Nach der Glaubwürdigkeit bei DDF zu suchen. Ok, den Anspruch sollte man prinzipiell schon haben, wobei mir mittlerweile wichtiger ist, dass die Geschichte flüssig erzählt wird, ohne die großen Monologblöcke wie man sie kennt. Spaß spielt da auch ne wichtige Rolle. Zu weit her geholt darf es dann trotzdem nicht sein, natürlich. Was mir bei den letzten FOlgen aufgefallen war ist, dass sich die DDF zur Lösung des Falls immer wieder bewusst in brenzliche Situationen geschmissen haben um dann am Ende vom vorher angeleiteten Polizei-Team gerettet zu werden. Fand ich etwas fad, aber da die Erzählungen von verschiedenen Autoren stammen dürfte das eher Zufall sein.


    PS: Den neuen Schrottplatz-Gehilfen fand ich extrem unnötig und die Rolle dämlich. Viel weniger wäre da imo viel mehr gewesen. So stellt man den Fragezeichen nur einen Sidekick zur Seite, der nur für noch mehr Karlauer und Quatsch sorgen könnte.

  • Es stellt sich mir die Frage, ob manche einfach zu viel erwarten, ich fand "Die drei ??? (161) - die blutenden Bilder" mit einer der besten Folgen die ich seit längerem gehört habe und Folge 162 hat noch eine bessere Vorlage.


    Ich "erwarte" eine vernünftige Handlung, die gut erzählt ist und im normalen Rahmen abläuft. Bei 161 fehlt an vielen Stellen einfach die Logik, ein Motiv, eine Erklärung. 2 Fälle gab es früher auch schon, ja, aber heute lege ich einen anderen Maßstab an das Medium Hörspiel an, als damals.


    Bestes Beispiel ist nun Hörspiel(!) 162 "… und der schreiende Nebel" - das Buch war super bis zur Auflösung. Tolle Atmosphäre, unheimlich, spannend. Alles drin was man braucht und dann eine total überdrehte Schlussszene. Warum? Wohl nicht für die Kinder, die das eigentliche Publikum sein sollen.


    [...] Was mir bei den letzten FOlgen aufgefallen war ist, dass sich die DDF zur Lösung des Falls immer wieder bewusst in brenzliche Situationen geschmissen haben um dann am Ende vom vorher angeleiteten Polizei-Team gerettet zu werden. Fand ich etwas fad, aber da die Erzählungen von verschiedenen Autoren stammen dürfte das eher Zufall sein.[...]


    Das gab es ja früher auch schon, dass die Detektive sich in Gefahr begeben, aber mittlerweile laufen sie ja mit voller Absicht in die Falle und stellen sich offen gegen die Polizei. Viel schlimmer finde ich aber das absichtliche Herbeiführen "brenzliger" Situationen zum Start der Geschichte, das "tödliche" Wettrennen zum HotDog-Stand und Co.


    Ganz ehrlich, ich wäre sehr happy über eine einfache, grundsolide Geschichte. Ein vernünftiger Fall ohne Todesangst und Superschurken oder künstlich aufgeblähten Gegnern (Bildermörder, Mafiabossen, Reynolds als Autodieb ...)

  • ...gabs halt alles schon. Ich hoffe, dass die Autoren da auch den Ehrgeiz haben wenigstens zu versuchen, eine neue unverbrauchte Geschichte zu erzählen und nicht etwas, dass es schon mal gab. Wenn das auch sicher viel besser zu den DDF passen würde als so ein überdrehter Müll wie besipielsweise beim Skateboardfieber.

  • Ganz ehrlich, ich wäre sehr happy über eine einfache, grundsolide Geschichte. Ein vernünftiger Fall ohne Todesangst und Superschurken oder künstlich aufgeblähten Gegnern (Bildermörder, Mafiabossen, Reynolds als Autodieb ...)

    Die wird es dann hoffentlich bei der Umsetzung des neuen Buchs "Die Spur des Spielers" von André Marx geben. Das enthält nämlich genau das, was du dir wünschst.

  • ]Die wird es dann hoffentlich bei der Umsetzung des neuen Buchs "Die Spur des Spielers" von André Marx geben. Das enthält nämlich genau das, was du dir wünschst.


    Da ich die Bücher alle habe, kann ich dir da nur zustimmen. Die Vorlage hat mir gut gefallen, da könnte man ein schönes Hörspiel zaubern.

  • Mal wieder 6 Euro für eine ???-Folge ins Feuer geworfen, der guten alten Zeiten wegen.


    Streicht man allerdings die Empathie, die man Justus, Bob und Peter grundsätzlich und unwiderruflich entgegenbringt, dann bleibt hier ein diesmal wirklich außergewöhnlich hanebüchener Schwachsinn. Dagegen ist ja ein Fall der Ferienbande noch brillant konstruierte Krimiunterhaltung. Überhaupt geht das sehr in Richtung schlecht gemachtes Comedy-Hörspiel, so hirnlos sind fast alle Aktionen und über- und fehlgezeichnet die Figuren.


    Besonders nervig ist der neue Sportkamerad Brock auf dem Schrottplatz, dessen geistigen Fähigkeiten ihn allerdings als Verantwortlichen für das Drehbuch dieser Produktion ruchbar werden lassen. Sollte die Namenswahl auf Jonas alten und oft auch wenig geschickt agierenden Gegenspieler zurückzuführen sein, dann wäre das wenigstens ein kleines Highlight.


    Fazit: Ja, früher war alles besser und ich lass den Deckel zukünftig besser wieder drauf.