Wer oder was ist denn bitteschön die Avantgarde der Hörspielszene?

  • Oder doch nicht....



    Avantgarde, ja was zum Geier ist das Überhaupt? Klären konnten wir das bisher ja nicht eindeutig, aber es gibt gute und interessante Denkansätze. Dabei habe ich bislang zwei Strömungen ausgemacht:


    1. Avantgarde beschreibt eine betont künstlerische, daher vielleicht auch unzugängliche Richtung, die sich nicht an kommerziellen Gesichtspunkten messen will und muss, und dadurch neue Grenzen ausloten kann, die später aber durchaus vom Mainstream vereinnahmt werden können und eigentlich auch müssen, da sich Avantgarde in ediser Definition ja eigentlich erst rückblickend bewerten ließe.


    2. Avantgarde geht Hand in Hand mit dem Begriff der Innnovation. Avantgarde traut sich also, neue Ideen und Wege auszuprobieren, durchaus aber innerhalb eines bereits eng definierten Bereichs. Denn kommerzielle Verwertbarkeit steht bei aller Experimentierfreude immer noch im Raum. Genau genommen ist die Innovation genau der Schlüssel zur Besetzung von Nischen oder Marktsegmenten, die von den alteingesessenen Anbietern nicht bedient werden.



    So.
    Da haben wir ja zwei schön konkurrierende Sichtweisen.
    Allerdings scheidet 1. für diese Diskussion eigentlich aus, da kommerzielle Verwertbarkeit grundlegende Voraussetzung für ein Konsumprodukt wie das Hörspiel ist. Maltins Position bzgl. Rundfunkhörspiele bestätigt da mE eher die Ausnahme, eine erfreuliche allerdings.


    Folglich ist zu erfragen, wer die Innovationsspitze der aktuellen kommerziellen Hörspielszene ist. Ich glaube, dazu hatten wir im "Warum Kleinlabel/ Großlabel etc pp"-Thread schon ein paar Ideen.


    Zuerst muss man sich fragen, in welchem Bereich diese Innovation erfolgt.


    Witrschaftliche Innovation muss man ganz klar Leuten wie Maritim zuerkennen. Als das Label Ende des vorigen Jahrhunderts an den Start ging, teilten sich drei große Konzerne den Markt, Hörspiele für Erwachsene waren vernachlässigbare Nischenprodukte selbst innerhalb des Segments "Hörspiel".
    Maritim hat es geschafft, sich als vierter Mitbewerber im Sektor zu etablieren, auch wenn der frühe Ansatz zu inhaltlicher und technisch-ästhetischer Innovation dabei weitgehend auf der Strecke geblieben ist. Ähnliches gilt für Lübbe, die später als weiterer Player auftauchten.
    Man kann diese beiden vielleicht mit den Grünen und der Linken vergleichen, die das politische Leben der BRD jeweils gehörig durchgeschüttelt haben. Alleine dafür gebührt ihnen schon einiger Dank.
    Auch der Mut vieler Amateure, den Schritt zum (Semi-)Profi bzw. von Medienprofis, den Schritt zur Unabhängigkeit von großen Labels und Auftraggebern zu wagen, darf als wichtige Innovation bezeichnet werden. Hier muss man sicherlich R&B, Hörplanet und Dreamland als Vorreiter nennen, aber auch Vertriebe wie SPV und ALIVE!, die Hörspiele unabhängiger Produzenten in den regulären Tonträgerhandel gebracht haben.
    Die Aufweichung der totalen Marktmacht dreier Konzerne hat die Szene meiner Meinung nach stark verändert.


    Mann, jetzt bin ich aber müde, morgen gibt es vielleicht mehr. Aber dafür muss ich erst nochmal kräftig nachdenken...