Nerven euch Kleinlabel an?

  • Immer diese "nervigen" Beiträge zum Thema Rezi und Objektivität...eine Rezi ist niemals objektiv! Sie ist immer subjektiv, weil Geschmack und Persönlichkeit ins Geschehen fließt. Da kann noch so viel Erklärung in den Teilen stecken, letzten Endes erklärt der Rezensent nur seinen Geschmack und über diesen lässt sich bekanntlich nicht streiten! :P

  • Ok...naja fast. ;)
    Die Meinungen eines einzelnen Rezensenten sind subjektiv (mit Abstrichen). - ok! Was aber, wenn wir an Board hier oder auch anders wo, mehrere Meinungen zusammenkommen und die gleichen Kritikpunkte anführen? Wenn sich ein Aspekt einer subjektiven Meinung bei den Statements verschiedener Leute herauskristallisiert, kann man dann nicht vielleicht sogar von Objektivität sprechen? Bewusst etwas kurz gedacht gefragt, zugegeben.
    Und der Fall tritt ja vornehmlich in Foren auf, womit wir wieder beim Thema wären. Ein kleines Label bringt ein Produkt auf den Markt und liest von mehreren Seiten, dass Sprecher xy so überhaupt nicht in die Hauptrolle passt. Dann würde ich mir als Hörer doch wünschen, dass man an produzierender Stelle wenigstens mal darüber nachdenkt und nicht den Fehler bei unterschiedlichem Geschmack verschiedenster Hörer sucht, sondern auch mal bei seiner eigener Sprecherauswahl das Grübeln anfängt.
    Ich bin nämlich nich für ein generelles Fernhalten von der Fanbase. Wieso nicht auch mal eine heiklere oder unangenehme Frage beantworten oder Fanwünsche wenigstens mal als "gelesen und angekommen - wird drüber nachgedacht" markieren, sowas ist mir gerade bei den Kleinen weitaus sympatischer als a) in eine Diskussion einsteigen, mitmischen und sich versuchen zu erklären oder b) sich ganz ausklammern, denn gerade Kleinlabels, die vielleicht nicht mal einen Vertrieb haben und/oder ihre Sachen nicht in Läden sondern nur online selbst vertreiben, sind auf uns Forennasen mehr oder minder angewiesen.

  • Was aber, wenn wir an Board hier oder auch anders wo, mehrere Meinungen zusammenkommen und die gleichen Kritikpunkte anführen?


    Womit ein weiterer Aspekt in die Diskussion käme: Gruppendynamik.
    Ich beobachte die Diskussionen, Meinungen in verschiedensten Foren nun schon eine ganze Weile. Inzwischen ist es ja doch so, dass sich in den einzelnen Foren aufgrund der großen Auswahl oftmals Leute mit ähnlich gelagerten Vorstellungen zusammenfinden (was den richtigen Stil angeht, etc.).
    Liest man vorab Meinungen/Diskussionen zu einem Hörspiel wird man davon beeinflusst - ob man nun will oder nicht. Der eine kann das mehr, der andere beim Hören weniger ausblenden. Es ist aber deutlich wahrscheinlicher, dass der Fokus sich beim Hören auf Dinge richtet, die in der Diskussion zur Sprache gekommen sind. Dass man sich dem völlig entziehen kann, braucht mir niemand zu erzählen - glaube ich nicht.
    Selbst wenn die Meinungen an einem Ort erstaunlich konvergieren, können sie woanders völlig anders aussehen. Wer dann anschließend recht hat? Keiner? Alle? - Ich finde hotte hat das wirklich sehr schön zusammengefasst - auch wenn die Realität nicht immer ganz so aussieht, wie es vielleicht vernünftigerweise zu erwarten sein sollte - aber was ist in den Hörspielforen schon vernünftig ;)


    Sicherlich, als Produzent würde es mir schon zu denken geben, wenn eine Vielzahl an ganz unterschiedlichen Leuten, diesselben Aspekte kritisiert. Aber letztlich ist natürlich nicht gesagt, dass diese tatsächlich eine Mehrheit repräsentieren und gewünschte Änderungen nachher auch bei allen gut ankommen.

  • Hallo nochmal!


    Bezüglich der Rezensionen: Ich denke, da muss man auch ein wenig differenzieren.


    Zu einer Rezension gehört ja zum Einen die Bewertung des Handwerklichen und zum Anderen die Bewertung des Inhaltlichen.


    Bei beiden Aspekten gibt es Dinge, die man, je nach Kontext natürlich, objektiv bewerten kann. Dabei kann man sich natürlich streiten, ob man sie tatsächlich objektiv bewertet oder sie lediglich so offensichtlich sind, dass der subjektive Eindruck mit einem objektiven IST-Zustand nahezu deckungsgleich ist.


    Beispiele:


    - Die Sprecher sind kaum zu verstehen, weil die Musik alles übertönt = Klarer handwerklicher Mangel
    - Hörspiel als Fantasy-Geschichte im Mittelaltersetting verkauft, spielt dann aber im Cyberspace = Klarer inhaltlicher Mangel
    - Schlechte Abmischung der Tonspuren = Klarer handwerklicher Mangel
    - Logikfehler ("Victoria hatte wunderbare grüne Augen" ... später ... "irgendjemand hatte ihre braunen Augen blau geprügelt") = Klarer inhaltlicher Mangel
    - Schlechte Sprecherleistungen (falsche Betonungen, Lispler, Schnoddergeräusche während einer romantischen Libesszene, etc.) = Keine gute Regie, also: Klarer handwerklicher Mangel
    - Falscher Wortgebrauch ("Die Beleidigung tangierte Hank nur persifliert" oder "Captain Blitz schrieb eine wohlwollende Rezession" ;-D) = Klarer inhaltlicher Mangel


    Solche Dinge wird man bemängeln können, ohne dass sich jemand daran stört. Sie sind nachvollziehbar und bewegen sich in einem allgemeingültigen Rahmen.


    Bei der Betrachtung des Inhaltlichen gibt es dann aber auch ein paar Bereiche, die durchaus strittig sind:


    - Wenig ausgeprägter Spannungsbogen = So etwas mag einige stören, andere mögen die ruhige und atmosphärische Erzählweise genießen
    - Literarische Formalia = Der übermäßige Gebrauch von adjektiven oder auch Wortwiederholungen und andere Kleinigkeiten können sehr unterschiedlich aufgenommen werden. Manchen wird es die Zehennägel aufrollen, andere finden den Stil passend und gut
    - Überladener und komplizierter Inhalt = Manche werden es gut finden und mit einer zunehmenden Komplexität vielleicht auch Tiefe verbinden, andere werden sich über die mangelnde Übersicht beschweren und die Empfehlung "Weniger ist mehr" aussprechen.


    Das sind so ein paar Beispiele. Hier finde ich es auch nicht schlimm, wenn sich jemand darüber auslässt. Allerdings kommt es dann auch die Argumentation und die genaue Erläuterung an. Die eigene Meinung kann ja durchaus von vielen geteilt werden. Wenn man seine Gedanken dazu möglichst genau vermittelt, werden sich Leser der Rezension schnell entscheiden können, ob sie sich damit identifizieren können oder eher nicht.


    Ich habe oft den Eindruck, dass der Grundtenor von Rezensionen meistens durch die "Hard Facts", die man objektiv nachvollziehen kann (siehe oben), bestimmt wird. Ist eine Produktion hingeschludert und bietet zahlreiche Mängel, wird der Ton rauher, ist die Produktion hingegen gut aber die weichen Faktoren, über die man streiten kann, werden als nicht gut empfunden, dann sagt man eher "Schade, nichts geworden, beim nächsten Mal besser".


    Sollte man eine Reihe an negativen Kritiken erhalten, dann ist das schon ein wichtiger Indikator, finde ich. Natürlich kann man daraus nicht per se ableiten, dass man schlechte Arbeit geleistet hat. Aber wer Kritik durchgängig ignoriert, tut sich meines Erachtens nach keinen Gefallen. Hohe Verkaufszahlen sind ja auch nur ein Indikator, der allein wenig aussagt und auf den man sich nicht ausruhen sollte.


    Bis dann!


    Frank

  • DRY : Also ich finde schon das kleine wie große Label die Meinung aller Kunden annehmen sollten. Man kann nicht alle Kunden anhören klar und sehr viele äußern sich auch nicht, aber gerade dann kann man doch im nachhinein die "üblichen verdächtigen" Punkte abklappern (Amazon Kundenmeinungen, Forenkritiken, etc.) und sich dann Gedanken machen ob eventuell was dran ist. Auch wenn es nur eine Gruppe war, die einen Kritikpunkt angemerkt hat sollte es doch wünschenwert sein dass alle Kunden zufrieden sind. Gerade für die kleinen ist es enorm wichtig, da bei Verkaufszahlen von nur einigen hundert Exemplaren jeder Kunde noch wichtiger wird, als bei z.B. Sinclair wo bei 20.000 Käufern eine Handvoll über dieses oder jenes nicht zufrieden sind. Wie Blackmail es sagte "Wir haben es gelesen und denken drüber nach."

  • DRY : Also ich finde schon das kleine wie große Label die Meinung aller Kunden annehmen sollten.


    Ich wollte auch gar nichts gegenteiliges behaupten.
    Natürlich sollten Label genauso wie Rezensenten sich mit konstruktiven Meinungen auseinandersetzen. Gar keine Frage. Nur dass das nicht zwangsläufig heißen muss, alles an Anregungen und Kritik sofort in die Tat umzusetzen. Selbst wenn sich eine Mehrheit an einem Ort über gewisse Aspekte einig ist.
    Klar, bei groben produktionstechnischen Fehlern bin ich als Produzent (egal in welcher Rolle) natürlich versucht, die Fehlerquelle ausfindig zu machen und zu beseitigen. So breit ist dieses Spektrum der "objektiven" Fehler allerdings nicht. - Und beim ganzen Rest wirds dann schon deutlich schwieriger...

  • Natürlich ist das mit das schwierigste an der ganzen Sache, aber aus Kundensicht hat man seine Anregungen angebracht, hat Zeit investiert. Das zeigt ja das man in irgendeiner Form mit dem Ergebnis zufrieden ist und gerne mehr hätte, aber einige Kritikpunkte hätte man schon zukünftig gerne abgestellt. Häufen sich die Stimmen mit immer den selben Ansätzen und wird dann vom Hersteller scheinbar nicht ernst genommen, kann am Ende auch das bei rauskommen was immer mal wieder bemängelt wurde: Die Hörer äußern sich nicht mehr zu den Hörspielen weil "sich ja ohnehin niemand dafür interessiert". Sich für schlechte Kritik rechtfertigen oder gar die Käufer zu bequatschen ist der falsche Weg, dem Kunden zu signalisieren das man seine Meinung zur Kenntnis genommen hat finde ich aber gut. Ob man es schlussendlich auch umsetzt steht auf einem ganz anderem Blatt.

  • DRY : Jep, da gebe ich Dir Recht im Punkt Gruppendynamik. Es fällt sicher leichter einer bereits geschilderten Meinung zuzustimmen oder, hat man erst mal eine Meinung über ein Hörspiel gelesen, auf die dort vorhanden Kritik- und Lobespunkte beim Hören genauer Acht zu geben, als wäre man unbefangen an dieses Hörspiel herangetreten. Das gelesene ist gespeichert und lässt sich dann nicht mehr wegdenken.
    Das nicht jede Kritik aus verschiedenen Mündern richtig ist - sind wir auch einer Meinung. Nur weil Gruppe a aus 20 Hörern etwas schlecht findet, heißt das nicht, dass Gruppe b aus 20 Hörern genau den gleichen Aspekt gut finden kann. Mir ging es nur darum, dass es ich begrüßen würde, wenn sich von Produzentenseite wenigstens mit der Kritik ausseinandergesetzt wird und man nicht pauschal jede Kritik ablehnt weil vielleicht zB die Verkaufszahlen ohnehin stimmen oder ähnliches. Gerade bei Kleinlabeln finde ich das wie vorher erwähnt wichtig. Wenn man keine andere Verbreitungsmöglichkeit hat als das Internet und die Bekanntheit sich nicht über Foren- und Newsseiten hinaus ausdehnt würde ich mir als Produzent doch wenigstens die paar Interessierten warm halten und mich über jeden Käufer/Hörer freuen! Wie auch schon mal gesagt, darf man es dann aber nicht zu weit gehen lassen und sich auf Diskussionen einlassen, anfangen sich zu rechtfertigen etc.

  • Da muss ich zustimmen. Natürlich ist es unmöglich, allen a- und b-Gruppen, wie du sie nennst, recht zu machen. Wie auch, schließlich ist das Empfinden bei Hörspielen, genauso wie bei Filmen oder schlicht dem optischen Aussehen, alles rein subjektiv. Und das ist auch gut so, denn sonst hätten wir einen Einheitsbrei.


    Rechtfertigungen oder Diskussionen sind unnötig. Schnittmengen aus den geäußerten oder geschriebenen Kritiken (positiv, wie negativ) zu bilden, um genau diese Punkte anzugehen, die z.B. von a- und b-Gruppe beiderseits geäußert wurden, ist eine Sache, die Produzenten angehen sollten, um eine stetige Steigerung zu haben. Denn perfekte Hörspiele oder Medien gibt es nicht und wird es nie geben. Steigerungen sind etwas spannendes und genau das, auf das man sich als Hörer freut. Denn egal, wie gut ein Hörspiel ist, man erwartet immer etwas Neues oder eine Steigerung. Ob man es will oder nicht, ein gesteigertes Niveau wird immer der Standard für den Hörer werden, an dem neue Sachen gemessen werden. Und das ist auch das "früher waren Folgen xy der Serie yx besser", weil in dem Zeitraum vielleicht eine stetige Steigerung zu spüren war, die dann irgendwann nicht mehr stattfand (ob aufgrund Erfolges, Mitteln, Möglichkeiten oder dergleichen, sei dahingestellt).

  • Weiß nicht, was Blitz mit „nerven“ genau meint. Mich nerven Stars, die überall gegenwärtig sind, obwohl sie mich nicht interessieren. Mich nervt Musik im Radio, die mir durch ewige Wiederholungen aufgedrängt wird. Mich nervt mein anstrengender Nachbar, weil ich ihn immer sehen muss.


    ABER kleine Labels können mich nicht nerven, weil sie kein Geld für aufdringliche Werbung haben und wenn mir die Qualität in den Trailern nicht zusagt, dann beachte ich sie nicht und vergesse sie. Sie sind dann sowohl optisch und akustisch quasi unsichtbar.


    Weiterhin frage ich mich, wann ein Label „groß“ ist?


    So oder so gefällt mir eine große Vielfalt immer! Das einzige, was mich etwas stört ist, wenn Hardcore-Fans ein Label aufmachen und Regie führen, weil dann beim Endprodukt oft eine schlechte Kopie vom Original herauskommt. So was kann ich aber schon an der Gestaltung und inhaltlichen Auftreten der Webseite erkennen.

  • Ich hoffe es nervt jetzt niemanden, dass ich diesen drei Jahre alten Knochen nochmals ausbuddele.
    Finde die Frage aber interessant.
    Ich denke, generell sind es oft die kleinen Labels, Verlage und Fanprojekte, die zu einem "Totreiten" eines Genres beitragen. Viele Themen und Genres werden überstrapaziert, indem sie teilweise plump kopiert werden. Irgendwann hat auch der geduldigste Hörspiel-Nerd den Kanal voll von Grusel, Geister, Käseauflauf.
    Oft wird da einem ja auch nichts wirklich Schlechtes geboten, da Sprecher und Produktion schon gut sind. Aber man vergisst halt, dass viele Inhalte einfach ausgelutscht sind. Und die Rechnung "Bei der Reihe XY hat das doch auch geklappt" geht eben nicht immer auf.
    Dabei kommt es dann den kleineren Klitschen zu, etwas Originelles anzubieten und ansprechende Nischen auszufüllen. Da gibt es ja auch viele positive Beispiele in der Branche. Das wiederum belebt dann die Szene und das Geschäft


    Letzten Endes setzt sich Qualität durch und da ist die Frage nach der Größe eines Labels dann eher sekundär.

  • Ich hoffe es nervt jetzt niemanden, dass ich diesen drei Jahre alten Knochen nochmals ausbuddele.
    Finde die Frage aber interessant.


    Du kannst gerne noch mehr ausgraben. :)


    Zitat

    Letzten Endes setzt sich Qualität durch und da ist die Frage nach der Größe eines Labels dann eher sekundär.


    Das hoffe ich für mein Label ja auch noch. ;)

  • Dabei kommt es dann den kleineren Klitschen zu, etwas Originelles anzubieten und ansprechende Nischen auszufüllen. [...] Letzten Endes setzt sich Qualität durch und da ist die Frage nach der Größe eines Labels dann eher sekundär.


    Dass sich Qualität notwendigerweise am Markt durchsetzt, wurde ja schon mehrfach hier im Forum widerlegt. Große wie kleine Labels stehen aber vor dem Problem, dass Innovatives von dieser sehr konservativ eingestellten Hörspiel-Hörerschaft nicht mehrheitlich gewünscht wird, und deswegen hat man sich im Idealfall auf kleine Variationen des schon Bekannten eingestellt.

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • glückwunsch! gastauftritt in einem anderen forum.


    wobei: ist das nicht schon ein cross-over? :gruebel:

    The gods have never bothered much about judging the souls of the dead, and so people only go to hell if that's where they believe, in their deepest heart, that they deserve to go. Which they won't do if they don't know about it. This explains why it is so important to shoot missionaries on sight.