Eine Frage der Unabhängigkeit, oder: Schaden negative Kritiken der Branche?

  • Man kennt das Spiel:
    Man/n, bzw. Frau hört Hörproduktion und, oh Schreck, es gefällt nicht. Jessa. Bis hierhin noch kein Problem - der Verlag, das Label hat sein Geld und damit gut ist... - denkt sich mancher "Macher". Schließlich hat man ja Zeit, Geld und vor allem Herzblut in das Projekt investiert, das jetzt die Käufer beglücken soll. So, bis dahin völlig nachvollziehbar. Abstrus wird es indes, wenn man in "Macher"-Position jetzt scheinbar einen schweren Schub bekommt und zwar vorgeblich natürlich Kritik möchte, gute wie schlechte, aber querweb mit einer Penetranz auf "unabhängige" und gute Meinungen verweist, sobald mal (begründete, berechtigte) Kritik am Produkt geäußert wird.


    Ich möchte es so sagen: Ich kann es nachvollziehen, aber gemeinhin sollte man sich dann mit diesen Penetranzattacken und Anfeindungen gegenüber Kritikern doch etwas zurückhaltend zeigen. Natürlich kann man "Arschloch, Wichser, Hurensohn, deine Eltern sind Geschwister" im Zornesrausch tippen, auf's Thema bezogen wohl eher: "Die blöden Kritiker stinken alle und wollen uns doch nur kaputt machen". Aber dann auch abschicken?
    Nein!


    Schauen wir doch mal, wie es im normalen Leben läuft: Ein Kind, das beim Heranwachsen nie, nie, nie (konstruktive) Kritik erhält, wird was? Richtig: Ein verzogenes Blag, das vermutlich 24/7 rumplärrt und sowohl die kritisierenden Eltern, als auch unbeteiligte Herumstehende nervt! Wie soll sich das Kind denn entwickeln, wenn es beispielsweise nachdem es das Dreirad in Brand gesteckt und in Nachbars Heuhaufen bugsiert hat, nur hört: "Och, Kevin-Justin, das hast du aber toll gemacht. Guck mal, wie schön der Heuhaufen brennt!"?
    Natürlich sollte man Kritik dann nicht in Form von "Kuck dir das an, du Scheiße, du! Ich schlach dich tooot!" äußern, sondern schon deutlich sagen: "Das war Stuhl, mein Gutster. Nachbars Heuhaufen in Brand zu stecken ist verboten, macht den traurig und kostet viel Geld." Boah - un-fucking-believable: Da wird doch tatsächlich kritisiert - vielleicht sogar so, daß das Kind jetzt lernt: Nachbars Heuhaufen in Brand stecken ist nicht gut, weil: Geld, traurig, verboten. Wenn das Kind jetzt nicht völlig lernresistent ist, wird wohl kaum das nächste Bobbycar brennend in besagten Heuhaufen rauschen. Da hat sowohl das Kind was von (es lernt und wird so künftig ggf. vor Strafen und/oder Kosten geschützt), als auch die "Kritiker", die nun in Rolle der Eltern hier wohl kaum mehr alle paar Minuten nach brennenden Bobbycar-Schwadronen Ausschau halten müssen, die sich wie eine Flammenwand auf Nachbars Grundstück zubewegen...


    Kritik ist nicht böse gemeint, sie ist auch ganz gewiss nicht dazu gedacht, "arme kleine Labels" zu "vernichten". Kritik soll zwei Dinge erfüllen: 1) potentiell interessierten einen subjektiven(!) Bericht zu liefern, begründetermaßen die persönlich empfundenen "Pros" und "Cons" aufzulisten. Und 2) möchte man dem "Macher", Studio, what-ever Feedback geben und darauf hinweisen, was gut/super oder verbesserungswürdig war. Daß die Meinungen dabei zwangsweise auseinanderlaufen, ist so klar, wie das Amen in der Kriche. Wer sich jedoch in den Irrglauben verrent, Kritik sei einzig in Form billiger Lobhudelei gültig (und auch nur dann "unabhängig"...), der sollte vielleicht mal 1, 2 Minuten die Hirngrütze anschmeißen. Sicher, ich gebe schon zu, daß es bei Kritikern einige, ich drücke es mal vorsichtig aus, "seltsame Einstellungen" gibt, die (mir persönlich) nicht nachvollziehbar erscheinen. Da zeigt sich dann indes auch direkt wieder die Notwendigkeit, Begründungen in Rezensionen aufzuführen - denn wenn ich ohne nachvollziehbare Begründung (nachvollziehbar ist nicht im Sinne von "ist genau meine Meinung" gemeint, sondern schlicht das: nachvollziehbar) auf ein Produkt abfeiere oder eben die rezensionsmäßige "rote Karte" ziehe, dann ist das -für mich- nicht viel mehr Wert als die beliebten hohlen Einzeiler: "Geil, weil geil!" oder "Scheiße, weil scheiße." Aber hier geht es auch nicht um diese, sondern um ausformulierte Kritik. Und da sollte man als "Macher" schon ein gewisses Selbstreflektionsvermögen haben und seine Produktion vielleicht nicht als -überspitzt formuliert- Gottesgeschenk an die Menschheit ansehen und nur positive "Kritik" gelten lassen, weil negative Kommentare scheinbar per se "nicht unabhängig" sind.
    Sinnloses Abfeiern oder begründungloses Zusammenkloppen bringt niemandem was, weder den potentiellen Kunden, noch den Machern. Aber mit vehementer Penetranz nur gute "unabhängige" Meinungen durch's ganze Web zu zerren und die "bösen Negativkritiken" als "abhängige" (wovon?!?) oder nicht erwünschte Störereinwürfe zu präsentieren, bringt auch keinem was: Weder den potentiellen Kunden, noch den Machern - zumindest auf Dauer. Und wenn man es immer noch nicht akzeptieren kann oder will: Kostenpflichtige Produktionen, bzw. Produkte werden von den Kunden gekauft, ergo zahlen Leute dafür Geld. Dann ist aber auch gleichsam Kritik am Produkt per se schon erforderlich. Denn im Restaurant würden sicher auch die entsprechenden "Macher" vielleicht mehr, vielleicht weniger dezent darauf hinweisen, wenn der Koch ihr essen suboptimal kredenzt hätte.


    In diesem Sinne: Kritikfähigkeit ist sicher nicht leicht zu erlernen, aber gerade wenn ich auf der Herstellerseite bin, sollte man sein Idealbild von "alle finden mein Produkt toll" etwas abwandeln können. Man wird nie mit einem Produkt alles und jeden zufriedenstellen können - dafür hat jeder Mensch einfach unterschiedliche Präferenzen und Abneigungen. Und Kritik, so sie denn nachvollziehbar begründet ist, ist keinesfalls ein Afront auf das produzierende Individuum, sondern schlicht das: Eine subjektive Meinung zu einem gehörten, gesehenen, gelesenen Produkt und ein Feedback für den "Macher".


    Und beiden sollte man ehrlich begegnen und sie nicht mit einem erlogenen Gutschi-Gutschi-Bunti-Bunti-Plüsch-Traumland verladen, was seitens der Leser dann spätestens nach dem zweiten, dritten mal als solches durchschaut würde. Somit sehe ich persönlich es so: Kritik, auch negative, sofern sie begründet und nachvollziehbar (nochmal: nachvollziehbar heißt nicht, daß die geschriebene Meinung die gleiche Meinung wie die des/der Leser/in ist!) dargelegt wird, schadet der Branche nicht, sondern nützt letztlich beiden Seiten: Den Kunden, als auch dem "Macher". Niemand kommt mit dem "Goldenen Hörspiel im Player" auf die Welt, zumindest nicht für alle und jeden auf diesem Planeten. Und solange die Menschheit nicht spontan von den Borg assimiliert wird, wird es Meinungen geben, die sich unterscheiden - für die einen ist Produktion X "The Second Coming of Christ", für die anderen eine intonierte Apokalypse. Die Fragen sind nur: Ist es nachvollziehbar begründet? Und wenn ja: Kann ich mir als Macher da vielleicht etwas von annehmen? Und damit meine ich jetzt nicht, daß gleich wieder obig erwähntes Blag-Verhalten zur Schau gestellt wird.



    Ronny Schmidt.

  • Sehr schöner Beitrag! :thumbsup:


    Ich kann dazu nur sagen, dass Profis Kritik akzeptieren und damit umgehen können, alle anderen nicht.


    Der Rest sucht nämlich nur krampfhaft nach der neuesten "Schönschreiberei" und will mit flächendeckender Streuung dieser die "echten Kritiken" am besten aus dem Netz "posten" oder diese ins "rechte Licht rücken", was auch immer das bedeuten mag.


    Die Energie sollte lieber in bessere Produktionen und die Umsetzung der Kritik gesteckt werden, als Aktionen auf Kindergartenniveau zu starten.


    Manche Leute sind halt komische Vögel!

  • Dem ist nichts hinzuzufügen. Mich deucht, das sich bei Unternehmen allgemein in letzter Zeit die Haltung breit gemacht hat, dass man zwar brav irgendwelche Foren einrichtet und Möglichkeiten für Feedback gibt, gleichzeitig aber etwaige negative Rückmeldungen sofort abzuwürgen versucht. Einerseits bedient man sich so zwar kostenlos am Brainpool der Kunden, andererseits will man nur wohlfeile Meinungen hören. Das ist nicht kundenfreundlich, das ist Gutsherrenart. Fällt mir insbesondere bei Softwareschmieden auf - der Kunde als Betatester und Bug-Reporter, aber Kritik darf er nicht üben und oftmals ist er noch nicht mal einer Antwort würdig. :thunderstorm:

  • Sehr sehr gut formuliert, kann ich so nur unterschreiben...


    Solche kritiklosen Kids landen dann später bei DSDS, weil Mama sagt, sie wären die Geilsten und dann kommen drei Jurymitglieder und sind gar nicht begeistert...oh oh oh


    Ich schreib auch mal nen Verriss, klar, aber den stell ich dann meist nicht bei amazon ein, weil mir die Folgen für die Produktion durchaus bewusst sind. Bei L&L und hier veröffentliche das aber schon und ich denke einfach mal, dass wir hier alle erwachsene Menschen sind, die mit sowas umgehen können müssen.


    bianca

  • Zitat

    Original von Captain Blitz
    Sehr schöner Beitrag! :thumbsup:


    Ich kann dazu nur sagen, dass Profis Kritik akzeptieren und damit umgehen können, alle anderen nicht.


    Hmmm, ja... soll auch schon Situationen gegeben habe, wo bei begründeter schlechter Kritik dem Schreiber eine gewisse Antipathie dem Label gegenüber vorgeworfen wurde... und zwar nicht vom Label... :grins:

  • Zitat

    Original von mr.wong


    Hmmm, ja... soll auch schon Situationen gegeben habe, wo bei begründeter schlechter Kritik dem Schreiber eine gewisse Antipathie dem Label gegenüber vorgeworfen wurde... und zwar nicht vom Label... :grins:


    Es kommt immer auf das "Wie" an! ;)


    Aber umgekehrte Fälle gibt es auch. "Er lobt, also steckt er mit denen unter einer Decke!" :rolleyes:

  • Zitat

    Original von Captain Blitz
    Es kommt immer auf das "Wie" an! ;)


    Du weißt, worauf ich angespielt habe. Diese Kritik war durchaus mit Beispielen untermauert, deckte sich halt nur nicht mit anderen Meinungen. Ich finde nicht, daß da der Verdacht nahe lag, es könne sich um Antipathie handeln.


    Davon ab ist es doch durchaus Praxis, eine Rezension vielleicht etwas positiver zu schreiben, wenn man sich davon gewisse Sympathien verspricht...
    Business halt.

  • Zitat

    Original von mr.wong


    Du weißt, worauf ich angespielt habe. Diese Kritik war durchaus mit Beispielen untermauert, deckte sich halt nur nicht mit anderen Meinungen. Ich finde nicht, daß da der Verdacht nahe lag, es könne sich um Antipathie handeln.


    Davon ab ist es doch durchaus Praxis, eine Rezension vielleicht etwas positiver zu schreiben, wenn man sich davon gewisse Sympathien verspricht...
    Business halt.


    Ist es das? Praxis bedeutet für mich, dass man etwas machen muss und das ist definitiv nicht der Fall. Ich kenne nämlich leider auch Fälle, wo ein Label einem Vorwürfe macht, dass man nicht so wohlwollend wie sonst geschrieben hat, weil man es einfach ehrlich meint und dann gibt es Knatsch.


    Mich juckt das alles nicht mehr, friss oder stirb ist mittlerweile die Devise! Ich schreibe wie ich es für richtig halte und die jeweilige Produktion empfunden habe.

  • Zitat

    Original von Captain Blitz
    Ich kenne nämlich leider auch Fälle, wo ein Label einem Vorwürfe macht, dass man nicht so wohlwollend wie sonst geschrieben hat, weil man es einfach ehrlich meint und dann gibt es Knatsch.


    Das kann ich mir bei diversen Herrschaften lebhaft vorstellen... ;)

  • Zitat

    Mich juckt das alles nicht mehr, friss oder stirb ist mittlerweile die Devise! Ich schreibe wie ich es für richtig halte und die jeweilige Produktion empfunden habe.


    Na so sollte es doch auch sein oder ?
    Was soll man (Macher oder Konsument) normaler Weise mit ner Kritik wenn sie nicht ehrlich ist !


    Feedback, ob schlecht oder gut, muss doch die Devise sein.
    Verbessern kann man sich nur, wenn man die Meinung ganz ehrlich serviert bekommt. :klugscheiss:


    Gibts denn echt Stress mit Machern wenn das Produkt mal nieder gemacht wird?
    Das die dann nicht begeistert sind is klar, aber man soll ja auch aus Fehlern lernen können.

  • Zitat

    Original von Sheepy
    Gibts denn echt Stress mit Machern wenn das Produkt mal nieder gemacht wird?
    Das die dann nicht begeistert sind is klar, aber man soll ja auch aus Fehlern lernen können.


    So habe ich früher auch gedacht. Aber die von uns gemeinten Produzenten suchen sich lieber solange die schönsten Rezis im Netz zusammen, bis sie ein reines Gewissen haben. :D


    Die reden sich dann mehr oder weniger ein, dass sie ganz großes Kino für die Ohren abgeliefert haben.

  • Zitat

    Original von Captain Blitz
    Die reden sich dann mehr oder weniger ein, dass sie ganz großes Kino für die Ohren abgeliefert haben.


    Wenn sie das für einige getan haben und damit zufrieden sind, ist prinzipiell auch nichts gegen einzuwenden.
    Muss ja schließlich jeder selbst wissen, was er an Kritik annehmen will und was nicht.


    Ob man sich aber zwingend einen Gefallen tut, die nicht so guten Kritiken als "minderwertig" zu verkaufen?
    Ich persönlich bezweifle das, auch wenn ich selbst kein Problem damit habe, wenn jemand mit meinen Rezensionen nichts anfangen kann.

  • Aha, gibt als definitiv konkrete Beispiele von Produzenten die alles nur mit der Rosaroten-Brille haben wollen ! Das ist ja man total . . . :wc:


    Ist das nicht beschiss am Kunden ? Ich kaufe mir zwar auch lieber eine Scheibe, wenns ne gute Kritik gab, aber wenn ich lese, dass es jemandem wegen Diesem und Jenem nicht so dolle gefallen hat, dann finde ich das überaus interessant.
    Nur mit Friede-Freude-Eierkuchen kann ich bei Rezi´s nix anfangen.
    Ausschließlich Positiv ist mir ein Hörspiel schon fast suspekt.


    Und die melden sich dann auch mit Antwort-Mails auf unterstem Niveau auf schlechte Rezensionen ? Das würde mich jetzt direkt schockieren :(
    Spricht dann aber auch nicht wirklich für die Produzenten !!!


    Als Produzent wäre mir speziell konstruktive, negative Kritik doch recht. Ts.

  • Zu den Ausführungen von Prof. Snape:
    Wenn ich da richtig zwischen den Zeilen lese, bezieht sich das mehr oder weniger auf einen schon einige Zeit zurückliegenden Clash mit einem gewissen Studio J.
    Ein Einzelfall. Ich glaube, einen Großteil der "Macher" betrifft dieser Aufsatz gar nicht.
    Es ist ja nun nicht so, als würde dieser ganz Haufen an Rezensionen auf der "Macher" Seite irgendwen großartig interessieren. Unterm Strich sieht es so aus, daß die meisten professionellen Produzenten nur stichprobenartig mal im Netzt ne Kritik lesen, wenn sie es überhaupt tun. Einige stehen auch auf dem Standpunkt, sowas generell nicht zu lesen. Ich kann durchaus verstehen warum. Man sitzt teilweise kopfschüttelnd vor dem Rechner, wenn man so manche "Rezension" liest. Dabei geht es nicht mal um positive oder negative Bewertung des Produktes, sondern einfach um die Kriterien, nach denen da beurteilt wird. Ich will jetzt gar nicht wieder davon anfangen, was manche Leute so alles nicht hören, aber viele der positive Kritiken kann man auch durchaus als Ohrfeige empfinden wenn man mitbekommt, was so alles von der investierten Arbeit draußen nicht wahrgenommen wird. Letzendlich lesen sich dann auch die Rezensionen zu 80% gleich. Einige benutzen sogar die gleichen, immer wiederkehrenden Phrasen. Ein einfaches "das Hörspiel hat mir gefallen" oder "hat mir nicht gefallen" ist da ebenso gut wie eine Rezension, in der steht wie top die Sprecher wieder in Form waren und wie bombastisch die Soundkulisse war. Nichts von beidem ist aussagekräftiger als das andere.

    Dynamik in Hörspielen? Wie soll man denn dabei einschlafen...

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  • Zitat

    Original von Sheepy
    Und die melden sich dann auch mit Antwort-Mails auf unterstem Niveau auf schlechte Rezensionen ? Das würde mich jetzt direkt schockieren :(
    Spricht dann aber auch nicht wirklich für die Produzenten !!!


    Also das habe ich so noch nicht erlebt. Allerdings gibt es immer mal wieder Leute, die gewisse Sachen einfach viel zu persönlich nehmen.


    Und wie prof. snape im ersten Beitrag schon schrieb: so sind auch negative Kritiken im Normalfall nicht gemeint.
    Nur weil ich sage, dass mir das Essen aus den und den Gründen nicht geschmeckt hat, sage ich ja noch lange nicht, dass jemand ein schlechter Koch ist, der nie etwas vernünftiges auf den Teller wird bringen können.

  • Interessante Diskussion. :debil: Obwohl, Diskussion ist dies ja bisher nicht, sondern einseitige Meinungsbestaetigung. Ich will da mal ein paar andere Punkte einwerfen.


    Generell stimme ich dem oben geschriebenen zu. Unrealistische Rezis, die mmer positiv sind, helfen keinem langfristig. Es mag dem Verkauf kurzfristig helfen, aber durch Kundenenttaeuschung und Unzufriedenheit schadet es langfristig nicht nur der Reputation des Rezensenten (dem man auf Dauer nichts mehr glaubt), den Produzenten (da Kunden enttaeuscht sind und nichts von ihnen kaufen) und auch den Kunden (die Geld fuer etwas ausgegeben haben, dass nicht so gut ist wie eine Rezension dargestellt hat). Also ganz klar, Rezis sollten alles auf den Tisch werfen, die positiven Seiten und auch die Seiten, die noch verbessert werden koennen. Auch sollten Wertungsskalen auf der gesamten Bandbreite genutzt werden, auch mit Hoechst- und Mindestwertung. Im Endeffekt haben Rezis auf mich den Einfluss, dass sie mich entweder zum Kauf anreizen und mir Hoerspiele vor Augen fuehren, die ich bisher nicht kannte oder mich vor dem Kauf warnen, da das Produkt fuer die Tonne ist.


    Da kommen wir auch auf einen der wichtigsten Punkte die oben richtig von Prof. Snape richtig beschrieben wurden. Rezensionen sind SUBJEKTIV und nicht objektiv. Und daher kann jede Rezension nur einen ganz persoenlichen Eindruck darstellen und ich wuerde auch behaupten dass gewisse Stimmungen, Launen, Tagesschwankungen, Arbeitsstress, Beziehungsstress nicht komplett aus Rezensionen herausgehalten werden koennen. Die Rezensenten sind ja schliesslich keine Roboter und das ist verstaendlich. Ich habe schon die Erfahrung gemacht, dass mir ein Hoerspiel in einer bestimmten Phase meines Lebens nicht gefallen hat, aber unter anderen Umstaenden (1 Jahr spaeter) habe ich das Hoerspiel sehr gut empfunden. Das schwankt also. Auch kommt es bei mir darauf an, ob ich das Hoerspiel ununterbrochen hoeren kann oder in Stuecken, da die Spannungskurve dann unterschiedlich ist.


    Ausserdem hat jeder Rezensent eine gewisse Tendenz Produktionen von Label ABC mehr zu moegen als Produktionen von Label XYZ. Da ist kein Hintergedanke oder boese Absicht dahinter, sondern das sind halt persoenliche Vorlieben, Geschmaecker und Erwartungen an Hoerspiele, die halt bei jedem Rezensent anders sind und sich mit den Produkten von Produzenten EFG besser decken als mit den Leitlinien von Produzenten HIJ. Daher lese ich mir Rezis von einigen Rezensenten haeufig durch (da ich durch Erfahung festgestellt habe, dass sie nahe an meinem Geschmack liegen) waehrend ich jedoch Rezis von anderen nicht mehr lese, da sich herausgestellt hat, dass meine Erfahrung mit einem Hoerspiel ganz anders war, als deren Rezi.


    Was ich ein bisschen in den obigen Aeusserungen vermisse ist die Einsicht, dass manch Kritikpunkte, die Rezensenten aeussern, nicht objektiv sein muessen, sondern nur die ganz persoenliche Erfahrung des Rezensenten ist. Es ist nicht alles richtig, was Rezensenten schreiben, sondern nur deren Meinung. Die mag von vielen geteilt werden, aber es kann auch sein, dass dies nicht so ist. Zu behaupten, dass die geausserte Kritik absolut richtig ist und dass die Labels damit leben muessen ist meiner Meinung nach nicht richtig. Die Labels muessen akzeptieren, dass die Rezi die Hoerspielerfahrung des Rezensenten mit einem bestimmten Hoerspiel ist. Die Rezensenten sollten akzeptieren, dass deren Meinung nur das ist und nicht mehr.


    Als Produzent hat man sicherlich ein Intresse daran, dass die veroeffentlichten Rezis fuer die eigenen Produkte gut sind, und dass die oeffentliche Meinung positiv ist. Rezensenten koennen mit ihren Rezis schon Kunden ermuntern oder abschrecken, und das ist nicht im Intresse von Labels. Labelinhaber muessen sich darum kuemmern, dass sie selber und deren Mitarbeiter auch morgen noch bezahlt werden koennen, und negative Meinungen ueber deren Hoerspiele sind da natuerlich nicht hilfreich (auch wenn sie in der Meinung der Mehrheit stimmen). Die Produzenten kritisieren aber Rezensionen nur sehr selten oeffentlich, da daraus selten etwas konstruktives entsteht. Das sie jedoch daran interessiert sind, dass deren Hoerspiel so gut wie moeglich darsteht, ist wirtschaftlich gesehen verstaendlich, schliesslich haben sie die Verantwortung fuer das gesamte Projekt und fuer die Mitarbeiter deren Jobs alle an der positiven Meinung ueber ihr Produkt und den Verkaufszaheln ihres Produktes abhaengen kann.


    Es ist jedoch fuer den langfristigen Erfolg von Labels wichtig, dass sie sich kritisch mit Kundenfeedback und den Rezis auseinandersetzen, um sich langfristig zu verbessern. Es ist wichtig zu analysieren, ob diese persoenlichen Meinungen von Rezensenten wirklcih etwas beschreiben, was verbessert werden kann. Diese Art von Analyse kann fuer Produzenten sehr schmerzhaft sein und dass wird meiner Meinung nach von den Rezensenten unterschaetzt. Die Produzenten sind oft mit Herzblut an einem Projekt, haben vielleicht nebenberuflich an einem Projekt gearbeitet, welches ihr Lebenstraum ist und viel Geld und Zeit in dieses Projekt hineingesteckt und gegen viele Hindernisse und ohne entsprechende Projektplannungs und Produzentenerfahrung gearbeitet. Basierend darauf, ist ein Hoerspiel zu veroeffentlichen ansich schon ein Erfolg. Das dann negative Kritiken fuer Hoerspielproduzenten nicht leicht zu lesen sind, kann ich gut verstehen. Jedoch sollte man dann als Produzent die emotionalen Seiten der Rezis rausfiltern und schauen, ob es etwas zu verbessern gibt, dass sie nicht schon eh selber wissen. Das ist fuer Labels schmerzhaft aber hilfreich. Manche geben sich dieses nicht und lesen gar keine Rezis. Manche lesen Rezis und setzen sich mit den Rezensenten auseinander und diskutieren (das passiert jedoch - wie oben schon von jemand anderen geschrieben - recht selten). Manche lesen im geheimen und ziehen daraus ihre Schluesse.


    Man sollte den Einfluss von Rezis auf das Kaufverhalten auch nicht zu wichtig nehmen. Sie werden zwar gelesen und haben einen Einfluss auf einen bestimmten Hoerspielfankreis, aber der ist auch begrenzt und viele lesen ueberhaupt keine Rezis sondern kaufen einfach frei drauf los.


    Ich wuerde gerne ein paar Stimmen von Produzenten und Labels hoeren.