Handbuch für Hörspielautoren und Hörspielregisseure?

  • Hallo liebe Hörspiel-Freunde!


    Ich schreibe gerade an meiner Diplomarbeit zum Thema Hörspiele und mir ist aufgefallen, dass es im grunde genommen eigentlich kaum aktuelle Bücher gibt, worin über Methoden zum Schreiben und Produzieren von Hörspielen.


    Es gibt Bücher über das Schreiben en masse, doch die behandeln meistens nur Prosa. Über Regie gibts auch nur wieder im Bereich Theater und Film etwas zu finden.
    Eine Quasi-Ausnahme bildet das Handbuch "Schreiben fürs Sprechen" von Stefan Wachtel, doch dabei gehts in erster Linie um Tips beim Schreiben von Nachrichten für Radio und Fernsehen.


    Was es sonst noch an hörspieltheoretischen Schriften gibt, sind meist eher historisch interessant aber ich fürchte für den Praktiker eher ungeeignet.


    Braucht das Hörspiel eine 'Theorie' überhaupt?

    Lerne denken in dem Sinne, daß Du das Denken nicht spielst sondern wirklich denkst, also jede Sicherheit aufgibst!

  • Zitat

    Original von Ohrwell
    Braucht das Hörspiel eine 'Theorie' überhaupt?


    Ich glaube nicht. Was sollte die denn beinhalten?
    Hörspiel besteht (grob gesehen) aus Skript, Regie, Tontechnik.
    Diese Bereiche sind doch durch Literatur und Ausbildung bestens abgedeckt.

  • Keine schlechte Frage... ich finde schon, das sich das Hörspiel vor allem aufgrund seiner medialen Einzigartigkeit und Besonderheit (vor allem in Abgrenzung zum Film) zur wissenschaftlichen Untersuchung eignet. Über was genau schreibst du eigentlich deine Diplomarbeit wenn ich fragen darf?

  • Zitat

    Original von Maltin
    Keine schlechte Frage... ich finde schon, das sich das Hörspiel vor allem aufgrund seiner medialen Einzigartigkeit und Besonderheit (vor allem in Abgrenzung zum Film) zur wissenschaftlichen Untersuchung eignet. Über was genau schreibst du eigentlich deine Diplomarbeit wenn ich fragen darf?


    Meine Arbeit umfaßt drei Teile:


    Geschichtliche Entwicklung von der Weimarer Republik bis jetzt


    Kommunikationswissenschaftliche Mechanismen beim Schreiben, Produzieren und Hören


    Medientheoretische Überlegungen zum Hörspiel

    Lerne denken in dem Sinne, daß Du das Denken nicht spielst sondern wirklich denkst, also jede Sicherheit aufgibst!

  • Zitat

    Original von mr.wong


    Ich glaube nicht. Was sollte die denn beinhalten?
    Hörspiel besteht (grob gesehen) aus Skript, Regie, Tontechnik.
    Diese Bereiche sind doch durch Literatur und Ausbildung bestens abgedeckt.


    Mit dieser Aussage stehst Du zweifelsfrei nicht allein. Es ist jedoch leider ein Irrtum zu glauben, man könnte Methoden aus Literatur und Film so einfach 1:1 auch auf das Hörspiel anwenden. Denn geschrieben wurden sie immer noch für Buch, Drama und Film.

    Lerne denken in dem Sinne, daß Du das Denken nicht spielst sondern wirklich denkst, also jede Sicherheit aufgibst!

  • Zitat

    Original von Ohrwell
    Medientheoretische Überlegungen zum Hörspiel


    Das würd mich am meisten interessieren, da eben das Hörspiel meiner Meinung nach medial eine außergewöhnliche Stellung in Abgrenzung zu Buch und Film hat (aus künstlerischer und auch pädagogischer Sicht). Das würd ich gerne lesen... wenns fertig ist. :)

  • Zitat

    Original von Ohrwell
    Es ist jedoch leider ein Irrtum zu glauben, man könnte Methoden aus Literatur und Film so einfach 1:1 auch auf das Hörspiel anwenden. .


    Ich halte es generell für einen Irrtum zu glauben, man könne einen künstlerischen Prozess methodisch abhandeln. Man lernt gewisse Grundlagen und Wege zum Ziel. Aber nie DEN Weg. Das Wichtigste ist Kreativität und das Beherrschen seiner Werkzeuge. Für letzteres gibt es Literatur.
    Und mal ganz ehrlich: So ein kompliziertes Gebilde ist ein Hörspiel nun auch nicht.

    Dynamik in Hörspielen? Wie soll man denn dabei einschlafen...

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  • Zitat

    Original von mr.wong


    Und mal ganz ehrlich: So ein kompliziertes Gebilde ist ein Hörspiel nun auch nicht.


    Wieso glaubst Du das?

    Lerne denken in dem Sinne, daß Du das Denken nicht spielst sondern wirklich denkst, also jede Sicherheit aufgibst!

  • Zitat

    Original von mr.wong
    [quote]Original von Ohrwell
    Es ist jedoch leider ein Irrtum zu glauben, man könnte Methoden aus Literatur und Film so einfach 1:1 auch auf das Hörspiel anwenden. .


    Ich halte es generell für einen Irrtum zu glauben, man könne einen künstlerischen Prozess methodisch abhandeln. Man lernt gewisse Grundlagen und Wege zum Ziel. Aber nie DEN Weg. Das Wichtigste ist Kreativität und das Beherrschen seiner Werkzeuge. Für letzteres gibt es Literatur.
    quote]


    In diesem Punkt stimme ich Dir zu, dass keine Theorie die praktische Kreativität ersetzen kann. Wäre ja auch irgendwie langweilig, wenn wir ständig im vorhinein alles wüßten, wo wäre denn da der Spaß? Theorie ist oftmals entweder nur apriori, wie im Bereich der Literatur, sprich "so soll es sein" oder aposteriori wie Film, "so hat er/sie es gemacht". Selten gibt es einen Kontrastabgleich zwischen beiden Komponenten. Aber es ist ebenfalls ein Irrtum zu glauben, daß wir überhaupt KEINE Wege, wie Du es nennst, durch Theorie kennenlernen. Dazu fällt mir ein Zitat aus dem ersten Matrix-Film ein: "Ich kann dir nur die Tür zeigen, durchgehen mußt du selbst."


    Theorie kann Wege zeigen, aber uns nicht sagen, welches Ziel uns dann am Ende wirklich erwartet.

    Lerne denken in dem Sinne, daß Du das Denken nicht spielst sondern wirklich denkst, also jede Sicherheit aufgibst!

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Ohrwell ()

  • Zitat

    Original von Maltin


    Das würd mich am meisten interessieren, da eben das Hörspiel meiner Meinung nach medial eine außergewöhnliche Stellung in Abgrenzung zu Buch und Film hat (aus künstlerischer und auch pädagogischer Sicht). Das würd ich gerne lesen... wenns fertig ist. :)


    Wenn ich sie abgeschlossen habe, werde ich es Dir gern zum Lesen geben.

    Lerne denken in dem Sinne, daß Du das Denken nicht spielst sondern wirklich denkst, also jede Sicherheit aufgibst!

  • Zitat

    Original von Ohrwell


    Wieso glaubst Du das?


    Na, wenn man sich mal umschaut, wer alles meint Hörspiele produzieren zu müssen. :luzilustig:


    Im Ernst, es gibt feste Bestandteile eines Hörspiels, die zu bringen ist einfach. Ob sich das nachher toll anhört, steht auf einem anderen Blatt.


    Die visuelle Komponente des Films fällt weg, also ein Bereich weniger, um den man sich Sorgen machen muss. Auf der anderen Seite muss der auditive Teil das aber kompensieren können., aber wenn man Ahnung und Talent(!) hat, dann sollte das zu schaffen sein.


    Manchmal frage ich mich, ob so ein Handbuch nicht doch eher schaden würde, denn nachher fühlen sich noch mehr Hansels dazu berufen, unsere Ohren zu belästigen. Davon gibt es leider schon genug.

  • Zitat

    Original von Ohrwell
    Wieso glaubst Du das?


    Nun, die Elemente eines Hörspiels habe ich doch oben genannt.
    Ein Hörspiel ist produktionstechnisch recht überschaubar.
    Hören kann ich auch ganz gut... ;)

  • Zitat

    Original von mr.wong


    Nun, die Elemente eines Hörspiels habe ich doch oben genannt.
    Ein Hörspiel ist produktionstechnisch recht überschaubar.
    Hören kann ich auch ganz gut... ;)


    Aber die Technik ist es ja nicht allein. Gerade die Verquickung von Sprache, Geräusch und Musik ist ein sensibler Prozess. Ein falsches Bild erkennt man nicht so schnell wie vielleicht einen falschen Ton. Gar nicht zu sprechen von der Organisation, Terminkoordination etc. Wenn man das alles unter dem Begriff Hörspiel summiert, dann ist das Hörspiel durchaus ein (vielleicht nicht immer kompliziertes) aber doch komplexes Gebilde.

    Lerne denken in dem Sinne, daß Du das Denken nicht spielst sondern wirklich denkst, also jede Sicherheit aufgibst!

  • Zitat

    Original von Maltin


    Das würd mich am meisten interessieren, da eben das Hörspiel meiner Meinung nach medial eine außergewöhnliche Stellung in Abgrenzung zu Buch und Film hat (aus künstlerischer und auch pädagogischer Sicht). Das würd ich gerne lesen... wenns fertig ist. :)


    Ich auch sehr gerne! :)

  • Zitat

    Original von Captain Blitz



    Manchmal frage ich mich, ob so ein Handbuch nicht doch eher schaden würde, denn nachher fühlen sich noch mehr Hansels dazu berufen, unsere Ohren zu belästigen. Davon gibt es leider schon genug.


    Eine interessante Sichtweise. Aber ich glaube nicht, dass dieses noch ungeschriebene Buch Stein des Anstosses wäre. Ich denke, die Tatsache, dass man heutzutage alles am PC erledigen kann, hat viel mehr Gewicht.

    Lerne denken in dem Sinne, daß Du das Denken nicht spielst sondern wirklich denkst, also jede Sicherheit aufgibst!

  • Zitat

    Original von Captain Blitz
    Na, wenn man sich mal umschaut, wer alles meint Hörspiele produzieren zu müssen. :luzilustig:


    Manchmal frage ich mich, ob so ein Handbuch nicht doch eher schaden würde, denn nachher fühlen sich noch mehr Hansels dazu berufen, unsere Ohren zu belästigen. Davon gibt es leider schon genug.


    Bein manchen Produktionen frage ich mich, ob die entsprechenden Macher sich überhaupt schon mal eine aktuelle Top-Produktion angehört und mal ernsthaft analysiert haben.
    So manches (kommerzielle) Hörspiel kann da einfach nur das Resultat fehlender Selbstkritik sein.

  • Zitat

    Original von mr.wong


    Bein manchen Produktionen frage ich mich, ob die entsprechenden Macher sich überhaupt schon mal eine aktuelle Top-Produktion angehört und mal ernsthaft analysiert haben.
    So manches (kommerzielle) Hörspiel kann da einfach nur das Resultat fehlender Selbstkritik sein.


    Vielleicht ist das gerade die Lücke, welche von einer Hörspiel-Theorie geschlossen werden könnte.

    Lerne denken in dem Sinne, daß Du das Denken nicht spielst sondern wirklich denkst, also jede Sicherheit aufgibst!

  • Zitat

    Original von Ohrwell
    Gerade die Verquickung von Sprache, Geräusch und Musik ist ein sensibler Prozess. Ein falsches Bild erkennt man nicht so schnell wie vielleicht einen falschen Ton.


    Da muß ich widersprechen. Ein gutes Beispiel dafür, was so alles nicht gehört wird, sind Hörspielrezensionen. Man kann sogar durchaus recht grobschlächtig arbeiten und niemand wird es hören. Das ist bedauerlicherweise so.


    Zitat

    Original von Ohrwell
    Gar nicht zu sprechen von der Organisation, Terminkoordination etc. Wenn man das alles unter dem Begriff Hörspiel summiert, dann ist das Hörspiel durchaus ein (vielleicht nicht immer kompliziertes) aber doch komplexes Gebilde.


    Die Sprecher alle unter einen Hut zu bekommen, okay. Aber sonst... es gibt halt Deadlines.

  • Zitat

    Original von Ohrwell
    Vielleicht ist das gerade die Lücke, welche von einer Hörspiel-Theorie geschlossen werden könnte.


    Wohl kaum, das hat nämlich was mit Talent und - wie schon gesagt - Kreativität zu tun. Sowas kann man nicht theoretisch vermitteln.