Gabriel Burns 2006 - Ein persönliches Fazit

  • Man kann den Bogen auch überspannen.


    Normalerweise LIEBE ich Mystery-Konzepte absolut, weil es einen wirklich dazu bringt, sich selbst Gedanken zu machen und an Spannung oftmals kaum zu überbieten ist (imo).


    Wenn ich mir jedoch die letzten 6 Folgen von Gabriel Burns mal genauer anschaue, so fällt mir auf, dass alle zwei Folgen irgendein neuer Schauplatz eingeführt wurde, ein paar neue Andeutungen in den Raum geworfen wurden, ein paar neue Experimente durchgeführt wurden, jedoch keiner dieser Handlungsstränge in den darauffolgenden Episoden wirklich weitergeführt wurde.
    Nach Folge 18 habe ich mir noch gedacht: Klasse, wenn man daran jetzt anknüpft dann könnte sich da richtig was draus entwickeln. Hat man aber nicht gemacht. Stattdessen blieben die Ereignisse sogar weitestgehend unerwähnt.
    Und genau DAS ist der Punkt, der mich bei Burns momentan massiv stört. Anfangs hatte man noch eher das Gefühl, dass es eine voranschreitende Handlung ist, bei der die bisherigen Fakten und Fragen irgendwie doch wesentlich stärker eingebunden waren.
    Mit den Folge 21 und 22 hat man zwar jetzt doch nochmal die Kurve gekriegt. Dennoch sind inzwischen bereits so viele Dinge im Unklaren, dass man sich nicht erlauben kann ähnlich wie bei den Folgen 15-20 zu verfahren. Zumindest nicht, ohne massiv Kritik und Prügel seitens der Fans einzustecken. Es zeigt sich ja sogar schon, dass selbst auf Experiment-Stille bei weitem nicht mehr alle nur begeistert sind.


    Gabriel Burns ist mittlerweile ohnehin schon so komplex, dass es wohl das kleinste Problem sein dürfte die Story am Laufen zu halten. Man schaue sich doch nur an, was da pro Folge an neuen Aspekten, neuen Fragen so auf den Hörer einprasseln. Selbst wenn man sich da jetzt konsequent an die Auflösung von Rätseln macht, bleibt nach wie vor sehr viel Spielraum. Müssen es denn imer noch mehr Mysterien sein? Man kann den Frageberg nicht endlos auftürmen, ohne, dass es nicht mal zu Lawinen kommt.
    Zu Beginn der Serie hat es doch auch noch recht gut funktioniert. Zumindest hatte ich da nicht den Eindruck, dass da künstlich etwas in die Länge gezogen wird, wie es bei den Folgen 15-20 der Fall war.



    Akte X: Als Vergleich mit Burns eignet sich die Serie momentan wunderbar. Und zugleich doch wieder nicht. Denn bei Akte X waren von Anfang an Eigenständige Episoden und Mythology gemischt. Auch bei Akte X war ich zu Beginn von der Verschwörung ziemlich begeistert, etwa bis zur 5 Staffel. Ab da wurden nämlich auch so gut wie keine konkreten Fragen mehr beantwortet, jede Menge neue Theorien, Personen, Verschwörungen eingeführt, so dass am Ende wohl nicht einmal mehr die Macher alle offenen Fragen überschaut haben und einige der wesentlichen Fragen der Serie dann mehr oder weniger zwangsweise und unzufrieden stellend beendet haben. Und genau das ist die Befürchtung, die mich bei Burns auch beschleicht.


    Oftmals begegnen einem auch schon mal Argumente wie "Die Fragen sind doch gerade das Salz in der Suppe". Da muss ich dann allerdings sagen: Mann kann eine Suppe aber auch versalzen. Auf die Kunst zu würzen kommt es an.
    Ein gewisses Maß an Fragen ist in Ordnung, gehört dazu. Aber das was da in den Folgen 15-20 im Gegenzug an Antworten serviert wurde, war einfach zu wenig. Vor allem vor dem Hintergrund eines schon kaum mehr überschaubaren Fragebergs im Rücken. Bis zu einem gewissen Grad ist das ja alles okay und bis etwa Folge 14 hätte ich auch noch gesagt: Lasst Sassenberg einfach mal machen, das kommt schon. Doch leider kam in den Folgen darauf eben so gut wie gar nichts. Und selbst das so groß angekündigte Finale enthielt am Ende immer noch wesentlich weniger Antworten als versprochen. Auch wenn ich mit den Folgen 21 und 22 nach langer Zeit endlich mal wieder zufrieden war.
    Nur sollte man jetzt nicht den Fehler machen, sich darauf auszuruhen und wieder irgendwo einen neuen Handlungsstrang eröffnen, während die Geschehnisse der beiden neuesten Folgen weitgehend unerwähnt bleiben.


    Worauf ich momentan absolut keine Lust mehr habe ist die Eröffnung völlig neuer Schauplätze mit völlig neuen Geschehnissen [so jeweils geschehen bei den Folgen 15,17,19,20], ohne dass die vergangenen Episoden mal richtig aufgearbeitet und fortgeführt werden.
    Demzufolge kann ich nur hoffen, dass man mit den für den 16. März angekündigten Folgen 23) Bereit und 24) Der erste der 10 (Quelle: www.experiment-stille.de) mehr an die Episoden 13, 14, 21 und 22 denn an die "Füllfolgen" 15-20 anknüpft.


    Produktionstechnisch ist die Serie nach wie vor top und gehört zu den besten Serien auf dem Markt. Jedoch ist auch da seit der ersten Burns-Folge eine Menge passiert und es gibt genug mindestens gleichstarke Konkurrenz.


    Es wäre einfach nur schade, wenn man die Substanz, die im Grunde nämlich wirklich viel Spaß bereiten kann, wie es bei mir mit den ersten 14 Folgen unbedingt der Fall war, jetzt noch weiter verwässert.

  • so in etwa sehe ich das auch.


    Wenn man mal überlegt wie viele Folgen noch kommen sollen müssen sich Sassenberg und Co schon anstrengen um den Roten Faden nicht zu verlieren, bzw ihn wieder zu finden... Bis der Schriftzug beendet ist müssen sicher noch 30 Folgen erscheinen. Denn auf den CD Rücken soll ja irgendwann mal "Es ist an der Zeit, dass Sie die Wahrheit erfahren" stehen.


    Momentan habe ich schon Probleme was die Übersicht angeht. Wenn das noch 20 Folgen so weiter geht habe ich auch irgendwann keine Lust mehr. Ich kann (und will) mir nicht vor Erscheinen der neuen Folgen nochmal alle alten anhören müssen um wieder eine kleine Übersicht zu bekommen. Die beiden letzten Folgen gingen für mich in die richtige Richtung, aber jetzt brauche auf jeden Fall mehr Folgen in der Art. Ein paar weitere Zusammenhänge zwischen Orten, Personen und Wesen dürften den Nebel schon etwas lichten.


    MfG
    Philipp

  • Zitat

    Original von DRY
    Dir möglicherweise nicht. Mir allerdings schon, da ich diese Serie eine Zeit lang gar als meine absolute Nummer 1 gesehen habe. Doch auf diesem Platz findet sich nach diesem Jahr eine andere Serie wieder.


    Tja, da liegst du aber daneben. Es war auch meine absolute Nummer 1, aber dann hat man 2006 alles dafür getan, dass sie kein Fazit mehr braucht, sie ist es nicht mehr wert, ganz einfach.


    Meine Nummer 1 ist Poe, das aber nicht erst nach dem Absturz von Burns, denn den Status hat sich Poe einfach erarbeitet.

  • Maltin : momentan Rhodan. Aber Poe hätte den Platz mindestens genauso verdient. Da spielt dann nur die Tatsache eine Rolle, dass ich bei Poe noch ein klein wenig hinterherhinke.


    @Blitz: nach den Folgen 21 und 22 hoffe ich, dass man zumindest die Kurve nochmals einigermaßen bekommt. Auch wenn ich momentan skeptisch bin.


    Dieses Fazit ist übrigens ohnehin aus diversen einzelnen Beiträgen zusammengestellt, die ich so übers Jahr verteilt geschrieben habe ;) :D - Einigen könnten Teile davon also durchaus bekannt vorkommen.

  • Jau, ist echt schwer. Bei mir ist die Tendenz wohl auch Poe (wenn ich mich entscheiden müsste), weil man es über diesen mittlerweile schon relativ langen Zeitraum schafft, die Serie auf diesem unglaublichen Niveau ohne jeglichen "Durchhänger" zu halten. Das ist schon mehr als erstaunlich und beachtlich.

  • Für mich ist es schlichtweg die Enttäuschung des Jahres! Das es überhaupt noch einen roten Faden bei dieser Serie gibt wage ich mal zu bezweifeln.
    Mitlerweile muss ich mir eingestehen den Überblick komplett verloren zu haben.
    Phillips Meinung kann ich mich demnach nur voll und ganz anschließen!


    Ich für meinen Teil werde erst mal eine GB Pause einlegen und künftige Rezensionen abwarten bevor ich dahingehend wieder investiere.


    Valium für Alle!
    Euer Doktor W. :D

    Man steigt jetzt nicht mehr aus, denn man wird jetzt ausgestiegen - ...und alles was du nicht brauchst muss genügen!

  • Was den großen Handlungsrahmen angeht, bin ich zu 100% mit dir accord, Dry.
    Zum Ende der Staffel bemüht man sich, Ordnung in die wirren Handlungsstränge zu bekommen. Das Ergebnis hört sich leider auch danach an; angestrengt und anstrengend.
    Auf der anderen Seite ist 2006 auch das Jahr der Folgen 19 und 20, die sich mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingsfolgen gemausert haben. Zwei richtige Dauerbrenner!
    Die Charakterentwicklung Dorgan Finks verbuche ich auch auf der Plus-Seite. Der Kerl macht richtig Spaß. Hoffentlich bleibt er uns noch ein Weilchen erhalten.
    Trotzdem bleibt die bange Frage:"Herr Kapitän, kennen sie überhaupt den Kurs?"
    Für mich ist er (noch?) nicht gekentert, der Luxusliner Gabriel Burns. ;)