Welche Hörspieldrehbücher zeichnen sich durch besondere Qualität aus?

  • Momentan wird ja in den verschiedenen Hörspielforen recht eifrig darüber diskutiert, wie sich Qualität bei Hörspielen definieren lässt, inwieweit diese Objektivierbar ist oder ob hochwertige Hörspiele von Hörern überhaupt gewünscht sind.


    Ergänzend dazu möchte ich die Frage in den Raum stellen, welche Produktionen der näheren Vergangenheit sich für euch durch besondere Qualität hinsichtlich des Drehbuchskriptes ausgezeichnet haben. Also. z.B. in Bezug auf die Tiefe der Dialoge, das Ausnutzen hörspielspezifischer Stärken und das Vermeiden von derartigen Schwachstellen.


    Schön wäre es nicht einfach nur Titel in den Raum zu werfen, sondern auch zu erläutern, worin die Qualität besteht.

  • Da kann ich CB nur zustimmen, denn wie soll man es denn dann beurteilen wenn der Sprecher/Künstler sich selbst einbringt und das Skript selbst/anders interpretiert?


    Welcher Kunde ist denn in der Lage Script und fertiges Produkt entsprechend zu vergleichen und auszuwerten.

  • Da kann ich CB nur zustimmen, denn wie soll man es denn dann beurteilen wenn der Sprecher/Künstler sich selbst einbringt und das Skript selbst/anders interpretiert


    Den Punkte meinte ich nicht einmal, aber der kommt noch "erschwerend" hinzu, denn von den Fans ist keiner im Studio dabei, wenn mal improvisiert wird oder der Sprecher/die Sprecherin in Absprache mit dem Regisseur alles etwas mundgerechter macht oder vielleicht doch noch der eine oder andere Spruch hinzukommt.


    Dann müsste man wohl auch noch die Vorlage kennen und da geht es ja auch schon los, dass die wenigsten(?) sich dafür interessieren, sondern einfach nur für die Hörspielfassung interessieren. Oder reden wir hier von reinen Hörspielen ohne besondere Vorlage, also von direkt vertonten Hörspielskripten?

  • Ich frage mich ernsthaft, ob man das überhaupt irgendwie beurteilen kann bzw. WIE kann man das beurteilen?

    Natürlich kann man das beurteilen, im Studio wird ja nicht das gesamte Skript auf den Kopf gestellt.


    Natürlich werden durch Regie und Sprecher während der Aufnahmen und auch im Schnitt noch Änderungen vorgenommen, bestimmte Stellen, die sich im Skript gut lasen, klingen plötzlich nicht mehr so gut, bestimmte Takes können nicht verwendet werden, man muss improvisieren, sowohl am Mikro als auch am Schnittpult.


    Aber grundsätzlich ist ein Skript das narrative Rückgrat einer Hörspiel-Produktion. Hölzerne Dialoge können nicht durch Improvisation im Studio vollkommen wettgemacht werden, eine hanebüchene Handlung kann man nicht zu einem total plausiblen Logikwunder umschneiden.


    Wenn jemand jetzt ernsthaft behaupten will, dass ein Skript durch ein fertiges Hörspiel nicht mehr durchscheint und die Qualität der Leistung eines Autoren/Lektoren-Teams nicht mehr erkennbar ist, können die Autoren ja einpacken. Dann kann man auch einen Beipackzettel für Fieberzäpfchen nehmen, Improvisation und Schnitt machen daraus schon noch einen Hörspielklassiker. :D

  • Natürlich kann man das beurteilen, im Studio wird ja nicht das gesamte Skript auf den Kopf gestellt.


    Aber da sind dann auch andauernd Fans dabei, die das Skript kennen und vorher durchlesen? ;)


    Natürlich kann man ein gutes oder schlechtes Skript erkennen, da müssen wir uns gar nichts vormachen, aber es ging ja um die Beurteilung durch Fans oder bin ich auf dem falschen Dampfer?

  • Natürlich dürften die wenigsten Leute das entsprechende Skript jemals zu Gesicht bekommen - das stimmt zweifellos.
    Mir ging es vor allem um die Dinge des Skripts, die auch beim Endprodukt natürlich immer noch entsprechend durchscheinen (brudervormweber hat das ja bereits gut dargelegt).
    Das Skript ist ja - wenn man so will - die Grundbasis, mit dessen Hilfe die Geschichte erzählt wird. Es soll also hier weniger um Sprecher, Geräusche, Musik gehen, sondern darum, wie gut die Geschichte im Rahmen des Mediums verpackt wird.

  • Also geht es eher um die Umsetzung der Story/Vorlage als um das eigentliche Script oder wie?
    Man kann wenn man gut ist aus einer A4 Seite "Idee" ein abendfüllendes Programm erstellen oder halt ne 30 Sekunden Story.
    Andersherum ist es auch eine Kunst ein Werk wie Herr der Ringe in ein Hörspiel zu packen ohne viel weg zu lassen.


    Also würde ich die Eingangsfrage beantworten, mit: Das liegt am Geschmack und den Neigungen des Hörers.

  • Natürlich kann man ein gutes oder schlechtes Skript erkennen, da müssen wir uns gar nichts vormachen, aber es ging ja um die Beurteilung durch Fans oder bin ich auf dem falschen Dampfer?

    Keine Ahnung, ob du auf dem falschen Dampfer bist, aber dein Schiff fährt nach Nirgendwo - aber wenn es wirklich darum gehen soll, wie Fans das wahrhaftige Original-Skript beurteilen, bevor es vertont wurde, kannst du den thread genausogut schließen.


    Ein fertiges Hörspiel hat Form und Inhalt - zur Form gehört die gesamte Vertonung., also Musik, Sprecher, Hintergrundgeräusche, der Szenen- und Dialogschnitt, also alles, was dem nackten Skript an hörspielspezifischem hinzugefügt wurde, um es hörbar zu machen, um Atmosphäre zu schaffen, um es von der Vorlage in eine Bügel- oder Einschlafhilfe zu verwandeln ... :P Aber der Inhalt, also das WAS gesprochen wird, nicht wie es gesprochen wurde, die Authentizität und Verständlichkeit der Dialoge, Sprachwitz, die Handlungsverläufe bzw. Komplexität der Handlung, die Tiefe oder "Echtheit" der Figuren, das sind Elemente, die das Skript grundlegend liefert und die im Rahmen einer Produktion gut oder schlecht umgesetzt werden können heißt: im Rahmen einer Produktion durch die Form optimiert oder durch eine schludrige Umsetzung auch verschlechtert werden können.


    Aber dass da ein Skript ist, und dass man dem eine Qualität zu- oder abschreiben kann, steht für mich außer Frage.

    Dann müsste man wohl auch noch die Vorlage kennen und da geht es ja auch schon los, dass die wenigsten(?) sich dafür interessieren, sondern einfach nur für die Hörspielfassung interessieren.

    Dass man eine Vorlage kennen muss, um die Qualität eines Skriptes bewerten zu können, halte ich für falsch. Dass die Kenntnis einer Vorlage aber einen weiteren Anhaltspunkt für die Qualität der Umsetzung im Hörspielskript liefert ist für mich im Gegenzug überhaupt nicht wegzudiskutieren.


    Wie zum Beispiel Sven Stricker den Herr Lehmann von Sven Regener in Hörspielform gebracht hat (ja, ich weiß, uralt, aber trotzdem immer noch gut), wie dort innerer Monolog und äußerer Dialog (naja, auch die halbe Zeit Monolog ;) ) ineinandergreifen, spricht für eine spezifische Qualität des Skripts. Das merkt man auch, wenn man das Hörspiel hört, ohne die Vorlage zu kennen, aber wenn man die Vorlage kennt, weiß man die Kreativität hinter dieser Umsetzung um so höher zu schätzen. Natürlich hinkt dieses Beispiel insofern, als hier auch die Form natürlich ihren wesentlichen Anteil an der gelungenen Umsetzung dieser inhaltlichen Facette hat, aber grundlegend ist die Komposition der Sprechtexte im Skript konzipiert worden und daher auch ein wesentliches Qualitätsmerkmal dieser Adaption.


    Wenn man natürlich sagt, solange der Fan nicht weiß, wie sich das Papier anfühlt, auf dem Skript gedruckt wurde, und wie die Tinte schmeckt, mit der es gedruckt wurde, kann er sich keine Meinung erlauben, dann kann sich das wirklich keiner erlauben. Aber wozu sollte man dann überhaupt so einen Thread aufmachen - und DRY hat es ja nun auch definitiv nicht so gemeint. Also her mit den Meinungen!

  • Welche Hörspieldrehbücher zeichnen sich durch besondere Qualität aus? Meine! Har, Har!


    Spaß beiseite. Meine Meinung: Aus einem guten Skript kann leider ein mittelmäßiges Hörspiel werden, aus einem schlechten Skript aber niemals ein gutes Hörspiel. Deswegen fallen doch einige Produktionen direkt aus der Auswahl "Qualitätsspielbücher" raus, weil einfach das Skriptfundament nicht stimmt und die Produktionen entsprechend mau sind.


    Beispiele für sehr sorgsam konstruierte Skripte sind "Open the door", oder aus jüngster Vergangenheit "Von Opfern und Tätern". Aus dem nicht-kommerziellen Bereich "Die Fahrt" aus dem Hörspielprojekt. Sven Strickers Skriptdebüt (war es doch, oder?) "Böses Ende" ist auch ein Positivbeispiel. Auch viele Sachen von Günter Merlau sind sehr stark geschrieben und fallen für mich in die Kategorie "qualitativ hochwertig".


    Sorgsam gewobene Handlungs- und Spannungsbögen, lebendige Dialoge, weil sehr gut konstruierte Charaktere mit Tiefe. Das macht für mich Qualität aus.

  • Darauf läuft es letztlich wohl immer raus, wenn man sich nicht einig wird. ;) Was mich aber mehr interessiert hätte als eine solch allgemeine Aussage, wären Beispiele gewesen.


    Ich glaube nicht, dass es hier wesentlich anders um die Frage bestellt ist als bei den Talkern. Ich glaube, die Frage der Qualität von Hörspielbüchern spielt in der Wahrnehmung allgemein eine weitaus weniger große Rolle, als Du, ich oder manche andere auch sich das wünschen.

    Zoe: "Proximity alert. Must be coming up on something."
    Wash: (alarmed) "Oh my god. What can it be? We're all doomed! Who's flying this thing!?" (deadpan) "Oh right, that would be me. Back to work."


  • Darauf läuft es letztlich wohl immer raus, wenn man sich nicht einig wird. ;)


    Was mich aber mehr interessiert hätte als eine solch allgemeine Aussage, wären Beispiele gewesen.


    Hat Civok doch genannt.

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Momentan wird ja in den verschiedenen Hörspielforen recht eifrig darüber diskutiert, wie sich Qualität bei Hörspielen definieren lässt, inwieweit diese Objektivierbar ist oder ob hochwertige Hörspiele von Hörern überhaupt gewünscht sind.


    Ergänzend dazu möchte ich die Frage in den Raum stellen, welche Produktionen der näheren Vergangenheit sich für euch durch besondere Qualität hinsichtlich des Drehbuchskriptes ausgezeichnet haben. Also. z.B. in Bezug auf die Tiefe der Dialoge, das Ausnutzen hörspielspezifischer Stärken und das Vermeiden von derartigen Schwachstellen.


    Schön wäre es nicht einfach nur Titel in den Raum zu werfen, sondern auch zu erläutern, worin die Qualität besteht.


    Also: gute Beispiele sind für mich z.B.


    • als Einzelhörspiel Tschick, da hier eine ausgesprochen geschickte Erzählführung den Zuhörer bei der Hand nimmt und ihm die Erlebniswelt der Hauptfigur Mike nahebringt. Elemente wie die kleine Episode rund um die Beyoncé-Zeichnung, die er der angebeteten Tatiana schenkt, sind eben nicht platt erzählt, sondern mit viel Respekt für alle Nöte jugendlicher Liebe illustriert. Diesen "Ball" aus der Buchvorlage hat der Hörspiel nicht fallengelassen, sondern mit passenden Mitteln umgesetzt.
    • als Serie Mark Brandis. Auch die hat eine bzw. eben mehrere Buchvorlagen, aber ist sehr frei umgesetzt. Nicht nur gibt es hier überhaupt idR ein Thema oder einen "Sinn" hinter der Geschichte, sondern ist der durch die Erzählweise und die Charaktere auch nicht eindimensional gemalt. Dass es Gutes im Bösen und umgekehrt gibt, ist immer wieder untendrunter erkennbar. Für mich ist das ein deutliches Unterscheidungskriterium zwischen durchschnittlichen, guten und sehr guten Hörspielbüchern.

    Ich hoffe, ich hab's halbwegs rüberbringen können, was ich meine.

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