Sind Hörspiele mit Hirn nicht erwünscht?

  • Ich freue es immer, wenn ein Buch oder ein Film es schafft, mich zu fordern. Bücher wie »House of Leaves«, das auch als Hörspiel umgesetzt wurde, bleiben mir deutlicher und positive in Erinnerung als seichte Popcornunterhaltung. Auch wenn die zwischendurch mal ganz nett ist. Unterhaltung bedeutet für mich nicht, mich einfach nur berieseln zu lassen. Ich möchte vom Autor/Regisseur etc. herausgefordert werden, mitdenken müssen. Nicht immer, aber doch häufig. Bei Hörspielen fehlt mir das leider. Vielleicht kenne ich auch nur die falschen Hörspiele.
    Die Aussage »Ich will nur unterhalten werden.« finde ich immer ganz furchtbar. Ich vergleiche das mal ganz platt mit Sex. Seichte Hörspielunterhaltung ist wie sich von einer 10 Euro Nutte einen blasen lassen (eventuell auch etwas gehobeneres Programm im Edelbordell oder so :D ) . Anspruchsvolles Hörspiel, das mich herausfordert und mitdenken lässt, ist wie eine leidenschaftliche nicht enden wollende Liebesnacht mit einer Traumfrau. Die bleibt deutlich länger im Gedächtnis als ein Bordellbesuch. (Das ist jetzt ein rein metaphorischer Vergleich.)


    Ich denke ein Problem der Hörspielbranche ist, dass ein Großteil der Hörer Kassettenkinder sind, die Hörspiele vor allem hören, um dieses besondere Gefühl der Geborgenheit zu spüren, das immer wieder aufkommt, wenn man mit Justus und Co. Abenteuer erlebt. Das mag ich auch sehr, auf Dauer ist es mir aber zu eintönig.

  • House of Leaves ist bei mir als Hörspiel in Erinnerung geblieben, weil ich das Format, Audio DVD, absolut daneben fand. Ich konnte es entweder nur am PC oder auf dem DVD-Player abspielen.


    Zitat

    Ich denke ein Problem der Hörspielbranche ist, dass ein Großteil der Hörer Kassettenkinder sind, die Hörspiele vor allem hören, um dieses besondere Gefühl der Geborgenheit zu spüren, das immer wieder aufkommt, wenn man mit Justus und Co. Abenteuer erlebt. Das mag ich auch sehr, auf Dauer ist es mir aber zu eintönig.


    Es könnte auch an der Erwartungshaltung des Klientels liegen, denn ich man erwartet eben nichts anderes als Unterhaltung von einem Hörspiel.
    Das letzte "informative" Hörbuch das ich gehört habe, war vor einigen Wochen "Der Knochenleser". Ist mir gut in Erinnerung geblieben, aber wie hätte man das als Hörspiel realisieren sollten?


    Ich denke das Kinder / Jugendliche eher noch zu Hörspielen tendieren weil es hier eben eine einfachere Version der szenischen Gestaltung gibt, wo es zu Unterstützung noch Geräusche und musikalische Untermalung gibt. Hier macht eine zu große "Tiefe" wenig Sinn.
    Ab einem gewissen Alter schwenkt man dann zu Hörbüchern um die ja schon aufgrund der fehlenden Vorgaben der szenischen Gestaltung den Zuhörer mehr fordern. Hier kann man aber je nach Vorlage durchaus mehr Tiefe erreichen.


    Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich höre mir lieber bei einem Hörbuch ein Kapitel/Track zweimal an als bei einem Hörspiel.


    Aber immernoch fehlen mir Beispiele für Stumpfhirnkino und anspruchsvollem Kino für die Ohren aus dem Bereich Hörspiel.


    Ich hatte z.B. bei Offenbarung 23 damals gedacht es wäre anspruchsvolles Kino für die Ohren, bis sich dann die simpel gestrickte Machart herrauskristalisierte.
    Nimm einen Wikipediaartikel, bastel eine Verschwörungsgeschichte drum rum und bashe noch ein paar Promis, fertig ist das Hörspiel.
    Caine eher ein Vertreter des Stumpfhirnkino, genau wie fast jeder Sinclair Klone der letzten Jahre.


    Drizzt und Schwarze Sonne waren sehr gute Unterhaltung, aber eben auch eben ohne große Tiefe.

  • Drizzt und Schwarze Sonne waren sehr gute Unterhaltung, aber eben auch eben ohne große Tiefe.


    Ich glaube eher, dass Du gar keine Beispiele zu lassen willst. :) Von daher hat sich jede Diskussion für mich mit dir zu diesem Thema erledigt.

  • "Hörspiele mit Hirn" ist natürlich eine provokative Kombination, denn wer auch immer die nicht will, ist somit zwangsläufig "Hörer ohne Hirn".


    Prinzipiell kann es aber doch nicht im Interesse eines Hörspiel-Konsumenten (womit ich die Komponente "Kauf" mit einschließe) sein, dass man das Ding einmal durchhört und dann war's das. Ein Hörspiel, das eine Chance haben will, von mir wertgeschätzt zu werden, sollte mindestens zwei Hörgängen standhalten, heißt: beim zweiten Hören solte noch etwas "übrig" sein, was ich beim ersten (durchaus nicht unkonzentrierten) Hören nicht mitbekommen habe. Das kann etwas mit Details der Handlung oder mit einer Staffelungstiefe der Umsetzung (i. e. Hintergundgeräusche) oder einfach mit einzelnen Szenen/Dialogen/Momenten zu tun haben, die wie ein guter Song einfach wieder und wieder gehört werden können.


    Um so etwas in einer Produktion umzusetzen, muss man schon sein Hirn benutzen.
    Darum ist Hörspiel mit Hirn zwar immer noch provokativ, aber auch richtig. Und dass es die Kaufen-Hören-Verkaufen-(oder-InsRegalStellen)-Hörer gibt, steht wohl außer Zweifel. Und nicht immer hat das damit zu tun, dass die Hörspiele schlecht bzw. eindimensional gemacht sind, sondern auch damit, dass selbst komplexe Hörspiele mit der richtigen falschen Attitüde plattgehört werden können.


    Dass ein Hörer sich aber in seinem Chill-Erlebnis durch ein Hörspiel, das ihm Konzentration abnötigt, sich behindert und so gar nicht "unterhalten" fühlt, muss man sich eben vom Flokati erheben und ein entspannungstauglicheres Hörspiel enlegen - wenn durch dieses Diktat der Anspruchslosigkeit aber plötzlich die Produktion von Hörspielen mit Anspruch a.k.a. Hirn eingestellt werden sollte, wäre das ein inakzeptabler Kollateralschaden schwindender Aufmerksamkeitsspannen und gesunkener Ansprüche. Wer nicht will, dass die Synapsen beim Hören ein wenig feuern, soll Walgesängen lauschen, oder Froschfürzen. :P Obwohl die möglicherweise auch etwas zu komplex sein dürfen.

  • hörspiele neben einer weiteren tätigkeit zu hören heisst ja nicht, dass ein mensch sich nur berieseln lassen will. aber je nach komplexität der anderen tätigkeit, da muss eben das passende hörspiel gewählt werden können. deshalb höre ich eben gerne einen mix aus einem übergreifenden spektrum, welche ich z.b. niemals im fernsehen als film oder serie sehen würde. und freud finde ich so gut, dass ich die folgen sogar fast ohne nebentätigkeit hören würde. bzw. dafür eben tätigkeiten wähle, welche eben überhaupt keine konzentration fordern. für mich ist ein hörspiel nur dann unnütz, schlecht und nicht hirn fordernd, wenn ich es nicht schaffe es zu ende zu hören. bzw. ständig mit meinen gedanken noch bei einer dritten sache bin. aber da gab es in letzter zeit nur eines, den titel nenne ich aber lieber nicht.
    ich höre ja hörspiele nicht, weil ich besser sein will, eine avantgarde oder elite bilden will, sondern weil es ein medium ist, wo es eben auch verschiedene facetten gibt.

  • Zitat

    aber da gab es in letzter zeit nur eines, den titel nenne ich aber lieber nicht.


    Ich verstehe nicht warum hier ein Thema aufgemacht wird und dann anscheinend keiner das Rückgrat hat Namen/Serien zu nennen?


    Wenn ein Produkt eingestellt wird, dann hat es entweder die (finanziellen) Erwartungen des/der Hersteller nicht erfüllt und/oder die der Kunden.
    Wenn dann "ermittelt" wird das es daran lag das das Produkt zu "kompliziert" für die Zielgruppe war, dann kann man entweder schauen ob ich das Produkt in einer anderen Zielgruppe platziere oder ob ich auf die Wünsche der bisherigen Zielgruppe eingehe.


    Wenn sich der Veranstalter zum "Adventsfest der Volksmusik mit Florian Silbereisen" ne Metal Band als Support Act engagiert, dann kann man eigentlich davon ausgehen das das in die Hose geht.


    Es mag zwar evtl. ein paar Leute im Publikum geben denen das nicht ausmacht, aber da schießt man an den Erwartungen der eigentlichen Zielgruppe immens vorbei.


    Wie gesagt, wenn ich etwas mit Anspruch will, dann greife ich lieber zu einem guten Hörbuch/Buch als zu einem Hörspiel. Klar gibt es da auch "leichte Kost" aber warum auch nicht.
    Ob und wie es viele Hörspiele in die "reine Erwachsenen-Liga" schaffen sollen, bleibt abzuwarten.


    Um etwas (gut) zu verkaufen muss man entweder Massenkompatibel sein oder ein solch starkes Alleinstellungsmerkmal haben das einen aus der Nische in der man sich befindet rauszieht, sprich sich selbst als Vorreiter Massenkompatibel zu machen.
    Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist Nirvana die mit "Smells Like Teen Spirit" zumindest kurzfristig die Musikrichtung Grunge salonfähig gemacht haben. Ausser Pearl Jam fällt mir eigentlich spontan kein "Überlebender" der Grunge-Ära ein.

  • Wenn man anspruchsvolle Hörspiele möchte findet man diese auch!


    Leider scheint der Großteil der Käufer seichte Kost zu bevorzugen. Diese Arztserien (Groschenromane) und Hartz 4 TV alla RTL kommt auch super an und wird konsumiert.


    Für mich ist das ein gesellschaftliches Problem und nicht ein Problem des Mediums!

  • Ob es gleich ein "gesellschaftliches" Problem ist, möchte ich jetzt mal dahingestellt lassen. Es hat zu allen Zeiten immer schon große Komponisten gegeben und Volksmusiker, große Dramatiker und Bauerntheater, große Maler und solche, die eben röhrende Hirsche gemalt haben. Anspruchsvolles stößt grundsätzlich immer auf geringeres Interesse als Triviales. Und ich denke, es ist schwierig, als Hörspielverlag ein anspruchsvolles Projekt zu machen, das sich selbst tragen muss. Vermutlich muss man so etwas immer mit dem Geld subventionieren, das man mit gut laufenden Popcorn-Kino-Hörspielen einspielt.

  • Zitat

    Für mich ist das ein gesellschaftliches Problem und nicht ein Problem des Mediums!


    Komisch warum wird das gleich als Problem tituliert wenn man in seiner Freizeit lieber zu "leichter Kost" greift.
    Jemand der beruflich eher körperlich arbeitet wird sich ganz sicher eher einen anderen Ausgleich suchen, als jemand der hauptsächlich mental tätig ist.


    Zitat

    Wenn man anspruchsvolle Hörspiele möchte findet man diese auch!


    Wobei es dann wieder auf den Einzelnen ankommt, denn trifft man mit dem Produkt (Hörspiel) nicht eine breite Masse, dann "befriedigt" man evtl. zu wenige als das es sich finanziell für den Hersteller lohnt. Da kann sich der Hersteller aber nachher nicht beschweren wenn es unwirtschaftlich ist.


    Es war schon immer so das man eher das Produkt dem Markt anpasst, als das sich der Markt dem Produkt anpasst. Will der Großteil der Kunden eben eher leichte Kost ist es ein hohes unternehmerisches Risiko schwer verdauliches anzubieten. Läuft etwas gut, wird es immer Mitbewerber geben, die versuchen auf der Welle mitzuschwimmen, das dann evtl. sogar für die gesamte Branche zum Zusammenbruch führen kann.

  • Faust Jr. hat ein vom Hersteller empfohlenes Alter: 10 - 12 Jahre
    Ich finde es schon wichtig zu Unterscheiden was für ein Zielgruppe angesprochen werden soll, denn nur die kann ja beurteilen ob es den Geschmack der Zielgruppe trifft.


    Hörst oder schaust du dir nur Hörspiele oder Filme gemäß deiner Alterklasse an? Ich nicht und nehme mir auch raus, Sachen, die nicht meiner Alterklasse entsprechen zu bewerten, ob sie mir gefallen oder nicht.



    Wie gesagt, wenn ich etwas mit Anspruch will, dann greife ich lieber zu einem guten Hörbuch/Buch als zu einem Hörspiel. Klar gibt es da auch "leichte Kost" aber warum auch nicht.


    Geschmackssache, ich mag keine Hörbücher und höre zu 99% auch keine. Bücher lese ich zwar, allerdings fehlt mir im Moment etwas die Zeit dafür.

  • Zitat

    Hörst oder schaust du dir nur Hörspiele oder Filme gemäß deiner Alterklasse an? Ich nicht und nehme mir auch raus, Sachen, die nicht meiner Alterklasse entsprechen zu bewerten, ob sie mir gefallen oder nicht.


    Es macht aber einen gewaltigen Unterschied ob ein 4 jähriger Bob der Baumeister bewertet oder ein 40 jähriger. Der 4 jährige legt doch auf völlig andere Sachen wert als der 40 jährige. Wenn man es aus der Sicht der eigentlichen Zielgruppe und für diese bewertet ist es ja ok, anders macht es ja auch wohl keinen Sinn. Denn wenn man es nur nach seinem eigenen Geschmack bewertet kann in keinster Weise neutrale Vergleiche ziehen. Das geht nur über sachliche Inhaltsangaben mit neutralen Informationen.


    Zitat

    Geschmackssache, ich mag keine Hörbücher und höre zu 99% auch keine.


    Stimmt, ist das gleiche wie bei Hörspielen, manche mag man halt nicht.

  • Bei einigen Serien muss man sicher genauer zuhören um der Story zu folgen. Sie sind komplex oder geben Nachrichten ab. Die Mischung machts. Mal höre ich zur Unterhaltung gerne etwas, bei dem ich nicht die ganze Zeit aufpassen muss, mal gönne ich mir ne komplexe Folge Freud oder Schwarze Sonne. Alles Geschmackssache!

  • Gegenthese: Wenn der Markt für Erwachsenenhörspiele vollends am Boden ist, verschwinden die billig gemachten, "masssenkompatiblen" Popcorn-Hörspiele und nur diejeinigen mit qualitativ hochwertigen Nischenprodukten werden letztendlich überleben.


    Ja, aber: Ich denke, dass wenn eher billige Popcorn-Produktionen auf der Strecke bleiben, auch qualitativ hochwertige, aber wenig massenkompatible Produktionen auf der Strecke bleiben. Die hast du schon als Nischenprodukte bezeichnet. Wenn die Nische kleiner wird, schnürt das der einen oder anderen Produktionsschmiede die Luft ab.
    Die Hoffnung, dass es schon "die Richtigen" treffen wird und man nur warten muss, dass der Hörspielmarkt sich endlich gesundschrumpft, hat sich - meiner Meinung nach - überhaupt nicht bewahrheitet :( .


    Weil sich hier so viele um Namen drücken, ein paar Vorschläge, was ich wie einordne:
    - Popcorn: John Sinclair oder Dragonbound (auch wenn bei letzterem gerne seitens der Produzenten so getan wird, als wäre es sonstwas)
    - Kassettenkinder-Popcorn: Drei ??? oder TKKG
    Bei "anspruchsvoll" unterscheide ich zwischen Inszenierung und Inhalt (kann sich natürlich überschneiden):
    - anspruchsvoll von der Inszenierung her: Dorian Hunter oder Schattenreich, da muss ich schon hinhören, wann welche Szene aufhört und welche Musik/welches Geräusch ein Kommentar ist oder noch direkt zur Szene gehört.
    - inhaltlich anspruchsvoll: Kennt jemand die Science-Fiction-Hörspiele, die der DAV in rosa Hüllen veröffentlicht hat (Falsch korrigiert, Uhrwerk Orange,...)? Die Otherland-Hörspiele würden mir spontan einfallen.
    (Ist jetzt wild assoziativ aus dem Regal gefischt... der Unterschied sollte aber klar geworden sein... ;) )

  • Auch ich höre gerne Hörspiele mit Hirn.


    Das vor allem die "Popcorn"-Hörspiele bzw. Kinderhörspiele so erfolgreich sind, liegt wohl daran, dass kommerzielle Hörspiele hauptsächlich von der Generation Golf konsumiert werden. Die hören teilweise ihre Hörspiele aus der Kindheit und Jugend weiter. Für die Kinder der Generationen nach "Golf" sind Hörspiele eins von vielen Hobbys und laufen wahrscheinlich öfter unter ferner liefen. Ich befürchte, wenns die Generation Golf nicht mehr gibt, wirds auch keine kommerziellen Hörspiele mehr geben. Lesungen ("Hörbücher") sind aus meiner Theorie ausgeschlossen.

    ------ Nennen Sie mich einen Verschwörungstheoretiker, aber ich behaupte, dass Louis Armstrong nie auf dem Mond war!




    TKKG-site.de

  • Ich finde Freud nicht allzu komplex, also die Machart insgesamt. Kenne die Folgen 1-2. Schwieriger sind einzelne Parts, aber nicht von der Machart her, sondern vom theoretischen Background (die Es-ich-Gespräche), da müsste man eigentlich mehr von Freud wissen, auch biographische Sachen. Ich mein, sie hindern einen nicht am HÖren. In Folge 2 wendet er ja verschiedene Techniken an, um den Patienten zu knacken, würde mich mal interessieren, inwieweit das tatsächlich in der Psychoanalyse üblich war (ob heute oder damals, wobei ja heute sicherlich die Grenzen verschwimmen, was man so machen kann).

  • Mich nervt es vor allem, das kommerzielle Hörspiele bei der Charakterentwicklung oft sehr oberflächlich bleiben. Da kann die Story schon mal stimmig sein, die handelnden Personen kommen aber aus den Schablonen A-Z. Da mehr Tiefgang zu leisten bedeutet für mich "mehr Tiefgang", wenn man durch Personalisierungen einen weitere Ebene mit in das Hörspiel bringt. Das hatte ich zuletzt fast nur bei Buchadaptionen und die findet man hauptsächlich im Radioprogramm bzw auf CD-VÖs von Radioproduktionen. Die haben einfach den großen Vorteil von Gebühren subventioniert zu werden, was in allen Bereichen der Produktion einfach ein "mehr" bedeuten kann.


  • Bei den ersten stimme ich voll und ganz zu, bei den inhaltlich anspruchsvollen allerdings gibt es ein gewaltiges Problem, denn diese sind mit finanziellen Mitteln der Allgemeinheit entstanden. Diese Radiohörspiele lassen sich nicht mit denen privatwirtschaftlicher Produktionen vergleichen, denn da sitzt ganz anderes Potential hinter.


    Zitat

    Ich befürchte, wenns die Generation Golf nicht mehr gibt, wirds auch keine kommerziellen Hörspiele mehr geben. Lesungen ("Hörbücher") sind aus meiner Theorie ausgeschlossen.


    Kommerzielle Hörspiele für Kinder wird es ganz sicher auch weiterhin geben, denn diese sind ja fast immer ein Nebenprodukt der Kinderfernsehserien.
    Was definitiv eingebrochen ist sind Hörspiele zu Filmen, bei denen ebenso verfahren wurde, das nur noch ein Erzähler einzelne Passagen erklärte, der Rest aber die Originalfilmtonspur war.


    Zitat

    Ja, aber: Ich denke, dass wenn eher billige Popcorn-Produktionen auf der Strecke bleiben, auch qualitativ hochwertige, aber wenig massenkompatible Produktionen auf der Strecke bleiben. Die hast du schon als Nischenprodukte bezeichnet. Wenn die Nische kleiner wird, schnürt das der einen oder anderen Produktionsschmiede die Luft ab.
    Die Hoffnung, dass es schon "die Richtigen" treffen wird und man nur warten muss, dass der Hörspielmarkt sich endlich gesundschrumpft, hat sich - meiner Meinung nach - überhaupt nicht bewahrheitet


    Der Markt wird sich über kurz oder lang gesundschrumpfen müssen und ich gebe dir völlig recht das es zuerst die weniger massenkompatiblen Werke treffen wird. Und das Schrumpfen hat gerade erst begonnen, klar wird es Sachen geben die dann irgendwann wieder bei einem "Resteverwerter" auftauchen, aber das war in der Unterhaltungsbrance schon immer so.


    Man kann es sehr gut mit diversen (amerikanischen) Fernsehserien vergleichen, solche die nicht den gewünschten Erfolg bringen werden halt nicht weiter produziert. Egal ob es ein Thema mit oder ohne "Hirn" ist. Aber man sieht auch hier sehr gut das sich massenkompatible Werke überall besser durchsetzen.
    Ob es der 25ste Quincy Klon ist oder der 30ste Star Trek Verschnitt, wirklich neues gibt es doch schon seit Jahren nicht mehr und wenn es von der "Norm" abweicht, hält es sich eh nicht lange.

  • Mich nervt es vor allem, das kommerzielle Hörspiele bei der Charakterentwicklung oft sehr oberflächlich bleiben. Da kann die Story schon mal stimmig sein, die handelnden Personen kommen aber aus den Schablonen A-Z. Da mehr Tiefgang zu leisten bedeutet für mich "mehr Tiefgang", wenn man durch Personalisierungen einen weitere Ebene mit in das Hörspiel bringt. Das hatte ich zuletzt fast nur bei Buchadaptionen und die findet man hauptsächlich im Radioprogramm bzw auf CD-VÖs von Radioproduktionen. Die haben einfach den großen Vorteil von Gebühren subventioniert zu werden, was in allen Bereichen der Produktion einfach ein "mehr" bedeuten kann.

    Zustimmung. In letzter Zeit bin ich total auf dem (TV-)Serientrip...und frage mich, würden so Serien wie Sopranos oder Deadwood, in denen relativ wenig passiert (bei Deadwood könnte ich nicht mal genau sagen, was überhaupt in drei Staffeln passiert ist....), die aber viel Lob wegen der Charakter-Tiefe bekommen, als Hörspiel überhaupt funktionieren oder angenommen werden? Also in Serienform, nicht nur als ein Einzelhörspiel, für das man mal einmal Zeit opfern muss, um mal wieder die "ich darf nicht nur Sinclair hören"-Schuld abzutragen.....Für meinen Teil muss ich sagen, hätt ich gar nicht soviel Lust drauf, aber den Grund kann ich im Moment gar nicht so genau benennen.....

  • Diese Radiohörspiele lassen sich nicht mit denen privatwirtschaftlicher Produktionen vergleichen, denn da sitzt ganz anderes Potential hinter.


    Vergleichbare kommerzielle Hörspiele kenne ich nicht, falls du welche kennst, lass es mich wissen :) . Ich glaube, wir sind einer Meinung, dass man sich bei Radiohörspielen auf Grund der Finanzierung größere Freiräume bei Gehalt und Inszenierung nehmen kann. Von daher spielen in dieser Liga meines Wissens auch keine kommerziellen Hörspiele mit. Womit sie natürlich auch nicht durch die Bank Popcorn-Beschallung sind.


    Blackmails Punkt mit der Charakterisierung würde ich auch unterschreiben, da haben die Rundfunkproduktionen größere Freiräume.
    Wenn ich einen Punkt nennen wollte, der mir zunehmend bei 'einfacheren' kommerziellen Hörspielen aufstößt, dann ist das die fehlende Sprach- und Textkompetenz, deren Ergebnisse einem da um die Ohren gehauen werden. Zuletzt ist mir das bei den Europa-Serien gehäuft aufgefallen, aber auch schon an anderer Stelle (bei Sinclair Classics 5 bin ich gleich mehrfach hochgeschreckt, wenn ich mich recht entsinne... schauderhaft!). Das sollte eigentlich eine der Grundvoraussetzungen sein, die ein Hörspielmacher erfüllt, ist aber beim Popcorn in abnehmendem Maße der Fall :thunderstorm: .