Sind Hörspiele mit Hirn nicht erwünscht?

  • Ich lese mit Entsetzen gerade in einem Forum, dass "Freud" daran gescheitert sein könnte, dass man zu genau hinhören und nachdenken muss.


    Leute, ist es wirklich schon soweit gekommen?


    Sind Hörspiele mit Hirn nicht mehr erwünscht? Nur noch Kopp aus und Popcorn an? Das würde den Erfolg einiger inhaltlich dünner (ich will nicht inhaltsloser) Serien erklären.


    Radiohörspiele nimmt man ja gerne an, sind ja mehr oder weniger kostenfrei (GEZ nehmen wir mal aus), aber sobald die Geld kosten und Hirn erforden, sind die natürlich nicht erwünscht. Richtig?


    Rufen wir also doch vollends das Stumpfhirnkino für die Ohren aus oder darf es doch noch was mir Anspruch sein?


    Wenn es nach mir geht: Weg mit den Hörspielen für Doofe und her mit anspruchsvollem Kino für die Ohren!


    Danke!


    P.S. Wer sich angegriffen fühlt -> :heuldoch:

  • Kurz und knapp: JA


    Schau dir das Kinoprogramm an, in die Richtung bewegen sich Hörspiele auch. Schwache Geschichten, gestützt durch "Effektgeballer". Bei Filmen schaue ich mittlerweile fast nur noch alte Schinken auf DVD, bei Hörspielen ist es noch nicht so weit. Ich hoffe mal, dass sich der Trend noch dreht.

  • Dazu müsste erstmal definiert werden was denn denn Stumpfhirnkino ist und was mit anspruchsvollem Kino für die Ohren gemeint ist.
    Dann welche Zielgruppe angesprochen werden soll.
    Also lässt sich soetwas nicht pauschalisieren.


    Die hauptsächliche Frage ist aber doch auch, welchem Zweck soll ein Hörspiel dienen? Und da bin ich für mich der Meinung, es soll mich (möglichst gut) unterhalten.



    Wenn man es aber auf die Erwachsenen verallgemeinern sollte, dann muß man sich nur Sonntags abends um 20:15 Uhr die Einschaltquoten ansehen. Denn das spiegelt so ungefähr den Trend wieder was der Deutsche an "Unterhaltung" konsumiert. Und da glaub ich nicht das Wissenschaftssendungen oder Dokus weit oben liegen. Eher der Tatort oder der Spielfilm.

  • Die hauptsächliche Frage ist aber doch auch, welchem Zweck soll ein Hörspiel dienen? Und da bin ich für mich der Meinung, es soll mich (möglichst gut) unterhalten.


    Kann es das nicht auch, wenn man sich möglichst lange damit auseinander setzen muss?


    Zitat

    Wenn man es aber auf die Erwachsenen verallgemeinern sollte, dann muß man sich nur Sonntags abends um 20:15 Uhr die Einschaltquoten ansehen. Denn das spiegelt so ungefähr den Trend wieder was der Deutsche an "Unterhaltung" konsumiert. Und da glaub ich nicht das Wissenschaftssendungen oder Dokus weit oben liegen. Eher der Tatort oder der Spielfilm.


    Da unterbieten die meisten gut laufenden Hörspielserien den Tatort inhaltlicher Natur aber auch weiterhin LOCKER!

  • Kann es das nicht auch, wenn man sich möglichst lange damit auseinander setzen muss?


    Würde ich bezweifeln, denn man hat in der heutigen Zeit viel zuviele andere Sachen zu bedenken. Die Frage sollte auch sein, wo man sich ein Hörspiel anhört. Meist doch nur wenn man sonst nicht groß was anderes machen kann, z.B. bei Auto fahren, in der Bahn, in der Badewanne etc., ob man sich da groß mit "zusätzlichem" Inhalt auseinandersetzen möchte?




    Da unterbieten die meisten gut laufenden Hörspielserien den Tatort inhaltlicher Natur aber auch weiterhin LOCKER!


    Welche "Erwachsenen" Serien wären das denn deiner Meinung nach?

  • Okay, also ist eine Langzeitmotivation bei Hörspiele auch nicht erwünscht, ist notiert. Und nein, es spielt keine Rolle, wo man sich Hörspiele anhört. Ein dummes Hörspiel unterfordert einen überall, egal wo man es anhört, das macht es doch inhaltlich nicht gehaltvoller oder irre ich mich?


    Wäre die Frage, was denn eine "Erwachsenen"-Serie ist? Der diverse Gruselschmonzes definitiv nicht. Die sind ja nicht mal für Kiddies gruselig. Da spielt sich ja eher der Horror auf der Straße ab.

  • Ich glaube schon, dass ein guter Teil des Hörspielkonsums insgesamt auf einfach zu konsumierende Hörspiele entfällt, weil Hörspiele (bei vielen von der Kindheit an) zur puren Unterhaltung, als Hintergrund oder zum Einschlafen gehört werden. Bei Hörspielen sehe ich diese 'Kassettenkinder-Hörgewohnheit', Hörspiele zur Unterhaltung zu hören, als hinderlich.


    Wer sich außerhalb der Hörspiele für Kultur interessiert, wird mit größerer Wahrscheinlichkeit auch schwerer zugängige Hörspiele kaufen und hören, aber dazu muss der Boden dann erstmal bereitet sein.
    Wenn die Marktsituation schwieriger wird, bleiben zuerst die Produktionen auf der Strecke, die nicht so massenkompatibel sind (thematisch, in der Machart, vom Anspruch her,...). So bleibt dann eine große Anzahl 'Popcorn'-Hörspiele übrig, ob uns das im Einzelfall oder insgesamt missfällt oder nicht :( .


    Ich persönlich kann mich für (Kinder-) Popcorn ebenso erwärmen wie für Erwachsenen-Hörspiele, die dies sowohl von der Wahl des Inhalts, als auch von der Form her sind. Und wenn sie mich, wie Captain Blitz es mit "Langzeitmotivation" beschreibt, gelegentlich bis in den Alltag nach dem Hören weiterverfolgen, umso besser.


    Und zum Tatort-Niveau: Der Tatort ist gerade ein Beispiel dafür, wie im Grunde ausgelutschter Krimi-Unterhaltung immer wieder etwas Neues, Interessantes abgewonnen wird - da kann das Grauen auf den Privatsendern trotz einiger Ausrutscher beim Tatort nicht mitreden, da ganz andere Liga ;) .

  • Zitat

    Da unterbieten die meisten gut laufenden Hörspielserien den Tatort inhaltlicher Natur aber auch weiterhin LOCKER!


    Bitte mal Namen und nicht mit Gegenfragen antworten. Welche sollen das denn deiner Meinung nach sein? Die drei Fragezeichen oder TKKG sehe ich nicht in einer Zielgruppe mit Tatort.
    Ich sehe derzeit nicht eine Hörspielserie die gut laufend ist in dem Klientel. Ich denke hier sind eher Hörbücher und Comedy-CD´s angesiedelt.


    Zitat

    Ein dummes Hörspiel unterfordert einen überall, egal wo man es anhört, das macht es doch inhaltlich nicht gehaltvoller oder irre ich mich?


    Nein, das sicher nicht, aber wenn ich Auto fahre dient ein Hörspiel der Unterhaltung nicht der Ablenkung. Wie gesagt es müsste erstmal geklärt werden, wer was wann weshalb hört, bevor man das beurteilen kann.

  • Nein, das sicher nicht, aber wenn ich Auto fahre dient ein Hörspiel der Unterhaltung nicht der Ablenkung. Wie gesagt es müsste erstmal geklärt werden, wer was wann weshalb hört, bevor man das beurteilen kann.


    Werden Hörspiele mittlerweile auch primär für das Autofahrerklientel produziert? Sorry, Du reitest mir zu sehr darauf rum, welchen Grund hat das?


    Und ich werde sicherlich keine Beispiele nennen.


  • Wenn die Marktsituation schwieriger wird, bleiben zuerst die Produktionen auf der Strecke, die nicht so massenkompatibel sind (thematisch, in der Machart, vom Anspruch her,...). So bleibt dann eine große Anzahl 'Popcorn'-Hörspiele übrig, ob uns das im Einzelfall oder insgesamt missfällt oder nicht :( .

    Gegenthese: Wenn der Markt für Erwachsenenhörspiele vollends am Boden ist, verschwinden die billig gemachten, "masssenkompatiblen" Popcorn-Hörspiele und nur diejeinigen mit qualitativ hochwertigen Nischenprodukten werden letztendlich überleben. Who knows? Der Markt bewegt sich ja noch. Keine Ahnung. Vielleicht ist da auch nur der Wunsch der Vater des Gedanken.
    Einige der in meinen Augen doofsten Hörspiele sind schon vom Markt verschwunden, oder machen gerade "Kreativpausen", Anime-Serien und ähnliches. Die Hoffnung auf gute, intelligent gemachte, Unterhaltung habe ich deswegen noch nicht aufgegeben.


    Man kann nicht alle Hörer aus dem DDF-Pool für Erwachsenenthemen begeistern, deswegen werden Einwände, dass ein Hörspiel zu "kompliziert" sei, niemals verschwinden, dazu gibt es einfach zu viele Hörer, die Hörspiele "nur" als Bügel- und/oder Einschlafhilfe sehen.


    Deswegen: Pro Hirnhörspiel! Ich werde mich auch weiterhin den doofen Hörspielen verweigern und die gut und intelligent gemachten Hörspiele kaufen.

  • Um in die Diskussion einsteigen zu können wären ein paar Beispiele gut (müssen ja nicht vom Captain kommen).
    Was sind gehaltvolle Hörspiele und was sind seichte ?
    Sind "Erwachsenen Hörspiele" automatisch gehaltvoller ?
    Hmm "Burns" fand ich zumindest für gelegenheits Hörer kompliziert.
    Wie gesagt "Freud" hat mir gefallen.
    Mark Brandis ? ist zumindest gehaltvoller als der 14te Gruselklon.
    Sinclair höre ich auf Autofahrten das ist einfach Entspannung.
    Caine war eine ErwachsenSerie-

  • Zitat

    Werden Hörspiele mittlerweile auch primär für das Autofahrerklientel produziert?


    Nein, sicher nicht. Aber überleg einfach mal wo Hörspiele konsumiert werden. Ich denke gerade beim Auto/Bahn fahren wird da ganz sicher unter den Top 3 sein.


    Schauen wir uns einfach mal die derzeitigen Charts bei Amazon als Beispiel an, unter den Top 20 sind alleine 8 mal die drei Fragezeichen vertreten. Das erste was man halbwegs für hauptsächlich Erwachsene als brauchbar bezeichenen könnte wäre "Sherlock Holmes 59 - Das leere Haus" auf Platz 29.


    In den gesamten Top 100 der Charts sind maximal 6-7 Hörspiele die direkt auf Erwachsene konzipiert sind.
    Und ich sehe da nix was auf "Tatort-Niveau" liegt.


    Sinclair und Drei Fragezeichen sehe ich es wie No. 326 als 'Kassettenkinder-Hörgewohnheit' welche man meist um des Sammelns willen kauft oder aus Nostalgiegründen. Denn gerade die Leute die jetzt 40-50 sind, sind mit den Sinclairheften aufgewachsen.


    Alleine schon das Kindermusik & Hörspiele zusammen als Charts betrachtet werden, sagt doch verdammt viel aus.


    Darum einige Beispiele für eine gut laufende Erwachsenenhörspiele wären echt von Nöten für eine qualifizierte Auseinandersetzung mit dem Thema "Mit oder ohne Hirn".
    Und setzt man sich wirklich mit den Hörspielen mit "weniger" Inhalt wirklich auch weniger auseinander als bei denen mit "viel" Inhalt? Ist es nicht eher so das man eher abschaltet wenn es zu kompliziert wird?


    Ich nehme da mal als Beispiel das TV-Drama „Sie hat es verdient“, das am 14. September in der ARD ausgestrahlt wurde, es handelt von einem Mädchen das von Mitschülern getötet wird. An sich ein tolles und intesesanntes Thema, aber durch die Zeitsprünge die in dem Film gemacht werden, ist es sau schwer gewesen dem Film zu folgen. Da konnte man wirklich nur hochkonzentriert mit dem Inhalt mitkommen und das ist dann keine Entspannung mehr.

  • Ich nehme da mal als Beispiel das TV-Drama „Sie hat es verdient“, das am 14. September in der ARD ausgestrahlt wurde, es handelt von einem Mädchen das von Mitschülern getötet wird. An sich ein tolles und intesesanntes Thema, aber durch die Zeitsprünge die in dem Film gemacht werden, ist es sau schwer gewesen dem Film zu folgen. Da konnte man wirklich nur hochkonzentriert mit dem Inhalt mitkommen und das ist dann keine Entspannung mehr.


    Gut, wer bei einem Film über Mädchenmörder entspannen will...


    Damit dürfte auch meinerseits alles gesagt sein.

  • Zitat

    Gut, wer bei einem Film über Mädchenmörder entspannen will...


    Komisch, der Film hat von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden das Prädikat "besonders wertvoll" erhalten. Aus was für Gründen schaut man wohl fern? Da fallen mir eigentlich nur wenige Gründe ein, zum einen Information und zum anderen Entspannung/Unterhaltung. Oder halt eine Mischung aus beidem.


    (Aktuelle) Information fällt bei Hörspielen ja meist flach und da bleibt ja meist nur Entspannung/Unterhaltung.


    Wenn ein Thema zu tiefgreifend ist wie bei Freud und Captain Blitz schreibt:

    Zitat

    dass "Freud" daran gescheitert sein könnte, dass man zu genau hinhören und nachdenken muss.


    Wäre doch auch zu überlegen warum man ein Hörspiel produziert wo man 75 Minuten quasi hochkonzentriert zuhören muss um mit dem Thema mitzukommen oder es gar zu begreifen.
    Ich kenne die Serie nicht, aber was man so liest verstehen es viele erst bei dem 2ten oder 3ten mal hören. Ob das Sinnvoll ist wage ich zu bezweifeln.

  • Wäre doch auch zu überlegen warum man ein Hörspiel produziert wo man 75 Minuten quasi hochkonzentriert zuhören muss um mit dem Thema mitzukommen oder es gar zu begreifen.
    Ich kenne die Serie nicht, aber was man so liest verstehen es viele erst bei dem 2ten oder 3ten mal hören. Ob das Sinnvoll ist wage ich zu bezweifeln.


    Ich sehe das so, dass man was für sein Geld geboten bekommt, besagte Langzeitmotivation. Wer halt stumpfe Unterhaltung will, der ist bei Freud falsch. Wer der Handlung nicht folgen kann, der ist da auch falsch.


    Anscheinend ist nur Holzhammer Audio gefragt.


  • Komisch, der Film hat von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden das Prädikat "besonders wertvoll" erhalten. Aus was für Gründen schaut man wohl fern? Da fallen mir eigentlich nur wenige Gründe ein, zum einen Information und zum anderen Entspannung/Unterhaltung. Oder halt eine Mischung aus beidem.


    Information bedeutet ja nicht zwangsweise Entspannung. Ich höre/schaue auch "schwere" Stoffe, eben weil ich gute und für mich interessante Geschichten hören/sehen möchte. Ich nenne mal als Beispiel Kriegsfilme, da wird auch keiner bei Entspannen.



    (Aktuelle) Information fällt bei Hörspielen ja meist flach und da bleibt ja meist nur Entspannung/Unterhaltung.


    Gibt doch Infotainment Hörspiele zu diversen Themen. Zwar nicht zu ganz aktuellen Themen, aber eben zur Vermittlung von Informationen. Als Beispiel fällt mir da Faust Jr. ein.


    Ich finde es auch übertrieben, dass am Genre oder an Kinder- oder Erwachsenenhörspielen festzumachen. Gute Geschichten kann man in jedem Genre und jeder Altersklasse erzählen. Aus dem Jugendbereich möchte ich mal ganz aktuell "Nichts" nennen. Das ist keine lockere Unterhaltung, sondern eine ernste und nachdenkliche Geschichte. Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass die Geschichte sogar ziemlich heftig und mitnehmend ist und einen nachdenklich stimmt.

  • Zitat

    Wer der Handlung nicht folgen kann, der ist da auch falsch.


    Die Frage ist ja warum das so ist, liegt es am Interlekt des Zuhörers oder an der Umsetzung des Produzenten? Evtl. sind Normalos ja gar nicht die Zielgruppe, aber dann darf man sich auch nicht über die beschweren.


    Zitat

    Information bedeutet ja nicht zwangsweise Entspannung.


    Habe ich auch nicht geschrieben oder behauptet.



    Zitat

    Als Beispiel fällt mir da Faust Jr. ein.....


    Ich finde es auch übertrieben, dass am Genre oder an Kinder- oder Erwachsenenhörspielen festzumachen.


    Faust Jr. hat ein vom Hersteller empfohlenes Alter: 10 - 12 Jahre
    Ich finde es schon wichtig zu Unterscheiden was für ein Zielgruppe angesprochen werden soll, denn nur die kann ja beurteilen ob es den Geschmack der Zielgruppe trifft.


    Zitat

    Gute Geschichten kann man in jedem Genre und jeder Altersklasse erzählen.


    Auch hier liegt das "gut" im Auge des Betrachters. Und es gibt Hörspiele die nicht unbedingt Kindgerecht sind auch wenn sie eine interesante Story haben.

  • Ich werde nie verstehen wie Leute sich von einem Medium nur berieseln lassen wollen. Natürlich höre ich viele Hörspiele die "dumm" sind und kann mich dabei herrlich amüsieren, wenn man später drüber nachdenkt merkt man aber das man damit zwar gut zeit rumbekommen hat, wirklich hängen geblieben ist dann allerdings nicht. Für sowas ist mir auf dauer mein Geld zu schade.
    Ich finde die Freud Hörspiele bisher auch nicht unbedingt so kompliziert. Ich entdecke dann meist beim zweiten und dritten Durchlauf noch kleine Details und Hinweise die mir beim ersten mal entgangen sind, aber gerade das ist doch toll, wenn man auch beim erneuten hören noch was geboten bekommt.