Politische Hörspiele

  • Ich finde das interessant und ich denke auch das Kindern das dritte Reich zu wenig kindlich-sachlich erklärt wird, in der Schule ist das doch staubtrocken.


    Was denn nun? Kindlich-sachlich oder für Erwachsene? Oder für Erwachsene kindlich-sachlich erklären?


    Es passt bei Abenteuer & Wissen außerdem nicht rein, wie gesagt.

  • Was denn nun? Kindlich-sachlich oder für Erwachsene? Oder für Erwachsene kindlich-sachlich erklären?


    Es passt bei Abenteuer & Wissen außerdem nicht rein, wie gesagt.


    Entweder, oder. Ich kann mir beides vorstellen, härtere Themen nur für Erwachsene.


    Bei A&W passt es nicht, richtig. Ich kam nur auf headroom weil ich finde das sie es schaffen Themen (Infotainment wie du es nennst) kind/teenager-gerecht zu verpacken ohne dabei wirklich kindisch zu wirken.

  • Och, warum nicht Geschichte spannend verpacken? Warum nicht mal das Leben eines "normalen" Jungen aufzeigen, der erst in der HJ war, später in der Wehrmacht (oder SS, SA ) die Schrecken des Krieges durchgemacht hat und im Früjahr 45 feststellen musste, dass alle seine Ideale für die Katz waren? Um Geschichte verstehen zu können muss man den einzelnen Menschen verstehen, der Teil der Geschichte ist. Dass man dabei ziemlich aufpassen muss, dass man als Produzent, Autor usw. nicht in die rechte ecke gedrängt wird versteht sich von selbst.


    in diesem Zusammenhang meine HSP Empfehlung: "Draußen vor der Tür" von Wolfgang Borchert


    bzw. Offenbarung 23 folge 19 "Angst" (eine der wenigen Folgen dieser Serie, die sogar der Caiptn gut findet)


    oder die Geschichte von Ignatz Semmelweis: Warum sterben so viele Frauen der höhren Gesellschaft am Kindsbettfieber? Warum sind es deutlich weniger Frauen aus den unteren Gesellschaftsschichten, die dieses Schicksal ereilt?Ist es ein Fluch, ein Geist, die Rache Gottes oder gibt es gar eine einfache rationelle Erklärung? Man kann Geschichte spannend erzählen und so einer breiten Hörerschaft zugänglich machen - So, wie es momentan mit "Sigmund Freud" probiert wird.

  • Es gibt ja Beispiele aus der Literatur, wo es funktioniert. Also Info und Unterhaltung.


    Zwei Beispiele:


    - "Vaterland" von Robert Harris (die Harte Variante als Roman - vermutlich eher für Erwachsene)


    - "Das Treibhaus" von Wolfgang Koeppen (für Kinder vermutlich nicht interessant genug, oder es wird schnell langweilig. Also Erwachsene)


    Und aus diesen Büchern könnten doch Hörspiele gemacht werden.

    ------ Nennen Sie mich einen Verschwörungstheoretiker, aber ich behaupte, dass Louis Armstrong nie auf dem Mond war!




    TKKG-site.de

  • Aber da merkt man doch schon, gibt es alles schon. Von einer Nische kann man da also nur noch bedingt reden bzw. es gibt keinen großen Bedarf dafür.


    Die Frage ist ja auch, was man will. Der eine schreit nach Unterhaltung basierend auf diesen Themen, der andere will Fakten, Fakten, Fakten, der andere möchte das für Kinder haben usw.

  • Die Frage ist doch, was ist ein "politisches Hörspiel"?
    Man kann sicher einzelne Ereignisse der Weltgeschichte herausgreifen und daraus Hörspiele machen. Als Beispiele fielen mir da Watergate, die Guillaume-Affäre oder meinetwegen der 11.September ein. Man kann sicherlich auch Filme/Kammerspiele wie "Der Untergang", "Das Leben der Anderen" oder dieses 2-Personen-Stück aus den Vernehmungsprotokollen über einen Mord auf dem platten ostdeutschen Land zu Hörspielen machen. (Der Titel fällt mir gerade nicht ein, sorry.) Man kann Literatur wie "Im Westen nichts Neues" oder "Das Tagebuch der Anne Frank" zu Hörspielen machen.
    Irgendwelche seit Jahrzehnten durch die Gegend wabernden Nazi-Mythen aufzugreifen, sehe ich skeptisch. Ufos in der Antarktis und all der Mist, das wärmt die BLÖD doch in regelmäßigen Abständen wieder auf und verleiht dem Dritten Reich so eine Mystik und Faszination. Außerdem wäre man da schnell auf dem Niveau von "Indiana Jones".
    Grundsätzlich kann man gerade Geschichte durchaus auch spannend erzählen und unterrichten. Ich hätte da sogar ein Konzept für den Geschichtsunterricht, aber das jetzt zu erläutern, ginge zu weit. ;) Ich bin aber zugleich der Meinung, dass nicht immer alles spaßig sein kann. Gelegentlich muss man einfach auch mal hinnehmen, dass Schule zum Lernen da ist und keine Spaßveranstaltung.

  • Die Frage ist doch, was ist ein "politisches Hörspiel"?


    Das finde ich auch müsste zuerst geklärt werden. Gehts um politische Bildung in Hörspielform oder um (unterhaltsame) Hörspiele mit politischen Hintergund/Anspruch? Für letzteres gibts sicher viele Beispiele (spontan fallen mir »Die Welle«, »Die Wolke«, die Krimis von Wahlöö/Sjowal ein). Für ersteres gibts auch Beispiele, aber vermutlich wesentlich weniger (war da nicht mal irgendwas mit Schäuble und seiner Tochter oder so?). »Die Alsterdetektive« könnte man - denke ich - sogar in beide Kategorien packen.
    Im Übrigen sind die meisten der in den letzten Beiträgen genannten Beispiele (d.h. alles übers Dritte Reich) m.E. eigentlich eher Geschichte als Politik.

  • Politisch ist doch so gut wie alles, ob mensch das nun will oder nicht. Es gibt viele Buchvorlagen, die im Hörspiel genauso politisch sind. Science Fiction ist in jedem Fall politisch, oft sogar kritisch. TKKG, Hanni und Nanni und die Funkfüchse sind auf jeden Fall insoweit politisch, dass sie beispielsweise rassistische Ressentiments oder klassische Geschlechterrollen reproduzieren, zementieren und den Kindern in die Köpfe pflanzen. Zu sagen, alles, was den Status Quo abbildelt, sei unpolitisch ist ebenso unwahr.
    Die Frage ist nicht, ob es viele politische Hörspiele gibt, sondern inwiefern sie eine Message befördern. Dabei gibt es sicherlich auch keine klare Grenze zwischen Unterhaltung und Agitation, dazwischen gibt es eben ein breites Feld fließender Übergänge.

  • Richtig, wobei Hörspiele bzw. ihre Buchvorlagen auch immer zeitgeistig sind. Wenn ich mir zum Beispiel die "Three Investigators" im Original durchlese, dann sind die aber so was von Sixties und Seventies, die später dazu in Deutschland erschienenen Hörspiele aber haben einen ganz anderen Grundton. Mr. Smathers aus dem "Bergmonster" ist zum Beispiel im englischen Original ein äußerst penetranter Öko-Fundamentalist, der auch vor körperlicher Gewalt nicht zurückschreckt und die drei Detektive am Ende im Prinzip auch noch erpresst. Im deutschen Hörspiel ist er dagegen der gutmütige, liebe Onkel Tierfreund.

  • Für mich persönlich sind politische Hörspiele mehr als interessant, ich erinnere mich da nur an das Gespräch zwischen Helmut Schmidt und Fritz Stern, das unter dem Titel "Unser Jahrhundert" auch veröffentlicht wurde. Ansonsten denke ich aber schon, dass es genügend Stoffgrundlage gibt, um vernünfige Hörspiele zu gestalten. Absatz gibt es dafür bestimmt genug, gepriesen seien die Feuilletons der Zeitungen, die die Veröffentlichungen auch noch pushen könnten.

  • Politisch ist doch so gut wie alles, ob mensch das nun will oder nicht. Es gibt viele Buchvorlagen, die im Hörspiel genauso politisch sind. Science Fiction ist in jedem Fall politisch, oft sogar kritisch. TKKG, Hanni und Nanni und die Funkfüchse sind auf jeden Fall insoweit politisch, dass sie beispielsweise rassistische Ressentiments oder klassische Geschlechterrollen reproduzieren, zementieren und den Kindern in die Köpfe pflanzen. Zu sagen, alles, was den Status Quo abbildelt, sei unpolitisch ist ebenso unwahr.
    Die Frage ist nicht, ob es viele politische Hörspiele gibt, sondern inwiefern sie eine Message befördern. Dabei gibt es sicherlich auch keine klare Grenze zwischen Unterhaltung und Agitation, dazwischen gibt es eben ein breites Feld fließender Übergänge.

    Mein Unterscheidungsmerkmal bezüglich politischer/unpolitischer Hörspiele wäre die Frage danach, ob das politische den Kern des Hörspieles ausmacht oder eher eine Randnotiz ist.Richtig ist sicherlich, das es in fast jedem Hörspiel einzelne Brocken gibt, die politisch sind bzw. gesehen werden können.Das macht für mich aber nicht automatisch das Hörspiel an sich zu einem politischen.
    Auch würde ich nicht sagen, das SciFi in jedem Fall politisch sein muß.Beispielsweise Europa-Grusel "Das Weltraummonster".Natürlich gibt es viel Science-fiction mit mehr oder weniger deutlichen Botschaften, aber genau so oft ist SciFi auch nur technik+zukunftsbegeisterte Unterhaltung.

    "Glaub nicht, ich sei verrückt, Eliot – viele haben merkwürdigere Abneigungen als diese."