Macht der Markt sich selbst kaputt? - Im Bann der Gruselschocker!


  • Ketzerisch müßte gesagt werden, das alles beim alten geblieben ist..und zwar beim sehr alten Stand von ca. 1990. Nur die bekannten Serien setzen sich durch und ganz wenig neue Produkte können sich über längere Zeit behaupten.


    So schlimm würde ich es nicht sehen, denn dafür sind einfach zu viele Produkte im Markt, die hatte man in den 90ern nicht mal ansatzweise.

  • Ich kaufe weniger Hörspiele als noch vor zwei Jahren. Das liegt zum einen daran, weil ich weniger Zeit habe, zum anderen aber auch daran, dass mich viele Stoffe einfach nur anöden.


    Hier mal meine bescheidene Meinung zu einigen Serien und der daraus hervorgehenden persönlichen Einschätzung zum Thema der Diskussion. Damit will ich keine Diskussion auslösen mit dem Inhalt "Warum findest du das scheiße?" oder ähnliches. Das gehört nicht in diesen Thread. Jedem der die angesprochenen Hörspiele mag möchte ich damit nicht auf den Schlips treten. Es ist nur meine persönliche nicht objektive Meinung. Ich höre die Serien, die ich nicht mag auch auch alle seit geraumer Zeit nicht mehr, habe aber allen durchaus Chancen gegeben. Dafür ist mir mein Geld mittlerweile zu schade. Also bitte auch nicht mit "Die sind aber besser geworden" in die Diskussion einsteigen.


    Die neuen "Larry Brent"-Hörspiele finde ich cheesey und lächerlich. Laute Action Effekte gepaart mit langgezogenen spannungsarmen Geschichten die die Vorlage bierernst nehmen. "Geister Schocker" finde ich genauso lahm. Schnell produziert ohne Esprit oder interessante Stilelemente. "Christoph Schwarz" oder "Faith" lassen mich aufgrund der lahmen lächerlich wirkenden Schlüpfrigkeiten und der, besonders bei Faith, kruden, zusammengeklauten, überfrachteten Story mit den Augen rollen. Alles also Sachen die in das "Grusel"-Genre einzuordnen sind. Grusel in Anführungszeichen, weil mich da nichts gruselt außer den angesprochenen Unzulänglichkeiten. Uninspiriert und spannungsarm ist da auch vieles. Die Charaktere sind mir in den genannten Beispielen völlig egal. Abziehbilder ohne Tiefe. Vielleicht muten sich manche Macher auch einfach zuviel zu indem sie denken sie können alles alleine machen (Regie, Schnitt, Buch). Da merkt man dann leider oft, dass die wenigsten nur in einem der Bereiche über ausreichende Kompetenzen verfügen.


    Dazu kommen noch viele Nicht-Gruselproduktionen die mir auch einfach nicht gefallen wollen. Von Holysoft habe ich lediglich die ersten Folgen von "Die letzten Helden" gehört und auch das fand ich öde. Öde auch wegen Texten und Dialogen, die nicht auf einen begabten Autor schließen lassen und versuchen das durch ein mehr oder weniger gelungenes Soundgewand zu kompensieren.


    Das färbt alles vielleicht auf den gesamten Hörspielsektor ab. Es entsteht der Eindruck, dass vieles von Laien gemacht wird, die ursprünglich eigentlich selber nur gerne Hörspiele gehört haben. Wenige Ausnahmen mit Talent gibt es zwar auch bei solchen Quereinsteigern, sind aber eher die Ausnahme als die Regel. Dadurch haben Innovative Stoffe es schwer, weil alles über einen Kamm geschert wird.


    Nicht mal die vier neuen Star Wars Hörspiele von Döring konnten mich überzeugen... Vielleicht bin ich auch einfach übersättigt. Oder vielleicht sind kommerzielle Hörspiele mittlerweile dafür bestimmt Unterhaltung für eine Handvoll Nerds und Kinder zu sein. Das wäre irgendwie schade, weil Hörspiele meiner Meinung nach eine wunderbare Form der Unterhaltung sind und allgemein mehr Beachtung verdient hätten.


    Für mich als Kommunikationsdesigner sehe ich bei vielen Produktionen dann zusätzlich noch die konzeptlosen unprofessionellen Cover, die oftmals nicht viel mit Ahnung von Typografie, Bildauswahl oder sonstiger Gestaltung zu tun haben. Mit großen Einsparungen bei Gestaltung und Werbung verkauft sich ein womöglich herausragendes Produkt aber leider auch nicht. Die Branche hängt in der Luft und bewegt sich nur langsam weiter. Dazu kommt noch die mangelhafte Verfügbarkeit in vielen Läden. Abseits von Lübbe oder Folgenreich findet man außer einigen der oben genannten "Grusel-Hörspiele" wenig bis gar nichts in den Regalen der örtlichen Händler.

  • Ich finde, die Frage ist nach wie vor schwierig zu beantworten, weil ja letztlich zwei entscheidende Faktoren sehr vielschichtig aufeinander wirken. Einmal die Konsumenten und dann die Produzenten.


    Die alte Tante der Gruselhörspiele, die so genannten Grusel-Groschenhefte, sind auch nicht mehr so verbreitet wie noch in den 70er und 80er Jahren. Und trotzdem gibt es heute noch eine rührige Fan-Szene, die das ganze am Laufen und am Leben hält.
    Ähnlich verkürzt möchte ich es bei den Hörspielen dieses Genres sehen: Es gibt eben viele Fans, denen werden Zombies, Ghouls, Vampire, etc. niemals langweilig und so gibt es einen Markt dafür.


    Was ich seit Beginn des Hörspiel-Booms positiv bemerke, ist, dass auf Produzentenseite doch hauptsächlich auch Fans agieren, die mit Herzblut und Enthusiasmus anderen Fans etwas bieten wollen.Ich glaube, niemand macht Grusel-Hörspiele, um richtig reich damit zu werden. Vielmehr sind es ja Leute, die einen "anständigen" Beruf haben und nebenbei Hörspiele produzieren. Als ein leuchtendes Beispiel (von vielen) würde ich da Thomas Birker nennen wollen, der den Tony Ballard ins Rennen geschickt hat.


    Es wird bei dem Grusel-Genre immer ein Zugpferd, John Sinclair, geben und ein Mittelfeld, das sich stetig neu formiert. Sowas belebt die Szene und es ist doch gut, wenn bspw. hier in diesem Forum immer wieder selbstkritisch und zu Recht gefragt wird, was Quark und was gut ist.