Macht der Markt sich selbst kaputt? - Im Bann der Gruselschocker!

  • In Bezug auf Martins Beitrag starte ich mal dieses Thema.


    Kann es sein, dass sich der Markt einfach seit geraumer Zeit selber ins Fleisch schneidet und ein eindimensionaler Stoff nach dem anderen ins Volk gefeuert wird, nur weil man dann auf Nummer Sicher geht, weil sich Grusel und ähnlich gelagte Geschichten sich gut verkaufen?


    Kann es auch sein, dass dann die Ressourcen der Fans erschöpft sind und sie dann kein Geld mehr für Produktinen haben, die mal etwas anders sind und inhaltlich die Hörerschaft auch mal herausfordern?


    Provozierend gefragt: Will man kein Geld ausgeben, wenn man mal seinen Kopf anstrengen muss? Will man nur Hirn aus/Popcorn an Hörspiele?


    Ist der billig produzierte Groschengrusel der Hauptverdächtige im Mord am Hörspielmarkt?

  • Mainstreamware verkauft sich eben besser, ganz klar. Im Hörspielbreich ist es eben hauptsächlich Groschengrusel, im Fernsehen eher Actionserien wie Cobra 11 ohne Anspruch. Wieso haben Sender wie RTL und Pro 7 hohe Einschaltquoten, und Arte oder 3sat dümpeln so vor sich her. Die meisten gehen lieber in Fluch der Karibik als in Lost in Translation. Und genauso sieht es im Hörspielbereich aus. Ich bin gespannt, ob sich z.B. Freud gegen John Sinclair durchsetzen wird.

  • Nachvollziehbar ist es schon und ich vermute mal es liegt daran das John Sinclair eben einen solchen Erfolg hat. Früher waren es die Jugendkirimihörspiele und jeder hat selber Jugendkrimis veröffentlicht, bis der Markt damit aus allen Nähten platzte. Heute ist es eben der Grusel. Ob das es den Markt kaputt macht? Vielleicht macht der Groschengrusel auch nur den Markt kaputt, denn er sich selber geschaffen hat. Ich glaube nämlich kaum das es soviel Hörer gibt, die sich dann die "Qualitätsserien" sparen um weiterhin sämtlichen Grusel aufzukaufen. Eher umgekehrt und das spüren dann die Macher der Gruselhörspiele und klagen das der Markt vor die Hunde geht.

  • Vor einiger Zeit gab's doch mal Threadzitate, die belegt haben, warum weder Frau Körting was an ihrer Produktionsart der ??? ändern muss, noch die vielen Gruselserien rund um dämonenkillende Geisterjäger sich Sorgen machen müssen — die Nibelungentreue der Hörer. "Ja, Folge 78 war scheibe, und daran sollte sich jetzt endlich mal was ändern, sonst mag ich nicht mehr, mal sehen, was die nächsten 10 Folgen so bringen". I rest my case, your honor.
    Das einzige Feedback, das was bringt, sind die Verkäufe. Solange sich auch innerhalb einer Serie Gehirnamputiertes genauso gut oder besser verkauft als aufwändigere Stories, warum sich die Mühe machen?


    Und nicht vergessen: viele Hörer nutzen ihre Hörspiele nicht zum ZUHÖREN, sondern als Klangtapete. Da sind vom intellektuellen Anspruch her überschaubare Stories besser.

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • Schön wäre es, wenn ausreichend Qualitätsserien gekauft werden würden, das sehe ich zur Zeit einfach ganz und gar nicht so, denn die Qualitätsserien werden ja der Reihe nach eingestellt.


    Außerdem erklärt das auch nicht, warum ein Gruselmumpitz nach dem anderen in den Markt gerotzt wird.


  • Eher umgekehrt, dh. Hörer sparen sich die Gruselhörspiele und kaufen eher Qualitätsserien, was die Gruselhörspielmacher zu der Überzeugung bring das der Markt zusammenbricht.


    Ich vermute eher, dass die, die die Wiederholung des Gleichen bei Gruselhörspielen irgendwann stört, eher dem Hörspiel als Ganzem den Rücken kehren, statt nach (oft teureren) anderen Serien zu suchen.

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.

  • wobei es wohl nicht viel nützt, wenn ausgerechnet die (zu wenigen) hörer und hörerinnen von hörspielen der dummheit und faulheit beschuldigt werden. warum soll ich mir ein hörspiel anhören, welches so kompliziert ist, dass ich darauf eine diplmoarbeit aufbauen könnte. in meinem verständnis ist die "unterhaltung des konsumierenden" das a und o. und bei diesen gewohnheiten möchte ich abgeholt werden. ich höre mir gerne auch mal "qualitätsware" an, wenn sie mir aber nicht gefällt (so wallander-krams und so), dann kann mir gerne dummheit unterstellt werden, aber dann lächele ich trotzdem weiter.
    und die produktion und der inhalt sind ja auch zwei paar schuhe.

  • Qualität wird eingestellt, aber Qualität kommt auch nach, z.B. Goldagengarden und jetzt Freud.


    Der Gruselmumpitz dürfte einfach viel günstiger zu produzieren sein als hochwertige (Grusel-)Hörsiele. Selbst wenn es dann weniger kaufen, ist der Aufwand eben nicht so groß gewesen, sodass am Ende trotzdem noch was übrig bleibt. Ergo hält sich dann die billige Gruselkost länger am Markt als die Qualitätsserien, die mehr Käufer brauchen um ähnlich wirtschaftlich zu sein.

  • Qualität wird eingestellt, aber Qualität kommt auch nach, z.B. Goldagengarden und jetzt Freud.


    Goldagengarden hatte aber "nur" 9 Folgen und ist komplett erschienen, da werden wir wohl auch nicht erfahren, ob es sich gerechnet hat, ob es nicht zu anspruchsvoll war etc.


    Freud dürfte spannend werden, ja. Da hoffe ich einfach, dass sich Krimi gut verkauft, der Name STIL zieht und die Sprecherliste ebenfalls.


    Dennoch, wir reden hier von zwei(!) Serien, im Gegensatz zu wie vielen Gruselklöpsen?

  • Ja wieviel Gruselklöpse kamen denn in den letzten Monaten raus oder kommen bald? Soviele sind das auch nicht, oder hab ich da einfach schon den überlick verloren ?(


    Wir reden ja nicht nur von neuen Serien, sondern von allgemein von den Genrevertretern. Im Gegensatz zu wie vielen Serien, bei denen man mal seine Rübe anstrengen muss?


    Innovative Serien vs. Grusel, wer da als Sieger hervorgeht, darüber müssen wir wohl nicht diskutieren.

  • Ich habe den Eindruck, nicht nur Grusel verkauft sich gut, sondern auch Krimis. Siehe Sherlock Holmes, Lady Bedfort und Mimi Rutherford. Scheinbar verkauft sich auch Fantasy gut (Die letzten Helden und Dragonbound). Ich wünsche mir mehr Thrillerserien auf dem Markt. Gut wäre doch auch mal eine Mischung aus Thriller und SciFi.



    Insofern habe ich nicht den Eindruck dass der Markt durch die vielen Grusel-Veröffentlichungen kaputt geht.

    ------ Nennen Sie mich einen Verschwörungstheoretiker, aber ich behaupte, dass Louis Armstrong nie auf dem Mond war!




    TKKG-site.de

  • Wir reden ja nicht nur von neuen Serien, sondern von allgemein von den Genrevertretern. Im Gegensatz zu wie vielen Serien, bei denen man mal seine Rübe anstrengen muss?


    Nenn doch mal ein paar Beispiele wenn du schon mit "Mumpitz" und "Klöpse" argumentierst, was wäre denn das in der jünsgten Zeit, egal ob Serie, Reihe oder Einzel-VÖ?


    Innovative Serien vs. Grusel, wer da als Sieger hervorgeht, darüber müssen wir wohl nicht diskutieren.


    Da stimme ich mit dir überein, aber hat sich das in den letzten Jahren wirklich so gewandelt?

  • Zitat

    Außerdem erklärt das auch nicht, warum ein Gruselmumpitz nach dem anderen in den Markt gerotzt wird.


    Das hört sich eher danach an als ob immer mehr dazukommt ...


    Aber gut, gehen wir mal davon aus das es wirklich so ist. Hat sich das dann aber so gewandelt in den letzten Jahren, das aus der einfachen Gruselunterhaltung eine Gefahr für den Hörspielmarkt wurde? Billige Gruselhörspiele gibt es auch im Hörspielmarkt seit 2000 schon sehr lange, warum waren damals "Meteor Horror", "Dan Shocker's Der Magier" "Larry MacCloud" und wie sie alle hießen (auch da wurde ja kräftig eingestellt) keine Gefahr und heute sollen die "Geister-Schocker" und Konsorten eine sein? So ganz leuchtet mir das nicht ein, da ich nicht das Gefühl habe, dass es jüngst soviel mehr Grusel am Markt gibt als vor 5 Jahren.

  • Kann es sein, dass sich der Markt einfach seit geraumer Zeit selber ins Fleisch schneidet und ein eindimensionaler Stoff nach dem anderen ins Volk gefeuert wird, nur weil man dann auf Nummer Sicher geht, weil sich Grusel und ähnlich gelagte Geschichten sich gut verkaufen?

    Dem würde ich ohne weiteres zustimmen. Eine andere Erklärung, als den "Sicherheitsgedanken" sehe ich auch nicht. Viele Labelbetreiber denken sich sicherlich, dass es sicherer ist ist auf altbewährtes zurückzugreifen, wird ja eh gekauft. Ob der Markt dadurch kaputt gemacht wird? Ich weiß es nicht. Ich denke eher, dass die Sparte Grusel für alle Marktteilnehmer einfach immer kleiner und enger wird und dadurch auch die Umsätze über kurz oder lang schrumpfen. Das wird wieder zum Umfallen einiger etablierter Serien und Labels führen, dann ist das Geschrei wieder groß, aber Auswirkungen auf die Zahl der Gesamthörerschaft wird das nicht haben. Da bereinigt sich eine Sparte mal wieder selbst und wer von den Marktteilnehmern umfällt, hat sich das auch selbst auf die Fahne zu schreiben und sollte mal seine Veröffentlichungs- bzw. Portfoliopolitik überdenken. Aktuelles Beispiel für mich ist die neue Clive Barker Reihe. Da schreien die Macher direkt nach VÖ los und dreschen auf illegale Downloader ein, anstatt sich mal zu überlegen, ob es denn so sinnig war, die x-te Grusel-/Horroserie auf dem Markt zu werfen.

    Kann es auch sein, dass dann die Ressourcen der Fans erschöpft sind und sie dann kein Geld mehr für Produktinen haben, die mal etwas anders sind und inhaltlich die Hörerschaft auch mal herausfordern?

    Gute Frage. Ich denke allerdings, dass dem nicht so ist. Wer auf diesen Gruselschmonz steht und sich da alles reinfährt, was auf dem Markt ist, der dürfte ohnehin wenig Interesse an einem "anspruchsvollen" Hörspiel gehabt haben.


    Provozierend gefragt: Will man kein Geld ausgeben, wenn man mal seinen Kopf anstrengen muss? Will man nur Hirn aus/Popcorn an Hörspiele?

    Das ist ja wieder eine komplett neue Frage. Ich denke der Bedarf für anspruchsvolle Stoffe und gut gemachte Hörspiele ist da. Kann jetzt nur aus der Sicht eines nicht-kommerziellen Machers berichten, aber die Downloadzahlen stimmen auch für gut gemachte Dramen und etwas verquerte Stoffe. Fraglich ist natürlich, welcher Prozentsatz der Downloader letztendlich auch bereit wäre, für ein ähnliches, kommerzielles Produkt, Geld auszugeben. Es sind sicherlich wesentlich weniger Hörer, als Sinclair und Konsorten kaufen und hören, aber ich denke trotzdem, dass diese Nische durchaus eine realistische Chance am Markt hätte. Arthouse Produktionen gibt es quer durch alle Medien, nur der kommerzielle Hörspielmarkt hinkt da etwas hinterher. Vielleicht wird dieser Bereich bereits durch das Radiohörspiel abgedeckt und anspruchsvolle Produktionen würden sich nicht verkaufen, aber das kann ich als Laie so gar nicht abschätzen.

  • Das hört sich eher danach an als ob immer mehr dazukommt ...


    Ist dem nicht so? Beyond the Veil, Vampir Gothic, irgendwelche Schattenschockergruselhorrorserien von Zauberstern, Romantruhe und Co.? Und das wird sicherlich noch lange nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein.