Gedichte, Hörbuch von A.J. Weigoni

  • Als Tom Täger 1989 im Tonstudio an der Ruhr Helge Schneiders erste Schallplatte Seine größten Erfolge produzierte, hat man ihn für verrückt gehalten. Als A.J. Weigoni 1991 seine LiteraturClips auf CD (der Claim Hörbuch war noch nicht abgesteckt) realisierte, hat man ihn für verrückt gehalten. Er erscheint fast logisch, daß diese Artisten sich über den Weg laufen mussten. 1995 begann die Zusammenarbeit zwischen Täger und Weigoni. Mit dem Hörbuch Gedichte zeitigt sich ein sinnfälliger Zirkelschluß, bei dem Täger als Hörspielkomponist mit Señora Nada eine Musik der befreiten Melodien zelebiert.


    A.J. Weigoni erinnert auf dem Cover des Hörbuchs mit seiner dichten Lockenmähne nicht nur an einen attraktiv gealterten Rockstar, das selbstironisch verwendete Vor-Bild findet sich auf einem Gemälde, Albrecht Dürers Selbstbildnis im Pelzrock aus dem Jahr 1500. Der alte Meister hat mit diesem Sinnbild von sich das Selbstverständnis des modernen Künstlers erfunden. Der Photokünstler Leonard Billeke hat mit Weigoni dieses gemalte Selfie nachgestellt. Aus AD wurde der digitale Widergänger AJ. Walter Benjamins Frage nach der Verlust der Aura stellt sich im Zeitalter der Selbstphotographie auf neue Weise, dies korrespondiert mit Weigonis Diagnose, die er mit seiner Poesie stellt: dem Verlust der Individualität.


    Das Hörbuch Gedichte umfaßt mit drei CDs eine Spieldauer von 210 Minuten, das mag in den Ohren derer, die “einfach nur genießen” wollen, abschreckend klingen. Aber wer so denkt, bringt sich um den Genuß der Erkenntnis. Dieses Hörbuch ist eine Zumutung, der man sich unbedingt stellen sollte. Vom Sprechsteller selbst hören wir die Rezitation der Trilogie Schmauchspuren, Dichterloh und Letternmusik. Weigoni bewegt sich auf dem Hörbuch Gedichte in der Intermedialität von Musik und Dichtung, er sucht mit atmosphärischem Verständnis die Poesie im ältesten Literaturclip, den die Menschheit kennt: dem Gedicht.


    Gedichte, Hörbuch von A.J. Weigoni, Edition Das Labor, Mülheim 2015

  • Als Tom Täger 1989 im Tonstudio an der Ruhr Helge Schneiders erste Schallplatte Seine größten Erfolge produzierte, hat man ihn für verrückt gehalten. Als A.J. Weigoni 1991 seine LiteraturClips auf CD (der Claim Hörbuch war noch nicht abgesteckt) realisierte, hat man ihn für verrückt gehalten. Er erscheint fast logisch, daß diese Artisten sich über den Weg laufen mussten.


    Letzteres ist in seiner kühnen Verknüpfung schon fast ein künstlerisches Statement.

    They call me the Fader. Which is what I'm about to do.

    Die deutsche Rechtschreibung ist Freeware, d.h. man darf sie kostenlos nutzen.
    Allerdings ist sie nicht Open Source, d.h. man darf sie nicht verändern oder in veränderter Form veröffentlichen.