Die drei ???...und ihr Weihnachtsfall

  • Hallo!


    Bevor es dafür für dieses Jahr zu spät ist, stelle ich diese Geschichte mal wieder hier rein.


    "Mal wieder?" fragen sich jetzt vielleicht einige? Ja, denn ich habe diese Story bereits (wie den "Dieb im Altenheim" ) im alten DDF-Board veröffentlicht. Wer dort also bereits zugegen war, den erwartet hier nichts neues - allen anderen wünsche ich viel Spaß mit der Story!


    PS: Ja, vielleicht ist das Wort "Fall" nciht ganz korrekt und vielleicht ist die Story auch etwas kurz - aber ich wollte unbedingt mal eine Geschichte an Weihnachten spielen lassen.


    Auf jeden Fall wünsche ich allen Lesern schon einmal "Fröhliche Weihnachten!". Und sollte es jetzt, wo du diese Geschichte liest, nicht Dezember sein: Warum um alles in der Welt liest du zu dieser Jahreszeit eine Weihnachtsgeschichte? 8o :grins:

  • Schwungvoll öffnete Peter die Tür der Zentrale:
    "Fröhliche Weihnachten!" rief er Justus und Bob zu, die auf ihren Stühlen saßen und Weihnachtskekse, die Tante Mathilda gebacken hatte, aßen. Wobei eher Bob sie genüsslich verspeiste, während Justus jeden Keks erst nachdenklich ansah und wahrscheinlich erst drüber nachdachte, wie viele Kilos eher durch die Weihnachtsleckereien und den Festbraten wieder zunehmen würde, bevor er den Keks dann vorsichtig anknabberte und so nach und nach verputzte.
    "Fröhliche Weihachten, Peter!" erwiderten die Beiden, wobei aus Bobs noch halb gefüllten Mund Krümel fielen.
    Die drei ??? hatten sich am Vorabend des Heiligen Abend in der Zentrale getroffen, um eine kleine Weihnachtsfeier mit Keksen, heißem Kakao und ein wenig Musik abzuhalten. Aus dem kleinen Radio, das Justus neben sich auf den Tisch gestellt hatte, drang gerade Bing Crosbys "White Christmas". Onkel Titus und Tante Mathilda waren wieder unterwegs, um vor Weihnachten noch ein paar Dinge für den Schrottplatz abzuholen. Justus, Peter und Bob mussten aber keine Angst haben, bei ihrer Rückkehr beim Abladen helfen zu müssen, denn Tante Mathilda hatte ihnen hoch und heilig versprochen, dass der Lastwagen erst nach Weihnachten abgeladen werden sollte. Am Morgigen Tag hatte das Gebrauchtwarencenter eh nur bis zum Mittag geöffnet und danach erst wieder im neuen Jahr, da sich Tante Mathilda und Onkel Titus dieses Jahr mal ein wenig Erholung vom Alltagsstress gönnen wollten, wobei die Initiative mehr von Tante Mathilda ausging. Onkel Titus hätte den Betrieb am liebsten sofort nach Weihnachten wieder aufgenommen, doch ein strenger Blick von Tante Mathilda hatte ihm gesagt, dass das keine gute Idee war.
    Bob und Peter unterhielten sich gerade angeregt darüber, was die nächsten Tage so auf ihrem Plan stand, wobei der überwiegende Teil der Termine aus Familienbesuchen bestand, als Justus sich mit einem Räuspern erhob und mit dem Teelöffel an seine Tasse Kakao klopfte. Peter und Bob verstummten und wandten sich dem ersten Detektiv zu, wobei Bob eine flachsige Bemerkung machte, die Justus nicht verstand, von Peter aber mit einem verstohlenen Kichern quittiert wurde.
    "Kollegen", setzte Justus mit wichtigtuerischer Mine an "wieder ist ein erfolgreiches Jahr für unser Detektivbüro zu Ende gegangen. Dabei konnten wir wieder so manchen in Not geratenen Mitbürgern helfen und skrupellosen Verbrechern dingfest machen. Für eure tatkräftige Unterstützung danke ich euch hiermit. Fröhliche Weihnachten!"
    "Ho...Ho...Ho!" krächzte es von oben und Peter und Bob schauten verwundert in Richtung von Blackys Käfig.
    "Er hat wohl in letzter Zeit zu viele Weihnachtsfilme gesehen" kommentierte Justus mit einem verschmitzten Lächeln. Bob und Peter grinsten.
    In den nächsten Stunden unterhielten sich die drei Detektive über alles Mögliche und ließen dabei so manches Mal alte Zeiten wieder aufleben. Justus las zwischendurch zwei Weihnachtskarten vor, die an die drei Freunde adressiert waren. Die erste Karte stammt von Patrick und Kenneth, den beiden ehemaligen Helfern aus Irland, die zurück in ihre Heimat gegangen waren. Sie kündigten für nächstes Jahr einen Besuch in Rocky Beach an, was mit allgemeiner Freude aufgenommen wurde.
    Die zweite Karte überraschte da schon mehr. Sie stammte von Victor Hugenay, dem gesuchten Kunstdieb, denen die drei Fragezeichen schon vier Mal begegnet waren, wobei er aber immer wieder entkommen konnte. Er kündigte ebenfalls ein baldiges Wiedersehen an, natürlich wieder verbunden mit einem neuen Fall.
    Es war schon sehr spät, als die drei ??? sich von ihren Stühlen erhoben, sich gegenseitig noch einmal fröhliche Weihnachten wünschten und sich dann voneinander verabschiedeten. Bob lief zu seinem Käfer, während Peter, dessen Wagen heute einfach nicht anspringen wollte, auf sein Fahrrad stieg. Justus hingegen lief in Richtung Wohnhaus. Noch ein letztes Mal warf sich jeder der drei Freunde einen Abschiedsgruß zu, dann ging bzw. fuhr jeder seiner Wege.
    Auf dem Weg nach Hause fuhr Peter auch am alten Marktplatz von Rocky Beach vorbei. Früher hatte dort einmal in der Woche ein Markt stattgefunden, aber seit dort vor einigen Monaten ein großes Einkaufs-zentrum gebaut worden war, wurde er nicht mehr zu diesem Zweck genutzt, da ein Teil des Platzes nun als Parkfläche diente. Stattdessen befand sich der Marktplatz nun etwa zweihundert Meter weiter nördlich.
    Tagsüber war der immer mit Menschen gefüllt, doch um diese Zeit befand sich keiner mehr darauf. Vor dem Einkaufscenter hatte man einen großen Weihnachtsbaum aufgestellt, der mit hunderten von elektrischen Kerzen beleuchtet war und einen prächtigen Glanz verstrahlte. Peter warf nur einen flüchtigen Blick auf ihn und wollte sich gerade wieder abwenden, als er stutzte. "Hier brennt doch was" dachte er. Erschrocken blickte den Baum wieder an, der plötzlich lichterloh in Flammen stand. Peter hielt an. Zuerst blickte er nur erschrocken den brennenden Baum an, dann kramte er sein Handy aus der Tasche hervor und wählte den Notruf. "Hallo, hier Peter Shaw aus Rocky Beach. Auf unserem alten Marktplatz vor dem Einkaufszentrum steht der Weihnachtsbaum in Flammen. Kommen Sie schnell! Was? Nein, das Ding brennt schon Lichterloh. Ja, beeilen sie sich!"
    Peter legte auf und wählte gleich darauf Justus Nummer. Der erste Detektiv meldete sich auch schon nach dem zweiten Klingeln. "Justus, der Weihnachtsbaum brennt! rief Peter ins Telefon, kaum das Justus sich gemeldet hatte. "Welcher?" fragte Peter. "Na, der auf dem alten Marktplatz, vor dem neuen Einkaufszentrum!" Und nach einer Pause:
    "Natürlich habe ich die Feuerwehr schon informiert, ich bin ja nicht komplett dämlich"
    Justus erwiderte, dass er Bob informiert und sie sich dann auf dem Platz vor dem Einkaufszentrum treffen würden. Die beiden Freunde verabschiedeten sich voneinander, dann legten sie auf.
    "Mann" murmelte Peter "wenn es sich hier um Brandstiftung handelt...so wie ich Justus kenne, wird das bestimmt wieder ein neuer Fall für die drei ???..."
    Und dann fügte er seufzend hinzu: "Und das an Weihnachten!"

  • Es dauerte keine fünfzehn Minuten, da war der Platz schon gefüllt mit dutzenden von Menschen, die das Blaulicht und die Sirene des Feuerwehrwagens vernommen hatten und nun dabei zuschauten, wie die Feuerwehrleute den brennenden Weihnachtsbaum zu löschen versuchten und dabei zu verhindern, dass das Feuer auf das nahe Einkaufszentrum übergriff. Auch Bob und Justus waren in der Zwischenzeit eingetroffen und schauten ebenfalls gebannt zu, wie die Flammen sich zwar noch mit aller Kraft wehrten, aber dann doch unter dem starken Strahl des Wassers langsam zu Grunde gingen, bis der Baum schließlich nur noch schwach glomm und qualmte.
    Als sich die Aufregung langsam gelegt hatte und die Schaulustigen nach und nach wieder verschwanden, wandte sich Justus an seine Kollegen und Freunde:
    "Das war Brandstiftung, ganz klarer Fall."
    "Aber Just" erwiderte Bob "warum sollte jemand einen Weihnachtsbaum anzünden?"
    "Vielleicht war es ein Weihnachtshasser" vermutete Peter.
    "Sozusagen der moderne Ebenezer Scrooge."
    "Humbug!" widersprach Justus. "Ich habe irgendwie das Gefühl, da steckt mehr dahinter."
    Während Justus dies sagte, knetete er mal wieder an seiner Unterlippe, ein sicheres Zeichen dafür, dass es, trotz der für Rocky Beach und besonders für Kalifornien momentan recht kühlen Temperaturen in seinem Gehirn heiß herging.
    "Na ja, wie dem auch sei" seufzte Peter "die Hauptsache ist doch, dass niemand zu Schaden gekommen ist und das die Feuerwehr ein Übergreifen der Flammen auf das Einkaufszentrum verhindern konnten. Nicht auszudenken, wie groß der Schaden gewesen wäre, wenn es auch noch gebrannt hätte. Dabei wurde es erst vor zwei Monaten eröffnet und ist geradezu überlebenswichtig für Rocky Beachs Wirtschaft."
    "Stimmt!" bestätigte Bob. "Doch ganz ohne Schaden ist das Einkaufszentrum doch nicht geblieben."
    Peter schaute Bob fragend an: "Hä? Wo?"
    Bob deutete mit seinem ausgestreckten Zeigefinger der rechten Hand auf eine große Weihnachtsmannfigur, die gütig lächelnd und eine kleine Glocke in der rechten Hand läutend über den Eingang des vierstöckigen Einkaufscentrums von Rocky Beach hing. An der linken Seite des Gesichts klaffte ein etwa Apfelgroßes Loch. Es sah ganz so aus, als ob jemand mit einem Stein oder etwas ähnlichem das Gesicht der Figur beschädigt hatte.
    "Also waren es wohl doch Rowdys oder ein Weihnachtshasser" vermutete Peter wieder.
    Justus schüttelte den Kopf. Er sah sich auf dem Platz um, der Weihnachtlich geschmückt und beleuchtet war und irgendetwas störte ihn - etwas, dass mit Peters Vermutung nicht zusammenpassen wollte. Außerdem war ihm so, als sei eine Bemerkung gefallen, die irgendetwas mit der Lösung des Falls zu tun haben könnte. Er fluchte innerlich, denn er kam weder drauf, was ihn am festlich geschmückten Platz störte, noch welche Bemerkung es gewesen sein könnte. Justus schob dies auf seine Müdigkeit, denn die Nacht war schon weit vorangeschritten und es war nicht mal mehr eine Stunde bis Mitternacht.
    Nachdem sie sich kurz für den Vormittag des nächsten Tages verabredet hatten - ab dem Nachmittag sollte und wollte jeder bei seiner Familie sein - verabschiedeten sie sich ein weiteres Mal voneinander und jeder Fuhr wieder seiner Wege.

  • Am nächsten Morgen, dem Tag des Heiligen Abend, trafen sich die drei Detektive schon kurz nach dem Frühstück auf dem Schrottplatz. Während Bob und Peter anscheinend gut geschlafen hatten, sah Justus ziemlich übernächtigt aus und gähnte fortlaufend.
    "Morgen, Kollegen!" brachte er zwischen zwei Gähn-Anfällen müde hervor.
    "Morgen, Justus!", schallte es munter von Bob und Peter zurück.
    "Mann, da hat aber einer nicht geschlafen" bemerkte Bob, nachdem Justus wieder einmal gähnen musste.
    "Hat dich der Fall so beschäftigt, erster?" fragte Peter.
    "In der Tat" antwortete Justus, wobei das letzte Wort wieder in einem Gähnanfall unterging.
    "Mann, Justus, ich glaube, du brauchst erstmal einen starken Kaffee" sagte Bob mit einem leichten schmunzeln.
    "Kaffee? Nee...diese Brühe mag ich nicht. Ich wird schon irgendwie wach."
    "Ist bei deinen nächtlichen Überlegungen wenigstens was raus gekommen?" fragte Peter.
    "Ja, ich denke schon. Aber zunächst will ich euch sagen, dass die Polizei tatsächlich von Brandstiftung ausgeht. Einige Experten haben sich gestern Nacht noch die elektrische Beleuchtung des Weihnachtsbaumes angeschaut und sie sagten, einen Kurzschluss können sie mit ziemlicher Sicherheit ausschließen."
    "Woher weißt du das?" fragte Peter.
    "Ich habe heute Morgen gleich als erstes mit Inspektor Cotta telefoniert und der hat s mir gesagt."
    Und nach einem weiteren Gähnanfall fügte Justus hinzu:
    "Der Inspektor war übrigens gestern auch dort am Tatort, in dem ganzen durcheinander haben wir ihn nur nicht gesehen."
    "Hmmm...also war's vielleicht doch ein Täter, der Weihnachten hasst" wiederholte Peter seine Vermutung.
    Justus schüttelte den Kopf:
    "Nein, dass glaub ich nicht. Denn bei meinen nächtlichen Überlegungen ist mir eingefallen, was mich am Tatort störte."
    "Ach ja?" fragte Peter. "Und was?"
    Justus gähnte kurz, bevor er zur Antwort ansetzte und sich dabei wie ein eitler Pfau aufplusterte: "Nun, jemand hat den Weihnachtsbaum angezündet und den Weihnachtsmann des Einkaufscentrumes beschädigt. Ob beides von ein und derselben Person verübt wurde, entzieht sich bislang meiner Kenntnis, aber eines steht für mich fest. Die Taten richteten sich gegen das Einkaufszentrum, nicht gegen das Weihnachtsfest, denn alle anderen Weihnachtlichen Dekorationen auf dem Platz vor dem Einkaufszentrum waren unbeschädigt."
    "Vielleicht wurde der Täter gestört" vermutete Peter.
    "Nein, Zweiter, dass glaube ich nicht. Der Platz war Menschenleer, als Peter daran vorbeifuhr, aber der Baum brannte schon lichterloh. Trotzdem hatte noch kein anderer Zeuge den Brand bemerkt, denn die Feuerwehr wurde ja erst von Peter informiert. Ein Zeuge hätte doch zumindest die Feuerwehr informieren müssen."
    "Und was vermutest du dann?" fragte Bob.
    Wie schon gesagt: Ich denke, die Tat richtete sich nicht gegen das Weihnachtsfest, sondern gegen das Einkaufszentrum" antwortete Justus mit einem selbstzufriedenen Grinsen.
    "Gegen das Einkaufszentrum?" wiederholte Peter. "Aber der Weihnachtsbaum gehört doch der Stadt, oder?"
    "Das schon" bestätigte Justus "aber er steht sehr nah am Einkaufszentrum. Die Feuerwehr hatte ja gestern allerhand zu tun, um ein Übergreifen der Flammen auf das Einkaufszentrum zu vermeiden. Wer weiß, wäre Peter erst ein paar Minuten später dort gewesen, wäre es vielleicht schon zu spät gewesen."
    "Aber wenn der Täter eigentlich das Einkaufszentrum anzünden wollte, wieso hat er es dann nicht getan?" fragte Peter.
    "Nun ja, vielleicht wollte er nicht, dass es zu offensichtlich ist. Es sollte wie die Tat einiger Halbstarker oder eines Weihnachtshassers aussehen."
    "Tja" begann Bob "und wer kommt jetzt als Täter in Frage? Das Einkaufszentrum ist das einzig Große in Rocky Beach, also ein Konkurrent scheidet dann ja aus."
    "Lasst uns doch mal überlegen, wer etwas gegen das Einkaufszentrum haben könnte."
    Peter und Bob grübelten. Dann murmelte Bob:
    "Tja, es gab damals einigen Protest gegen das Einkaufszentrum. Besonders die kleinen Geschäftsleute fürchteten um ihre Existenz."
    "Meist du etwa, es war einer von denen?" fragte Peter.
    Justus knetete wieder seine Unterlippe: "Ich denke schon. Ich frage mich nur, wer"
    "Tja, dass frage ich mich auch" seufzte Peter. "Nur...was kümmern wir uns eigentlich darum? Ich meine, wenn es wirklich Brandstiftung war, dann ist dies ein Fall für die Polizei - die haben schließlich Experten für so etwas. Wir haben ja noch nicht einmal einen Auftraggeber. Und überhaupt...in den paar Stunden, die uns bleiben, können wir den Fall unmöglich lösen."
    "Nun sei doch nicht gleich so pessimistisch" klagte Justus.
    "Außerdem will ich mich ja nur mal umhorchen. Vielleicht finden wir ja doch was raus und dann teilen wir unsere Erkenntnisse dem Inspektor mit."
    "Was, Justus? Du gibts freiwillig einen Fall ab?" staunte Peter.
    "Na ja&" druckste Justus "wir werden sehen."
    "In Ordnung, Erster" meldete sich Bob zu Wort "und wie willst du vorgehen?"
    "Nun...von den Geschäftsinhabern in der Andrew-Hawling-Street gab es damals den meisten Protest gegen das Einkaufszentrum. Ich würde vorschlagen, wir hören uns einmal dort um, was die Geschäftsinhaber dort zum Brand zu sagen haben."
    "Am Heiligabend?" fragte Peter ungläubig. "Mensch Justus, glaubst du, dass die bei dem Betrieb, der in den meisten Geschäften herrschen wird, überhaupt Lust und Zeit dazu haben, sich zu dem Brand zu äußern?"
    "Wir werden sehen" antwortete Justus. "Am Besten wir fahren mit Bobs Wagen."
    Bon nickte und wenig später saßen die drei ???, Bob am Steuer, Justus auf dem Beifahrersitz und Peter im Fond, in Bobs alten Käfer, der mit einem Knattern ansprang und sich wenig später in Bewegung setzte.

  • Die Andrew-Hawling-Street war die Einkaufsstraße von Rocky Beach. Sie war schon vor Jahren zu einer Fußgängerzone gemacht worden, weshalb Bob seinen Käfer einige Straßen weiter parken musste und die drei ??? den restlichen Weg zu Fuß gingen. Benannt war die Straße nach einem ehemaligen Bürgermeister von Rocky Beach, der in den 40er und den frühen 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts dafür gesorgt hatte, dass sich Rocky Beach von einem kleinen Fischerdorf mit gerade mal einigen Hundert Einwohnern zu einer beachtliche Kleinstadt entwickelt hatte. Natürlich war das kein Vergleich zur heutigen Zeit, in der Rocky Beach ziemlich rasant wuchs, aber für die damalige Zeit war dies schon beachtlich, und so wurde bereits Anfang der 60er-Jahre, nur wenig später nach Andrew Hawlings Tod, unter anderem diese Straße nach ihm benannt, an deren Ende, unweit des alten Marktplatzes, ein Überlebensgroßes Denkmal an den beliebten und durchaus auch beleibten Bürgermeister erinnerte.
    Die Fußgängerzone war festlich geschmückt und aus einigen Lautsprechern, die über den Schaufenstern der Geschäfte angebracht waren, drangen Weihnachtslieder.
    "In Ordnung, fangen wir hier an und arbeiten uns bis hinten durch" schlug Justus vor, als sie vor einem kleinen Schreibwarengeschäft standen.
    "Justus" begann Bob "wäre es nicht besser, wir trennen uns?"
    "Hmmm...im Prinzip eine gute Idee, nur glaube ich nicht, dass dies nötig ist. So viele Geschäfte sind's ja nicht und außerdem möchte ich, dass wir alle die Reaktionen der Leute beobachten, um später daraus unsere Schlüsse ziehen zu können."
    "Du meinst wohl, wir beobachten die Reaktionen und du schließt deine Schlüsse" korrigierte Peter schmunzelnd.
    "Na, sag ich doch" gab Justus ebenso schmunzelnd zurück.
    Justus öffnete die Tür zum Laden und der Reihe nach betraten sie das Geschäft. Die Befragung konnte beginnen...

  • Schon nach knapp etwas über eine Stunde hatten sie fast alle Geschäfte abgeklappert. Justus hatte sich Notizen gemacht und fasste noch mal alles zusammen:
    "Also...lasst uns mal alles überblicken. Mr. Hartwood vom Schreibwarenladen gibt an, keine Probleme mit dem Einkaufscentrum zu haben. Seine Kunden, sagt er, suchen hauptsächlich das Exklusive oder verlangen nach speziellen Schreibwaren und Materialen, die es im Einkaufszentrum nicht gibt. Ähnlich argumentieren auch Mr. Lewis vom Feinkostladen und Mr. Cavendish von der Weinhandlung."
    "Genau!" setzte Bob fort. "Am Meisten zu Schaffen macht das Einkaufszentrum Mrs. Jankins vom Bekleidungs-Geschäft und dem Ehepaar Marble vom kleinen Lebensmittelladen."
    "Ja..."bestätigte Justus nachdenklich "nur traue ich keinen dieser Personen so eine Tat zu. Ich meine das Ehepaar Marble ist schon über siebzig und Mrs. Jankins...das passt nicht."
    "Vielleicht haben sie jemanden angestiftet, für sie die Tat zu begehen" vermutete Peter.
    "Nein, das glaub ich nicht. Das passt einfach nicht!" widersprach Justus und zupfte wieder an seiner Unterlippe. "Außerdem scheinen auch die Alibis dieser Leute zu stimmen."
    "Tja...und der Rest?"fragte Bob.
    "Von den restlichen würde mein Verdacht noch am Ehesten auf Mr. Wallace vom Elektrofachhandel fallen. Er gab ja auch zu, dass sein Geschäft schlechter geht, seit das Einkaufszentrum eröffnet ist und er gestand sogar, dass er sich insgeheim gefreut hatte, als er vom Brand hörte. Und sein Alibi ist auch nicht sehr gut, denn er war zur Tatzeit alleine zu Hause und hat angeblich einen Film im Fernsehen geguckt. Nur würde ein Brandstifter zugeben, dass er sich über einen Brand so freuen würde?
    "Zumindest wäre dies nicht das Schlaueste" warf Bob ein.
    "Genau!" bestätigte Justus. "Und deshalb glaube ich auch nicht, dass er es war."
    "Und wer dann?" fragte Peter etwas genervt, weil er in etwas über zwei Stunden zu Hause sein wollte, um noch die letzten Geschenke einzupacken.
    ";Etwa die alte Mrs. Hays vom Geschäft für Zubehör zum Nähen und Stricken? Oder Mrs. Crosby vom Schuhgeschäft? Oder Mr. Thorwald von der Bäckerei?"
    "Hmmm..."machte Justus nur. "Reden wir weiter, wenn wir dieses Geschäft hier hinter uns haben."
    Die drei Detektive betraten einen kleinen Laden, der allerhand Krimskram führte. Man konnte ihn als kleinen Geschenkeladen bezeichnen mit handgeschnitzten Figuren, Puppen, getöpferten Vasen und vielem anderen, was sich so als Geschenk eignete. Jetzt zu Weihnachten hatten besonders viele Geschenke mit dem Fest zu tun. So gab es von Hand geschnitzte Weihnachtskrippen, Engel unterschiedlichster Größe, aber alle mit einem gütigen Lächeln auf dem pausbäckigen Gesicht, ein Plüsch-Rudolph mit seiner unverkennbar roten Nase, Spieluhren, aus denen Lieder wie "Jingle Bells" und "Holy Night"tönten und vieles andere mehr. Die drei ??? schauten sich gerade ein weihnachtliches Fensterbild aus Glas an, dass einen Schneemann zeigte und davor spielende Kinder, die sich fröhlich mit Schneebällen bewarfen, als sie hinter sich eine Stimme vernahmen:
    "Kann ich euch helfen?"
    Leicht erschrocken drehten sich Justus, Bob und Peter um und blickten wenig später in das Gesicht eines freundlich lächelnden, etwa siebzig Jahre alten Mannes, der einen eisgrauen Vollbart trug.
    Justus übernahm das Wort:
    Ja, Sir!"
    Er holte eine ihrer Visitenkarten hervor und reichte sie dem Mann:
    "Wir sind die drei Detektive und wir haben mal eine Frage an sie, betreffend des Brandes vom Einkaufszentrum."
    Der alte Mann zog die Augenbrauen zusammen und mustere die drei Misstrauisch. Dann warf er einen kurzen Blick auf die Karte und las sie leise murmelnd, ohne das die drei Detektive auch nur ein Wort verstanden, durch. Nachdem er dies getan hatte, blickte er Justus, Peter und Bob verwirrt an:
    "Detektive? Ihr?" fragte er erstaunt.
    "Ja, Sir!" antwortete Justus selbstsicher.
    "Ich heiße Claus. Mr. Wilfried Claus, mir gehört der Laden. Ist die Untersuchung des Brandes nicht Aufgabe der Polizei?" fragte der Mr. Claus
    "Im Prinzip schon, Sir" stimmte Justus zu "aber unser Freund Peter hat den Brand beobachtet und gemeldet, und so haben wir praktisch ein persönliches Interesse daran, der Sache nachzugehen"
    Mr. Claus war immer noch Verunsichert. Bevor es etwas sagen konnte, stelle Justus auch schon seine Frage:
    "Was ist denn Ihre Meinung zu dem Brand, Sir? Haben Sie vielleicht ein Verdacht, wer es gewesen sein könnte? Vielleicht einer der hier ansässigen Geschäftsleute, der von dem Einkaufscenter seine Existenz bedroht fühlte?"
    "Ich bin zwar immer noch der Meinung, dass sich Sache der Polizei, aber gut. Ich muss gestehen, dass ich dem Einkaufscenter keine Träne nachgeweint hätte. Abgesehen davon, dass es in seiner Größe meiner Meinung nach viel zu Groß für so eine Stadt wie Rocky Beach ist, bedroht es auch die Existenz vieler Geschäfte hier. Ich meine, dort gibt es ja fast alles, was man braucht, wozu also noch durch die Straßen bummeln, wenn man eh alles an einem Ort findet? Und das auch noch zu Preisen, die wir kleinen Geschäftsleute niemals bieten können."
    Justus nickte verständnisvoll und wiederholte dann seine Frage:
    "Haben sie jemanden im Verdacht?"
    "Pah, mir fallen gleich ein ganzes Dutzend Leute ein, die ein Groll gegen das Einkaufszentrum haben. Aber die Namen werde ich euch ganz bestimmt nicht auf die Nase binden, da muss schon die Polizei kommen."
    "Dann erlauben Sie mir noch eine letzte Frage, Sir" sagte Justus im freundlichsten Tonfall, der ihm möglich war.
    "Und die wäre?"
    "Wo waren sie gestern Abend gegen 22:00 Uhr?"
    Der alte Mann sah aus, als ob er gleich explodieren würde, doch dann fasste er sich und antwortete in einem gereizten Tonfall:
    "Ich wüsste zwar nicht, was euch das angeht, aber ich war mit einer Bekannten Essen bei "Giovannis" einem italienischen Restaurant. Ich war dort bis etwa halb elf."
    "Kann das jemand bezeugen?" fragte Justus.
    "Was soll das heißen? Das ich den Brand gelegt habe? Die von "Giovannis"werden schon bezeugen, dass ich da war"
    "Sir..." setzte Justus an.
    "Darf Ich euch nun bitten, zu gehen!" unterbrach Mr. Claus ihn.
    Ohne, dass Justus die Chance hatte, noch seine Frage zu stellen, wurden sie aus dem Laden geführt. Krachend schloss sich hinter ihnen die Tür, als sie wieder auf der Straße standen.
    "Justus" klagte Peter "gib es auf. Wir haben nicht mehr viel Zeit. In zwei Stunden muss ich nach Hause und Bob auch und dann sehen wir uns erst im neuen Jahr wieder. Überlass es doch dieses eine Mal der Polizei."
    Justus zögerte. Dann antwortete er: "Ich fühle, dass wir ganz kurz davor sind, denn Fall zu lösen. Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: "Kommt, Kollegen. Wir fahren zu "Giovannis" Dort wird man Mr. Clauses Alibi sicher bestätigen können, wenn er uns schon nicht den Namen seiner Bekannten verraten wil."
    Justus, Bob und Peter gingen zu Bobs Käfer zurück. Auf dem Weg dorthin hing jeder seinen Gedanken nach. Auch als sie eingestiegen waren und Bob losfuhr, sagte keiner ein Wort.
    Das Restaurant "Giovannis" war nicht weit entfernt, nur etwa zwei Blocks. Bob hielt auf einem Parkplatz, der zum Restaurant gehörte und die drei Detektive stiegen aus. Schon vom weiten konnten sie erkennen, dass etwas nicht stimmte. Das Restaurant wirkte verlassen, nirgends waren Leute zu sehen, die es betraten oder verließen, obwohl das "Giovannis" zu den beliebtesten Restaurants der Stadt gehörte. Als die drei Freunde nur noch wenige Schritte von der Eingangstür entfernt waren, sahen sie bereits das Pappschild, welches an der hing und auf dem mit großen Buchstaben geschrieben stand: WEGEN RENOVIERUNG GESCHLOSSEN!!

  • Justus stutzte. Er rüttelte an der Tür, doch diese war erwartungsgemäß geschlossen. Als sich Justus, Peter und Bob gerade auf den Rückweg zum Auto machen wollten, öffnete sich die Tür des Seiteneingans und ein beleibter Mann trat heraus. Justus, der eine Vorliebe für die italienische Küche besaß und desöfteren schon mit Onkel Titus und Tante Mathilda dieses Restaurant besucht hatte, wusste wer das war: Er hieß Luigi und war der Koch des Restaurants. Als er sie entdeckte, sprach er sie an:
    "He, könnt ihr nicht lesen? Wir haben geschlossen!"
    Luigi kam auf Justus, Peter und Bob zu und erst, als er nur noch zwei Meter entfernt war, erkannte er den ersten Detektiv.
    "Hallo, Justus!" sagte er mit einem leicht italienischen Akzent. "Na, wieder Lust auf unseren Pasta-Teller? Tut mir leid, aber wir haben geschlossen. Rohrbruch! Das ganze Restaurant steht unter Wasser. Und das gerade jetzt, zur Weihnachtszeit, wo so viele Leute essen gehen" Er stieß einen italienischen Fluch aus.
    "Das tut mir leid, Luigi!" beteuerte Justus "aber seit wann haben sie denn bereits geschlossen?"
    "Seit vorgestern" antwortete der Koch. "Zum Glück waren keine Gäste anwesend, als es geschah. Kannst du dir vorstellen, wie wütend der Chef war? Er kriegt jetzt schon graue Haare, wenn er daran denkt, sich mit der Versicherung auseinander setzten zu müssen."
    "Hmmm..." machte Justus nur. "Und wann machen sie wieder auf?"
    Luigi zuckte mit den Achseln. "Wenn wir Glück haben, haben wir bis Silvester vielleicht das Gröbste beseitigt und wieder in Ordnung gebracht. Bei dem Rohrbruch sind auch einige Maschinen beschädigt worden. Vielleicht eröffnen wir aber auch erst im nächsten Jahr wieder."
    "Okay, Luigi, dann wünsche ich ihnen und ihrem Chef viel Glück, dass sie bald wieder eröffnen können. Ciao, Luigi!"
    "Ciao, Justus!"
    Der erste Detektiv grinste zufrieden. "Was ist los, Justus?" fragte Peter verwirrt.
    "Peter" seufzte Justus,"ich glaube, du hast nicht ganz ausgeschlafen, ansonsten wüsstest du, was los ist - ich habe den Fall gelöst. Ich weiß, wer der Brandstifter ist!"
    Noch ehe Peter oder Bob etwas sagen konnten, zückte Justus sein Handy und wählte eine Nummer. Wenig später hörten sie Justus sagen: "Guten Tag, Inspektor Cotta! Sind sie beim Fall des Brandstifters vom Einkaufszentrum schon weiter gekommen? Ich habe da eine interessante Neuigkeit für sie..."

  • Bleibt noch folgendes Nachzutragen: Mr. Claus gestand die Brandstiftung. Er hatte zwar nach dem Besuch der drei ??? beim "Giovannis" versucht anzurufen und dort den Besitzer, mit dem er gut befreundet war, darum zu bitten, sein Alibi zu bestätigen, aber er hatte dort niemanden erreicht, da alle so mit dem Renovieren beschäftigt gewesen waren, dass niemand das Telefon gehört hatte. Mr. Giovanni sagte dann auch später, dass er sich sowieso nicht dazu bereit erklärt hätte, Mr. Claus ein Alibi zu geben, da er mit so etwas nichts zu tun haben wollte.
    Mr. Claus gab an, dass er das Einkaufszentrum treffen wollte, weil er Angst um seine Existenz hatte. Der Besitzer des Einkaufszentrums, ein Mr. Lewis, verzichtete allerdings auf eine Anzeige, da ja kein großer Schaden entstanden sei. Mehr noch: Er bot Mr. Claus sogar an, einen Laden in seinem Einkaufszentrum zu mieten, und zwar zu besonders günstigen Konditionen. Nach einer kurzen Bedenkzeit lehnte Mr. Claus zwar dankend ab, aber es kam zu einer Übereinkunft, dass die selbst gemachten Geschenkartikel, die Mr. Claus in seinem Laden führte und teil selbst hergestellt hatte, teils von Verwandten und Bekannten herstellen lies, ins Sortiment eines Geschenkladens, den ein Freund von Mr. Lewis im Einkaufszentrum führte, aufgenommen wurden und das Mr. Claus den größten Teil des Gewinns bekam, wodurch auch sein Geschäft bekannter wurde und er mehr Kunden bekam.
    Übrigens erstrahlte schon am Abend des Heiligen Abend wieder ein Weihnachtsbaum auf dem Platz vor dem Einkaufszentrum, denn in einer regelrechten Blitzaktion wurde ein neuer Baum herbeigeschafft und unter großem Beifall aufgestellt und erleuchtet. Weihnachten war gerettet.


    Ach ja, nur für diejenigen die es vermissen:


    Justus, Bob, Peter "Hahahahahaha...Hohohohohoho....HiHiHiHiHi...!!!"


    ENDE